Im Fokus von Netzwerk Wien 1900 stehen neben Klimts familiärem Umfeld, die Kolleg:innen des Meisters, seine Auftraggeber:innen sowie die wichtigsten Zeitgenoss:innen. Überdies sind jene Wirkungsstätten dokumentiert, die als Wiege des »Wien 1900« verstanden werden. Auch den für Klimt impulsgebenden Orten im In- und Ausland wird hier Raum geboten.
Persönlichkeiten
Wien zählte um 1900 zu den wichtigsten kulturellen und intellektuellen Zentren Europas. In Cafés und Salons trafen sich die bedeutendsten Persönlichkeiten der damaligen Kunst- und Kulturszene zum Austausch und förderten und propagierten modernes Gedankengut. Dieses geistige und kulturelle Umfeld der Moderne, des Umbruchs und der Innovation prägte auch das Werk von Gustav Klimt.
37 Personen
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Gustav Klimt in Gesellschaft im Garten der Villa Moll auf der Hohen Warte, Mai 1905, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv und Grafiksammlung
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek


Peter Altenberg

Peter Altenberg fotografiert von Charles Scolik
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Peter Altenberg im Café Central, 1907
© Wien Museum

Kunstverlag Hugo Heller (Hg.): Das Werk von Gustav Klimt, Wien - Leipzig 1918.
© Klimt-Foundation, Wien
Der österreichische Schriftsteller Richard Engländer wurde unter dem Pseudonym Peter Altenberg bekannt. Als Mitglied der Gruppe Jung-Wien zählte er zu den wichtigsten Vertretern der Wiener Kaffeehausliteraten um 1900.
Richard Engländer wurde als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Kaufmanns in Wien geboren, wo er das Akademische Gymnasium besuchte. Er studierte Medizin und Botanik, danach Rechtswissenschaft in Graz, beendete seine Studien allerdings ohne Abschluss. Er übersiedelte nach Stuttgart um eine Buchhändlerlehre zu beginnen, die er jedoch abbrach und nach Wien zurückkehrte.
Im Alter von 24 Jahren attestierte ihm der Psychiater Ludwig Schlager, dass er an »Überempfindlichkeit des Nervensystems« litt und bescheinigte damit 1883 seine Berufsunfähigkeit. Fortan war er unter dem Pseudonym Peter Altenberg schriftstellerisch tätig und verbrachte seine Zeit vor allem in den in Künstler- und Literatenkreisen beliebten Kaffeehäusern Café Central und Café Herrenhof. Er war Mitglied der literarischen Gruppe Jung-Wien, wo er sich mit Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal oder Egon Friedell austauschte. Altenberg schrieb seine Beobachtungen, Einfälle und Kritiken nieder und 1896 kam es durch den Kontakt mit Karl Kraus zur ersten Veröffentlichung des Skizzenbandes Wie ich es sehe. Altenberg schilderte das Alltagsleben, kulturelle Begebenheiten und die Stimmung der Wiener Gesellschaft des Fin-de-siècle und wurde damit zu einem der Hauptvertreter des literarischen Impressionismus in Wien.
1900 trat er aus der israelitischen Religionsgemeinschaft aus und ließ sich 1910 taufen, sein Taufpate war Adolf Loos. Loos zählte zu seinen engsten Freunden; sie gaben ab 1903/1904 gemeinsam die Zeitschrift Die Kunst heraus. Altenberg war auch Mitarbeiter der Zeitschriften Wiener Rundschau, Simplicissimus und Jugend. Weitere wichtige Publikationen waren unter anderem Was der Tag mir zuträgt (1901), Prodromos (1906), Märchen des Lebens (1908) und Mein Lebensabend (1919). Obwohl Altenberg eng mit Loos, der Josef Hoffmann ablehnte, und Karl Kraus, einem der heftigsten Kritiker Gustav Klimts, befreundet war, berichtete er 1908 wiederholt positiv über die »Kunstschau Wien«. Altenberg war am 8. März 1909 anlässlich seines Geburtstags sogar mit Klimt und Hoffmann spät unterwegs, wie Klimt am nächsten Tag Emilie Flöge in einer Ansichtskarte berichtete. Am 9. März schrieb auch Altenberg an Klimt:
»[…] Du schöpfest alles aus einer unerhörten Kraftquelle, die sich dann im Kunstwerk sublimiert zur zartesten Blüthe … Die kleinen Krachs, die wir schon miteinander hie und da gehabt haben, lagen immer an meinen nervösen Unzügelheiten, niemals an Dir!«.
Später verfassten Altenberg und Hermann Bahr das Vorwort für die Mappe Das Werk von Gustav Klimt, das 1918 im Kunstverlag Hugo Heller erschien.
Peter Altenberg führte ein exzentrisches Leben, er hatte Alkoholprobleme bzw. »Nervenleiden« und lebte meist in Geldnot. Er hatte keine eigene Wohnung und bevorzugte es bei Bekannten oder in Hotels zu wohnen. Oft bekam er finanzielle Unterstützung aus dem Freundeskreis, einige befreundete Künstler riefen 1910 sogar im Berliner Börsen-Courier zur Spende auf:
»Peter Altenberg, der seit Monaten mit einem schweren Nervenleiden gekämpft hat, ist jetzt wieder genesen. Trotzdem die nächsten Freunde des Dichters ihm bisher die Kosten seiner langen Krankheit ein wenig zu erleichtern versuchten, erfordert die noch lange Zeit notwendige sorgfältige Pflege bedeutend mehr Mittel, als im kleinen Kreise zusammenkommen können. […] Wir wenden uns daher an alle Gönner und Gönnerinnen des Dichters und bitten sie, Unterstützungen an Peter Altenberg [...] einzusenden.«
Peter Altenberg starb am 8. Jänner 1919 in Wien und wurde am Zentralfriedhof bestattet. Seine Grabrede hielt Kraus, Loos entwarf Altenbergs Grabstein und -kreuz. Die Freunde Kraus und Egon Friedell publizierten nach seinem Tod eine Auswahl seiner Werke und Alfred Polgar gab Den Nachlass von Peter Altenberg heraus.
Literatur und Quellen
- N. N.: Aufruf für Peter Altenberg von Hermann Bahr, C.D. Czeschka, Richard Dehmel, Egon Friedell, Alexander Girardi, Ludwig Thoma, Hermann Hesse, Gabriele Reuter, Alfred Kerr, Gabriele Reuter, Hugo von Hofmannsthal, Richard Schaukal, Josef Hoffmann, Emil Orlik, Max Reinhardt, Samuel Fischer, Felix Salten, Wilhelm Sternberg und Siegfried Trebitsch, in: Berliner Börsen-Courier, 14.08.1910, S. 3-4.
- Felix Czeike: Peter Altenberg, in: Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 1, Wien 1992, S. 67.
- Markus Kristan: Kunstschau Wien 1908, Wien 2016, S. 213-214.
- Meldezettel, Wiener Stadt- und Landesarchiv, Signatur 2.5.1.4.K11. Altenberg Peter. www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml (04.05.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Peter Altenberg. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Peter_Altenberg (28.12.2019).
- Brief von Peter Altenberg an Gustav Klimt (09.03.1909).
- Ansichtskarte von Gustav Klimt in Wien an Emilie Flöge in Paris, 1. Karte (Morgen) (09.03.1909).
- N. N.: Tagesneuigkeiten. Altenberg, in: Arbeiter-Zeitung, 09.03.1909, S. 5.
- -k.-: Wiener Literaten- und Künstlercafés, in: Neues Wiener Journal, 23.10.1909, S. 3-4.
- Entwurf einer Ansprache für Gustav Klimt von Peter Altenberg (12.09.1917).
- Kunstverlag Hugo Heller (Hg.): Das Werk von Gustav Klimt, Einleitende Worte: Hermann Bahr, Peter Altenberg, Leipzig - Wien 1918, S. XXX.
- Ludwig W. Abels: Erinnerungen an Peter Altenberg, in: Neues Wiener Journal, 08.07.1923, S. 9-10.
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Richard Engländer. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_E/Englaender_Richard_1859_1919.xml (17.08.2022).

Max Eisler

Max Eisler fotografiert von Georg Fayer, 1927, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Titelblatt, in: Max Eisler (Hg.): Gustav Klimt. Eine Nachlese, Wien 1931.
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Die Freundinnen II, in: Max Eisler (Hg.): Gustav Klimt. Eine Nachlese, Wien 1931.
© Klimt-Foundation, Wien
Als Kunsthistoriker galt Eislers Interesse der modernen Kunst und dem zeitgenössischen Kunstgewerbe Wiens und Hollands. Mit seiner Monografie über Gustav Klimt und dem Mappenwerk Gustav Klimt: Eine Nachlese förderte er den Künstler auch über dessen Tod hinaus.
Max Eisler wurde am 17. März 1881 in Boskowitz [heute: Boscovice] in Mähren als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Seine Studienzeit verbrachte er in Wien, Leyden und Utrecht um sich dann 1914 an der Wiener Universität als Schüler von Josef Strzygowskis in Geschichte zu habilitieren. 1911 heiratete er Elsa Tieber, die Tochter eines Oberlandesgerichtsrates aus Böhmen. 1913 kam der gemeinsame Sohn Martin Eisler zur Welt, der später eine Laufbahn als Architekt einschlug.
1913 wurde Eisler gemeinsam mit Gustav Klimt, Franz Barwig, Anton Hanak, Dagobert Peche, Oskar Strnad und vielen weiteren Gründungsmitglied des Österreichischen Werkbundes. Über die meisten seiner Werkbundkollegen sollte er in Folge Monografien verfassen. Im Auftrag des Bundes erschien 1916 auch die Abhandlung »Österreichische Werkkultur«. Eisler lieferte die Textbeiträge für dieses Manifest auf die Leistung des Österreichischen Werkbundes.
Ab 1919 lehrte er als außerordentlicher Professor für neuere Kunstgeschichte an der Universität Wien. Anfangs befasste er sich weiterhin stilkritisch mit den alten Niederländern und Flamen. Neben zahlreichen Vorträgen zu dem Thema, veröffentlichte er auch seine erste, bedeutende Künstlerabhandlung über Rembrandt. Als Kunstkritiker schrieb er u.a. für die Tagespresse und die jüdische Zeitschrift Das Zelt, die sich mit Kunst, Literatur und Wissenschaft beschäftigte.
Künstlermonografien und Mappenwerke
In den Folgejahren fokussierte sich Eisler zunehmend auf die Kunst seiner Heimat Wien. Neben seinen Werken über historische Wiener Stadtansichten, widmete er sich auch den bedeutenden modernen Wiener Künstlern. In den 1920ern publizierte er Biografien seiner Werkbundkollegen Anton Hanak, Oskar Strnad und Otto Prutscher und widmete sich auch dem Schaffen von Gustav Klimt.
Die erste Monografie über Klimt mit dem schlichten Titel Gustav Klimt erschien bereits zwei Jahre nach dem Tod des Künstlers 1920. Entsprechend seiner Ausbildung als Kunsthistoriker teilte Eisler das Werk geordnet in stilistische Etappen im Œevre Klimts. Das erklärte Ziel war dabei einen bisher versäumten retrospektiven Blick auf das gesamte Schaffen des Jahrhundertkünstlers zu geben. Durch die persönliche Bekanntschaft mit Klimt und die zeitnahe Entstehung der Monografie zu dessen Tod, schuf Eisler ein besonders wertvolles Zeugnis über seinen Zeitgenossen. Vor allem die Beschreibungen der Farbigkeit jener Gemälde aus der Sammlung Lederer, die 1945 verbrannten und daher heute nur noch in schwarz-weiß bekannt sind, bilden eine wichtige Grundlage für die heutige Forschung.
1931 folgte die Veröffentlichung der Mappe Gustav Klimt: Eine Nachlese, die Reproduktionen von bekannten Gemälden des Meisters beinhaltete. Sie erschien in limitierter Auflage von 500 Exemplaren und in mehreren Sprachen. Mit insgesamt 30 Lichtdrucktafeln – 15 davon mehrfärbig – die von der Österreichischen Staatsdruckerei ausgeführt wurden, zeugt das Mappenwerk von hoher Qualität sowie technischer Expertise im Bereich der Reproduktion.
In seinen letzten Lebensjahren befasste sich Eisler zunehmend mit der jüdischen Kultur. Er hielt zahlreiche Vorträge in denen er über das Judentum, Israel und die jüdische Kunst referierte. Max Eisler verstarb am 8. Dezember 1937 an einem Herzinfarkt in Wien und musste daher den Anschluss 1938 nicht mehr miterleben.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Historischer Atlas. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Historischer_Atlas_des_Wiener_Stadtbildes_(Max_Eisler) (15.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Max Eisler. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Max_Eisler_(Kunsthistoriker) (15.04.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Max Eisler. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_E/Eisler_Max_1881_1937.xml (15.04.2020).
- Isabella Gartner: Menorah: Jüdisches Familienblatt für Wissenschaft, Kunst und Literatur (1923 – 1932). Materialien zur Geschichte einer Wiener zionistischen Zeitschrift, Würzburg 2009, S. 45.
- Evelyn Adunka: Max Eisler. Wiener Kunsthistoriker und Publizist, Leipzig 2018.
- Max Eisler: Österreichische Werkkultur, Wien 1916.
- Neue Freie Presse, 02.09.1911, S. 5.
- Der Tag, 09.12.1937, S. 5.
- Die Wahrheit, 10.12.1937, S. 6.

Sigmund Freud

Sigmund Freud fotografiert von Albert Hilscher, um 1930, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Ehemaliges Wartezimmer der Ordination von Sigmund Freud, heut: Sigmund Freud-Museum fotografiert von Otto Simoner, 1979, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Sigmund Freud gilt als Vater der Psychoanalyse und als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Anfangs angefeindet, erlangte er internationalen Ruhm. Der Diskurs über seine Theorien und die Anwendung seiner Methoden hält bis heute an.
Sigmund Freud, ursprünglich Sigismund Schlomo, stammte aus einer jüdischen Familie. Er wurde am 6. Mai 1856 in Freiberg [heute: Přibor] in Mähren als eines von sieben Kindern des Textilkaufmanns Jakob Freud und der Amalia Freud, geb. Nathanson, geboren. Da Religion in der Familie keine Rolle spielte, verstand sich Freud Zeit seines Lebens als Atheist.
1860 übersiedelte die Familie nach Wien, wo er 1873 bis 1881 an der Universität Medizin studierte. Während seiner Tätigkeit am Allgemeinen Krankenhaus im Bereich der Neurologie war er an der Entdeckung der schmerzstillenden Wirkung von Kokain beteiligt und unternahm auch Selbstversuche. Im Rahmen seiner Erforschung des Nervensystems habilitierte er sich 1885 in Neuropathologie und wurde Dozent für das Fach. Mithilfe eines Stipendiums konnte er 1885/86 ein Jahr bei Jean-Martin Charcot, einer Koryphäe auf dem Gebiet der Neurologie, in Paris und Berlin studieren. 1886 heiratete Freud Martha Bernays mit der er sechs Kinder hatte. Die jüngste Tochter, Anna, trat später in die Fußstapfen des Vaters. Sie erlangte durch ihre psychoanalytische Pädagogik und Kinderanalyse im britischen Exil Bekanntheit. Danach praktizierte er als praktischer Arzt in Wien und publizierte einschlägige Fachliteratur.
Freuds Psychoanalyse
Das Phänomen der »Hysterie« hatte bereits früh sein Interesse geweckt. 1889 vertiefte er seine hypnostische Technik bei Liébault und Bernheim in Nancy und begann eine intensive Zusammenarbeit mit dem Internisten Josef Breuer. Dieser hatte die These aufgestellt, dass nicht verarbeitete Träume zu körperlichen Symptomatiken führten. Die Hysterie wäre somit Ausdruck eines seelischen Traumas das nicht bewältigt wurde. Mithilfe der Hypnose wäre es möglich durch eine Reproduktion des Erlebten die Symptome aufzuheben, indem der fehlgeleitete Affekt auf normalem Weg abreagiert werde. Breuer nannte dies das Kathartische Verfahren.
Freud löste sich jedoch von dieser Theorie und setzte anstelle der Hypnose die freie Assoziation, die Untersuchung von Fehlleistungen und die Interpretation von Trauminhalten. Damit hatte er seine eigene Methode entwickelt und gab ihr den Namen Psychoanalyse. In seiner Auseinandersetzung mit der Entstehung von Neurosen, befasste er sich außerdem mit dem Seelenleben gesunder Menschen und leitete daraus die Tiefenpsychologie ab.
1900 publizierte er Die Traumdeutung in der er anhand eigener Träume und der Erzählung von Patientinnen und Patienten den Bereich des Unbewussten seiner empirischen Forschungsmethode eröffnete. Dabei machte er keinen Unterschied zwischen den Träumen gesunder und psychisch Kranker. Besonders dieses Faktum rief Widerstand hervor, wobei Freud darauf verwies, dass eine Erkrankung der Psyche keine physischen Ursachen haben musste, sondern als Neurose auch Ausdruck einer seelischen Verletzung sein konnte. In der Fachwelt wurden seine Theorien als fantastisch und skurril abgetan. In Kunstkreisen fanden seine psychischen Abhandlungen jedoch jede Menge Bewunderer.
1902 wurde Freud außerordentlicher Professor und folgte 1909 einer Einladung in die USA, wo er Gastvorlesungen an der Universität Worcester hielt und somit seine Theorien international bekannt machte.
Freud und die Kunst um 1900
Träume und ihre Deutung waren ein beliebtes Leitmotiv in der Literatur um 1900. Die Autoren um Jung-Wien, wie Arthur Schnitzler und Felix Salten wurden durch die Psychoanalyse inspiriert. Auch in der bildenden Kunst spielten Traum und Psyche eine zunehmende Rolle, die in der Stilrichtung des Symbolismus einen passenden Nährboden fand.
Bisher ist kein persönlicher Kontakt von Gustav Klimt mit Sigmund Freud bekannt. Überlieferungen von Erich Lederer, dem Sohn einer der Familien, die Klimt aktiv förderten, berichten jedoch, dass Klimt über die Inhalte der Psychoanalyse »witzelte«. Fest steht jedoch, dass Klimt die Theorien Freuds kannte und sich vermutlich auch näher mit ihnen auseinandergesetzt hatte. Gerade die Problematik des Unbewussten und der Sexualität – vorwiegend der weiblichen Sexualität – beschäftigten auch Klimt immer wieder in seinen Werken. Freuds Fokus auf dem Seelenleben, der Triebwelt und die Enttabuisierung des Sexuellen eröffnete Klimt und etlichen Künstlern einen neuen Freiraum.
Zwischenkriegszeit und politische Verfolgung
Nach der Zäsur durch den Ersten Weltkrieg, wurde Freud 1919 ordentlicher Titularprofessor an der Universität Wien. Zu seinen wichtigsten Arbeiten zählen bis heute Totem und Tabu (1913), Das Ich und das Es (1923) und Das Unbehagen in der Kultur (1930). Nach dem anfänglichen Widerstand scharrte sich bald eine Anhängerschaft um Freud, bestehend aus: Alfred Adler, Wilhelm Stekel, Otto Rank, Hanns Sachs, Theodor Reik und vielen anderen.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich 1938 waren Freud und seine Familie unmittelbar bedroht. Nicht nur die jüdische Abstammung sondern auch seine kontroversen Theorien machten ihm zum Feind des NS-Regimes. Aufgrund seiner internationalen Bekanntheit gelang die Flucht ins Exil nach London, wo Freud für seine Leistungen gefeiert wurde. Am 23. September 1939 verstarb er in London nach langjährigem Leiden an Gaumenkrebs.
Literatur und Quellen
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Sigmund Freud. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_F/Freud_Sigmund_1856_1939.xml (26.03.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Sigmund Freud. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Sigmund_Freud (26.03.2020).
- Josef Rattner: Klassiker der Psychoanalyse, Wienheim - Basel 1995, S. 3-27.
- Sandra Tretter, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 22.06.2018–04.11.2018, Wien 2018.
- Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band III, 1912–1918, Salzburg 1984, S. 212.
- Stefan Zweig: Worte am Sarge Sigmund Freuds, Amsterdam 1939.
- Steven Beller: Freud, Vienna and the Historiography of Madness, in: Jouneys into Madness. Mapping Mental Illness in the Austro-Hungarian Empire, New York 2012.

Ludwig Hevesi

Ludwig Hevesi fotografiert von Josef Löwy, 1905, Wien Museum
© Wien Museum

Ludwig Hevesi: Altkunst – Neukunst, Wien 1909.
© Klimt-Foundation, Wien
Hevesi war Autor, Kunstkritiker, Humorist, Reise- und Jugendschriftsteller. Als Vorkämpfer der Moderne und einer der wichtigsten Chronisten der Wiener Kunstwelt um 1900 setzte sich Hevesi für die Secession und Gustav Klimts Werk ein.
Ludwig Hevesi, geborener Ludwig Hirsch oder ungarisch Lajos Lövy, war Sohne des assimilierten, jüdischen Arztes Mór Lövy und dessen Frau Adél. Er wurde am 20. Dezember 1843 in Heves, Ungarn, geboren. Bildung war für ihn der Weg aus der Provinz, so sprach er bereits früh viele Sprachen. In Budapest besuchte er das Piaristengymnasium und studierte anschließend dort und in Wien Medizin und klassische Philologie. Arbeiten als Übersetzer und Journalist finanzierten sein Studium, das er abbrach als er beschloss seine Nebentätigkeiten zu seinem Hauptberuf zu machen.
Bereits 1866 war er bei der Pester Lloyed in Budapest tätig. Um 1872 begann er unter dem Pseudonym Ludwig Hevesi zu schreiben und wechselte 1875 als Redakteur zum Fremdenblatt. In den folgenden 35 Jahren verfolgte er eine umfassende Darstellung des Wiener Kunst- und Kulturlebens, wobei er besondere Bekanntheit durch seine Kunstkritiken erlangte. Er schrieb in seinem Leben für mehr als 20 Zeitungen und Zeitschriften, darunter vom ersten Heft an kontinuierlich für die Vereinszeitschrift der Secession: Ver Sacrum, die Zeitschrift für bildenden Kunst und die Breslauer Zeitung.
Kunstkritik, die Secession und Gustav Klimt
Hevesi gilt als Vorkämpfer der modernen Kunst und glühender Verfechter von Gustav Klimt.
Der Kunstkritiker selbst berichtet in seinem Vorwort zu Berta Zuckerkandls Zeitkunst von 1908, dass er anwesend war, als die Gruppe um Gustav Klimt, Carl Moll und Hermann Bahr die erste Idee zur Gründung des Secession im Salon Zuckerkandl hatte. Von Hevesi stammt außerdem das Motto der Vereinigung »Der Zeit ihre Kunst. Der Kunst ihre Freiheit« das bis heute in goldenen Lettern am Secessionsgebäude zu lesen ist. Dementsprechend wurde Hevesi treffend als »Inspirator« der österreichischen Moderne bezeichnet.
Er begleitete die Secessionsausstellungen mit wohlwollender Kritik und begrüßte insbesondere die Öffnung der Vereinigung für Kunst aus dem Ausland. Hevesi verstand sich als Fürsprecher der Moderne und sah in seinem Schaffen auch den Anspruch auf die Aufklärung und Bildung der Öffentlichkeit. In diesem Zusammenhang erschien 1903 das Werk Österreichische Kunst im 19. Jahrhundert.
Seine zahlreichen Artikel und Feuilletons gab er in mehreren Sammelbänden heraus. In seinem 1906 erschienen Band Acht Jahre Secession finden sich wertvolle, detaillierte Beschreibungen von verschollenen und verlorenen oder nur noch in schwarz-weiß Reproduktionen erhaltenen Klimt-Gemälden. Hevesi erkannte als Zeitgenosse bereits das revolutionäre in der Kunst Klimts und verankerte dessen Werke treffend im Kunstgeschehen um 1900. Vermutlich anlässlich einer Kritik zur »Klimt-Kollektive« fühlte sich Carl Moll sogar dazu veranlasst Hevesi für sein außerordentliches Klimt-Verständnis zu danken:
»Endlich lese ich sogar gedruckt, dass es in Wien jemanden gibt der unseren Klimt ganz empfindet – ganz versteht und voll wurdigt. [!] Für die meisterhaften Worte über den >Stolz< von uns Wienern herzlichsten Dank.«
Als großer Bewunderer der Fakultätsbilder verteidigte Hevesi Klimts Kompositionen und wies deren Kritiker deutlich in die Schranken:
»Ein Gutes hat der Protest der Professoren jedenfalls gewirkt. Er hat Klimts >Philosophie< berühmt gemacht. Es ist heute eines der berühmtesten Bilder der österreichischen Kunstgeschichte, so daß die Universität sich eigentlich freuen müßte, es in ihrer Aula zu haben.«
Darüber hinaus hinterfragte er das Kunstverständnis der Kritiker Klimts und forderte, man möge die Kunst den Künstlern zurückzugeben.
Advokat der Moderne
Auch nach dem Austritt der Klimt-Gruppe aus der Secession blieb Hevesi dem Kreis um Gustav Klimt treu. Er widmete sich der Förderung der Künstler der Kunstschau und der Vereinigung der ganz Freien. So war er beispielsweise einer der wenigen die im Zuge der »Kunstschau Wien 1908« in Oskar Kokoschka ein aufstrebendes Talent erkannten. Als unermüdlicher Befürworter der Moderne verfasste er im Jahr 1909 das Werk Altkunst Neukunst.
Darüber hinaus steigerte er den Bekanntheitsgrad der Galerie Miethke durch Ausstellungsrezensionen. 1912 wurde zudem dort seine eigene Kunstsammlung - die unter anderem auch Zeichnungen von Klimt umfasste - gemeinsam mit jener von Richard Muther präsentiert.
Neben seiner Tätigkeit im Bereich der bildenden Kunst war Hevesi Theaterkritiker und schrieb über die Vorstellungen des Burgtheaters, veröffentlichte Reisebücher sowie beliebte, humoristische Feuilletons. Im europäischen Raum gilt er außerdem als erster bedeutender Sammler utopischer Romane.
Hevesi blieb unverheiratet und beging mit 66 Jahren am 27. Februar 1910 in seiner Wohnung in Wien Suizid.
Literatur und Quellen
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Hevesi Ludwig. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Hevesi_Ludwig_1842_1910.xml (14.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Ludwig Hevesi. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Ludwig_Hevesi (14.04.2020).
- Wiener Zeitung. www.wienerzeitung.at/nachrichten/zeitreisen/799093-Ein-Vorkaempfer-fuer-Gustav-Klimt.html (14.04.2020).
- Ludwig Hevesi: Für Klimt, in: Acht Jahre Sezession (März 1897–Juni 1905). Kritik – Polemik – Chronik, Wien 1906, S. 245- 249, S. 246 – 247.
- K-B: Selbstmord des Schriftstellers Hevesi, in: Grazer Tagblatt, 28.02.1910, S. 3.
- Ludwig Hevesi: Secession. Frühjahrsausstellung, in: Acht Jahre Sezession (März 1897–Juni 1905). Kritik – Polemik – Chronik, Wien 1906, S. 232-238, S. 233, S. 370-375, S. 371.

Kaiser Franz Joseph I.

Porträt des Kaisers Franz Joseph I. (Detail), um 1900, Wien Museum
© Wien Museum

Xylographie nach Ernst Hartmann: Die kaiserliche Familie, Kaiser Franz Joseph, Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf, um 1870
© Wien Museum
Franz Joseph I. war Kaiser von Österreich und König von Ungarn. Anfangs absoluter Monarch, regierte er später als konstitutioneller Herrscher. Er prägte die österreichisch-ungarische Monarchie und fungierte als politische Integrationsfigur des Vielvölkerstaates, sowie Förderer von Kunst und Wissenschaft.
Als Staatsmann war der Kaiser während seiner langen Regentschaft von 1848 bis zu seinem Tod 1916 mit vielen bedeutsamen staatspolitischen Ereignissen konfrontiert.
Nach den Revolutionsereignissen von 1848 führte er als junger Regent von erst 18 Jahren den Neoabsolutismus in der Habsburgermonarchie ein. 1854 heiratete er Prinzessin Elisabeth Amalie Eugenie von Wittelsbach, Herzogin in Bayern, die in späterer Folge als Kaiserin Sissi große Bekanntschaft erlangen sollte.
Die militärischen Niederlagen bei Solferino 1859 und bei Königgrätz 1866 sowie die Spannungen mit Ungarn zwangen den absolutistisch- zentralistischen Herrscher 1867 zum Ausgleich mit Ungarn und somit zur Gründung einer Doppelmonarchie. Eine moderne und gleichberechtigten Existenz aller Völker der Monarchie wurde jedoch durch die konservative Politik des Kaisers verhindert. Das Bündnis mit dem Deutschen Reich 1879 und die Erweiterung zum Dreibund 1882 konnten die Monarchie gegen den aufstrebenden Panslawismus nicht dauerhaft stärken.
Auch das private Umfeld des Kaisers gestaltete sich keineswegs als stabil. Ab 1885 verband ihn eine außereheliche Liaison mit der Burgschauspielerin Katharina Schratt. Mit dem Selbstmord des Kronprinzen Rudolf 1889 auf Schloss Meyerling ging die Erbfolge auf die Linie seines Bruders über. In den folgenden Jahren erfuhr Franz Joseph I. weitere persönliche Verluste. 1867 wurde seine Bruder Ferdinand Max, König von Mexiko erschossen, 1898 seine Frau Kaiserin Elisabeth ermordet.
Die Annexion von Bosnien-Herzegowina 1908 erzeugte eine weitere Verschärfung der Situation. Obwohl Kaiser Franz Joseph I. einen Präventivschlag gegen Italien und Serbien stets abgelehnt hatte, sprach er nach der Ermordung des Thronfolgers Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie in Sarajevo die Kriegserklärung gegen Serbien aus. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 war damit besiegelt.

Goldenes Verdienstkreuz mit Krone
© Dorotheum Wien, Auktionskatalog 17.11.2017
Der Kaiser als Mäzen
Kaiser Franz Joseph I. gilt als konsequenter Förderer von Wissenschaft und Kunst, der auf den Ausstellungen des Künstlerhauses regelmäßig Gemälde ankaufte. Bereits 1885 war die »Künstler-Compagnie« um Klimt an der Ausstattung der Hermesvilla, einem Geschenk an die Kaiserin Elisabeth, beteiligt.
Die architektonische Gestaltung der Wiener Ringstraße, die der Kaiser initiierte hatte, bot für viele Künstler ein Arbeitsfeld. So erhielt 1886 auch die »Künstler-Compagnie« den Auftrag das neue k. k. Hofburgtheater (heute: Burgtheater) mit Deckengemälden auszustatten. Kaiser Franz Joseph I. war von diesen Arbeiten so begeistert, dass er Gustav Klimt und seinen beiden Kollegen 1888 das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone verlieh.
Zur selben Zeit schuf Gustav Klimt die Gouache Zuschauerraum des Alten Burgtheaters (1888, Wien Museum, Wien). Der Kaiser erscheint dabei als zentrale Figur unter vielen Prominentenporträts in seiner Loge. Für diese Arbeit wurde Klimt auf der Jahresausstellung im Künstlerhaus 1890 mit dem hochdotierten Kaiserpreis, der sich aus dem Privatvermögen des Herrschers speiste, ausgezeichnet. Noch im selben Jahr erfolgt der Auftrag an die »Künstler-Compagnie« zur Ausstattung des Treppenhauses im k. k. Kunsthistorischen Hofmuseum (Heute: Kunsthistorisches Museum).

Rudolf Bacher: Kaiser Franz Joseph besucht die erste Ausstellung der Wiener Secession in der Gartenbaugesellschaft, 1898, Wien Museum
© Wien Museum

Wiener Werkstättekarte Nr.162, Josef Divéky: Kaiser Franz Joseph I., 1908, Wien Museum
© Wien Museum
Der Kaiser und die Secession
Am 1. März 1898 empfing der Kaiser eine Delegation der Secession bestehend aus dem Ehrenpräsidenten Rudolf von Alt, dem Präsidenten Gustav Klimt und Carl Moll. Diese stellte dem Kaiser das Programm der neuen Vereinigung vor. Am 5. April 1898 besuchte Franz Joseph die »I. Ausstellung« der jungen Vereinigung, die damals in den Blumensälen der Gartenbaugesellschaft stattfand. Rudolf Bacher hielt zeichnerisch fest, wie Klimt den Kaiser empfing und durch die Räumlichkeiten führte. Franz Joseph lehnte es jedoch, trotz mehrfacher Nachfrage seitens der Secession, ab Ankäufe auf der Ausstellung zu tätigen. Für die Erweiterung seiner persönlichen Sammlung bevorzugte er das traditionellere Künstlerhaus.
Im selben Jahr vollendete das Secessionsmitglied Otto Wagner unter Mitwirkung von Joseph Maria Olbrich den kaiserlichen Wartesalon im Hofpavillon Hietzing als Teil des Stadterneuerungsprojekts der Wiener Stadtbahn.
Durch die Bestrebungen der Secession zur Errichtung einer zeitgenössischen Galerie bewilligte der Kaiser im Juni 1902 die provisorische Unterbringung der Modernen Galerie in den Räumlichkeiten des Unteren Belvedere. Im Kaiser-Jubiläumsjahr 1908 wurden vorwiegend Mitglieder der sogenannten Klimt-Gruppe, die 1905 aus der Secession ausgetreten war, mit gestalterischen Arbeiten im Zuge des Kaiser-Huldigungs-Festzuges beauftragt.
Kaiser Franz Joseph I. verstarb am 21. November 1916 nach kurzer Krankheit zu einer Zeit, als sich die Lage zu Gunsten der Monarchie zu verändern schien. Schilderungen von Zeitgenossen bezeugen, dass Gustav Klimt an der feierlichen Begräbniszeremonie des Kaisers teilnahm.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Altes Burgtheater. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Altes_Burgtheater (24.03.2020).
- Die Welt der Habsburger. Franz Joseph I. www.habsburger.net/de/personen/habsburger-herrscher/franz-joseph-i (24.03.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_F/Franz-Joseph__1830_1916.xml (25.03.2020).
- Julia Teresa Friehs: Vom Kunstskandal zur Austro-Trademark. Gustav Klimt. www.habsburger.net/de/kapitel/vom-kunstskandal-zur-austro-trademark-gustav-klimt (24.03.2020).
- Austrian Posters. Beiträge zur Geschichte der visuellen Kommunikation. www.austrianposters.at/2018/04/14/zensurfall-gustav-klimt/ (01.09.2022).
- Mona Horncastle, Alfred Weidinger: Gustav Klimt. Die Biografie, Wien 2018.
- Beatrix Kriller, Georg Kugler: Das Kunsthistorische Museum. Die Architektur und Ausstattung: Idee und Wirklichkeit des Gesamtkunstwerkes, Wien 1991.
- Sieglinde Baumgartner: Broncia Koller-Pinell. 1863-1934. Eine österreichische Malerin zwischen Dilettantismus und Profession. Dissertation, Salzburg 1989, S. 38.
- Brief des k. k. Ministeriums für Cultus und Unterricht in Wien an Gustav Klimt in Wien, unterschrieben von Paul Gautsch von Frankenthurn (31.10.1888). GKA70.
- Brief der k. und k. Generaldirection der A. H. Privat und Familien-Fonde in Wien an Gustav Klimt in Wien, unterschrieben von Hofzahlmeister Mayr (26.04.1890). GKA71.
- Akkord-Protokoll betreffend die Ausschmückung des Stiegenhauses im k. k. Kunsthistorischen Museum, unterschrieben von Franz Matsch, Gustav und Ernst Klimt und Mitgliedern des Hof-Bau-Comités (28.02.1890). AT-OeStA/AVA Inneres MdI STEF A Hofbauk. 40.33 fol. 2+3, Österreichisches Staatsarchiv, Allgemeines Verwaltungs-, Finanz- und Hofkammerarchiv (AVA).
- Akt der Generaldirektion der Privat- und Familienfonde betreffend die I. Secessionsausstellung (09.04.1898-16.06.1898). ÖStA/HHStA GDPFF_Zl. 1403/1898._2, Österreichisches Staatsarchiv, Haus Hof und Staatsarchiv (HHStA).
- Brief der Vereinigung bildender Künstler Österreichs an den Kabinettsdirektor Kaiser Franz Josephs I, unterschrieben von Gustav Klimt als Präsident (07.04.1898). ÖStA/HHStA GDPFF Zl. 1403/1898_1, Österreichisches Staatsarchiv, Haus Hof und Staatsarchiv (HHStA).

Karl Kraus

Karl Kraus fotografiert von Madame d'Ora, 1908, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Karl Kraus und Peter Altenberg am Lido, 1913, Wien Museum
© Wien Museum

Cover, in: Die Fackel, 1. Jg., Heft 1 (1899).
© Universitätsbibliothek Heidelberg
Der Publizist, Dramatiker, Lyriker, Satiriker und Kulturkritiker Karl Kraus war eine bedeutende Figur seiner Zeit. In seiner Zeitschrift Die Fackel kritisierte er das Sozial- und Kulturgeschehen. 1900 sprach er sich gegen die Fakultätsbilder Klimts aus und positionierte sich damit klar als Klimt Gegner.
Karl Kraus wurde als neuntes Kind des Jacob Kraus, Papierfabrikant, und der Ernestine, geb. Kantor in Böhmen geboren. 1877 zog die jüdische Familie nach Wien. Dort studierte Kraus ab 1892 Rechtswissenschaften. Nach zwei Jahren wechselte er auf Philosophie und Germanistik, schloss jedoch keines der Studien ab. 1898 verließ er die Universität um Schauspieler zu werden, fiel aber beim Wiener Publikum durch. In Folge wurde er Vorleser von modernen Texten und schrieb gleichzeitig Artikel und Rezensionen für österreichische und deutsche Zeitschriften. Seine Karriere als Vorleser verlief bis zu seinem Tod sehr erfolgreich - Kraus las 700 Mal in ganz Mitteleuropa.
Im Café Griensteidl schloss er sich dem Literatenkreis Jung Wien an, zu dem u. a. Hermann Bahr, Hugo von Hofmannsthal, Felix Salten und Arthur Schnitzler zählten. Von diesen distanzierte er sich jedoch bereits 1896 mit seiner ersten umfangreicheren Satire gegen das literarische Cliquenwesen Die demolirte Literatur wieder. Nach diesem Bruch zählten zu seinem Freundeskreis unter anderem der Schriftsteller Peter Altenberg und der Architekt Adolf Loos. Mit der böhmischen Baronin Sidonie Nádherny von Borutín verband ihn ab 1913 eine langjährige Liaison.
1898 wurde er Chronist der Wage, lehnte aber ein Stellenangebot bei der Neuen Freien Presse ab, um schließlich im Alter von 25 Jahren seine eigene satirische Zeitschrift Die Fackel zu gründen. Sie erschien vom 1. April 1899 bis Juli 1904 regelmäßig und dann bis zu seinem Tod in lockerer Folge. Die Fackel galt als Leitmedium der kritischen Wiener Moderne. Während er in den ersten Jahren noch andere gesellschaftskritische Autoren zur Mitarbeit einlud, war er ab 1911 alleiniger Autor seiner Zeitschrift.
Kraus lehnte die Kunst der Secession und somit auch jene Gustav Klimts grundlegend ab. 1900 beschrieb er in der Fackel den »Umschwung im Wiener Kunstgeschmack«:
»Hatten früher Leute, die Makart bewunderten, die Werke des Makart-Imitators Klimt gekauft, so mussten sie jetzt, um die Bilder des Khnopff-Imitators Klimt zu kaufen, erst zur Khnopff Bewunderung erzogen werden; und wer würde sich von Herrn Klimt in pointillistischer Technik porträtieren lassen wollen, ehe er nicht wüsste, wie hoch in Westeuropa die Bilder der Pointillistien bezahlt werden […].«
Weiters wetterte er 1900 und 1903 gegen die umstrittenen Fakultätsbilder Klimts.
»Aber wen interessiert’s wie Herr Klimt sich die Philosophie vorstellt? Ein unphilosophischer Künstler mag wohl die Philosophie malen; allegorisieren muss er sie so, wie sie sich in den philosophischen Köpfen seiner Zeit malt.«
Kraus bezeichnete Klimt als »Stileklektiker«, als »Repräsentanten einer Verfallszeit wahrer Kunst, die statt Individualitäten nur mehr interessante Individuen hervorbringt.«
Im Gegensatz zu vielen anderen war Kraus ein entschiedener Gegner des Ersten Weltkriegs. Seinem Pazifismus verlieh er im Antikriegsdrama Die letzten Tage der Menschheit Ausdruck, das als sein bedeutendstes Werk gilt. 1925 wurde Kraus von den Professoren der Sorbonne für den Nobelpreis vorgeschlagen.
In der ersten Republik nutzte Kraus seinen literarischen Einfluss um Bewusstsein für die Bedrohung durch den Nationalsozialismus zu schaffen und dagegen anzukämpfen. Seine 300seitige Analyse der nationalsozialistischen Machtergreifung in Deutschland, Dritte Walpurgisnacht hielt er jedoch zurück. Diese wurde erst nach seinem Tod im Juni 1936 veröffentlicht. Kraus wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Karl Kraus. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Karl_Kraus (27.03.2020).
- Schirn. Kunsthalle Frankfurt. www.schirn.de/magazin/kontext/richard_gerstl/richard_gerstl_gustav_klimt_antipoden/ (27.03.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Karl Kraus. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_K/Kraus_Karl_1874_1936.xml (27.03.2020).
- Karl Kraus: Klimt, in: Die Fackel, 1. Jg., Heft 36 (1900), S. 16-20.
- Karl Kraus: Klimt’s »Jurisprudenz«, in: Die Fackel, 5. Jg., Heft 147 (1903), S. 10.
- Caroline Kohn: Karl Kraus, Stuttgart 1966.
- Konstanze Fliedl, Marina Rauchenbacher, Joanna Wolf (Hg.): Handbuch der Kunstzitate: Malerei, Skulptur, Fotografie in der deutschsprachigen Literatur der Moderne, Band 1, Boston 2011, S. 465-467.
- Die Fackel. fackel.oeaw.ac.at/ (26.11.2021).

Josef Lewinsky

Josef Lewinsky fotografiert von Josef Szekely, um 1895, Theatermuseum Wien
© KHM-Museumsverband
Als gefeierter Schauspieler war Josef Lewinsky 48 Jahre lang Mitglied des Burgtheaters, wo er in 300 Rollen zu sehen war. Auf Auftrag der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst porträtierte Gustav Klimt 1895 Josef Lewinsky als Carlos in Clavigo, einer seiner triumphalsten Rollen.
Josef Lewinsky wurde am 20. September 1835 in Wien als Sohn des Kürschnermeisters Josef Lewinsky und Theresia Stadler geboren. Er besuchte fünf Jahre lang das Schottengymnasium und ein Jahr lang das Polytechnikum in Wien. Nach dem Tod des Vaters 1852 brach er seine Ausbildung ab um sich dem Schauspiel zuzuwenden.
Zuerst nahm er Schauspielunterricht bei Wilhelm Just durch dessen Hilfe er sich seinen Lebensunterhalt als Statist am Burgtheater und an Vorstadttheatern verdienen konnte. Sein erstes Engagement am Theater an der Wien 1854 scheiterte jedoch. Daraufhin arbeitete er im Stadttheater in Troppau [heute: Opava] und in der Sommerarena in Bielitz-Biala [heute: Bielsko-Biała]. 1858 spielte er in Brünn [heute: Brno] den Franz Moor, woraufhin Heinrich Laube ihn ans Burgtheater holte. In dieser Rolle gelang ihm am Burgtheater sein Durchbruch, gefolgt von einer seiner berühmtesten Darstellungen als Carlos in Goethes Clavigo.
Als einer der bekanntesten Schauspieler bejubelt, erfolgte 1865 seine Ernennung zum Hofschauspieler und 1872 zum »wirklichen« Regisseur zuständig für Tragödie. Seinen Abschied von der Bühne gab er am 6. Mai 1906 mit der Rolle des Bischofs von Bamberg in Götz von Berlichingen.

Josef Lewinsky in Maria Magdalena, fotografiert von Szekely & Massak. Von links nach rechts: Charlotte Wolter, Josef Lewinsky, Fritz Krastel, 24.11.1869, Theatermuseum, Wien
© KHM-Museumsverband

Rollenporträt von Josef Lewinsky als Carlos in Clavigo, um 1895, Theatermuseum, Wien
© KHM-Museumsverband
Lewinsky war 48 Jahre lang Mitglied des Burgtheaters in Wien und spielte um die 300 Rollen in denen er den Bösewicht genauso wie den Charakterdarsteller gab. Im Alter brillierte er zudem als komische Figur, spielte aber auch in Volksstücken. Mit seiner stark psychologisierten Darstellungs- und Sprechkunst revolutionierte er das Schauspiel, wodurch er als einer der Wegbereiter der modernen Schauspielkunst gilt. Auch als Rezitator war er erfolgreich und bereiste mit seiner zweiten Frau Olga Precheisen, ebenfalls Burgschauspielerin, den gesamten deutschsprachigen Raum sowie 1898 Moskau und St. Petersburg. Darüber hinaus verfasste Lewinsky theoretische Abhandlungen zur Dicht- und Schauspielkunst.
1894 erhielt Gustav Klimt von der Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst den Auftrag ein Porträt einer bekannten Schauspielerpersönlichkeit des Wiener Hofburgtheaters für das Prachtwerk Die Theater Wiens (Bd. II, Teil 3) anzufertigen. Es sollte als Vorlage für eine Illustration im 2. Band Das k. k. Hofburgtheater dienen. Klimt entschied sich für Josef Lewinsky. Der damals 60jährige stand ihm in einer seiner Paraderolle als Carlos aus Clavigo Modell. Da die Arbeiten an dem Gemälde ein Jahr dauerten und Lewinsky in diesem Zeitraum auf Tournee ging, malte Klimt zum Teil nach Fotografien.
Am 27. Februar 1907 verstarb Josef Lewinsky. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem evangelischen Friedhof in Wien Simmering.
Literatur und Quellen
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Josef Lewinsky. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_L/Lewinsky_Josef_1835_1907.xml (09.04.2020).
- Deutsche Biographie. Josef Lewinsky. www.deutsche-biographie.de/sfz50907.html (09.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Josef Lewinsky. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Josef_Lewinsky (29.12.2019).
- Brief von Gustav Klimt in Wien an Josef Lewinsky (19.05.1894). H.I.N. 38.571, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
- Brief von Gustav Klimt in Wien an Josef Lewinsky (Anfang Juli 1895). H.I.N. 38.573, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
- Brief von Gustav Klimt in Wien an Josef Lewinsky (vermutlich 28.06.1895). H.I.N. 38.572, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.

Karl Lueger

Karl Lueger fotografiert von Johann Victor Krämer, um 1900
© ALBERTINA, Wien

Karl Lueger im »Südlichen Rauchersalon«, Wiener Rathaus, um 1907, Wien Museum
© Wien Museum
Der Wiener Bürgermeister Karl Lueger gilt heute als einer der ersten modernen, populistischen Kommunalpolitiker. Bereits in der Zeit der Jahrhundertwende arbeitete er gezielt und opportunistisch mit antisemitischen und deutsch-nationalen Polemiken, die er in sein politisches Programm integrierte und daraus Profit schlug.
Karl Lueger wurde am 24. Oktober 1844 in Wien als Sohn eines Saaldieners an der Technischen Hochschule geboren. Trotz dem niedrigen Standes seiner Familie besuchte die Theresianische Akademie und studierte ab 1862 Rechtswissenschaften an der Universität Wien. Nach seiner Promovierung 1870 legte er die Advokatenprüfungen ab und eröffnete seine eigene Kanzlei, die er bis 1896 führte.
Lueger war schon früh politisch engagiert. Als Gegner der liberalen Stadtregierung wurde er 1875/76 Mitglied des Wiener Gemeinderates, wo er für ein universelles Wahlrecht unabhängig des jeweiligen Einkommens eintrat. Dieses Vorhaben wurde in der Wahlreform 1885 umgesetzt und begünstigte so den politischen Aufstieg Luegers. Mithilfe von antisemitischen Parolen, sozialen Inhalten und deutsch-nationalen, christlichen Werten, erreichte er die Mobilisierung der verunsicherten Massen und gründete die Christlichsoziale Partei [heute: ÖVP].
Durch Antisemitismus zum Bürgermeister
In den Jahren 1893 bis 1895 war Lueger Stadtrat mit Ambitionen auf das Bürgermeisteramt. 1895 war seine Partei so erstarkt, dass er tatsächlich zum Bürgermeister gewählt wurde. Die Resonanz fiel jedoch nicht nur positiv aus. Aufgrund seiner Hetzparolen gegen Juden, Ungarn und der Missachtung der Staatsorgane, bekleidete er vorerst nur das Amt des Vizebürgermeisters. Erst nach fünfmaliger Wahlwiederholung und gegen den Willen von Kaiser Franz Joseph I. wurde er am 20. April 1897 offiziell als Bürgermeister von Wien bestätigt.
Dass Lueger seine politische Macht durch bewusst eingesetzte Hetze gegen die jüdische Bevölkerung erlangt hatte, blieb auch in Literatenkreisen nicht weiter unkommentiert. 1910 kritisierte der Schriftsteller Felix Salten Lueger, der den Antisemitismus salonfähig gemacht hatte:
»Der allgemeinen Unzufriedenheit den Weg in die Judengassen weisen; dort mag sie sich austoben. Ein Gewitter muß [!] diese verdorbene Luft von Wien reinigen. Er läßt [!] das Donnerwetter über die Juden niedergehen. Und man atmet auf.«
Auch Saltens enger Freund Arthur Schnitzler thematisierte in seinen Dramen Professor Bernhardi und Der Weg ins Freie den Judenhass der Wiener Bevölkerung, den Lueger kalkuliert schürte.

Enthüllung des Lueger-Denkmals im Versorgungsheim Lainz, 8. September 1906, Wien Museum
© Wien Museum
Luegers Wirken in der Stadt Wien
Trotz seiner überaus fragwürdigen politischen Methoden gehen zahlreiche, bis heute gültige soziale Reformen und Projekte auf die Regierung Karl Luegers zurück.
Während seiner 13jährigen Amtsperiode kam es zur Kommunalisierung der wichtigsten Versorgungsposten der Stadt Wien und dem damit verbundenen Einhalt von Monopolisierung. Neben dem Übergang der Elektrizitätswerke und des Straßenbahnbetriebs in städtische Verwaltung initiierte er auch eine Stadterweiterung jenseits der Donau.
Sozialpolitische Neuerungen umfassten die Einrichtung eines Arbeitsvermittlungsamts, die Gründung des Zentralrats des Armenwesens sowie die Errichtung eines städtischen Waisenhauses und des Versorgungsheims Lainz. Das Schulwesen wurde ausgebaut sowie das Kaiser-Jubiläums-Theater (heute: Volksoper) und die Wiener Urania errichtet. Weiters wurde der Zentralfriedhof erweitert und ein Leichenbestattungsunternehmen für die arme Bevölkerung gegründet.

Karl Lueger, Detail aus Gustav Klimt: Zuschauerraum im alten Burgtheater, 1888, Wien Museum
© Wien Museum

Leichenbegängnis des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger am Ring, 14. März 1910, Wien Museum
© Wien Museum
Gustav Klimt vergisst auf Karl Lueger
1888 erhielten Gustav Klimt und Franz Matsch von der Stadt Wien den Auftrag den Zuschauerraum des alten Burgtheaters vor dessen Abriss ein letztes Mal fest zu halten. Mit 133 detaillierten Miniaturporträts gibt Klimts Aquarell einen umfangreichen Überblick über die wichtigsten Personen der Wiener Gesellschaft. Dass Klimt bei seinem Zuschauerraum im Alten Burgtheater (1888, Wien Museum) beinahe ein gesellschaftlicher Fauxpas passiert wäre, schildert eine Anekdote seines Bruders Georg Klimt aus dem Jahr 1929:
»Das Bild ist von Ausstellungen hinlänglich bekannt und jeder weiß, dass darauf die bekanntesten Wiener Persönlichkeiten der damaligen Zeit porträtgenau festgehalten sind. Auch sich selbst und seinen Bruder Ernst hat Klimt in das Parkett hineingestellt. Als das Bild schon fertig war, wurde aber ein großer Fehler entdeckt, es fehlte noch jemand, auf den Klimt vergessen hatte, nämlich: Lueger.«
Welche Bedeutung Karl Lueger schon damals für die Wiener Politik hatte, zeigt sich dadurch, dass Gustav Klimt gebeten wurde das Porträt des populären Politikers nachträglich in das Werk einzubinden. Georg Klimt erinnerte sich:
»Der Gemeinderat, der das bemerkte, erklärte: ›Der Lueger muss noch drauf, sonst ist’s eine schwere Sache im Budget.‹ Also suchte Klimt noch nach einem Plätzchen im Parkett für den Bürgermeister von Wien [Anm.: Bei Vollendung des Gemäldes 1888 war Lueger noch nicht Bürgermeister sondern Gemeinderat.] und so konnte das Bild für die städtischen Sammlungen angekauft werden.«
Karl Lueger verstarb am 10. März 1910. Seine letzte Ruhestätte befindet sich in einer von Max Hegele entworfenen Gruft in der Wiener Borromäus-Gedächtniskirche [heute: Lueger-Gedächtniskirche] am Zentralfriedhof.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Karl Lueger. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Karl_Lueger (31.03.2020).
- Sueddeutsche Zeitung. www.sueddeutsche.de/kultur/wiener-moderne-wie-gustav-klimt-mit-dem-rechtspopulismus-seiner-zeit-umging-1.3848120 (31.03.2020).
- Österreichische Biographisches Lexikon. Karl Lueger. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_L/Lueger_Karl_1844_1910.xml (31.03.2020).
- Die Welt der Habsburger. Sag’ zum Abschied leise Servus: Der Umzug des alten Burgtheaters ins neue Haus am Ring. www.habsburger.net/de/kapitel/sag-zum-abschied-leise-servus-der-umzug-des-alten-burgtheaters-ins-neue-haus-am-ring (31.03.2020).
- Rainer Metzger: Lueger, Wagner, Wien um 1900 (26.05.2010). www.artmagazine.cc/content48093.html (31.03.2020).
- Leopold Wolfgang Rochowanski: Intimes von Klimt, in: Neues Wiener Journal, 13.01.1929, S. 19.
- Felix Salten: Lueger, in: Das österreichische Antlitz. Essays, Berlin 1910, S. 127-142.
- Christfried Tögel, Liselotte Pouh: Ein neuentdeckter Brief Sigmund Freuds. Ein neuentdeckter Brief Sigmund Freuds. www.freud-biographik.de/salten.htm (25.11.2021).
- Felix Salten: Erinnerung an Lueger. Lueger-Denkmal, in: Neue Freie Presse, 19.09.1926.

Joseph August Lux

Joseph August Lux, in: Salzburger Nachrichten, 28.03.1947.
© Klimt-Foundation, Wien
Der studierte Schriftsteller und Kunstkritiker Joseph August Lux war unter anderem mehrjähriger Herausgeber der illustrierten Zeitschrift Hohe Warte. Er verfasste auch Berichte zur sogenannten »Beethovenausstellung« der Wiener Secession von 1902 und zur »Kunstschau Wien« im Jahre 1908, die von Gustav Klimt mitinitiiert wurden.
Joseph August Lux, geboren 1871 in Wien, studierte Kunstgeschichte und Philologie. Im Zuge dessen unternahm er Studienreisen nach England, Frankreich und Deutschland. Danach kehrte er in seine Heimatstadt zurück und widmete sich seinen schriftstellerischen Tätigkeiten. Daneben betätigte er sich wiederholt als Redakteur bei diversen deutschsprachigen Tageszeitungen und Kunstzeitschriften, wie Das Interieur oder die Deutsche Kunst und Dekoration. Für letztgenannte Zeitschrift schrieb er unter anderem einen mehrseitigen Beitrag zur »XIV. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession« – die sogenannte »Beethovenausstellung«. 1908 sollte Lux für die gleiche Kunstzeitschrift auch noch einen Bericht über die »Kunstschau Wien« verfassen.
Die Zeitschrift Hohe Warte
Zwischen 1904 und 1908 fungierte Joseph August Lux selbst als Herausgeber. Für »seine« illustrierte Zeitschrift Hohe Warte – vermutlich unter anderem nach der bei Künstlern und Bauherren gefragten Wiener Wohngegend benannt – wurden unterschiedliche Architekturthemen, wie Städteplanung, Denkmalpflege, Wohnreform oder der Gartenbau aufgegriffen. Darüber hinaus konnte Lux namhafte Persönlichkeiten aus der damaligen Kunst- und Kulturszene, wie Joseph Hoffmann, Joseph Maria Olbrich, Hermann Muthesius und Otto Wagner für Beiträge gewinnen.
Dresden, München und Salzburg
1907 ging Joseph August Lux nach Deutschland, wo er zunächst die Schule für Kunstgewerbe in Hellerau, in der Nähe von Dresden, leitete, um »die werktätige Jugend von einer stumpfen, handwerklichen Arbeit zu künstlerischer Leistung und Gestaltung zu erziehen.« – so ein Bericht der Salzburger Volkszeitung. Drei Jahre später übersiedelte er nach München und arbeitete wieder vermehrt als freier Schriftsteller. Dort fungierte er nach dem Ersten Weltkrieg erneut als Herausgeber einer Zeitschrift. Nach dem »Anschluss« Österreichs wurde Lux, der in einem Naheverhältnis zum Austrofaschismus stand, verhaftet und im Konzentrationslager Dachau für einige Zeit interniert. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges durfte er nur beschränkt schriftstellerisch tätig werden.
Joseph August Lux, der sich laut dem Nachruf der Zeitung Salzburger Nachrichten zuletzt auch als Dichter und Maler betätigte, verstarb 1947 in Salzburg.
Literatur und Quellen
- DOEW. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. Joseph August Lux. www.doew.at/erinnern/fotos-und-dokumente/1938-1945/der-erste-dachau-transport-aus-wien-1-april-1938/lux-joseph-august (18.05.2020).
- Ruth Hanisch: Moderne vor Ort. Wiener Architektur 1889-1938, Wien 2018.
- Salzburger Volkszeitung, 26.03.1947, S. 2.
- Salzburger Nachrichten, 28.03.1947, S. 4.
- Markus Kristan: Kunstschau Wien 1908, Wien 2016, S. 224-225.
- Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 4, Wien 1995, S. 120.
- Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 5, Wien 1993, S. 381-382.
- Deutsche Kunst und Dekoration, Band 10 (1902), S. 475-518.
- Deutsche Kunst und Dekoration, Band 23 (1908/09), S. 33-61.
- Deutsche Kunst und Dekoration, Band 41 (1917/18), S. 390.

Alma Mahler-Werfel

Alma Schindler, Bildnis in jungen Jahren, um 1900
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Gustav Klimt: Schubert am Klavier, 1899, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt mit Freunden am Lido in Venedig, 02.05.1899, University of Pennsylvania, Mahler-Werfel Collection, Penn Libraries
© University of Pennsylvania

Gustav Mahler fotografiert von Moriz Nähr, 1907
© Klimt-Foundation, Wien

Franz Werfel gemeinsam mit seiner Gattin Alma Mahler-Werfel, 1936
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Gattin, Geliebte, Femme fatale – die Geschichte der Alma Mahler-Werfel ist eng mit den Lebenswegen berühmter Männer verwoben. Almas Passion für die Musik geriet dabei ins Hintertreffen. Auch zwischen Gustav Klimt und dem »schönsten Mädchen Wiens« bahnte sich eine Liaison an.
Alma Maria Schindler wurde am 31. August 1879 als Tochter des Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler und der Sängerin Anna Schindler (geb. von Bergen) geboren. Die musische Begabung der jungen Alma und ihr Interesse an Literatur wurden früh erkannt und gefördert. Nach dem Tod des Vaters 1892 heiratete ihre Mutter 1895 den Maler Carl Moll, Schüler Schindlers und Mitbegründer der Wiener Secession.
Alma Schindler und Gustav Klimt
Das erste Aufeinandertreffen zwischen Alma und Klimt fand vermutlich bereits 1895 anlässlich der Enthüllung des Schindler Denkmals statt. Der Jugendstilmeister erinnerte sich in einem Brief an Moll: »Alma kannte ich von früher her, das heißt ich habe sie einmal flüchtig gesehen bei der Enthüllung des Schindlerdenkmales, sie gefiel mir – wie uns Malern eben ein schönes Kind gefällt – ich sah sie im Hause Moll wieder, fand sie schöner denn je […].« Sicher sahen sie sich ab 1897 im Hause des Stiefvaters, wohl auch bei einigen Gründungsgesprächen zwischen dem ersten Präsidenten der Wiener Secession, Klimt, dem Vizepräsidenten, Moll, und weiteren Gründungsmitgliedern. Alma Schindler erwähnte in ihrem Tagebuch darüber hinaus regelmäßige Besuche der Secessionsausstellungen und wiederholte Aufeinandertreffen mit Klimt. Dieser führte sie 1899 bei der »IV. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession« persönlich zu seinem Gemälde Schubert am Klavier (1899, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt), das Alma für »unbestritten das beste Bild in der Secession« hielt.
Vermutlich über Moll besaß sie Bewegtes Wasser (1898, Privatbesitz), das in der »II. Ausstellung der Wiener Secession« präsentiert wurde.
»Gustav Klimt war als die erste große Liebe in mein Leben gekommen«
1899 unternahm Almas Familie eine längere Reise nach Italien. Klimt begleitete auf Einladung Molls etappenweise die Gesellschaft, zu der u.a. auch der Naturwissenschaftler, Fotograf und spätere Auftraggeber Klimts, Hugo Henneberg und seine Frau Marie, der Maler und Mitbegründer der Secession, Josef Engelhart, und der Künstler Wilhelm Legler zählten. Das gegenseitige Interesse zwischen Alma und Klimt wuchs während dieser gemeinsamen Zeit stetig. Alma verlieh ihrer Schwärmerei für Klimt rückblickend Ausdruck: »Gustav Klimt war als die erste große Liebe in mein Leben gekommen, aber ich war ein ahnungsloses Kind gewesen, ertrunken in Musik und weltfern dem Leben.«
Spätestens bei ihrem Venedig-Aufenthalt entdeckte Moll die sich anbahnende Liebelei. Klimt wurde folglich zur Abreise aufgefordert. Die Freundschaft zwischen den Künstlern war jedoch nur für kurze Zeit getrübt. Klimt erklärte sich in einem ausführlichen Brief an Moll: »Lieber Moll! […] Es schmerzt mich umso mehr, wenn ich bedenke, daß ich einem meiner aller allerliebsten Freunde Kummer und Sorgen mache. Lieber Moll, siehst Du nicht allzu schwarz? Ich glaube du bist durch verschiedene andere Dinge übermäßig erregt ebenso Deine liebe Frau und siehst in väterlicher Fürsorge die Dinge trüber als sie wirklich sind. […] – ich zählte sie [Alma] zu den glücklichen Geschöpfen und hatte meine Freude an ihr. Hofiert im eigentlichen Sinne des Wortes habe ich nie […].«
Rund ein Jahr nach diesen Vorkommnissen sinnierte Alma bereits in anderen Tönen über ihre Schwärmerei für Klimt. Sie hielt am 25. Juni 1900 in ihrem Tagebuch fest:
»Wenn Du, Klimt, nach langer Zeit, zu mir zurückkehren wirst, werde ich Dir sagen: Die Freuden Deiner Jugend hast Du mir nicht gegönnt - die Leiden Deines Alters behalte für Dich.«
Almas Rolle als Ehefrau und Geliebte
Zeit ihres Lebens wurde Alma von Männern umworben. Anfang November 1901 lernte »das schönste Mädchen Wiens« im Salon von Berta Zuckerkandl, zu der sie eine jahrelange Freundschaft pflegte, Gustav Mahler, den damaligen Direktor der k. k. Hofoper, kennen. Sie heirateten 1902. Unterstützung in der Umsetzung ihrer musikalischen Ambitionen fand sie in Mahler nicht. Alma übernahm hingegen die Rolle als Muse und Gesellschaftsdame. Korrespondenzen von Klimt an Emilie Flöge verdeutlichen, dass sie die eheliche Verbindung nutzte, um Klimt und den Flöge Schwestern die sogenannte »Mahler-Loge« in der k. u. k. Hofoper zur Verfügung zu stellen. Auch Einladungen in die Südtiroler Sommerfrische der Familie Mahler wurden Klimt gegenüber ausgesprochen, jedoch nicht wahrgenommen.
1910 hatte Alma eine Affäre mit dem Berliner Architekten und späteren Bauhaus Gründer Walter Gropius. Am zwölften September desselben Jahres führte Mahler in München seine 8. Sinfonie, die er seiner Frau widmete, erstmals auf. Dies geschah im Rahmen der »Ausstellung München 1910«, bei der auch Klimt anwesend war. Der Künstler besuchte die zweite Aufführung, wie eine Eintrittskarte, versehen mit seiner Ovalsignatur sowie den Unterschriften von u.a. Alma, dem Ehepaar Moser, Carl Otto Czeschka, Alfred Roller und Adele Bloch, belegt. Nur ein Jahr später verstarb Mahler. Als junge Witwe ging Alma eine kurzweilige aber intensive Beziehung mit Oskar Kokoschka ein. 1915 heiratete sie schließlich Gropius. Kurz darauf folgte eine Affäre mit dem expressionistischen Lyriker Franz Werfel. Als Klimt im Februar 1918 starb, hielt Alma in ihrem Tagebuch fest: »Mit ihm geht ein großes Stück Jugend aus meinem Leben.«
1920 ließ sich Gropius, mittlerweile Direktor des Staatlichen Bauhauses in Weimar, scheiden. Die Hochzeit zwischen Alma und Werfel folgte. Die aus ihrer antisemitischen Haltung keinen Hehl machende Femme fatale verlangte noch vor der Hochzeit von ihrem zukünftigen Ehemann aus der jüdischen Religionsgemeinschaft auszutreten. Er leistete Folge, revidierte diesen Schritt jedoch bald. Bis 1938 lebte das Ehepaar Mahler-Werfel im Hause Ast auf der Hohen Warte, das von Josef Hoffmann errichtet und ausgestattet worden war. Schließlich wurde Werfels Literatur von den Nationalsozialisten verboten, das Ehepaar floh nach Südfrankreich, weiter nach Spanien und schließlich 1940 nach New York.
In Los Angeles lebend kümmerte sich Alma in ihren letzten Lebensjahrzehnten um den musikalischen Nachlass von Gustav Mahler sowie um den literarischen Nachlass von Franz Werfel. Im Jahr 1963 veröffentlichte sie ihre Autobiografie, das Resultat ihrer umfangreichen Tagebücher. Ein Jahr darauf, am 11. Dezember 1964, verstarb Alma Mahler-Werfel in New York. 1965 wurde sie auf dem Grinzinger Friedhof beigesetzt.
Literatur und Quellen
- Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, Frankfurt am Main 1963.
- Christian M. Nebehay: Gustav Klimt. Sein Leben nach zeitgenössischen Berichten und Quellen, Wien 1969, S. 57.
- Christian M. Nebehay: Gustav Klimt. Von der Zeichnung zum Bild, Wien 1992, S. 252-253.
- Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012.
- Mona Horncastle, Alfred Weidinger: Gustav Klimt. Die Biografie, Wien 2018, S. 63-67.
- Brief mit Kuvert von Gustav Klimt an Carl Moll (19.05.1899).
- Helga Peham: Die Salonièren und die Salons in Wien. 200 Jahre Geschichte einer besonderen Institution, Wien - Graz - Klagenfurt 2013, S. 227-263.
- Cornelia Cabuk, Christian Huemer, Stella Rollig (Hg.): Carl Moll. Monografie und Werkverzeichnis, Wien 2020.
- Anthony Beaumont, Susanne Rode-Breymann (Hg.): Alma Mahler-Werfel. Tagebuch-Suiten. 1898–1902, 2. Auflage, Frankfurt am Main 2011, S. 206, S. 520, S. 723.

Joseph Pembaur

© Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck

Wiener Niederlassung des »Spatenbräu« im Zierer-Hof, 1895, Wien Museum
© Wien Museum
Als Dirigent, Komponist, Musiklehrer und Direktor des Innsbrucker Musikvereins bewirkte Joseph Pembaur einen Aufschwung des Musiklebens in der Tiroler Landeshauptstadt. Gustav Klimt porträtierte ihn im Jahr 1890.
Joseph Pembaur der Ältere wurde am 23. Mai 1848 in Innsbruck als Sohn eines Verwaltungsbeamten und Gemeinderates geboren. Anfangs studierte Pembaur Jus an der Universität Innsbruck, wechselte dann aber zum Musikstudium nach Wien, wo er u.a. bei Anton Bruckner Kompositions- und Orgelunterricht erhielt. Sein Orgelstudium setzte er in München fort und widmete sich überdies bei Josef G. Rheinberger der Musiktheorie.
1874 kehrte er in seine Heimatstadt Innsbruck zurück und wurde Direktor des dortigen Musikvereins. Pembaurs Wirken führte zu einer bedeutenden Entwicklung in der Musikszene. Neben dem Dirigat von Gottesdienste in der lokalen Jesuitenkirche und seiner eigenen Orchestervereinigung, leitete er als Chormeister den Akademischen Gesangverein, die Innsbrucker Liedertafel sowie den Tiroler Sängerbund, den er 1881 wiederbelebt hatte. Ein besonderes Anliegen Pembaurs war die Schule des Musikvereins an der er zeitweise selbst Unterricht gab. Durch seine Bemühungen gelang die Schule zu neuem Ansehen und konnte in ein neues Gebäude übersiedeln, in dem sich noch heute das Konservatorium der Stadt Innsbruck befindet.
Obwohl Pembaur selbst ein Komponist der Nachromantik war, zeigte er durch seine Konzertprogramme starkes Interesse an zeitgenössischen Musikströmungen. Seine musikalischen Werke wurden international gefeiert. Die Deutsche Messe op. 62 (vor 1897) wurde als eines seiner bedeutendsten Stücke gefeiert und seine Männerchöre wurden in ganz Europa und Amerika zur Aufführung gebracht.
Josef Pembaur verstarb am 19. Februar 1923 in Innsbruck. Er hinterließ drei Söhne, Josef und Karl, die gleichfalls Musiker wurden sowie Walter, der eine Karriere in der Politik verfolgte.
Klimt und die Pembaur-Gesellschaft
Während der Feierlichkeiten um die Aufführung von Pembaurs Komposition Bilder aus dem Leben Walthers von der Vogelweide in Bozen 1889 wurde von den damals Anwesenden beschlossen, eine Pembaur-Gesellschaft zu dessen Ehren zu gründen. Zu den Teilnehmern der Feierlichkeiten gehörten auch Franz Matsch, Ernst und Gustav Klimt, die der Gesellschaft ebenfalls beitraten.
In diesem Zusammenhang malte Gustav Klimt 1890 ein Porträt Pembaurs. Das Gemälde ist eines der seltenen Männerporträts von Klimt. Möglicherweise wurde es vom Burgschauspieler Georg Reimers – Mitbegründer der Pembaur-Gesellschaft – für den Stammtisch im »Spatenbräu« in Wien (Wien I, Neuer Markt 6) in Auftrag gegeben und sollte dort im Kneipenraum hängen.

Gustav Klimt: Porträt Joseph Pembaur, 1890, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum
© Austrian Archives/Scala Florence
Das Porträt zeigt eine überaus realistische Halbfigur Pembaurs in schwarzem Anzug vor einem kräftig roten monochromen Grund. Diese fotorealistische Darstellung könnte auf eine Foto als Grundlage für die Darstellung hindeuten. Nachweislich nutzte Klimt vor allem in seinen frühen Jahren vermehrt Fotoaufnahmen als Vorlagen für seine Porträts. Die antikisierende Inschrift und das Datum in römischen Zahlen zeugen von Klimts Vorliebe zum Gebrauch historisierender Bildelemente. Auch die übrigen Bildmotive sind der Antike entlehnt, wobei Klimt hierfür Vorlagen aus der Literatur benutzte.
Selbst den goldenen Rahmen schmückte Klimt mit symbolträchtigen Motiven, die zum Teil Hinweise auf die Identität des Dargestellten geben. Er integrierte Symbole von antiken Vasen wie das stilisierte Meer, sieben Sterne, Fische und ionische Säulen sowie Symbole der Musik wie die Lyra und den Gott Apoll. Die Initialen des Münchener »Spatenbräus« – wo sich die Schauspieler und Künstler der Pembaur-Gesellschaft trafen – gibt Aufschluss über den Verwendungszweck des Werkes.
Literatur und Quellen
- Archiv der Universität Innsbruck, Sammlung Familie Pembaur.
- Wien Geschichte Wiki. Josef Pembaur. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Josef_Pembaur_der_%C3%84ltere (26.04.2020).
- Österreichisches Musiklexikon online. Pembaur. www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_P/Pembaur_Familie.xml (26.04.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Pembaur. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_P/Pembaur_Josef_1848_1923.xml;internal&action=hilite.action&Parameter=Pembaur* (26.04.2020).
- Art in Words. Josef Pembaur. artinwords.de/klimt-und-die-antike/klimt-josef-pembaur-1890/ (26.04.2020).
- N. N.: Das Walther-Denkmal in Bozen, in: Neuigkeits-Welt-Blatt, 17.09.1889, S. 4.
- Neues Wiener Tagblatt, 09.09.1910, S. 1-2.
- N. N.: M. K. (Max Kalbeck?): Reimers als Festredner, in: Neues Wiener Tagblatt, 09.09.1910.
- Georg Reimers: Burgtheater-Stammtische, in: Die Bühne. Wochenschrift für Theater, Film, Mode, Kunst, Gesellschaft, Sport, 3. Jg., Heft 72 (1926), S. 9-10.
- Herbert Giese: Franz von Matsch – Leben und Werk. 1861–1942. Dissertation, Wien 1976, S. 287-288.

Clara Pollaczek

Clara Pollaczek, um 1920, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Die Wiener Schriftstellerin und Lyrikerin Clara Pollaczek korrespondierte nachweislich mit Gustav Klimt und war mit den Literaten Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler bekannt. Mit Letzterem ging sie eine Beziehung ein.
Clara Pollaczek wurde 1875 in Wien geboren und war eine Tochter des Bankiers Louis Löb. Sie erhielt Privatunterricht und wurde schon früh schriftstellerisch tätig. Ihre ersten literarischen Arbeiten veröffentlichte sie unter falschem Namen – darunter der provokante Beitrag Mimi. Schattenbilder aus einem Mädchenleben, der 1897 in der Neuen Deutschen Rundschau erschien. Im Mai 1898 heiratete sie den jüdischen Großindustriellen Otto Pollaczek, der 1873 in Prag geboren wurde, und bekam mit ihm zwei Kinder. Ihr Ehemann beging knapp zehn Jahre später – vermutlich aufgrund finanzieller Probleme – mit nur 35 Jahren Suizid.
Erst in den 1920er Jahren nahm sie ihre schriftstellerische Tätigkeit wieder auf und betätigte sich auch als Übersetzerin. Pollaczek, die nach dem Ersten Weltkrieg stets ihren zweiten Vornamen, Katharina, anführte, erzielte vor allem mit ihren Beiträgen für die Zeitung Neue Freie Presse literarische Erfolge. Nach dem »Anschluss« Österreichs lebte sie zunächst in Prag und während des Zweiten Weltkrieges in der Schweiz. Nach Kriegsende emigrierte Clara Pollaczek nach Großbritannien, kehrte jedoch drei Jahre später wieder in ihre Heimatstadt Wien zurück, wo sie schließlich 1951 verstarb.
Liaison mit Arthur Schnitzler
Clara Pollaczek lernte bereits in jungen Jahren unter anderem die Literaten Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler persönlich kennen. Mit Letzterem führte sie in den 1920er Jahren eine mehrjährige Beziehung, die durch eine umfangreiche Korrespondenz und ihre erhaltenen Tagebücher belegt ist. Nach Schnitzlers Tod, im Jahr 1931, entstand ihr Typoskript Arthur Schnitzler und ich, das heute in der Wienbibliothek aufbewahrt wird. Darüber hinaus verfasste sie ihm zu Ehren mehrere Gedichte, die anlässlich seines Geburts- und Todestages in der Neuen Freie Presse publiziert wurden.
Korrespondenz mit dem Künstler Klimt
Lediglich ein Autograf, der vor einigen Jahren versteigert wurde, beweist, dass Clara Pollaczek auch mit dem Maler Gustav Klimt korrespondierte. Der Künstler schrieb der Feuilletonistin folgende Nachricht:
»Bin leider für diesen Abend schon vergeben – bitte nicht böse zu sein, daß ich Ihrer lieben Einladung abermals nicht Folge leisten kann. Bitte um gütige Entschuldigung! – Ich habe schon ›Pech‹ wie ich sehe und Sie werden mich nicht mehr einladen! Bitte um Nachsicht – Wünsche angenehme Feiertage«
Der Brief wurde von Klimt nicht datiert. Zurzeit ist auch nicht bekannt, ob es sich dabei um eine persönliche Einladung zu einer Gesellschaft oder um eine Einladung zu einer Veranstaltung handelte. Letzteres ist durchaus in Betracht zu ziehen, da Clara Pollaczek wiederholt eine Patronin des Wiener Kaufmännischen Balles war, der unter anderem im Februar 1900 und im Jänner 1901 in den Sofiensälen stattfand. Zu diesem Ereignis könnte sie Gustav Klimt vor oder zu Weihnachten eingeladen haben. Der Autograf wurde jedoch zuletzt zwischen 1905 und 1910 zeitlich verortet.
Literatur und Quellen
- Neue Freie Presse, 15.05.1934, S. 6.
- Neues Wiener Tagblatt, 17.01.1901, S. 7.
- Neues Wiener Journal, 22.02.1900, S. 12.
- Neues Wiener Journal, 18.04.1908, S. 6-7.
- Die Neuzeit. Wochenschrift für politische, religiöse und Cultur-Interessen, 13.05.1898, S. 205.
- Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen, Band 3, Wien - Köln - Weimar 2016, S. 2564.
- Georg Gaugusch: Wer einmal war. Das jüdische Großbürgertum Wiens 1800–1938, Band 2, Wien 2016, S. 2607-2609.
- Hansjörg Krug: Gustav Klimt selbstredend, in: Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012, S. 461-504.
- ÖNB. Ariadne. www.fraueninbewegung.onb.ac.at/node/2555 (14.05.2020).
- Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 4, Wien 1995, S. 572.
- Stephan Kurz, Michael Rohrwasser (Hg.): »A. ist manchmal wie ein kleines Kind«. Clara Katharina Pollaczek und Arthur Schnitzler gehen ins Kino, Wien 2012.

Erzherzog Rainer

Erzherzog Rainer fotografiert von Adele Perlmutter, 1871, Wien Museum
© Wien Museum

Festschrift anlässlich des 25-jährigen des. k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, 1889, MAK – Museum für angewandte Kunst
© MAK
Erzherzog Rainer von Österreich war Mitglied des Kaiserhauses und wirkte als Politiker und als Mäzen für Wissenschaft und Kunst. In den 1860er Jahren übernahm er das Protektorat über das neu gegründete k. k. Museum für Kunst und Industrie in Wien.
Erzherzog Rainer von Österreich wurde 1829 in Mailand geboren und war Sohn des Vizekönigs von Lombardo-Venezien. Seine Kindheit verbrachte er in der Lombardei. 1843 trat er in Wien in die Armee ein, wo er zunächst den militärischen Rang eines Feldmarschall-Leutnant erreichte. Später sollte er auch zum Oberkommandant der k. k. Landwehr und zum Feldzeugmeister ernannt werden. Ab den 1850er Jahren intensivierte sich seine politische Karriere. In diesem Zeitraum wurde Erzherzog Rainer von Kaiser Franz Joseph I. zum Präsidenten des ständigen Reichsrates berufen. Wenige Jahre später bekleidete er auch das Amt des nominellen Ministerpräsidenten und war anschließend Mitglied im Herrenhaus.
Ein Mäzen für Wissenschaft und Kunst
Der Politiker betätigte sich karitativ und fungierte auch als wichtiger Förderer für Wissenschaft und Kunst in Österreich: So ließ er – als Kurator und Ehrenmitglied – eine größere Spende der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zwecks Forschungsreisen zukommen und erwarb eine umfangreiche Papyrus-Sammlung aus Ägypten, die bis heute in der österreichischen Nationalbibliothek verwahrt wird. Außerdem war er Präsident der Weltausstellung Wien (1873).
Darüber hinaus übernahm er das Protektorat des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute: MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien). Die Gründung der neuen Wiener Kulturinstitution initiierten der Kunsthistoriker Rudolf Eitelberger und der Erzherzog gemeinsam. Anlässlich des 25jährigen Bestehens des Museums wurde am 24. Juni 1889 Erzherzog Rainer zum Dank eine Huldigungsadresse überreicht. Diese konzeptionierten und erstellten Lehrer und Schüler der Wiener Kunstgewerbeschule, wie Gustav Klimt, Ernst Klimt und Franz Matsch. Einem Bericht aus den Mittheilungen des k. k. Oesterreichischen Museums für Kunst und Industrie zufolge, bedankte sich Erzherzog Rainer mit folgenden Worten:
»Ich habe […] die Gelegenheit gehabt, die Entwickelung des Museums und der Kunstgewerbeschule zu verfolgen, und habe gesehen, wie weit sich diese Anstalt emporgehoben hat. […] Ich bitte Sie, meine Herren, in dieser Richtung fortzufahren und das Museum auf jener Höhe zu erhalten, welche die Anstalt heute einnimmt.«
Der Politiker versicherte darüber hinaus, dass er auch in Zukunft weiterhin im Interesse der Institution handeln werde. Die Huldigungsadresse selbst besichtigte Erzherzog Rainer, laut dem Bericht, im Museum in Gegenwart der Schulleitung und aller beteiligten Künstler, die ihm auch persönlich vorgestellt wurden.
Erst knapp zehn Jahre später legte Erzherzog Rainer sein Amt als Protektor des Österreichische Museums für Kunst und Industrie nieder und zog sich in seinen letzten Lebensjahren sukzessive aus der Öffentlichkeit zurück. Der geachtete Mäzen verstarb 1913; seine letzte Ruhestätte befindet sich in der Wiener Kapuzinergruft.
Literatur und Quellen
- Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biografie, Band 21, Berlin 2003, S. 122.
- N. N.: Der Lebenslauf Erzherzog Rainers, in: Politische Chronik der österreichisch-ungarischen Monarchie, Heft 1 (1913), S. 1-6.
- N. N.: Eine Huldigungsgabe für den Erzherzog Rainer, in: Mittheilungen des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Monatsschrift für Kunst und Gewerbe, N.F., 4. Jg., Heft 43 (1889), S. 409-411.
- Reichspost, 28.01.1913, S. 1-4.
- Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 4, Wien 1995, S. 628.
- Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 8, Wien 1983, S. 396.
- Wilhelm Mrazek: Die Huldigungsgabe der Kunstgewerbeschule an Erzherzog Rainer aus Anlass des 25jährigen Jubiläums des k. k. Österreichischen Museums im Jahre 1889, in: Alte und moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur, 23. Jg., Heft 158 (1978), S. 13-16.

Felix Salten

Felix Salten fotografiert von Madame d'Ora, 1911, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Felix Salten: Gustav Klimt – Gelegentliche Anmerkungen. mit Buchschmuck von Berthold Löffler, Leipzig 1903.
© Klimt-Foundation, Wien

Felix Salten: Die Gedenktafel der Prinzessin Anna, Wien und Leipzig 1902, Wienbibliothek im Rathaus
© Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung
Felix Salten war ein österreichisch-ungarischer Schriftsteller, Journalist und Mitglied des Literatenkreises Jung-Wien. Als Kunstkritiker setze er sich für Gustav Klimt ein. Sein weltbekanntes Werk Bambi erlang vor allem durch die Walt Disney Verfilmung weltweite Bekanntheit.
Felix Salten wurde als Siegmund Salzmann am 6. September 1869 in eine wohlhabende jüdische Familie in Budapest geboren, die bald darauf nach Wien übersiedelte. Nachdem sein Vater Phillip das Familienvermögen verspekuliert hatte, brach Felix die Schulausbildung am Gymnasium Wasagasse ab und arbeitete bei einer Versicherung. Gleichzeitig veröffentlichte er Gedichte und Rezensionen unter dem Künstlernamen Felix Salten.
Ab 1890 bewegte er sich im Zirkel Jung-Wien mit Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler, Richard Beer-Hofmann, Hermann Bahr und Karl Kraus, der im Café Griensteidl seinen Stammplatz hatte. Anfangs verband ihn vor allem mit Schnitzler und Kraus eine enge Freundschaft. Um 1894 kam es jedoch zum Zerwürfnis von Kraus und Salten. Neben dem unschönen Ende von Saltens Affäre mit der gemeinsamen Bekannten und Feministin Charlotte Glas, dürften auch Neid und Konkurrenz eine große Rolle hierbei gespielt haben. Karl Kraus griff seine ehemaligen Freunde ab diesem Zeitpunkt immer wieder literarisch an. 1902 heiratete Salten die Schauspielerin Otilie Metzl, worauf seine zahlreichen Verhältnisse ein Ende fanden. Das Paar hatte zwei Kinder, Paul Jakob und Anna Katharina.
Felix Salten als Kunst- und Theaterkritiker
Als Kunst- und Theaterkritiker erhielt er eine Anstellung bei der Wiener Allgemeinen Zeitung. Ab 1894 war er für Die Zeit tätig und publizierte in vielen bekannten literarischen Blättern. In seinen Rezensionen bekämpfte er den Antisemitismus, trat für die neu gegründete Secession und deren Ausstellungsprogramm ein.
1901 initiierte Salten gemeinsam mit Hermann Bahr das erste, kurzlebige Literatencabaret Jung-Wiener Theater zum lieben Augustin im Theater an der Wien. Dabei ließ er Plakate, Bühnendekoration und Kostüme von Kolo Moser gestalten.
1903 publizierte er, anlässlich der »Klimt-Kollektive«, seine Broschüre GUSTAV KLIMT in der er den Künstler als Vorkämpfer, Anführer und Programmatiker bezeichnete. Zudem verteidigte er die Fakultätsbilder und befürwortete den »Bruch mit den ikonographischen Konventionen«. Er lobte Klimts Frauenbild, deren Sinnlichkeit sowie die Aktualisierung der alttestamentarischen Ikonografie anhand des Gemäldes Judith I (1901, Belvedere Wien).
Welches persönliche Bild Salten von dem Jahrhundertkünstler hatte, zeigt sich durch dessen Beurteilung einer Porträtfotografie Klimts von Friedrich Viktor Spitzer 1907:
»Man schaue sich den Kopf von Gustav Klimt an, wie hier alles herausgebracht ist: die männliche Frische dieses Meisters, die Fülle seines Wesens, seine innere, fast kindliche Heiterkeit und sein versonnener Ernst. Und man wird finden, daß hier von Photographie kaum noch die Rede sein kann.«
Saltens anfängliche Begeisterung für die moderne Kunst sollte im Laufe der Jahre durch ein Bedürfnis nach herkömmlicher Ästhetik zunehmend gehemmt werden.
Hauptwerke und Kriegsjahre
1906 erschien unter dem Denkmantel der Anonymität das heute Salten zugeschriebene, bekannte Werk Josefine Mutzenbacher oder Die Geschichte einer Wienerischen Dirne von ihr selbst erzählt. Das Skandalwerk war zunächst nur in einer privaten Auflage unter der Hand verkauft worden, wurde aber schon bald nachgedruckt und - zum Teil in zensierter Fassung - neu aufgelegt.
Weitere bekannte Werke Saltens sind Wurstelprater mit 75 Fotografien von Emil Mayer und seine 1923 erschienene, weltbekannte Tiergeschichte Bambi. Eine Lebensgeschichte aus dem Walde, die 1942 von Walt Disney günstig angekauft und verfilmt wurde. In den Jahren 1913 bis 1918 war Salten zudem sehr aktiv als Drehbuchautor und Regisseur im Filmgewerbe tätig.
Während des Ersten Weltkriegs diente Salten im Kriegsarchiv. Zunächst kriegsbegeistert, kippte seine positive Einstellung 1917. Salten setzte sich stark für den Erhalt österreichischen Kulturerbes ein. So kritisierte er 1927 die Ablehnung des Erbes der Wiener Kunstsammlung Figdor - vermutlich aus antisemitischen Gründen - durch den Staat Österreich. In den folgenden Jahren war Salten Präsident des Österreichischen PEN-Clubs - der sich für einen internationalen Intellektuellen Austausch von Schriftstellern einsetzte - bis seine Bücher 1933 vom NS-Regime in Deutschland verboten wurden.
Ein Jahr nach dem Anschluss Österreichs 1938 flüchtete Salten mit Hilfe seiner Tochter aus Wien und verbrachte seinen Lebensabend in Zürich, wo er eine Fortsetzung zu Bambi (Bambis Kinder) sowie weitere Tierbücher verfasste. Salten starb am 8. Oktober 1945 in Zürich und wurde dort auf dem Israelitischen Friedhof bestattet.
Literatur und Quellen
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Felix Salten. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Salten_Felix_1869_1945.xml (26.03.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Felix Salten. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Felix_Salten (26.03.2020).
- Manfred Dickel: »Ein Dilettant des Lebens will ich nicht sein«: Felix Salten zwischen Zionismus und Jungwiener Moderne, in: Jenaer germanistische Forschungen, Band 23, Heidelberg 2007, S. 126.
- Michael Gottstein: Felix Salten (1869-1945). Ein Schriftsteller der Wiener Moderne, Würzburg 2007.
- Marcel Atze (Hg.): Im Schatten von Bambi. Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne. Leben und Werk, Ausst.-Kat., Wien Museum MUSA (Wien) - Wienbibliothek im Rathaus (Ausstellungskabinett, Wien), 15.10.2020–19.09.2021, Wien 2020.

Arthur Schnitzler

Arthur Schnitzler fotografiert von Madame d'Ora, 1915, Theatermuseum, Wien
© KHM-Museumsverband

Die Gruppe »Jung-Wien«: stehend Richard Beer-Hofmann und Hermann Bahr, sitzend Hugo von Hoffmannsthal und Arthur Schnitzler fotografiert von Anna Krieger, um 1895, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Premiere-Zettel von Arthur Schnitzlers »Reigen« in den Kammerspielen des Deutschen Volkstheaters, Wien, 01.02.1921, Theatermuseum, Wien
© KHM-Museumsverband
Arthur Schnitzler zählte zu den wichtigsten österreichischen Schriftstellern um die Jahrhundertwende. In seinem literarischen Werk behandelte er soziale sowie politische Missstände seiner Zeit, wie das Aufkommen des Antisemitismus und den gesellschaftlichen Umbruch in Folge des Zusammenbruchs des Habsburgerreichs. Mit dem von ihm bewunderten Gustav Klimt verband ihn ein freundschaftliches Verhältnis.
Am 15. Mai 1862 wurde Arthur Schnitzler in eine assimilierte jüdische Familie als Sohn des Kehlkopfspezialisten Johann Schnitzler und der Arzttochter Luise, geb. Markbreiter, in Wien geboren. Wie schon sein Vater und Großvater studierte er Medizin in Wien und arbeitete anschließend als Arzt im Wiener Allgemeinen Krankenhaus. Bereits in jungen Jahren hatte Schnitzler auch Interesse an Kunst und Literatur bekundet, es wurde ihm jedoch nie ermöglicht dieses aktiv zu verfolgen.
Ein Mediziner als Schriftsteller
Um 1890 begegnete er im Café Griensteidl dem Literatenkreis Jung-Wien, der von Hermann Bahr gefördert wurde. Richard Beer-Hofmann zählte ebenso zu seinen Freunden wie Hugo von Hofmannsthal und Felix Salten. Diese Kontakte führten dazu, dass Schnitzler vermehrt seiner Tätigkeit als Autor nachging. Nachdem er bereits als Redakteur für die von seinem Vater gegründete Internationale Klinische Rundschau tätig gewesen war, publizierte er 1892 den Einakter-Zyklus Anatol sowie diverse Gedichte und Prosa. Bedingt durch seine Tätigkeit als Arzt war die Psychoanalytik wichtiger Bestandteil seiner literarischen Schöpfungen. Vor allem Sigmund Freuds Traumdeutung (1900) – den Schnitzler bereits seit 1885 persönlich kannte – stellte für den Autor eine wichtige Inspirationsquelle dar.
Nach dem Tod des Vaters 1893 und der Eröffnung einer privaten Praxis löste sich der jahrelange Konflikt zwischen medizinischer und literarischer Tätigkeit.
Der Durchbruch gelang Schnitzler 1895 als der Verlag S. Fischer seine Agenden übernahm und das Schauspiel Liebelei am Wiener Burgtheater uraufgeführt wurde. Schnitzlers Werke, die der Wiener Gesellschaft einen brutal ehrlichen Spiegel vorhielten, erregten jedoch auch viel Unmut. In der Weihnachtsbeilage der Neuen Freien Presse 1900 publizierte Schnitzler seine Monolognovelle Leutnant Gustl, in der er das k. k. Militär offen kritisierte, woraufhin ihm der Offiziersrang aberkannt wurde. Der 1897 publizierte Zyklus Reigen fiel der Zensur zum Opfer. Als das Stück Jahre später 1920 in Berlin und 1921 Wien aufgeführt wurde, kam es zu diversen antisemitischen Störaktionen. In Berlin wurde Schnitzler sogar der Prozess wegen Verletzung des Sittenrechts gemacht. Der Autor selbst veranlasste daraufhin ein Aufführungsverbot, das bis 1982 aufrecht bleiben sollte. Trotz der herben Kritiken und Anfeindungen erhielt Schnitzler 1899 den Bauernfeldpreis und avancierte zum berühmtesten Dramatiker Österreichs. Mit Aufkommen des politischen Antisemitismus hatte Schnitzler zunehmend mit Anfeindungen zu kämpfen. In seinem Roman Der Weg ins Freie (1907) thematisierte er die prekäre Situation des assimilierten Wiener Judentums, das dem Antisemitismus ausgesetzt war. Auch in seinem Drama Professor Bernhardi (1912) schilderte er intrigantes Verhalten gegen einen jüdischen Spitalsdirektor. Das Stück erhielt in Österreich Aufführungsverbot.
Mit der Scheidung von der Schauspielerin Olga Gussmann nach 18 Ehejahren 1921, dem Selbstmord seiner 18jährigen Tochter Lilli, dem Reigen-Skandal und einsetzender Schwerhörigkeit vereinsamte Schnitzler zunehmend, während sein Ruf als Schriftsteller sich durch Übersetzungen international verbreitete. Schnitzler verstarb am 21. Oktober 1931 und wurde in der alten Israelitischen Abteilung am Wiener Zentralfriedhof begraben. Das Verbot seiner Werke durch das NS-Regime 1933 musste er also nicht mehr miterleben.
Schnitzlers Verhältnis zu Klimt
Arthur Schnitzler war ein ausgesprochener Bewunderer Klimts. In zahlreichen seiner Tagebucheinträge betont er seine Liebe zu dem Künstler, schildert sogar dass ihm der Maler in seinen Träumen begegne: »Ich liebe ihn [Anm.: Gustav Klimt] im Traum sehr (noch mehr als in Wirklichkeit).« Kennengelernt hatten sich die beiden über denselben Bekanntenkreis. Vor allem die Familie Zuckerkandl bildete einen gemeinsamen Schnittpunkt. Schnitzler hatte sich mit Otto Zuckerkandl aufgrund des gemeinsamen Medizinstudiums angefreundet. Im Zuge dieser Freundschaft lernte er auch auf die Schwägerin Ottos, Berta Zuckerkandl, kennen, die ihrerseits wieder engen Kontakt zu Klimt pflegte. Auf zahlreichen sozialen Veranstaltungen, besonders im Salon von Berta Zuckerkandl, im Hause Moll und im Kreise der Familie Mahler, trafen die beiden Männer immer wieder aufeinander. Schnitzler beschreibt Klimt als den »lustigen Faun« der Tischgesellschaft.
Nicht nur privat sondern auch künstlerisch war Schnitzler an Klimt interessiert. Immer wieder finden sich in seinen Tagebucheinträgen Berichte zu Klimts Schaffen. So begutachtete er 1911 Der Stocletfries (1905–1911, Privatbesitz) in der Mosaikwerkstätte Leopold Forstners. Im März 1907 sah er bei einem Besuch bei Fritz Waerndorfer – bei dem auch Klimt selbst anwesend war – Die Hoffnung I (1903/04, National Gallery of Canada, Ottawa). Immer wieder erhielt er von seiner Frau Olga Klimt-Zeichnungen als Geschenk. Als Schnitzler 1915 anlässlich seines 53. Geburtstages von seiner Frau eine solche Zeichnung erhielt, besuchten diese Klimt in seinem Atelier in der Feldmühlgasse, um das Blatt signieren zu lassen. In seinem Tagebuch betont Schnitzler wiederrum die tiefe Verbundenheit, die er zu Klimt empfand:
» […] Hietzing, zu Klimt. Atelier Feldmühlgasse, mitten in altem Garten. Er zeigt mir seine Zeichnungen, einige Bilder, Landschaften, Portraits, Phantasien, vollendete und unvollendete; insbesondere die Landschaften wunderschön. Er ist noch nach keinem ‚glücklich‘ gewesen. Er signiert mir die gekaufte Zeichnung, gibt O. [Anmerkung: Olga Gussmann] eine Photographie mit. Führt uns in Räumen und Garten umher; und ich fühle – bei allen Unterschieden, und der Überlegenheit seiner Künstlerschaft gegenüber – eine ganz im tiefen verborgene Verwandtschaft.«
Später verewigte Schnitzler den verehrten Maler durch eine Anspielung in dem Bühnenstück Die Komödie der Verführung (1924). Er schreibt dabei von einem Maler: »[…] der von jeder Frau, die ihm sitzt, zwei Bilder malt. Das eine offiziell im Kostüm und dann ein anderes.«
Es wird außerdem angenommen, dass Schnitzler eine Inspirationsquelle für Klimts Schaffen darstellte. So wird vermutet, dass Klimts letztes, unvollendetes Werk Die Braut (1917/18, unvollendet, Klimt-Foundation, Wien) durch Schnitzlers gleichnamige Novelle aus 1891 angeregt wurde. Die Rolle der Frau als Gattin im Spannungsfeld mit ihrem Verlangen nach ungezügelter Sexualität findet sich sowohl im Gemälde als auch in der Novelle, ebenso das nachtblaue Kleid der Protagonistin.
Literatur und Quellen
- Arthur Schnitzler. Tagebuch. schnitzler-tagebuch.acdh.oeaw.ac.at/pages/show.html (26.11.2021).
- Franz Eder, Ruth Pleyer: Berta Zuckerkandls Salon – Adressen und Gäste, Versuch einer Verortung, in: Bernhard Fetz (Hg.): Berg, Wittgenstein, Zuckerkandl. Zentralfiguren der Wiener Moderne, Wien 2018, S. 212-233.
- Sandra Tretter: „Phantasien, vollendete und unvollendete“. Gustav Klimts Allegorie Die Braut im Kontext seines Spätwerks und Arthur Schnitzlers gleichnamiger Novelle, in: Sandra Tretter, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 22.06.2018–04.11.2018, Wien 2018, S. 167-177.
- Vera Brantl: Die familiären, politischen und kulturellen Netzwerke Berta Zuckerkandls, in: Bernhard Fetz (Hg.): Berg, Wittgenstein, Zuckerkandl. Zentralfiguren der Wiener Moderne, Wien 2018, S. 234-243.
- Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 5, Wien 1997, S. 117-118.
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Arthur Schnitzler. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Schnitzler_Arthur_1862_1931.xml (25.08.2022).
- Gerhard Hubmann: Menschen, die einmal beinahe Freunde waren, in: Marcel Atze (Hg.): Im Schatten von Bambi. Felix Salten entdeckt die Wiener Moderne. Leben und Werk, Ausst.-Kat., Wien Museum MUSA (Wien) - Wienbibliothek im Rathaus (Ausstellungskabinett, Wien), 15.10.2020–19.09.2021, Wien 2020, S. 184-205.
- Arthur Schnitzler Tagebuch. Akademie der Wissenschaften. www.oeaw.ac.at/de/acdh/projects/arthur-schnitzler-tagebuch (26.11.2021).
- Tagebucheintrag von Arthur Schnitzler vom 20.10.1911 (20.10.1911).
- Tagebucheintrag von Arthur Schnitzler vom 22.03.1907 (22.03.1907).
- Tagebucheintrag von Arthur Schnitzler vom 05.12.1912 (05.12.1912).
- Tagebucheintrag von Arthur Schnitzler vom 18.05.1915 (18.05.1915).
- Tagebucheintrag von Arthur Schnitzler vom 16.03.1916 (16.03.1916).

Franz Servaes

Franz Servaes fotografiert von Madame d'Ora, 1908
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Einblick in die X. Secessionsausstellung, März 1901 - Mai 1901, in: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, 16. Jg. (1900/01).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Einblick in die X. Secessionsausstellung, März 1901 - Mai 1901, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv und Grafiksammlung
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Der deutsche Schriftsteller, Journalist, Kunst- und Theaterkritiker arbeitete vorwiegend kunstjournalistisch und war in Berlin und Wien für die wichtigsten und progressivsten Zeitungen und Zeitschriften der Jahrhundertwende als Autor tätig.
Franz Theodor Hubert Servaes wurde am 17. Juli 1862 als Sohn eines Arztes in Köln geboren und besuchte dort das Gymnasium. Ab 1881 studierte er Kunstgeschichte und Germanistik an den Universitäten Tübingen, Leipzig und Straßburg und promovierte 1887. In Berlin fand er Anschluss an Literaten- und Künstlerkreise und begann seine journalistische Tätigkeit bei diversen Zeitschriften, manchmal unter den Pseudonymen Max Haese oder Albrecht Schütze. Unter anderem schrieb er für Jugend, die Deutsche Literaturzeitung, die Gegenwart, die Nation und über Empfehlung von Theodor Fontane erhielt er eine Theaterkritikerstelle bei der Vossischen Zeitung.
Franz Servaes Zeit in Wien
Servaes pflegte als Autor für die Waage erste Kontakte nach Wien. Ab 1899 arbeitete er über Vermittlung Hermann Bahrs als Kunstreferent und Feuilletonist für die Neue Freie Presse, die ihn 1900 auch als Berichterstatter zur Weltausstellung nach Paris schickte. Seine Arbeit wurde dabei von Karl Kraus kritisch beobachtet und glossiert. Nach Theodor Herzls plötzlichem Tod übernahm Servaes 1904 die Redaktion des Feuilletons der Neuen Freien Presse. Er berichtete laufend über das aktuelle Kunstgeschehen, oftmals auch über die Ausstellungen der Wiener Secession. Am 19. März 1901 erschien ein Artikel über die »X. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession«, in dem er die Gemälde von Klimt – darunter auch das erstmals präsentierte zweite Fakultätsbild Die Medizin (1900–1907, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt) besonders ausführlich beschrieb:
»Ein wenig hat man sich durchzuwinden auf der neuen Ausstellung, bis man ins Dorado der höchsten Kunstgenüsse gelangt. Aber dann bleibt wol [!] beim Eintritt in den großen Hauptsaal ein Jeder gefesselt stehen. Von zwei Seiten wird er gleich tüchtig ins Feuer genommen. Drüben sieht er mit einem Gewoge nackter Gestalten, mit viel Gold und starken Farben das neue Deckenbild von Klimt schimmern - und gleich nebenan biegt sich in leichtem Bogen, die Hinterwand entlang, eine lustige Galerie moderner Bildnisse, meist entzückender junger Frauen und Mädchen in Weiß oder Schwarz. Wohin nun zuerst sich wenden? Der neue Klimt ist natürlich der große ›Schlager‹ der Ausstellung, die Jeder gesehen haben muß, von dem Jeder muß sprechen können in Liebe oder Feindschaft.«
Im Juni 1908 besuchte Servaes die wegweisende »Kunstschau Wien«, über die er Rezensionen für die Berliner Tagezeitung Der Tag und die Zeitschrift Kind und Kunst verfasste. Zeitgleich schenkte er Gustav Klimt eine handschriftlich gewidmete Ausgabe seines neuen Buches über Wien, das als achter Band der Serie Stätten der Kultur erschien. Klimt bedankte sich in einem Brief für das Buch und sein »reges Interesse an meiner Ausstellung«.
Daneben fanden auch Servaes Bühnenwerke Anerkennung, beispielsweise die Uraufführung des Kleist-Dramas Der neue Tag (1904) und er veröffentlichte Romane, zum Beispiel Jahr der Wandlung (1935) und einige Künstlerbiografien, unter anderem über Giovanni Segantini, Rembrandt und Max Klinger.
Mit seiner Frau Martha Haese führte er eine bewegte Beziehung: 1893 heirateten sie, 1897 folgte die Scheidung und 1899 heirateten sie erneut. Gemeinsam erwarb das Ehepaar 1910 ein Haus mit Garten in Weidlingau im Wienerwald und bekam drei Kinder, Dagmar (Dagny), Roderich und Beate.

Julius Klinger: Plakat der Wiener Kunstschau in der Berliner Secession, 1916,
© Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Zurück nach Berlin
Nach Ausbruch des ersten Weltkrieges kündigte die Redaktion der Neuen Freien Presse viele Mitarbeiter und Franz Servaes übersiedelte im Oktober 1914 nach Berlin. Dort arbeitete er für den Berliner Lokal-Anzeiger und Der Tag. 1916 berichtete er in der Deutschen Kunst und Dekoration über die von Klimt als Präsident des Bundes Österreichischer Künstler auf Einladung der Berliner Secession organisierte »Wiener Kunstschau in der Berliner Secession«. Nach Gustav Klimts Tod verfasste er 1918 einen zwölfseitigen, umfangreich bebilderten Aufsatz über den Maler und dessen Werk.
Servaes' Frau Martha starb im März 1923 mit 52 Jahren und er veröffentlichte Erinnerungen unter dem Titel Anima Candida. Dem Andenken einer teuren Toten in der Neuen Freien Presse. Im darauffolgenden Jahr heiratete er seine zweite Frau Tilly Stiefel und lebte in Deutschland, bis er sich 1932 aus dem Berufsleben zurückzog.
Als Witwer übersiedelte Servaes 1940 wieder nach Wien zu seiner Tochter Dagmar, die als »Dagny Servaes« eine erfolgreiche Schauspielkarriere verfolgte. Franz Servaes verstarb am 14. Juli 1947.
Literatur und Quellen
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Franz Servaes. www.biographien.ac.at/oebl_12/193.pdf (04.06.2020).
- Markus Kristan: Kunstschau Wien 1908, Wien 2016, S. 229.
- Brief von Gustav Klimt an Franz Servaes (vermutlich Juni 1908). Autogr. 1253/28-1, Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken.
- Franz Servaes: Gustav Klimt, in: Velhagen & Klasings Monatshefte, 32. Jg., Heft 9 (1918), S. 21-32.
- Otto Wichtl: Leben und Werk von Franz Servaes (1862–1947), in: Verein für Geschichte der Stadt Wien (Hg.): Wiener Geschichtsblätter, 39. Jg., Heft 1, Wien 1984, S. 13-19.
- Franz Servaes: Secession. Eine Porträtgalerie. Gustav Klimt, in: Neue Freie Presse, 19.03.1901, S. 1-3.
- Franz Servaes: Wiener Kunstschau in Berlin, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 38 (1916), S. 41-54.
- N. N.: Todesfälle, in: Neue Freie Presse, 25.03.1923, S. 9.
- Franz Servaes: Anima Candida. Dem Andenken einer teuren Toten, in: Neue Freie Presse, 09.04.1923, S. 1-3.
- N. N.: Kunstspiegel. Franz Servaes ist tot, in: Die Weltpresse, 17.07.1947, S. 3.
- N. N.: Familiennachrichten, in: Neue Freie Presse, 11.12.1924, S. 6.
- N. N.: Franz Servaes, in: Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 5, Wien 1997, S. 206-207.
- Widmung von Franz Servaes an Gustav Klimt in seinem Buch: „Stätten der Kultur. Wien“ (Juni 1908). B225.

Adolf Wilbrandt

Adolf Wilbrandt fotografiert von Fritz Luckhardt in den 1870er Jahren
© Wien Museum
Adolf von Wilbrandt war Schriftsteller, Journalist und Übersetzer. In seiner Zeit als Burgtheaterdirektor führte die »Künstler-Compagnie« 10 Deckengemälde nach seinem Programm für das neue Burgtheater aus.
Als Sohn des Politikers, Ästhetik- und Literaturwissenschaftlers Christian Wilbrandt wurde Adolf Wilbrandt am 24. August 1837 in Rostock, Mecklenburg, geboren.
Er besuchte das Gymnasium und die Universität seiner Heimatstadt, wo er zuerst Rechtswissenschaften und dann Kunstgeschichte und Geschichte studierte. Er verbrachte einige Semester an den Universitäten in Berlin und München und promovierte schließlich 1895 zum Doktor der Philosophie in Rostock. Im selben Jahr wurde er Mitredakteur der Münchner Süddeutschen Zeitung, dem Organ des neu gegründeten Nationalvereins. 1860 jedoch wandte er sich vom Journalismus ab und begann seine Karriere als freier Schriftsteller. In den folgenden Jahren verbrachte er sein Leben in Berlin, Rostock, Frankfurt am Main, Rom und ab 1865 wieder in München. 1871 zog Adolf Wilbrandt nach Wien, wo er weiterhin als freier Schriftsteller tätig war. Zwei Jahre später heiratete er die Schauspielerin Auguste Baudius, die 1861 von Heinrich Laube ans Hofburgtheater geholt worden war. Das Paar hatte einen Sohn, Robert, später Nationalökonom.
In den Jahren 1877 bis 1881 lebte Wilbrandt in Deutschland, Österreich und Italien. Nach seiner Rückkehr nach Wien 1881 wurde er als Nachfolger von Franz Dingelstedt zum Direktor des Hofburgtheaters ernannt. In seiner Funktion als Direktor des neu erbauten Burgtheaters bestimmte er das Programm der Gestaltung der Deckengemälde in den Stiegenhäusern. Der Auftrag dazu erging an die Künstler-Compagnie mit Gustav und Ernst Klimt sowie Franz Matsch.
Das Programm Wilbrandts umfasste eine Darstellung der Geschichte des Theaters in 10 Bildern mit Dramatikern und Komödiendichtern aus unterschiedlichen Epochen. Die Künstler-Compagnie arbeitete 2 Jahre (1886–1888) an den dekorativen Bildern, wobei Gustav Klimt Dionysosaltar, Thespiskarren, Theater Shakespeares (mit einer Aufführung von Romeo und Julia) und Theater in Taormina ausführte. Von seinem eigenen Werk war Klimt wenig überzeugt, Kaiser Franz Joseph I. indes verlieh ihm aus Anerkennung das Goldene Verdienstkreuz mit der Krone.
1887 trat Wilbrandt von seinem Posten als Burgtheaterdirektor zurück und widmete sich in seiner Heimatstadt wieder vollständig dem Schreiben.
Adolf Wilbrandt wurde 1884 vom Bayrischen König in den Adelsstand erhoben.
Im Zentrum seines Werkes steht das Historiendrama, er verfasste aber auch Lyrik, Prosa und Lustspiele. Für sein Werk wurde er mehrfach ausgezeichnet, so erhielt er zwei Mal den Grillparzer-Preis (1875 und 1890) und den Schiller-Preis (1877).
Adolf von Wilbrandt verstarb am 10. Juni 1911 in Rostock.
Literatur und Quellen
- Archiv für Geschichte der Soziologie in Österreich. Adolf Wilbrandt. agso.uni-graz.at/marienthal/biografien/wilbrandt_adolf_von.htm (09.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Adolf Wilbrandt. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Adolf_Wilbrandt (09.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Burgtheater. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Burgtheater_(Geb%C3%A4ude) (09.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Auguste Wilbrandt-Baudius. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Auguste_Wilbrandt-Baudius (09.04.2020).

Berta Zuckerkandl

Berta Zuckerkandl fotografiert von Madame d'Ora, 1908
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Carl Moll: Weißes Interieur, 1905, Ansicht des Speisezimmers der Villa Zuckerkandl in der Nußwaldgasse, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 23 (1908/09).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Anton Kolig: Porträt Berta Zuckerkandl, 1925
© Wien Museum

Wohnung und Salon Berta Zuckerkandl im Palais Lieben, Oppolzergasse, um 1900
© Wien Museum

Berta Zuckerkandl: Brief von Berta Zuckerkandl an Anton Hanak, vermutlich nach dem 06.02.1918, LANGENZERSDORF MUSEUM, Hanak-Archiv
© Klimt-Foundation, Wien
Als Schriftstellerin, Literatin und Journalistin förderte Berta Zuckerkandl über ein halbes Jahrhundert lang die moderne Kunst. Ihr Salon war Treffpunkt für zahlreiche Künstler, Literaten und Wissenschaftler. Zu ihrem Freundeskreis zählten viele Secessonisten, so auch Gustav Klimt.
Berta Zuckerkandl wurde am 13. April 1864 in eine jüdische Familie geboren. Sie war die Tochter des Herausgebers der Zeitung Neues Wiener Tagblatt, Moriz Szeps und dessen Frau Amalie, geb. Schlesinger. Gemeinsam mit ihrer Schwester Sophie erhielt sie eine umfassende Bildung. Im Hause Szeps verkehrten außerdem zahlreiche Schriftsteller, Musiker und Schauspieler. Schon in jungen Jahren begleitete sie ihren Vater als Sekretärin zu französischen und englischen Politikern. Da der Vater mit Kronprinz Rudolf befreundet war, fiel es den beiden Töchtern leicht in der gehobenen Gesellschaft Fuß zu fassen. Berta heiratete 1886 den Arzt Emil Zuckerkandl, der später an der Universität Wien auf dem Gebiet der Anatomie lehrte. Sie hatte ihn 1883 über den Schriftsteller Berthold Frischauer kennengelernt. Emil war ebenfalls sehr Kunst interessiert und ein bedeutender Sammler. Die gesamte Familie ihres Ehemanns avancierte, vermutlich auch durch die Hilfe der kunstsinnigen Berta, zu einer der wichtigsten Sammler für Klimt Werke.
Mit der Verehelichung ihrer Schwester Sophie mit Paul Clemenceau, dem Bruder des späteren Ministerpräsidenten Frankreichs, wurde Paris zur zweiten Heimat für Berta, wo sie unter anderem mit Rodin und den Impressionismus Bekanntschaft machte.
Berta Zuckerkandl, die Secession und Gustav Klimt
Unermüdlich setzte sich Berta Zuckerkandl in ihren Kolumnen für die Secession, die Wiener Werkstätte, aber vor allem für Gustav Klimt ein. Ihre kunst- und kulturkritischen Artikel wurden in der Wiener Allgemeinen Zeitung, dem Neuen Wiener Journal, in Ver Sacrum und der Zeitschrift Deutsche Kunst und Dekoration sowie Kunst für Alle veröffentlicht.
Nach dem Vorbild ihrer Eltern unterhielt sie ab 1888 in der Günthergasse, im 9. Wiener Gemeindebezirk einen Salon, in dem sich sich die künstlerische Elite und das zukünftige Mäzenatentum traf. Klimt, Mahler, Moser und Moll zählten ebenso zu den Gästen wie Hermann Bahr, Arthur Schnitzler, Egon Friedell, die Familien Hellmann, Löw, Berl und Waerndorfer. Einige Jahre nach der Geburt des Sohnes Fritz 1895, übersiedelte die Familie und mit ihr der Salon in die Alserbachstraße. Laut Ludwig Hevesi war in einem der beiden Salons die Idee zur Gründung der Secession entstanden. Später verlagerte sich der illustre Zirkel in die Nusswaldgasse im 19. Wiener Gemeindebezirk, wo Berta und ihr Mann eine Villa in der Nähe der Künstlerkolonie auf der Hohen Warte kauften. Das kunstaffine Paar ließ ihren Wohnsitz von Josef Hoffmann und der Wiener Werkstätte ausstatten. Danke dem regelmäßigen Hausgast Carl Moll wurden die Innenräume des Wohnhauses samt asiatika Sammlung des Ehepaares gleich zwei mal malerisch dokumentiert.
Engagiert verhalf Berta Zuckerkandl Klimt zudem zu privaten Aufträgen unter ihren Gästen, die allesamt zu den bedeutendsten Sammlern des Künstlers werden sollten.
Seit der Gründung der Secession 1898 und der Wiener Werkstätte im Jahr 1903 publizierte Berta Zuckerkandl zahlreiche Abhandlungen in denen sie die Moderne Kunst verteidigte und für deren Verbreitung eintrat. Über ihre Schwester in Paris vermittelte sie Auguste Rodin und Eugène Carrière als außerordentliche Mitglieder an die Secession. Ersteren holte Berta 1902 im Zuge einer Ausstellung seiner Werke sogar nach Wien. Zudem verteidigten sie und ihr Mann Gustav Klimt vehement im Streit um die Fakultätsbilder. Zu Gunsten Klimts unterschrieb Emil Zuckerkandl als einer von 12 Universitätsprofessoren eine Petition die sich für die Anbringung der Klimt-Gemälde in der Aula aussprach. In Klimt sah Berta eine »Galionsfigur der revolutionären Kunstbewegung«, einen »Anführer, der Wegweiser, das von allen anerkannte Genie«. Ihr 1908 erschienenes Buch Zeitkunst hatte sie dem befreundeten Künstler mit der Widmung: »Gustav Klimt als Ersten und Größten dies kleine Zeichen eines guten Wollens. In Treue B. Z.« überreicht.
Nach dem Tod ihres Mannes 1910 und ihrer Mutter 1912 arbeitete sie als Übersetzerin und Journalistin. In diesem Zusammenhang ergab sich auch eine enge Zusammenarbeit mit Arthur Schnitzler, dem sie zeitlebens freundschaftlich verbunden war.
Nach einer schweren Erkrankung im Zuge derer sie das Sanatorium der befreundeten Familie Löw aufgesucht hatte, zog die Witwe 1916 in die Oppolzergasse beim Burgtheater, wo sie ihren Salon fortführte. Besonders eine aus der Nußwaldgasse übersiedelte, von Josef Hoffmann entworfene Sitzecke zeigt die lange Tradition dieses Treffpunkts für Kunst und Kultur auf:
»Diese Diwanecke ist ein Hauptbestandteil meines geselligen Lebens. Seit vielen Jahren treffe ich hier mit meinen Freunden zusammen«
Der Tod von Gustav Klimt 1918 hatte Berta Zuckerkandl hart getroffen. In einem Brief an Anton Hanak drückte sie ihren Schmerz ob des Verlustes aus:
»Ich muss mit Ihnen weinen! Wer hat Ihn so geliebt wie wir? Wer ihn so verstanden ? – Er lässt uns arm zurück. – Oh elende, dum[m]e, verbrecherische Natur! – Diesen Grossen - Gütigen - Einzigen schlägt sie nieder. Ich verzweifle! Ihre B. Z.«
In den folgenden Jahren sollte sie unermüdlich immer wieder über Klimt schreiben um seine Kunst und Errungenschaften für die Nachwelt zu bewahren. Sie war eine der wenigen, die auch noch Jahre nach dem Tod des befreundeten Malers über ihn berichtete. Außerdem fungierte sie 1928 als Teil des Ausstellungskomitees der »Klimt-Gedächtnis-Ausstellung« in der Secession.
1920 unterstützte sie Max Reinhardt und Hugo Hofmannsthal journalistisch in ihrem Bestreben, die österreichische Kultur in Form der Salzburger Festspiele zu retten.
Nach dem Ersten Weltkrieg engagierte sich die pazifistische Journalistin auch Abseits des Kulturgeschehens als Sprachrohr für internationales Wirken und setzte sich für Frieden und Völkerverständigung ein. Für das Neue Wiener Journal schrieb sie über die Außenpolitik Österreichs.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 war sie aufgrund ihrer jüdischen Abstammung gezwungen mit ihrem Enkel Emile zu ihrer Schwester nach Paris zu fliehen. Von dort aus reiste sie weiter nach Algier, wo sie während der Kriegsjahre journalistisch tätig blieb, jedoch zusehends verarmte. 1945 kehrte sie, schwer krank, nach Paris zurück, wo sie am 16. Oktober verstarb.
Literatur und Quellen
- Reinhard Federmann (Hg.): Berta Zuckerkandl: Österreich intim, Erinnerungen 1892- 1942, Wien 2013.
- De Gruyter. Bibliothek Forschung und Praxis. Band 42: Heft 1. Berta Zuckerkandl – Netzwerkerin der Wiener Moderne: Über die Sammlungen Emile Zuckerkandl an der Österreichischen Nationalbibliothek. www.degruyter.com/view/journals/bfup/42/1/article-p128.xml (06.04.2020).
- Der Standard. Nationalbibliothek erwirbt Zuckerkandl-Archiv (26.11.2012). www.derstandard.at/story/1353207349685/nationalbibliothek-erwirbt-zuckerkandl-archiv (06.04.2020).
- FemBio. Frauen. Biografieforschung. Berta Zuckerkandl. www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/berta-zuckerkandl/ (06.04.2020).
- Ö1. Das Porträt der Amalie Zuckerkandl. oe1.orf.at/artikel/641943/Das-Portraet-der-Amalie-Zuckerkandl (06.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Berta Zuckerkandl. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Berta_Zuckerkandl (06.04.2020).
- Berta Zuckerkandl-Szeps: Erinnerung an Gustav Klimt, in: Die Bühne. Wochenschrift für Theater, Film, Mode, Kunst, Gesellschaft, Sport, 11. Jg., Heft 386 (1934), S. 3-7.
- Christian M. Nebehay (Hg.): Gustav Klimt. Dokumentation, Wien 1969.
- Berta Zuckerkandl (Hg.): Zeitkunst. Wien 1901–1907, Wien 1908, S. 163-166.
- Franz Eder, Ruth Pleyer: Berta Zuckerkandls Salon – Adressen und Gäste, Versuch einer Verortung, in: Bernhard Fetz (Hg.): Berg, Wittgenstein, Zuckerkandl. Zentralfiguren der Wiener Moderne, Wien 2018, S. 212-233.

Egon Friedell

Egon Friedell als Geist Gothes im Theaterstück »Goethe«, 1937
© KHM-Museumsverband
Als freier Schriftsteller, Theaterkritiker, Kulturphilosoph sowie Kabarettist und Schauspieler prägte Egon Friedell das geistige Leben Wiens von der Jahrhundertwende bis zur nationalsozialistischen Machtübernahme.
Egon Friedell wurde am 21. Jänner 1878 als Sohn des Seidentuchfabrikanten Moritz Friedmann und seiner Ehefrau Karoline, geb. Eisenberger in eine jüdische Familie in Wien geboren. Sein Vater verstarb 1891 und Friedell lebte danach bei seiner Tante in Frankfurt. Nach der Matura 1899 studierte er in Wien Philosophie und promovierte über Novalis als Philosoph. 1897 konvertierte er zum protestantischen Glauben.
Über seinen Freund Alfred Polgar schloss er sich dem Kreis um Peter Altenberg und Karl Kraus an und verfasste Beiträge für Die Fackel. Ab 1906 arbeitete er als Kabarettist und Conférencier im Kabarett Nachtlicht und in der Fledermaus. Das Interieur der Fledermaus war von Josef Hoffmann gestaltetet und als Gesamtkunstwerk von der Wiener Werkstätte ausgestattet worden. Für den Vorraum entwarfen Bertold Löffler und Michael Powolny ein Mosaik aus über siebentausend bunt und figurativ gestaltete Keramikfliesen aus der Wiener Keramik-Werkstatt. Beiträge lieferten außerdem Oskar Kokoschka, Josef von Divéky, Carl Otto Czeschka, Josef von Divéky und Moriz Jung. Das beliebte Lokal entwickelte sich zum Hotspot der Wiener Gesellschaft und zum Künstlertreff, wo Gustav Klimt mit Freunden fröhliche Nächte verbrachte Gemeinsam mit Alfred Polgar führte Friedell den gefeierten parodistischen Einakter Goethe (1908) auf und wirkte von 1908 bis 1910 als künstlerischer Leiter des Kabaretts. In dem 1910 von Friedell mitbegründeten »Intimen Theater« wurden Stücke von August Strindberg, Frank Wedekind und von Maurice Maeterlinck erstmals in Wien inszeniert.
Friedell arbeitete als freier Schriftsteller, Kritiker und Schauspieler größtenteils in Wien. Ab 1916 nannte er sich anstatt Friedmann Friedell.
Als Friedells Hauptwerk als Schriftsteller gilt die Kulturgeschichte der Neuzeit (1927-1932, Neuauflage 1947-1950).Das Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Seine kulturkritischen Essays und Theaterkritiken bieten einen Einblick in das zeitgenössische kulturelle Geschehen Wiens. Er arbeitete auch als Übersetzer englischer und französischer Literatur. Außerdem verfasste er das Drama Judastragödie (1920), das im Burgtheater aufgeführt wurde.
Als Schauspieler, Dramaturg und Regisseur arbeitete Friedell mit Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin und 1924 bis 1929 als Ensemblemitglied im Theater in der Josefstadt zusammen.
Er war ein regelmäßiger Gast der Salonière Berta Zuckerkandl im Palais Lieben-Auspitz. Dort versammelten sich bei verschiedenen Jours fixes bedeutende Vertreter des Wiener Kulturlebens wie Gustav Mahler, Otto Wagner, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Max Reinhardt, Stefan Zweig, Franz Werfel. Zudem Josef Hoffmann, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Egon Schiele, Peter Altenberg und Jakob Wassermann sowie Erwin Piscator.
1937 beschlagnahmte das NS-Regime die historischen Schriften Friedells, da ihr Inhalt als unvereinbar mit dem von der NSDAP propagierten Geschichtsbild galt.
Kurz nach dem Einmarsch suchte die Gestapo am 16. März 1938 den Schriftsteller in dessen Wohnung auf. Um einer Verhaftung zu entgehen, beging Egon Friedell durch den Sturz aus dem Fenster im dritten Stock seines Wohnhauses Selbstmord. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Literatur und Quellen
- Deutsche Biographie. Egon Friedell. www.deutsche-biographie.de/sfz17237.html (23.04.2002).
- Ludwig Ullmann: »Die Zuckerkandl« oder 80 Jahre Jugend, in: Austro American Tribune, Anti-Nazi Monthly, Freiheit für Österreich, 2. Jg., Heft 8 (1944).
- Lemo. Lebendiges Museum Online. www.dhm.de/lemo/biografie/egon-friedell (23.04.2020).
- Österreichisches Kabarettarchiv. www.kabarettarchiv.at/Biografie-Egon-Friedell (23.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Egon Friedell. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Egon_Friedell (23.04.2020).
- Heinz Lunzer, Victoria Lunzer-Talos: Chansons, Grotesken, Vorträge. Die Literatur und deren Interpreten im Kabarett Fledermaus, in: Thomas Trabisch, Michael Buhrs, Barbara Lesák (Hg.): Kabarett Fledermaus 1907-1913. Ein Gesamtkunstwerk der Wiener Werkstätte. Literatur, Musik, Tanz, Ausst.-Kat., Museum Villa Stuck (München), 18.10.2007–27.01.2008; Theatermuseum (Wien), 18.02.2008–08.06.2008, Wien 2007, S. 99-117.

Alban Berg

Alban Berg fotografiert von Madame d'Ora, 1909, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Als musikalische Zentralfigur der Wiener Moderne wirkte Berg neben Schönberg und Webern an der Schnittstelle zwischen Kunst und gesellschaftlichem Leben. Berg gilt als der »Romantiker« der Zwölftontechnik der Wiener Schule.
Alban Berg wurde als Sohn eines Kunst- und Buchhändlers und einer Wiener Bürgerstochter am 9. Februar 1885 in Wien geboren. Sein musikalisches Talent wurde früh gefördert und neben seinem Klavierunterricht begann er ab 1900 eigene Kompositionen zu schreiben. 1904 machte er Bekanntschaft mit Arnold Schönberg und wurde sein Schüler. Gustav Mahler galt ihnen als unerreichtes Ideal. Damals bewegte Berg sich in der Stammtischrunde im Wiener Lokal hinter dem Burgtheater, dem Löwenbräu. Zu ihr zählten Peter Altenberg, Adolf Loos, Karl Kraus, Egon Friedell und Gustav Klimt. Klimt begegnete er später auch in der Villa Ast.
1907 wurden Bergs Werke erstmals öffentlich aufgeführt. 1907–1908 komponierte er die Klaviersonate op. 1 bereits nach dem neuen musikalischen Zugang seines Mentors Schönberg. 1910 schuf Schönberg ein Porträt von Berg, das sich heute im Wien Museum befindet. Unter dessen Obhut entwickelte sich Berg bis 1910 zu einem eigenständigen Komponisten.
Über Schönberg kam Berg mit Max Oppenheimer und Wassily Kandinsky in Kontakt. Eine freundschaftliche Beziehung bestand auch zu Carl Moll und Alma Mahler sowie Franz Werfel. Trotzdem arbeitete er zunächst als Rechnungsbeamter. Durch eine Erbschaft finanziell abgesichert, konnte Berg später dem Berufswunsch des Kompositionslehrers nachgehen.
1911 heiratete er Helene Nahowski. Sie lebten in Wien sowie zeitweise in Kärnten und der Steiermark.
Neben seiner Tätigkeit als Lehrer und Komponist war Berg außerdem Vortragsmeister des Vereines für musikalische Privataufführungen und Redakteur der Zeitschrift Musikblätter des Anbruchs sowie Vorstandsmitglied der österreichischen Sektion der Internationalen Gesellschaft für Neuere Musik.
1913 rief das vom Akademischen Verband für Literatur und Musik organisierte Skandalkonzert mit Kompositionen von Schönberg, Webern, Berg und Mahler heftige Reaktionen seitens des konservativen Wiener Publikums hervor. Bergs Entwicklung verlief von der Tonalität über die Atonalität zur 12-Töne-Technik.
Inspiriert von Georg Büchners Dramenfragment Woyzeck wandte sich Berg der Vertonung des literarischen Stoffes in eine Oper zu. Diese vollendete er aufgrund seines Militärdiensts im Ersten Weltkrieg erst 1921. Auf dem Begräbnis Gustav Klimts, am 9. Februar 1918, erschien Berg bereits in Uniform.
Mit Konzertfassungen dreier Teile der Oper gelang Berg im Sommer 1924 auf dem Musikfest des Allgemeinen Deutschen Musikvereins in Frankfurt am Main erstmals der Durchbruch. Als Erich Kleiber am 14. Dezember 1925 Wozzeck an der Berliner Staatsoper dirigierte, erntete die Aufführung Kritik. Dennoch wurde die Oper bis Ende 1936 zu einem internationalen Erfolg und an beinahe 30 Opernhäusern aufgeführt. Nach der Erstaufführung am 30. März 1930 an der Wiener Staatsoper wurde das Werk dort beachtliche 14 mal gespielt. Als erfolgreicher Opernkomponist widmete sich Berg auch der Kammermusik. Frank Wedekinds Tragödie Lulu vertonte er ab 1927 in einer weiteren Oper, die er bis 1934 weitgehend vollendete.
1935 komponierte er ein Violinkonzert, das er Alma Mahlers verstorbener Tochter Manon widmete. Nur wenige Monate nach der Fertigstellung starb Alban Berg am 24. Dezember 1935.
Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Hietzinger Friedhof in Wien.
Literatur und Quellen
- Österreichisches Musiklexikon online. Alban Berg. www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_B/Berg_Alban.xml (05.05.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Alban Berg. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Alban_Berg (05.05.2020).

Franz Blei

Franz Blei fotografiert von Madame d'Ora, 1916
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Der facettenreiche Franz Blei wirkte als Schriftsteller, Essayist, Kritiker, Satiriker, Herausgeber, Übersetzer, Librettist aber auch als Schauspieler. Sein humoristisches Werk Das große Bestiarium der modernen Literatur stellt die wichtigsten Autoren des 19. Jahrhunderts vor und wird bis heute neu aufgelegt.
Franz Blei wurde als Sohn eines gut situierten Schusters am 18. Jänner 1871 in Wien geboren. Er besuchte das Stiftsgymnasium in Melk. In den Jahren 1898–1900 lebte er in den USA und kehrte anschließend nach Europa zurück, wo er sich in Paris niederließ und ab 1900 in München lebte. Er setzte seine Ausbildung an den Universitäten in Wien, Paris, Zürich und Bern fort, wo er bei Richard Avenarius zum Dr. phil. promovierte.
In Wien bewegte er sich in sozialdemokratischen Kreisen und wurde Mitarbeiter Viktor Adlers. Zu jener Zeit schrieb er bereits für sozialdemokratische Blätter. 1905/06 gab Franz Blei die als pornografisch diffamierte Zeitschrift Der Amethyst heraus.
1907 war er Herausgeber der Neuauflage Die Hetärengespräche des Lukian mit 15 erotischen Zeichnungen von Gustav Klimt im Verlag Julius Zeitler. Die Blätter Klimts wurden im aufwendigen Verfahren als Lichtdrucke (Collotypie) illustriert. Eine Klimt Zeichnung mit erotischem Inhalt, die dieser Blei als Illustration für eine Publikation zum Geschenk machte, inspirierte mit großer Wahrscheinlichkeit die Idee für das Buchprojekt. Dabei übertrug Franz Blei den Text des spätantiken Autors Lukian von Samosata und inkludierte auch in anderen Übersetzungen ausgelassene Textstellen über lesbische Liebe. Heute zählt das Erotikon zu den schönsten Büchern des europäischen Jugendstils.
Im Verlag Julius Zeitler erschien 1907 auch Bleis Zeitschrift Die Opale. Blätter für Kunst und Literatur. 1908 bis 1910 erschien die als bibliographische Rarität von Blei, Carl Sternheim und Alfred Walter Heymel herausgegebene Monatsschrift Hyperion. Darin wurden die ersten Prosa Texte von Franz Kafka publiziert aber auch literarische Arbeiten von Rainer Maria Rilke, Robert Musil und Hugo von Hofmannsthal mit Illustrationen von Gustav Klimt, Edouard Manet, Vincent van Gogh, Auguste Rodin, Aubrey Beardsley und Jules Pascin. Von der Wiener Werkstätte wurden dazu Einbände für die jährliche Sammlung gestaltet.
In der Zeit um 1910/11 schuf Max Oppenheimer ein Porträt Bleis (Franz Blei, 1910/11, mumok. Museum moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien) sowie eine Porträtzeichnung, die in der expressionistischen Zeitschrift DIE AKTION erschien.
Während des Ersten Weltkriegs war Blei bis 1916 im Kriegspressequartier, da er den Dienst mit der Waffe ablehnte. Er arbeitete im Auskunftsbüro des Roten Kreuzes und 1917 als Sekretär des Kriegsspekulanten Josef Kranz, der Bleis Zeitschrift Summa finanzierte. Der mit Paris von Gütersloh und Franz Werfel befreundete Blei vertrat katholisch-pazifistisch-revolutionäre Tendenzen. Mit Gütersloh gab er später Die Rettung mit Texten von Hermann Broch, Robert Musil und Blei selbst heraus.
1918 hatte er Kontakt mit den Rotgardisten Egon Erwin Kisch und Bernhard Förster, denen er sich jedoch nicht anschloss, obwohl er wie Werfel und Gütersloh damals für eine sozialistische Republik eintrat.
Im August 1919 war er für die Ballettaufführungen des Burgtheaters im Schlosstheater Belvedere mitverantwortlich, wo u.a. Grete Wiesenthal auftrat. Das Libretto, das er 1920 schrieb, vertonte der damals umstrittene Komponist Paul Hindemith.
1927 wirkte er im Film Die Königin von Schottland von Leopold Jessner neben Franz Kuh als Schauspieler.
Im Jahr 1932 hatte er sich »in ungeheurer Weisheit von allen Geschäften zurückgezogen«, meinte Robert Musil, den Blei förderte. Blei verließ Deutschland, da er als »unerwünschter Autor« galt. 1933 wurden seine Bücher verboten. Bis 1936 hielt er sich auf Mallorca auf und arbeitete am Roman Das trojanische Pferd, in dem auch der spanische Bürgerkrieg thematisiert wird und er zeigte, »wie der wirtschaftliche und der ideologische Machtkampf einander ablösen und ergänzen.«
Nach einem Aufenthalt in Wien emigrierte er 1938 zuerst in die Schweiz, verließ jedoch 1941 Europa über Frankreich und Lissabon, um schließlich mit einem Notvisum in die USA gelangen zu können.
Nach dieser Odyssee verstarb Franz Blei vereinsamt am 14. Juli 1942 in Westbury, New York. Er hinterließ seine Ehefrau, die Zahnärztin Maria Franziska Lehmann, von der er bereits viele Jahre getrennt lebte und zwei Kinder, Maria Eva Sybilla und Peter Maria.
Franz Blei war bekannt für seine intelligenten Essays und scharfsinnigen Kritiken. Als Übersetzer übertrug er erstmals die Werke von André Gide, mit dem er in Kontakt war, ins Deutsche, aber auch von Paul Claudel, Charles Baudelaire, Oscar Wilde, Walt Whitman und Nathaniel Hawthorne. Er wirkte auch als Herausgeber und war als Büchersammler Mitbegründer der Gesellschaft der Münchener Bibliophilen. Besonders aktiv war er im Bereich der Zeitschriftenunternehmen.
Sein bekanntestes Werk ist die Spottschrift Das große Bestiarium der modernen Literatur (1920) in der die wichtigsten Autoren des 19. Jahrhunderts mit Illustrationen von Thomas Heine im Stil einer zoologischen Abhandlung humoristisch dargestellt werden. 1930 erschien seine Autobiographie Erzählung eines Lebens. In seinem Andenken wurde im 10. Wiener Gemeindebezirk die Bleigasse benannt.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Franz Blei. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Franz_Blei (29.04.2020).
- Österreichisches Musiklexikon online. Franz Blei. www.musiklexikon.ac.at/ml/musik_B/Blei_Franz.xml (29.04.2020).
- Deutsche Biographie. Franz Blei. www.deutsche-biographie.de/sfz4689.html (29.04.2020).
- 20er Jahre. Biografien. Franz Blei. litkult1920er.aau.at/litkult-lexikon/blei-franz/ (29.04.2020).
- Oesterreichisch-ungarische Buchhändler-Correspondenz, 57. Jg., Nummer 13 (1916), S. 139.
- Adolf Frisé (Hg.): Robert Musil: Briefe, Hamburg 1981.
- Stella Rollig, Tobis G. Natter (Hg.): Klimt und die Antike. Erotische Begegnungen, Ausst.-Kat., Unteres Belvedere (Wien), 23.06.2017–08.10.2017, München 2017.

Max Burckhard

Max Burckhard, in: Hermann Bahr: Erinnerungen an Max Burckhard, Wien 1913.
© Klimt-Foundation, Wien
Bis 1898 war Burckhard als Burgtheaterdirektor bemüht, neue Wege zu gehen und setzte vermehrt moderne Dramen auf den Spielplan. Er brachte Ibsen, Hauptmann, Schnitzler und Hofmannsthal zur Erstaufführung und schrieb für Ver Sacrum, der Kunstzeitschrift der Wiener Secession.
Max Eugen Burckhard wurde in Korneuburg geboren als Sohn eines Grundbuchführers am Kreisgericht. Er hatte eine Schwester namens Henriette und war mit Sophie Nissl verheiratet. Die Ehe wurde kinderlos geschieden.
Nach dem Gymnasium im Stift Kremsmünster studierte er auf Wunsch der Eltern Jus, obwohl er eigentlich Geistlicher werden wollte. Seine Habilitation bestritt er mit einem dreiteiligen Werk über das System des österreichischen Privatrechts und trat dann in das Landesgericht für Strafsachen ein. Danach wurde er 1886 Privatdozent für österreichisches Privatrecht an der Universität Wien. Von 1887 bis 1890 bekleidete er das Amt des Ministerialvizesekretärs im Ministerium für Unterricht und Kultur, wurde aber 36jährig überraschend zum Direktor des neuen Hofburgtheaters berufen, das nur zwei Jahre zuvor fertiggestellt und eröffnet worden war.
Eigentlich ohne näheren Bezug zum Theater, engagierte er sich sofort für die Erneuerung des Ensembles und holte die Schauspielerinnen Charlotte Wolter, Katharina Schratt, Hedwig Bleibtreu und die Schwestern Sandrock sowie Otto Tressler ins Ensemble. Besonders das Spiel von Friedrich Mitterwurzer überzeugte ihn. Das Programm seiner Wahl umfasste volkstümliche Klassiker von Ludwig Anzengruber und Ferdinand Raimund sowie moderne Dramen von Gerhart Hauptmann, Hugo von Hofmannsthal, Arthur Schnitzler und vor allem Henrik Ibsen, womit er das traditionsreiche Haus in die Moderne führte.
Ab 1891 erwähnte Schnitzler Burckhard regelmäßig in seinen Tagebüchern im Zusammenhang mit dem Literatenkreis von Jung-Wien. 1894 gab er ihm sein Drama Liebelei zu lesen, 1895 wurde es am Hofburgtheater uraufgeführt. Während Burckhards Zeit als Direktor waren 83 von 145 Stücken Erstaufführungen. Auch führte er billige Nachmittagsvorstellungen ein, um das Theater neuen Publikumsschichten zu öffnen. In seiner Linie als Burgtheaterdirektor wurde Burckhard durch Hermann Bahr gestärkt, der damals in der Redaktion des Wochenblattes Die Zeit arbeitete und wie Gustav Klimt im Salon von Berta Zuckerkandl verkehrte. Alma Mahler nannte Burckhard in ihren Tagebuchsuiten als häufigen Gast der Familie, u. a. schloss er sich auf der Italienreise 1899 den Molls an und zählte zu den Verehrern Almas. 1903 war Burckhard neben Bahr, Koloman Moser und Fritz Waerndorfer unter den ungenannten Herausgebern von Bahrs Verteidigungsschrift als Reaktion auf die Ablehnung der Fakultätsbilder Gegen Klimt.
Publikum und Kritiker reagierten mehrheitlich ablehnend auf Burckhards Kurs am Hofburgtheater, gesellschaftskritische Stücke moderner Autoren traditionellen Stücken vorzuziehen, was schließlich 1898 zu seinem Rücktritt führte.
In diesem Jahr wirkte er gemeinsam mit Hermann Bahr als literarischer Beirat für Ver Sacrum. Für die Erstausgabe im Jänner 1898 schrieb er den programmatischen Text, in dem er den Titel der Zeitschrift in seiner Symbolik auf ein antikes Ritual in Rom bezog. Durch eine Frühlingsspende weihten die Römer alles im Frühling zum Leben Erwachende den Göttern. Woraufhin die folgende junge Generation auszog, aus eigener Kraft Neues zu schaffen. Burckhard schrieb:
»VER SACRUM heiliger Weihefrühling, es ist ein gutes Wahrzeichen, unter dem der neue Künstlerverband ins Leben tritt: Die Entstehung des ewigen Rom, der Stadt der Künste und der Kunst, wird ja auch zurückgeführt auf ein VER SACRUM.«
Klimts Antikenrezeption wurde auf diese Weise von Burckhard theoretisch begründet.
Über seine Zeit als Burgtheaterdirektor verfasste Burckhard heitere Skizzen mit dem Titel Aus der Mappe eines Theaterdirektors. Burckhard hinterließ ein vielschichtiges, auch literarisches Werk. So verfasste er fachspezifische Abhandlungen sowie ein Epos mit dem Titel Lied vom Tannhäuser (1889). Weiters schrieb er zwei Romane Simon Thums (1897) und Gottfried Wunderlich (1906) sowie Märchen, Novellen und Romane. Er veröffentlichte ein satirisches Drama Die Bürgermeisterwahl (1897) und einige Volksstücke. Nach seinem Rücktritt als Direktor des Burgtheaters war er bis 1900 Hofrat am Verwaltungsgerichtshof. Danach übernahm er die Herausgeberschaft des Kulturteils der Zeit von seinem Freund Bahr. 1903 war Burckhard neben Bahr, Koloman Moser und Fritz Waerndorfer unter den ungenannten Herausgebern von Bahrs Verteidigungsschrift als Reaktion auf die Ablehnung der Fakultätsbilder Gegen Klimt.
Seine letzten Lebensjahre verbrachte Burckhard am Wolfgangsee in St. Gilgen, wo er mit psychischen Problemen kämpfte. 1912 verstarb er in Wien und wurde in Korneuburg begraben.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Max Burckhard. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Max_Eugen_Burckhard (29.03.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Max Burckhard. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_B/Burckhardt_Max-Eugen_1854_1912.xml (29.03.2020).
- Mein Bezirk. Max Burckhard. www.meinbezirk.at/tag/max-burckhard-korneuburg (29.03.2020).
- Gedächtnis des Landes.. gedaechtnisdeslandes.at/personen/action/show/controller/Person/ (29.03.2020).
- N. N.: [Zweiter Lese= Abend der „Concordia“], in: Neue Freie Presse, 15.11.1900, S. 6.
- Max Burckhard: Ver Sacrum, in: Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession (Hg.): Ver Sacrum. Organ der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 1. Jg., Heft 1 (1898), S. 1-3.
- Anthony Beaumont (Hg.): Alma Mahler-Werfel. Tagebuch-Suiten. 1898–1902, Frankfurt am Main 1997.
- Arthur Schnitzler. Tagebuch. schnitzler-tagebuch.acdh.oeaw.ac.at/pages/show.html (26.11.2021).
- Hermann Bahr: Erinnerung an Burckhard, Berlin 1913.

Josef Maria Eder

Josef Maria Eder fotografiert von Madame d'Ora, 1915, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Josef Maria Eder mit Professorenkollegen an der Technischen Hochschule, 1896
© ALBERTINA, Wien
Mit seiner Forschungstätigkeit rund um die Anwendung der Fotografie in der Wissenschaft und als österreichischer Fotochemiker errang Josef Maria Eder Weltruhm. Als Leiter der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren förderte er zudem die künstlerische Fotografie.
Josef Maria Eder wurde am 16. März 1855 als Sohn des Landesgerichtsrats Josef Eder in Krems geboren. Er besuchte das Piaristengymnasium in seiner Geburtsstadt und ging dann nach Wien, wo er 1872 das Studium der Chemie und Physik an der Universität Wien aufnahm. Zu seinen Lehrern gehörten unter anderem die Professoren Ludwig Boltzmann, Wilhelm Exner und Eduard Suess. Nach dem Erlangen seines Doktortitels wechselte er an die Technische Hochschule, wo er 1879 eine Assistentenstelle erhielt. Seine Habilitation schrieb Eder 1880 über Die Chemischen Wirkungen des Lichtes.
Gründung der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt
Nach seiner Habilitierung wurde Eder 1882 zum Professor für Chemie an der Staatsgewerbeschule in Wien ernannt. Er befasste sich eingehend mit der Spektralanalyse des Dreifarbendrucks und verfasste 1884 das Ausführliche Handbuch der Photographie. 1892 wurde er zum außerordentlichen Professor für Photochemie an der Technischen Hochschule ernannt. 1902 wurde er ordentlicher Professor und lehrte dort bis 1925. Als Mitglied und späterer Präsident der Photographischen Gesellschaft bemühte sich Eder gemeinsam mit seinem Schwager Viktor von Tóth um die Gründung der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren in Wien (heute: Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt). Es handelte sich dabei um die weltweit erste Institution dieser Art. Sie verband die Lehre über die chemischen Prozesse der Fotografie mit deren Anwendung in Kunst, Industrie und Wissenschaften. Eder leitete die Versuchsanstalt bis 1922 neben seinen anderen Tätigkeiten als Professor.
Die Heliogravüre als Kunstdruckverfahren
Eder hatte bereits 1882 über das Verfahren der Heliogravüre in seiner Abhandlung Über Heliogravüre in Strichmanier und in Halbtönen berichtet. In der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren wurde die Methode unter seiner Leitung entwickelt und perfektioniert. Sie erlaubte die Herstellung von Halbtönen und war somit Vorläufer der Farbfotografie. Die Möglichkeit der gezielteren Wiedergabe von Farbabstufungen wurde vor allem im Bereich der Kunst genutzt. Es entstanden zahlreiche Reproduktionen von Kunstwerken, so auch von Gemälden Klimts.

Gustav Klimt: Widmung von Gustav Klimt an Eduard Taaffe auf einer Heliogravüre des Gemäldes »Zuschauerraum im Alten Burgtheater«, 30.01.1890, Verbleib unbekannt
© Dorotheum Wien, Auktionskatalog 09.06.2021

Josef Maria Eder: Jahrbuch für Photographie, 1887
© Universitätsbibliothek Heidelberg
Bereits 1890 wurde eine Reproduktion von Klimts preisgekrönter Gouache Zuschauerraum im alten Burgtheater (1888, Wien Museum) hergestellt. Von 1908 bis 1914 erschienen mehrere Mappenwerke mit Drucken von Klimt-Gemälden, zuerst im Verlag H. O. Miethke und später bei Hugo Heller. Neben Lichtdrucken und Autotypien kam auch hier die Heliogravüre zum Einsatz.
Fotografie und Wissenschaft
Josef Maria Eder gilt als Begründer der wissenschaftlichen Erforschung der Fotografie. Zahlreiche Entwicklungen und fotografische Verfahren gehen auf seine Forschungen zurück, so auch die Entwicklung der Gelatinetrockenplatte an Stelle der nassen Kollodiumplatte und die Einführung der Chlorbromsilberemulsionen im Kopierprozess. Neben der Entwicklung neuer fotografischer Techniken förderte er auch aktiv junge Künstlerfotografen und Fotografinnen. Beispielsweise dürfte Anton Trčka seine Bekanntschaft mit Klimt, für den er eine Reihe an Porträtfotografien anfertigte, wohl einem Empfehlungsschreiben Eders verdanken.
In den Jahren 1887 bis 1931 gab Eder das Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik heraus. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften; seine Werke über Photochemie, Spektralanalyse und Röntgenstrahlenphotographie fanden internationale Bewunderung. Auf seinen Erfindungen beruht die weitere Entwicklung des Photo- und Kinematographiewesens. Von besonderer Bedeutung für die medizinische Diagnostik sind seine Untersuchungen über die Röntgenstrahlenphotographie.
Joseph Maria Eder wurde vielfach ausgezeichnet und geehrt. Er verstarb am 18. Oktober 1944 in Kitzbühel, wo er seine letzte Ruhestätte in einem Ehrengrab fand.
Literatur und Quellen
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Josef Maria Eder. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_E/Eder_Josef-Maria_1855_1944.xml (10.04.2020).
- Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt 150 Jahre, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 13.07.2012–27.01.2013, Wien 2012, S. 341.
- Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Klimt & Emilie Flöge. Fotografien, Wien 2012, S. 17.
- Uwe Schlögl: Klimt in Zeitgenössischen Fotografien, in: Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012, S. 84-97.
- Anna Auer (Hg.): Übersee / Exodus from Austria. Flucht und Emigration österreichischer Fotografen 1920-1940 / Emigration of Austrian photographers 1920-1940., Ausst.-Kat., Kunsthalle Wien (Museums Quartier, Wien), 16.01.1998–15.03.1998, Wien 1997, S. 84-91.
- Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg, 14.03.1940, S. 4.
- Buchdrucker-Zeitung, 19.05.1892, S. 200.
- Deutsche Biographie. Josef Maria Eder. www.deutsche-biographie.de/ppn118687824.html (08.11.2022).

Alexander Girardi

Alexander Girardi fotografiert von Madame d'Ora, 1918, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Als Star der goldenen Ära der Wiener Operette prägte Alexander Girardi die Theaterwelt maßgeblich. Vom Publikum verehrt und bei den Kritikern beliebt, war er auch gern gesehener Gast im Salon Zuckerkandl.
Am 5. Dezember 1850 kam Alexander Girardi in Graz zur Welt. Sein Vater, Andreas Philipp Girardi, war Schlossermeister und stammte aus Cortina d’Ampezzo. Er starb als sein Sohn acht Jahre alt war. Daraufhin heiratete seine Mutter, Marie Spindler, den ersten Gesellen und Meister Ignaz Sučič. Girardi folgte anfangs den Fußstapfen des Vaters und nahm eine Schlosserlehre im Betrieb des Stiefvaters auf. Gleichzeitig stand er erstmals auf den Bühnen von Haus- und Liebhabertheatern in Graz.
Nachdem sein Stiefvater 1868 verstorben war, wandte er sich vollends dem Theater zu, allerdings ohne das Wissen der Mutter.
Sein Debut feierte Girardi als Operettensänger und Gesangskomiker am 1. Juni 1869 am Kurtheater des steirischen Badeorts Rohitsch-Sauerbrunn unter der Leitung von Julius Böhm. Ohne je Schauspiel- oder Gesangsunterricht erhalten zu haben, spielte er nun in Nestroys Posse Tritsch-Tratsch den Tabakkrämer Sebastian Tratschmiedl und kam beim Publikum sehr gut an.
Seine nächsten Stationen waren Krems, Karlsbad, Bad Ischl und Salzburg, um schließlich 1871 ans Strampfer-Theater in Wien engagiert zu werden. Nach seiner ersten Rolle als Diener Lorenz in dem Schwank Nur zwei Gläschen, bespielte er diese Bühne gemeinsam mit Josefine Gallmeyer und Felix Schweighofer, der zu seinem langjährigen Rivalen wurde. Das Publikum, aber auch die Kritiker, nahmen Girardi auch hier begeistert an. 1874 wechselte er vor dem drohenden Konkurs Friedrich Stampfers auf das Beitreiben von Maximilian Steiner und Marie Geistinger ans Theater an der Wien. Dort wirkte er 22 Jahre lang als Mitglied des Ensembles und verhalf dem Theater zu seiner Blüte.
1896/97 verbrachte er eine Saison am Wiener Carltheater. Zu jener Zeit war Girardi in einen Skandal verwickelt, als seine erste Frau, Helene Odilon, versuchte, ihn wegen seiner angeblichen Kokainsucht durch Julius Wagner Ritter von Jauregg für geisteskrank und gemeingefährlich erklären zu lassen. Seine Kollegin Katharina Schratt rettete ihn davor in eine Nervenheilanstalt eingewiesen zu werden und erwirkte sogar eine Gesetzesreform zur Erschwerung einer zwangsweisen Einweisung von Geisteskranken. 1897 ließ sich Girardi scheiden und heiratete kurz darauf Eugenie Latinovics von Borsód. Girardi ist der Vater des Schauspielers und Schriftstellers Anton Maria Girardi.
Gustav Klimt verewigte Girardi und Katharina Schratt bereits Jahre zuvor in seinem Gemälde Zuschauerraum im alten Burgtheater (1888, Wien Museum, Wien).
1900 konnte Girardi seine Karriere am Deutschen Volkstheater in Charakterrollen weiterführen und wurde anschließend zu Gastspielen am Theater in der Josefstadt, am Raimund-, Johann-Strauß und Stadttheater geladen. Auftritte führten ihn nach Berlin, Hamburg und Dresden, wo er große Triumphe feierte. 1913 wirkte Girardi bei der Sascha-Film im Spielfilm Der Millionenonkel, wo er in 30 seiner populärsten Rollen gezeigt wird.
Girardi war besonders beliebt für seine Interpretation Raimund’scher Figuren, die Rolle des Valentin im Verschwender wurde zu einer seiner Paraderollen. Er glänzte aber auch in seinen komischen Rollen in den Operetten von Johann Strauss, Carl Millöcker, Edmund Eysler und Franz Léhar. Auch als Sänger von Wienerliedern war Girardi bekannt. Seine zahlreichen Schellackplatten fanden im gesamten deutschen Sprachraum Verbreitung.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs nahm Girardi Abschied von der Bühne und lebte hauptsächlich in Graz. Er kehrte nur einmal zurück, als ihn das Burgtheater als Fortunatus Wurzel für Raimunds Der Bauer als Millionär engagierte. Zwei Monate später, am 20. April 1918, verstarb Girardi, der Träger des Iffland-Rings war, in Wien im selben Jahr wie Gustav Klimt, Otto Wagner, Kolo Moser, Egon Schiele, Peter Rosegger und Victor Adler.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Alexander Girardi. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Alexander_Girardi (08.04.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Alexander Girardi. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_G/Girardi_Alexander_1850_1918.xml (08.04.2020).
- Ingrid Bauer, Christa Hämmerle, Gabriella Hauch (Hg.): Liebe und Widerstand: Ambivalenzen historischer Geschlechterbeziehungen, Wien - Köln - Weimar 2005, S. 290.
- N. N.: Der Salon Berta Zuckerkandl, in: Gertrude Enderle-Burcel (Hg.): Berta Zuckerkandl - Gottfried Kunwald: Briefwechsel 1928 – 1938, Wien 2018, S. hier 29, S. 27-30.
Hugo Haberfeld
Als Kunstexperte und Betreiber der Galerie Miethke machte sich Hugo Haberfeld, der auch als Journalist und Kunstschriftsteller tätig war, einen Namen. Er pflegte engen Kontakt mit Gustav Klimt, für dessen Werke die Galerie seit der Übernahme durch Carl Moll 1904 die Exklusivrechte innehatte. Auch mit Adolf Loos, der die Einrichtung seiner Wohnung gestaltete, verband ihn eine freundschaftliche Beziehung.
Hugo Haberfeld wurde am 24. November 1875 in Auschwitz/Oświęcim als Sohn eines jüdischen Fabrikanten geboren. Seine Kindheit verbrachte er im Kronland Galizien. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Bielitz (heute: Bielsko-Biala, Polen) ging er an die Wiener und Berliner Universität, wo er zunächst Rechtswissenschaften und Philosophie studierte. Später widmete er sich in Breslau/Wrocław dem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie, Geschichte und Philosophie. 1900 promovierte er mit einer Dissertation über den italienischen Renaissancemaler Piero di Cosimo. Während seiner Studienzeit freundete er sich mit Christian Morgenstern an.
Nach seiner Niederlassung in Wien, arbeitete Haberfeld anfangs als freier Journalist für die Tageszeitung Die Zeit und die Wiener Zeitung sowie einige bekannte Kunstzeitschriften.
Als häufiger Rezensent von Ausstellungen der Galerie Miethke, intensivierte sich Haberfelds Kontakt zur Galerie und er wurde 1907 neben Carl Moll als Galeriedirektor engagiert. Die Zusammenarbeit beider bescherte dem Wiener Kunstleben eine deutliche Qualitätssteigerung. Peter Altenbergs Freundin Helga Malmberg berichtete:
»Moll und Haberfeld hatten ein untrügliches Gefühl für den Wert eines Kunstwerks. Sie wussten, was dem Publikum gefallen musste, hatten aber auch den Mut, von Zeit zu Zeit neue Sachen zu bringen, die zu einer Sensation im Wiener Kunstleben wurden.«
Hevesi charakterisierte das Führungsduo folgendermaßen:
»Die Führung auf modernen Pfaden ist nun freilich auf die Galerie Miethke übergegangen. Die rastlose Energie Karl [sic!] Molls schafft da ein hohes künstlerisches Niveau, und in dem Muthesiusschüler Dr. Haberfeld ist ihm ein trefflicher Mitarbeiter zugewachsen. In diesen Räumen sieht man vor allem das Kühne, Starke, Neue, Vielangefochtene, das erst morgen anerkannt werden wird.«
Haberfeld und Moll war es gelungen, die Galerie Miethke zu einer der führenden in Mitteleuropa zu machen. 1911 fand dort die erste Personale Egon Schieles statt. Wesentlich war die kontinuierliche Präsentation der französischen Moderne mit Manet, Monet, Cézanne, van Gogh, Gauguin, Toulouse-Lautrec, wobei Haberfeld 1914 in einer Einzelausstellung Picassos kubistisches Werk zeigte. Fotografie und Arbeiten der Wiener Werkstätte waren ein fixer Bestandteil des modernen Galerieprogramms.
Aufgrund der Konkurrenzsituation verließ Moll 1912 die Galerie. Im selben Jahr hielt Haberfeld im Wiener Urania Theater einen viel beachteten Vortrag über Klimt. In seiner auch aus heutiger Sicht bemerkenswerten kunsthistorischen Analyse bemerkte er über die Bedeutung »fremder Einflüsse« in Klimts Werk und erwähnt zuerst Klimts Inspiration durch die Antike und Japan:
»Wie sich sein Verhältnis zur alten Kunst sublimiert, indem er der edlen Vollendung reifer Epochen die archaistische Frühe und die Müdigkeit der Verfallszeiten vorzieht, etwa die Herbheit griechischer Vasenbilder und den starren Glanz byzantinischer Mosaiken, wie er sich ferner von den exotischen Reizen der ostasiatischen Linienkunst bestricken lässt […]«,
es folgte Haberfelds Begründung für Klimts Auseinandersetzung mit Zeitgenossen:
»[…] so wirken unter den Zeitgenossen Minne und Toorop, Beardsley und Khnopff besonders auf ihn ein. Man hat in dieser Empfänglichkeit Klimts für das Hervorstechende fremder Individualitäten den Mangel einer eigenen erblicken wollen, aber nichts wäre falscher. Es scheint, dass der Künstler durch diese Verwandlungen hindurch musste, um sich selbst zu finden […].«
Außerdem ist in Haberfelds Text eine Beschreibung der Farbigkeit der Fakultätsbilder überliefert. Zu Die Philosophie (1900–1907, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt) bemerkte er:
»Beide Schöpfungen, in denen Klimt das Tiefste seiner Weltanschauung mit genialer Kraft der Versinnbildlichung in leuchtendsten Farben aussprach, sind voll von einer ergreifenden Schönheit. Die >Philosophie<, eine Symphonie in Grün und Blau, zeigt den um die Pole des Welträtsels und der Erkenntnis sich freudlos hinziehenden Kreislauf des Menschengeschlechtes, welchem in dem grauenvollen Zwang des Unabänderlichen einzig nur das tränenschwere Glück der Liebe Vergessen gibt.«
Die Philosophie beschreibt Haberfeld als eine »Symphonie in Grün und Blau«, die Die Medizin (1900–1907, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt), als eine »Symphonie in Rot und Gelb« und überliefert so das durch die Farbe definierte malerische Konzept Klimts:
»Auf der >Medizin<, einer Symphonie in Rot und Gelb, rollt der in Krankheit und Schmerzen zusammengeballte Menschenknäuel, in dessen Kern der Tod nistet, an Hygiea, der Göttin der Heilkunde vorüber, ein ewiges Sterben und Vergehen […]«.
Haberfeld übernahm als Dependance die Kunsthalle in Karlsbad und präsentierte in Wien Privatsammlungen.
1917 wurde Haberfeld Besitzer der Galerie und er verlegte sich auf den Kunsthandel. 1921 fanden dort Nachlassversteigerungen von Gustav Klimt, Rudolf von Alt und Ferdinand Georg Waldmüller statt.
Haberfeld war mit Adolf Loos befreundet und hatte diesen 1899 für die Gestaltung seiner Wiener Wohnung in der Alser-Straße 53 engagiert. Loos entwarf u.a. einen runden Haberfeld-Tisch, der von Friedrich Otto Schmidt ausgeführt wurde. Das Interieur ging 1938 verloren, als Haberfeld und seine Frau Paula Köberl auf der Flucht vor der rassistischen Verfolgung im NS-Regime mit der Tochter Marianne gezwungen waren, nach Paris zu emigrieren. 1940 kam es zur Auflösung der Galerie und das Archiv ist seither verschwunden.
Haberfeld verstarb am 6. Februar 1946 im Londoner Stadtteil Paddington.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Galerie Miethke. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Galerie_Miethke (21.04.2020).
- Lost Art. www.lostart.de/Content/051_ProvenienzRaubkunst/DE/Sammler/H/Haberfeld,%20Hugo.html (21.04.2020).
- N. N.: 1898, in: Gerd Hermann-Susen, Martin Anton Müller (Hg.): Hermann Bahr, Arno Holz, Briefwechsel 1887 – 1923, Göttingen 2015, S. 50-52, S. 51.
- Neues Wiener Tagblatt, 11.05.1921, S. 9.
- Becsi Magyar Ujsag (Wiener Ungarische Zeitung), 13.05.1921, S. 8.
- Reichspost, 17.01.1912, S. 16.
- Elana Shapira: Die kulturellen Netzwerke der Wiener Moderne. Loos, Hoffmann und ihre Klienten, in: Eva B. Ottillinger (Hg.): Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne. Künstler, Auftraggeber, Produzenten, Ausst.-Kat., Hofmobiliendepot - Möbel Museum Wien (Wien), 21.03.2018–07.10.2018, Wien - Köln - Weimar 2018, S. 132-135.
- Wien Geschichte Wiki. Hugo Haberfeld. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hugo_Haberfeld (23.04.2020).
- Helga Malmberg: Widerhall, Wien 1961, S. 17.

Wilhelm Hartel

Wilhelm von Hartel fotografiert von Carl Pietzner, 1904, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Der Werdegang Wilhelm von Hartels umfasst mehrere Stränge. Zum einen verfolgte er eine universitäre Karriere auf dem Gebiet der Altphilologie, zum anderen war er anfangs als Lehrer, später als Unterrichtsminister in das Schulwesen involviert. Er engagierte sich außerdem für die Secession und setzte sich für Gustav Klimts Fakultätsbilder ein.
Wilhelm Hartel kam am 28. Mai 1839 in Hof, Mähren, als Sohn von Johann Hartel, Webmeister, später städtischer Rechnungsführer, und Josefa, geborene Effinger, zur Welt. Seine Gymnasialzeit verbrachte er in Troppau/Opava und in Prag, wo er Griechisch und Lateinunterricht erhielt. Danach studierte er ab 1859 in Wien klassische Philologie und Kunstgeschichte bei Rudolf Eitelberger. 1863 legte er die Lehramtsprüfung für Mittelschulen in Latein und Griechisch ab, promovierte und arbeitete als Gymnasiallehrer in Wien. Seine Habilitation mit dem Thema Kritische Beiträge zu Livius erfolgte 1866.
1869 heiratete er Flora Spatzier.
Die Stationen seiner universitären Karriere umfassten die Ernennung zum ao. Professor 1869 und 1872 zum o. Professor. In den Jahren 1874–1876 wirkte er als Dekan, 1882–1885 wurde er Senator, um schließlich 1890/1891 als Rektor der Universität Wien vorzustehen.
1891 wurde er außerdem zum Direktor der Hofbibliothek ernannt. In dieser Funktion bewirkte er die erste photographische Ausgabe der Tabula Peutingeriana (1888). 1896 stieg er zum Sektionschef für Hoch- und Mittelschulen im Ministerium für Kultus und Unterricht auf. 1899 wurde er Leiter des Unterrichtsministeriums unter Graf Clary und bekleidete in den Jahren 1900–1905 das Amt des wirklichen Unterrichtsministers in den Kabinetten Körber und Gautsch.
In seiner Amtszeit bewirkte Hartel eine neue Rigorosenordnung, die Zulassung von Frauen zum Medizinstudium und zum Dr. med. univ. beziehungsweise der Pharmazie, die Einrichtung theologischer Seminare, die Rangerhöhung der Hochschule für Bodenkultur, die Gewährung des Doktorats für Techniker, den Neubau des AKH in Universitätsnähe und die Reform des Gymnasiallehrplans.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten behandeln Homer, Demosthenes und das attische Staatsrecht sowie das Corpus der lateinischen Kirchenväter. Weiters setzte er sich für den Erhalt einer Papyrussammlung für Wien ein.
Als Unterrichtsminister oblag ihm auch die Pflege der schönen Künste. Er gründete die Moderne Galerie und förderte die Sezession womit er seine Aufgeschlossenheit der zeitgenössischen Kunst gegenüber bewies.
1900 war Hartel Adressat der Resolution der Secessionskünstler zur Verteidigung Klimts gegen den Protest der Professoren zum Fakultätsbild Die Philosophie (1900–1907, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt). Hartel empfing die Secessionisten in besonderer Audienz. Am 20. März 1901 verteidigte Hartel anlässlich einer parlamentarischen Interpellation den Auftrag der Fakultätsbilder. 1905 erklärte sich das Unterrichtsministerium schließlich mit der Rückstellung der Bilder an Klimt einverstanden, wobei vermutet wurde, dass die Klimt-Affäre zu Hartels Rücktritt 1905 beigetragen habe.
Außerdem betraute Hartel Teresa Feodorowna Ries 1901 mit dem Auftrag der Skulptur der Heiligen Barbara an der Marine Kirche in Pula, trotz des Protests durch die Bildhauer des Künstlerhauses.
Hartel zählte zu den geladenen Gästen des Banketts von Karl Wittgenstein zu Ehren Max Klingers anlässlich der »XIV. Ausstellung« in der Secession.
1902, nach der Bewilligung der provisorischen Unterbringung der Modernen Galerie im Unteren Belvedere durch den Kaiser, urgierte Hartel die Verpflichtung des Staates »die besten Schöpfungen modernen Kunstlebens mit besonderer Berücksichtigung der heimischen Production in eigenen Galerien zu vereinigen und so den kommenden Geschlechtern als geistiges Erbteil« zu bewahren. In der Folge wurden bedeutende Werke der Moderne aus den Secessionsausstellungen angekauft. Am Tag der Eröffnung der Modernen Galerie am 7. Mai 1903 zählten bereits drei Gemälde von Gustav Klimt zur Sammlung. Die in St. Agatha entstandene Landschaft Nach dem Regen (Garten mit Hühnern in St. Agatha) (1898, Belvedere, Wien), Am Attersee (1900, Leopold Museum, Wien) und das Porträt Porträt Josef Lewinsky als Carlos in Clavigo (1895, Belvedere, Wien).
Wilhelm von Hartel verteidigte Arthur Schnitzler gegen antisemitische Angriffe anlässlich der Verleihung eines Literaturpreises 1903.
Auf sein Betreiben wurde in Carnuntum ein Museum errichtet, um die dort geborgenen Fundstücke der interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Er trug auch zur Restaurierung und Konservierung des Diokletianspalasts in Split/Spalato bei.
Hartel war Mitglied der königlich bayrischen Akademie in München, Ehrenmitglied der Gesellschaft der Wissenschaften in Göttingen, korrespondierendes Mitglied der Akademie in Berlin und der Real Academia de la historia in Madrid.
Wilhelm von Hartel verstarb am 14. Jänner 1907 an einem Herzinfarkt in Wien und wurde am Hietzinger Friedhof begraben. Auch heute noch wird der Wilhelm Hartel-Preis an Wissenschaftler vergeben, die herausragende wissenschaftliche Leistungen auf philosophisch-historischem Gebiet erbringen.
Literatur und Quellen
- N. N.: Wiener Kunstbrief. (Die Affäre Klimt. – Wiener Frühjahrs=Austellungen), in: Linzer Tages-Post, 23.04.1905, S. 2.
- Agnes Husslein-Arco: Gustav Klimt und das Belvedere, in: Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt 150 Jahre, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 13.07.2012–27.01.2013, Wien 2012, S. 7-11, S. 7.
- Beyondarts. beyondarts.at/guides/uni-wien-hauptgebaeude/festsaele/deckengemaelde/ (24.04.2020).
- Deutsche Biographie. Wilhelm Hartel. www.deutsche-biographie.de/sfz26150.html (24.04.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Wilhelm Hartel. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Hartel_Wilhelm_1839_1907.xml (24.04.2020).
- Republik Österreich. Parlament. Wer ist Wer. www.parlament.gv.at/WWER/PARL/J1848/Hartel.shtml (24.04.2020).
- Universität Wien. 650 plus-Geschichte an der Universität Wien. geschichte.univie.ac.at/de/artikel/die-fakultaetsbilder-von-gustav-klimt-im-festsaal-der-universitaet-wien (24.04.2020).
- Nikolaj Beier: »Vor allem bin ich ich…«. Judentum, Akkulturation und Antisemitismus in Arthur Schnitzlers Leben und Werk, Göttingen 2008, S. 18-19.
- Jeroen Bastiaan Van Heerde: Staat und Kunst. Staatliche Kunstforderung 1895–1918, Wien - Köln - Weimar 1993.

Hugo Hofmannsthal

Hugo von Hofmannsthal fotografiert von Aura Hertwig, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Der Lyriker, Essayist und Dramatiker Hugo von Hofmannsthal zählt zu den bedeutendsten österreichischen Literaten der Moderne. Sein Stück Jedermann, das bis heute das Herzstück der Salzburger Festspiele bildet, gelangte zu Weltruhm.
Hugo von Hofmannsthal wurde als Sohn des Bankdirektors Dr. Hugo von Hofmannsthal und dessen Ehefrau Anna Fohleutner in Wien geboren. Sein Vorfahre, der zum Rabbiner ausgebildete Isaak Löw Hofmann Edler von Hofmannsthal, Industrieller, wurde 1835 aufgrund seiner Verdienste als Philanthrop und Seidenproduzent in Wien geadelt. Dessen Sohn, Hugos Großvater, konvertierte zum katholischen Glauben und definierte sich selbst als katholischer österreichischer Aristokrat.
Zunächst von Hauslehrern unterrichtet, wechselte Hugo von Hofmannsthal ins Akademische Gymnasium, wo er 1892 maturierte. Bald verkehrte er im Café Griensteidl, wo er mit Arthur Schnitzler und Hermann Bahr bekannt wurde. Nach einer Reise durch Südfrankreich, studierte er an der Universität Wien Rechtswissenschaften, Romanistik und Französische Philologie. 1899 promovierte er und begann mit einer Habilitationsschrift über die Entwicklung Victor Hugos, entschied sich jedoch stattdessen freier Schriftsteller zu werden.
Während seiner Studienzeit frequentierte er die Salons Tedesco und Wertheimstein, wo er Ferdinand von Saar kennenlernte. Seine Interessen erstreckten sich auch auf die bildende Kunst, wobei er bei einem lebenden Bild nach Lawrence Alma-Tadema mitwirkte. In dem 1902 von ihm verfassten und in der Berliner Zeitung Der Tag publizierten fiktiven Brief des Lord Chandos an Francis Bacon definierte Hofmannsthal die kulturelle Krise der Jahrhundertwende und die Suche nach neuen Ausdrucksmitteln als Sprachkritik.
Als junger Schriftsteller verkehrte Hofmannsthal im Salon Berta Zuckerkandls, wo er auf Gustav Klimt traf und zählte zum dort ebenfalls willkommenen Autorenkreis von Jung- Wien mit Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann, Theodor Herzl, Leopold von Adrian, Stefan George, Felix Salten und Karl Kraus.
Nach weiteren Reisen nach Oberitalien und Paris heiratete er 1901 Gerty (Gertrud) Schlesinger und gemeinsam bezogen sie ein Barockschlösschen in Rodaun, wo er bis zu seinem Tod lebte. Das Paar hatte drei Kinder Christiane, Franz und Raimund. In seinem Haus empfing Hofmannsthal nicht nur seine Kollegen von Jung-Wien sondern auch Künstler wie Alfred Roller, Alma Mahler-Werfel, die Tänzerin Grete Wiesenthal, die Opernsängerin Selma Kurz und viele andere.
Hofmannsthal erkannte das »Wesen der Epoche« als »Vieldeutigkeit und Unbestimmtheit. Sie kann nur auf Gleitendem ausruhen und ist sich bewusst, dass es Gleitendes ist, wo andere Generationen an das Feste glauben«.
Hofmannsthal selbst war Kunstsammler und besuchte auch die Ausstellungen der Galerie Miethke. Er besaß Werke von Anton Faistauer und ein Gemälde von Vincent van Gogh. Nach dem Ersten Weltkrieg war er Gast im Salon Andy von Szolnay im Schloss Oberufer bei Pressburg, wo auch Gerhart Hauptmann, Richard Strauss, Franz Werfel und Carl Moll verkehrten.
Bis zum Ersten Weltkrieg konnte Hofmannsthal ungestört seinem Talent folgen. Nach dem Krieg etablierte er im Dialog mit Berta Zuckerkandl gemeinsam mit Max Reinhardt, Richard Strauss und dem Wiener Operndirektor Franz Schalk die Salzburger Festspiele. Sein Mysterienspiel Jedermann (1911) wurde dort 1920 in der Inszenierung Max Reinhardts erstmals in diesem Rahmen aufgeführt und bildet bis heute das Herzstück der Salzburger Festspiele.
Die intensive Zusammenarbeit mit Richard Strauss führte dazu, dass Hofmannsthal mehrere Libretti zu dessen Opern verfasste. Dazu zählen Elektra (1904), Der Rosenkavalier (1911), Ariadne auf Naxos (1912), Die Frau ohne Schatten (1919), Die ägyptische Helena und Arabella. Hofmannsthals Nachdichtungen griechischer Tragödien, seine Erzählungen und Essays sowie seine Lustspiele (wie Der Schwierige, 1921, der alle liebenswerten und schlechten Eigenschaften des Österreichertums hat) zählen zu den wertvollsten Beiträgen österreichischer Dichtkunst.
Hugo von Hofmannsthal starb am 15. Juli 1929, zwei Tage nachdem er seinen Sohn, der Suizid begangen hatte, begraben hatte.
Literatur und Quellen
- Hugo von Hofmannsthal Gesellschaft. Biografie. hofmannsthal.de/ (03.04.2020).
- Literaturmuseum. Hugo von Hofmannsthal. www.literaturmuseum.at/Literaten/Hofmannsthal.html (03.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Hugo von Hofmannsthal. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hugo_von_Hofmannsthal (03.04.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Hugo von Hofmannsthal. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Hofmann-Hofmannsthal_Hugo_1874_1929.xml (03.04.2020).
- Hugo von Hofmannsthal: Der Dichter und diese Zeit – Ein Vortrag, in: Gesammelte Werke, Reden und Aufsätze, Band 1, Frankfurt am Main 1979, S. 54.

Albert Ilg

Albert Ilg fotografiert von Josef Löwy, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Albert Ilg (Hg): Quellenschrift für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit. Neue Folge, Band VII, Wien 1896
© Universitätsbibliothek Heidelberg
Der Hauptverdienst des Kunsthistorikers Ilgs lag in seiner Tätigkeit als Museumsbeamter. In seiner Amtszeit erfolgte die Vereinigung der kaiserlichen Sammlungen im neuerbauten Kunsthistorischen Museum. Für dessen Innenausstattung war Ilg ebenfalls verantwortlich und so übernahm die »Künstler-Compagnie« nach dem Ableben Hans Makarts teilweise die Gestaltung.
Albert Ilg kam als Sohn des Papierhändlers Johann Martin und der Friederike, geborene May, in Wien am 11. Oktober 1847 zur Welt.
In seiner Heimatstadt studierte er zunächst Germanistik und Geschichte, anschließend Musik- und Kunstgeschichte bei Rudolf Eitelberger. 1871 wurde er Offizial am Österreichischen Museum für Kunst und Industrie und wirkte ab 1872 an der Kunstgewerbeschule des Museums als Dozent für Kunstgeschichte. 1876 trat er in die Verwaltung der Kunsthistorischen Sammlungen des Kaiserhauses ein, wo er 1884 zum Direktor der Sammlung von Waffen und kunstindustriellen Gegenständen berufen wurde. In dieser Funktion vereinigte er die Sammlungen im neuerbauten Kunsthistorischen Museum, wobei er erheblichen Anteil an der Neuaufstellung der Plastik- und Kunstgewerbesammlung hatte. Im Jahr darauf übernahm Ilg das Kunstreferat der Neuen Freien Presse.
1882 kam Martin Gerlachs Allegorien und Embleme heraus, in dem sich mehrere Zeichnungen von Gustav Klimt finden. Ilg stellte diesen, neben einer kritischen Würdigung der aufgenommenen Werke, auch die detaillierte Angabe von verwendeten künstlerischen Techniken und Vervielfältigungsverfahren voran. Damit erhielt Klimts Werk besondere Aufmerksamkeit durch Ilg.
1885–1894 gab Ilg unter dem Titel Gegen den Strom Flugschriften heraus, das kritische Organ einer von ihm gegründeten literarisch-künstlerischen Gesellschaft. Kunsthistorisch orientierte sich Ilg an Übersetzungen italienischer Kunstschriftsteller der Renaissance, die er in den Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit (1871), herausgegeben von Eitelberger, vorfand. Zu einer seiner bedeutendsten Publikationen gehören die Quelleneditionen im Rahmen dieser Schrift.
Anfangs lag Ilgs wissenschaftlicher Fokus auf dem Gebiet des Kunstgewerbes, ab 1882 begann er jedoch seine intensive Auseinandersetzung mit dem österreichischen Barock, die er mit einer Monographie über F. X. Messerschmidt einläutete. Ihren Höhepunkt fanden diese Bemühungen in einem unvollendeten Werk über die Familie Fischer von Erlach. Ilg hielt den Barock für den wahren österreichischen Baustil und missbilligte die Pläne der nichtösterreichischen Baumeister der Wiener Ringstraße, wie Theophil Hansen, Friederich von Schmidt und Heinrich Ferstl. Generell lehnte er die Ringstraße als zwecklos und als »prunkvolle Öde« ab. Seiner Einschätzung nach hätte Neu-Wien im Norden oder Osten der alten Stadt entstehen sollen.
Ilg war auch Verantwortlicher der Innenausstattung des Kunsthistorischen Museums sowie des Skulpturenschmucks der Neuen Burg. Er entwarf ein ikonografisches Programm in der Tradition barocker Raumdekorationen und beauftragte die Künstler-Compagnie mit der Ausführung der Zwickel- und Interkolumnienbilder. Die Brüder Gustav und Ernst Klimt sowie Franz Matsch stellten die Bilder, die für 1890 geplant waren, 1891 fertig. In einem Beitrag aus dem Jahr 1888 über die Deckenbilder der Künstler-Compagnie lobte Ilg die »seltenen Talente dieser hochbegabten jungen Künstler.« Weiters konstatierte er: »In Matsch und den Brüdern Klimt sind uns neue Kräfte entstanden, wie sie unsere Wiener Schule gar wohl brauchen kann. […] bald berührt es uns wie Makart, bald wie Alma Tadema.«
Nach seiner Ernennung zum Regierungsrat 1891 verstarb er am 28. November 1896 in Wien.
Literatur und Quellen
- Deutsche Biographie. Albert Ilg. www.deutsche-biographie.de/sfz36305.html (15.04.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Albert Ilg. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_I/Ilg_Albert_1847_1896.xml (15.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Albert Ilg. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Albert_Ilg (15.04.2020).
- Albert Ilg: Das neue Hofburgtheater, in: Die Presse, 11.10.1888, S. 1-3.
- Albert Ilg: Zwickelbilder im Stiegenhaus des k. k. Kunsthistorischen Hof-Museums zu Wien, Wien 1893.

Carl Lützow

Carl von Lützow fotografiert von Johann Viktor Krämer, 1887
© ALBERTINA, Wien
Lützow war ein deutscher Kunsthistoriker und Hochschullehrer dessen Wirkungsbereich Wien war. Er war Herausgeber der bedeutenden Zeitschrift für bildende Kunst mit dem Beiblatt Kunstchronik; seine Kataloge der Kupferstichsammlung haben bis heute Gültigkeit.
Als Sohn des Kammerherrn und späteren Schlosshauptmannes, Carl von Lützow und Bertha, wurde er in Göttingen am 23. Dezember 1832 geboren und wuchs in Schwerin auf, wo er die Bürgerschule und das Gymnasium besuchte. Im Wintersemester 1851/52 nahm er das Studium der klassischen Philologie sowie Archäologie in Göttingen auf. Zur gleichen Zeit wurde er Mitglied der Burschenschaft Hannovera. 1854 führte er seine Studien an der Universität in München fort, wo er in Kontakt mit Dichtern kam und mit Karl Lemcke Mitbegründer des Dichterkreises Die Krokodile wurde.
Lützow promovierte 1856 und ging im Jahr darauf nach Berlin, wo er sich dem Studium der archäologischen Sammlungen widmete. Nach einer Reise durch Italien 1858 verlagerte sich sein Interesse auf die mittlere und neuere Kunstgeschichte. 1859 erfolgte seine Habilitation in klassischer Archäologie in München. Als Privatdozent trug er über antike Kunst und Literatur vor. Sein kunsthistorisches Interesse vertiefte er auf Reisen durch Deutschland, Frankreich und England. Wegen beruflicher Schwierigkeiten entschied er sich 1863 nach Wien zu gehen, wo er u. a. von Rudolf von Eitelberger gefördert wurde. Zuerst Privatdozent an der Universität Wien, wurde er 1864 Nachfolger Eitelbergers als Universitätsdozent für Geschichte und Archäologie der klassischen Kunst (später Kunstgeschichte) an der Akademie der bildenden Künste. 1866 wurde ihm die Leitung der Bibliothek und der Kupferstichsammlung übergeben. In dieser Funktion veröffentlichte Lützow die ersten Kataloge der Sammlung, die heute noch von Gültigkeit sind. Danach wurde er in den Vorstand berufen. 1867 wurde er ao. Professor, 1882 ordentlicher Professor für Architektur am Polytechnikum Wien.
Obwohl er an drei unterschiedlichen Hochschulen nicht nur Lehrverpflichtungen sondern auch Verwaltungstätigkeiten nachging, verfolgte er eine rege publizistische Tätigkeit. Bereits ab 1863 mit der Herausgeberschaft der bedeutenden Zeitschrift für bildende Kunst mit dem Beiblatt Kunstchronik (erschienen im Leipziger Seemann-Verlag) betraut, veröffentlichte er Artikel für diverse Periodika und betätigte sich als Historiograph einschlägiger Institutionen, wie der Akademie der bildenden Künste.
Zu seinen bekannten Veröffentlichungen zählen: Die Meisterwerke der Kirchenbaukunst (1871), Die Geschichte der kaiserlich-königlichen Akademie der bildenden Künste (1877), Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart (1886), Die Kunstschätze Italiens in geographisch-historischer Uebersicht geschildert (1900) sowie Geschichte des deutschen Kupferstichs und Holzschnitts (1891).
Lützow war bekannt für seine Einschätzungen zur Entwicklung der aktuellen Architektur und informierte über das laufende Kunstgeschehen, womit er für eine Popularisierung der Anliegen der Kunstgeschichte beitrug. In Bezug auf das Burgtheater publizierte Carl von Lützow 1889 in seinem Beitrag in der Zeitschrift Die Graphischen Künste über die Kunst in Wien ein hymnisches Lob der Werke der Künstler-Compagnie, in dem er ausführte, das neue Hofburgtheater sei »für den heutigen Stand der Malerei […] der wichtigste Gradmesser«.
Carl von Lützow verstarb am 22. April in Wien, wo ihm ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof gewidmet wurde.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Carl Lützow. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Carl_von_L%C3%BCtzow (02.04.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexiko. Carl Lützow. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_L/Luetzow_Karl_1832_1897.xml (02.04.2020).
- Christoph Brenner: Der Burgtheater Zyklus, in: Gustav Klimt, Franz Matsch und Ernst Klimt im Burgtheater, Wien 2007, S. 31-55.

Gustav Mahler

Gustav Mahler fotografiert von Moriz Nähr, 1907
© Klimt-Foundation, Wien
Literatur und Quellen
- Dietmar Grieser: Stören bei Todesstrafe verboten. Gustav Mahler in Steinbach, in: Dietmar Grieser (Hg.): Nachsommertraum, Wien 1993, S. 20-32.
- Alessandra Comini: The Two Gustavs. Klimt, Mahler and Vienna’s Golden Decade, 1897–1907, in: Renée Price (Hg.): The Ronald S. Lauder and Serge Sabarsky Collection. Selections from the 3rd century BC to the 20th century, Germany, Austria, France, Ausst.-Kat., Neue Galerie New York (New York), 27.10.2007–02.04.2008, München - London - New York 2007, S. 32-53.
- Uwe Schögl, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Moriz Nähr. Fotograf der Wiener Moderne / Photographer of Viennese Modernism, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.08.2018–29.10.2018, Wien - Köln 2018.
- Mahler Foundation. mahlerfoundation.org/ (11.05.2020).
- Herta Blaukopf: Gustav Mahler. Komponist und Operndirektor, in: Robert Waissenberger (Hg.): Traum und Wirklichkeit. Wien 1870–1930, Ausst.-Kat., Museen der Stadt Wien (Wien), 28.03.1985–06.10.1985, Wien 1985, S. 162, S. 167.

Rosa Mayreder

Rosa Mayreder
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der Ersten österreichischen Frauenbewegung verfasste sie auch heute gültige feministische Essays. Rosa Mayreder war Schriftstellerin, Malerin, Musikerin und Kulturphilosophin.
Sie wurde als Rosa Obermayer am 30. November 1858 als Tochter des gut situierten Gastwirts Franz Obermayer geboren, der 46jährig in zweiter Ehe ihre Mutter, die 17jährige, gebildete Marie Engel geheiratet hatte. In ihrem autobiografischen Werk Das Haus in der Landskrongasse beschrieb sie ihre Jugend unter 12 Geschwistern. Da eine höhere Bildung für Mädchen damals nicht üblich war, erstritt sie für sich das Recht, dem Griechisch- und Lateinunterricht der Brüder beizuwohnen. 18jährig weigerte sie sich hinfort, ein Korsett zu tragen. Sie erhielt Privatunterricht in Französisch, Klavierspiel und Malerei bei Hugo Darnaut und machte die Erfahrung der mangelnden Bildungsmöglichkeiten für Mädchen. Bestärkt durch ihren Jugendfreund, den Architekturstudenten Karl Mayreder, den sie 1881 heiratete, lehnte sie sich früh gegen die Konventionen auf, die ihr als Frau von der Gesellschaft auferlegt wurden. Sie interessierte sich für Kant, Nietzsche, Schopenhauer und Goethe und lehnte die Vorstellung einer »Natur der Frau« ab.
Nach einer Fehlgeburt blieb die Ehe kinderlos. Neben der harmonischen Beziehung zu ihrem Mann unterhielt sie zwei außereheliche, platonische Bekanntschaften, um die ihr Mann wusste.
Mayreder verkehrte im Theosophenkreis um Marie Lang. Marie und Edmund Lang hatten mit Hugo Wolf, Friedrich Eckstein u. a. Schloss Bellevue in Grinzing gemietet. In diesem Kreis, zu dem auch der spätere Secessionist Carl Moll zählte, war man von der Gleichstellung der Frau und der Gleichwertigkeit der Religionen überzeugt. Mayreder war auch mit der Schwester von Eckstein gut befreundet. Therese Eckstein Schlesinger gehörte als eine der ersten Frauen nach dem Ersten Weltkrieg dem Nationalrat und dem Bundesrat an. In diesem Umfeld lernte sie Rudolf Steiner kennen mit dem sie einen jahrelangen geistige Austausch pflegte und der sie bat, sein Werk Philosophie der Freiheit zu beurteilen. Von seinen Theorien distanzierte sie sich jedoch später.
Für Hugo Wolf verfasste sie das Opernlibretto zu Der Corregidor (1896) nach der Novelle Der Dreispitz von Pedro Antonio de Alarcón.
1891 wurden ihre Aquarelle im Aquarellistenclub im Künstlerhaus ausgestellt. Außerdem beteiligte sie sich an der Weltausstellung Chicago (1893) sowie an Ausstellungen in Berlin und Dresden.
1893 wurde sie Mitglied des von Auguste Fickert gegründeten Allgemeinen Österreichischen Frauenverein (AÖFV), der sich für den Zugang zur Bildung und das Wahlrecht der Frauen einsetzte.
1897 gründete Mayreder gemeinsam mit Olga Prager und Kurt Federn den Verein Kunstschule für Frauen und Mädchen, da Frauen bis 1920/21 der Zugang zu künstlerischer Ausbildung an staatlichen Schulen verwehrt wurde. Tina Blau war Mitbegründerin der von Adalbert Seligmann geleiteten Schule, wo Studentinnen auch das Aktstudium ermöglicht wurde. Diese Ausbildungsstätte hatte als »weibliche Secession« enormen Einfluss auf die Kunstentwicklung, da in den ersten Jahren Lehrerinnen und Lehrer Großteils aus dem unmittelbaren Umfeld der Secession kamen. Dadurch erhielten die Studentinnen eine erheblich modernere Ausbildung, als beispielsweise die Akademiestudenten.
Mayreder schrieb häufig unter Pseudonymen. So verfasste sie in den Jahren 1898 und 1899 unter dem Pseudonym Franz Arnold Kunstkritiken für die Neue Freie Presse. Karl Kraus kritisierte in seinem Organ Die Fackel, dass Mayreder nicht als Autorin ihrer hochqualitativen Texte genannt wurde. Dennoch bezeichnete Kraus Mayreder in ihrem Kampf gegen Bordelle als »Tugendmegäre« und als eines der von »der Frauennatur emanzipierten Weiber«.
Mayreder engagierte sich intensiv in der Ersten Frauenbewegung. Sie hielt Reden, war Vizepräsidentin des AÖFV und neben Auguste Fickert und Marie Lang Mitherausgeberin der vereinseigenen Zeitschrift Dokumente der Frauen. Vor allem ihre Schriften Zur Kritik der Weiblichkeit (1905) und Geschlecht und Kultur (1923) waren zukunftsweisend und zählten zu den theoretischen Fundamenten der Ersten Frauenbewegung. Darin erkannte sie gesellschaftliche Normen und männlich dominierte Machtverhältnisse als Ursachen für den biologisch nicht begründbaren Unterschied der Geschlechter. Sie widersprach Otto Weininger und dessen einflussreicher, misogyner Schrift Geschlecht und Charakter, welche Frauen Individualität, Charakter und die Seele absprach: »Bei welchem Grade der Männlichkeit die Seele denn anfange«, fragte sie und konstatierte, Weininger binde die Seele an das primäre männliche Geschlechtsorgan und erhebe damit »wider Willen den Phallus zum Träger der Seele.«
Ab 1912 erkrankte ihr Mann schwer an Depressionen.
Mayreder schloss sich auch der Friedensbewegung Bertha von Suttners an. 1919 wurde sie zur Vorsitzenden der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit ernannt.
Nachdem sie sich öffentlich zu ihrem jüdischen Großvater bekannte hatte, wurde sie von der Stadt Wien 1928 nicht wie anfangs geplant zur »Bürgerin der Stadt Wien«, sondern nur zur »Bürgerin ehrenhalber der Stadt Wien« ernannt.
Ihr Werk Der letzte Gott (1933) war bestimmt von einer »Philosophie des Leidens«, die ihrer belasteten Lebenssituation und dem Erstarken des Nationalsozialismus entsprang.
Am 19. Jänner 1938 verstarb die Frauenrechtlerin, Kulturphilosophin, Schriftstellerin, Malerin und Musikerin Rosa Mayreder in Wien.
Literatur und Quellen
- Das Rote Wien. Rosa Mayreder. www.dasrotewien.at/seite/mayreder-rosa-geb-obermayer (30.03.2020).
- Fembio. Frauen. Biografieforschung. Rosa Mayreder. www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/rosa-mayreder/ (30.03.2020).
- Wien Bibliothek. www.wienbibliothek.at/bestaende-sammlungen/objekte-monats/objekte-monats-2013/objekt-monats-jaenner-2013-rosa-mayreder-75 (30.03.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Rosa Mayreder. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Rosa_Mayreder (30.03.2020).
- Angelika Frühwirth und Gerhard StrejcekEmilie Kempin (1853 – 1901): Schweizer Pionier-Juristin. S. 209. cd.manz.at/rechtaktuell/pdf/Beitrag_Kempin.pdf (30.03.2002).
- Tatjana Popović, Rosa Mayreder: Der letzte Gott. Österreichische Schriftstellerin, Kulturphilosophin, Sozialkritikerin, Frauenrechtlerin, Wien - Köln - Weimar 2008, S. 9.
- Megan Brandow-Faller: An art of her own. Re-inventing "Frauenkunst" in the female academies and artist leagues of late imperial and first-republic Austria 1900 - 1930. Diss. phil. Georgetown University, Washington DC, Washington, D.C. 2010.
- Megan Brandow-Faller: The Female Secession. Art and the Decorative at the Viennese Woman´s Academy, University Park Pennsylvania 2020.
- Digitales Deutsches Frauenarchiv. Rosa Mayreder. www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/akteurinnen/rosa-mayreder (07.09.2021).
- Die Fackel. Karl Kraus, Die Folgen des Prozesses Riehl. www.textlog.de/36722.html (30.11.2021).

Max Reinhardt

Max Reinhardt fotografiert von Nicola Perscheid, vor 1905, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
© Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Als Regisseur modernisierte er die Theaterwelt und setzte neue Maßstäbe nicht nur auf der Bühne sondern auch beim Film. Besonders wichtig war ihm zudem die umfassende Ausbildung der jungen Generation. Als Begründer der Salzburger Festspiele ist sein Schaffen bis heute präsent.
Max Reinhardt wurde am 9. September 1873 als Maximilian Goldmann in Baden bei Wien geboren. Er ist Sohn des jüdischen Baumwollhändlers Wilhelm Goldmann und der Rosa Goldmann, geborene Wengraf.
Bereits während seines Schulbesuchs nahm er Schauspielunterricht. Seinen ersten öffentlichen Auftritt als Schauspieler bestritt er 1890 unter dem Namen Max Reinhardt. Am 1. September 1894 trat er sein Engagement am Deutschen Theater unter der Leitung von Otto Brahm in Berlin an. 1900 wurde er erstmals als Regisseur des Stücks Komödien der Liebe von Henrik Ibsen genannt, welche die Berliner Secessionsbühne in Budapest und Wien aufführte. Bereits 1902 wurde anlässlich seiner Inszenierung von Oscar Wildes Salome »die Harmonie von Worten, Tönen, Gesten, Farben und Formen« von der Kritik besonders hervorgehoben.
Nach Differenzen mit Brahm verließ Reinhardt das Deutsche Theater und übernahm 1903 die Direktion des Kleinen Theaters unter den Linden, das aus der von ihm mitbegründeten Kleinkunstbühne Schall und Rauch hervorgegangen war. Im selben Jahr wurde er zudem Direktor des Neuen Theaters am Schiffbauerdamm, wo er mit seiner Inszenierung von Shakespeares Sommernachtstraum einen Sensationserfolg feierte.
In seinen Tagebüchern erwähnte Arthur Schnitzler 1903 den gemeinsamen Plan von Hermann Bahr und Reinhardt zur Gründung eines Theaters in Wien, der nicht realisiert wurde. Im selben Jahr zeigt ein Foto den Besuch Reinhardts in der Villa Moll auf der Hohen Warte mit Gustav Klimt, Carl und Anna Moll, Alma Mahler und Josef Hoffmann. Reinhardt war für sie ein Gleichgesinnter, der die Idee des Gesamtkunstwerks im Theater zu verwirklichen versuchte. Mehrere Fotos von Moriz Nähr zeigen Reinhardt 1905 im Garten der Villa Moll zusammen mit Gustav Mahler, Moll, Hans Pfitzner und Alfred Roller.
Mit Bahr, Schnitzler, Hoffmannsthal und anderen Kunstgrößen der Zeit traf Reinhardt im Lauf seiner regelmäßigen Sommeraufenthalte auch am Lido in Venedig zusammen.
1905 wurde Reinhardt Direktor des Deutschen Theaters, der führenden Traditionsbühne Berlins. Durch sein theatralisches Gesamtkonzept von Bühnenbild, Sprache, Licht, Musik und Tanz verbreitete sich sein Ruhm.
1908 wurde Reinhardts Sohn, Wolfgang geboren; 1913 Gottfried, deren Mutter die Schauspielerin Else Heims war. Reinhardt hatte bereits eine Tochter aus einer Beziehung zu einer Sängerin. Als sich Reinhardt von Else Heims scheiden lassen wollte, lehnte sie dies ab. 25 Jahre, bis zu seiner offiziellen Scheidung 1935, hielt er die Beziehung, die er zu seiner späteren, zweiten Ehefrau Helene Thimig hatte, geheim.
1909 wurde Reinhardt der Professorentitel durch Carl Eduard Herzog von Sachsen-Coburg verliehen. Reinhardts Idee eines Theaters der Fünftausend versuchte er im von Hans Poelzig gestalteten Aufführungsraum des ehemaligen Zirkus Schumann, dem Großen Schauspielhaus zu verwirklichen. Dort wurde 1911 Hugo von Hofmannsthals Jedermann in der Regie Reinhardts uraufgeführt.
1912 kam es zum ersten Gastspiel der Reinhard-Bühnen in den USA. 1915 wurde Reinhardt auch Direktor der Berliner Volksbühne.
Im Salon von Berta Zuckerkandl, der sich ab 1916 im Palais Lieben-Auspitz in der Oppolzergasse beim Burgtheater befand, diskutierten Hofmannsthal und Reinhardt unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg die Idee eines europäischen und zugleich österreichisch-barocken Welttheaters. 1918 erwarb Reinhardt Schloss Leopoldskron in Salzburg, wo er internationale Gäste der Kunst- und Theaterwelt empfing. Am 22. August 1920 kam es zur Begründung der Salzburger Festspiele mit Jedermann auf dem Domplatz als Eröffnungsvorstellung.
In den Jahren 1919 bis 1931 eröffnete Reinhardt viele neue Häuser, so das Theater in der Josefstadt in Wien, die Komödie am Kurfürstendamm in Berlin, das Schönbrunner Schlosstheater in Wien und das Berliner Theater.
Während Reinhardt heute als »Magier der Theaterkunst« gilt, wurde er damals in antisemitischen Kritiken wieder als »Maximilian Goldmann« tituliert. Berta Zuckerkandl indes rezensierte mehrmals 1922 wohlwollend die Inszenierung Reinhardts von Hofmannsthals Große[m] Salzburger Welttheater in den Kulissen der Salzburger Kollegienkirche in der Wiener Allgemeinen Zeitung. Diese Aufführungspraxis in einer Kirche begründete den Entschluss von Karl Kraus zum Kirchenaustritt.
Trotz Antisemitismus und wirtschaftlicher Krise sollte Reinhardt bis 1937 Leiter der Salzburger Festspiele bleiben, bevor er in die USA emigrierte.
Sein erster Aufenthalt in den USA führte ihn 1923 an den Broadway.
1924 erwarb er mit Hilfe des Financiers Camillo Castiglionis das Theater in der Josefstadt und ließ es nach dem Vorbild des venezianischen Teatro La Fenice umbauen.
1935 kam es zur Weltpremiere seiner Verfilmung des Sommernachtstraums zugleich in London und New York. Albert Einstein schlug ihn daraufhin für die US-amerikanische Staatsbürgerschaft vor, die er am 29. November 1940 auch erhielt.
Als Reinhardt 1937 neuerlich eine Reise in die USA antrat, konnte er nicht mehr nach Europa zurückkehren.
An seine damaligen Erfolge konnte er trotz seiner Bemühungen und mehrerer Projekte nicht anschließen. Nach den Feierlichkeiten seines 70. Geburtstags erlitt Reinhardt einen Schlaganfall. Er verstarb schließlich am 31. Oktober 1943 im Hotel Gladstone in New York. In ihren Nachrufen nennen ihn die Berichterstatter der US-amerikanischen Zeitungen einen »working man und very good fellow […].«
Literatur und Quellen
- Sybille Zehle: Max Reinhardt. Ein Leben als Festspiel, Wien 2020.
- Marcus G. Patka, Sabine Fellner (Hg.): Jedermanns Juden. 100 Jahre Salzburger Festspiele, Ausst.-Kat., Jüdisches Museum Wien (Wien), 14.07.2021–21.11.2021, Wien 2021.
- Christoph Funke: Max Reinhardt, Berlin 1996.
- Leonhard M. Fiedler: Max Reinhardt, Hamburg 1994.
- Carl E. Schorske: Wien. Geist und Gesellschaft im Fin de Siècle, Wien - Graz - Klagenfurt 2017.
- Julius Tandler: Emil Zuckerkandl, in: Wiener klinische Wochenschrift, Nummer 22 (1910), S. 798-800.
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Max Reinhardt. www.biographien.ac.at/oebl/Reinhardt_Max (15.12.2017).
- N. N.: Die Eröffnungsfeier der Schauspiel- und Regieschule Reinhardts, in: Neue Freie Presse, 14.11.1928, S. 11.
- Arthur Schnitzler. Tagebuch. schnitzler-tagebuch.acdh.oeaw.ac.at/pages/show.html (26.11.2021).

Arthur Roessler

Egon Schiele: Arthur Roessler, 1910, Wien Museum
© Wien Museum
Als Kunstkritiker und Schriftsteller verfasste Roessler zahlreiche Aufsätze und mehrere Monografien, dabei auch über Gustav Klimt. Er gilt als großer Schiele-Entdecker und Förderer.
Arthur Roessler wurde am 20. Februar 1877 in Wien geboren als Sohn des Ingenieurs und Chemikers Simon Roessler und dessen Ehefrau Josefa, geb. Brauner.
Nach dem Studium der Philosophie, Literatur- und Kunstgeschichte an der Universität Wien reiste er durch Europa. 1895 war er Schüler des Malers und Lebensreformers Karl Wilhelm Diefenbach. Um 1898 zog Roessler nach München, wo er als freier Journalist u.a. für die Allgemeine Zeitung arbeitete und als Korrespondent der Wiener Zeitschrift Sport & Salon Ausstellungen im Glaspalast und der Münchner Secession rezensierte. Über die Vermittlung von Adolf Hölzel wurde Roessler Mitarbeiter in der von Carl Moll geleiteten Galerie Miethke in Wien. Als freier Kunstrezensent und Kunstschriftsteller verfasste er eine zweibändige Monografie über Ferdinand Georg Waldmüller und arbeitete 1907–1908 für die Galerie Pisko.
Ab 1908 schrieb Roessler für internationale Kunstzeitschriften wie Kunst und Künstler, Die Kunst für Alle und Erdgeist und war als Kunstreferent der Arbeiter-Zeitung tätig.
1909 lernte er auf einer Ausstellung der Galerie Pisko Egon Schiele und Anton Faistauer kennen. Faistauer wurde zu einem engen Freund, Roessler zu Schieles Förderer, indem er ihm Kontakte zu Sammlern verschaffte und Bilder ankaufte.
1909 erschien Roesslers Buch Wien und seine Gärten, wo er, in einer späteren Auflage, Schieles und seine eigene Faszination für Gustav Klimts Werkstattgarten beschreibt. Darin zeigt ein Zitat Klimts dessen über alle Kunst hinausgehende Naturliebe: »Daneben gehalten, sind alle ›Sensationen‹ der Sezession, der Kunstschau, der Neukunst und wie die modernen und ultramodernen Künstlerbünde sonst noch heißen mögen, unerträglich anzuschauende dumpfe und stumpfe Schmieragen. Kein in kostbaren Edelsteinen erstarrtes Licht sprüht farbigeres Leuchten als die Blumenblüten.«
1912 wirkte Roessler an der Gründung des Österreichischen Werkbundes mit. Während des Ersten Weltkriegs leistete Roessler seinen Dienst größtenteils im k. k. Kriegsarchiv in Wien ab.
1918 veröffentlichte er Kritische Fragmente, eine Sammlung von Aufsätzen u.a. zu Schiele, Faistauer, Albert Paris Gütersloh, Felix Albrecht Harta und Ernst Wagner. 1919 gründete er das Haus der Jungen Künstlerschaft in Räumlichkeiten der ehemaligen Galerie Miethke und den Avalun Verlag.
1923 fungierte Roessler als Gründungsmitglied der Gesellschaft zur Förderung moderner Kunst in Wien. Im Jahr darauf wurde er in den Vorstand des Österreichischen Werkbundes gewählt, wo er u.a. 1925 Mitverantwortlicher für die Organisation der österreichischen Abteilung der Pariser Kunstgewerbeausstellung war.
1926 wusste Roessler in seiner Publikation In Memoriam Gustav Klimt einige Anekdoten zu berichten. So über Klimts Widerwillen Briefe zu beantworten, seine Vorliebe für den Umgang mit dem »niedrigen Volk« sowie eine Beschreibung des Ateliers in der Josefstädter Straße. Zudem vergaß er nicht die kontinuierliche Anfeindungen Klimts zu erwähnen: »Es gab nicht viele Wiener Künstler, die zu Lebzeiten so viel geschmäht worden wären wie Klimt; freilich noch wenigere, die man so überschwänglich gepriesen hätte wie ihn. Er achtete des einen so wenig wie des anderen […] so daß [sic!] er sich mit dem Gedanken vertraut zu machen begann, von einer anderen Zeit und anderen Menschen besser verstanden zu werden«. Interessant dabei ist Roesslers Bericht über Klimts Wille, dass das Bild Dame mit Fächer, welches auf einer Atelieraufnahme 1918 dokumentiert ist, nur dort auszustellen, wo man »die Fähigkeit besitzt, ein Bild lediglich als Bild zu erfassen und zu genießen.«
Nach 1926 hielt Roessler Vorträge an der Wiener Volkshochschule Urania und wurde 1934 Kunstreferent der RAVAG, wobei seine Kunstberichte regelmäßig im Radio gesendet wurden.
Mehrfach ausgezeichnet, erhielt er u.a. die goldene Ehrenmedaille der Universität Wien und das silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Den Zweiten Weltkrieg verbrachten Ida und Arthur Roessler in Wien und lebten ab 1955 von einer Leibrente, nachdem ihre umfassende Sammlung von 1400 Kunstwerken in den Besitz der Stadt Wien übergegangen war. Arthur Roessler starb am 20. Juli 1955.
Literatur und Quellen
- Universität Wien. 650 plus- Geschichte der Universität Wien. Arthur Roessler. geschichte.univie.ac.at/de/personen/arthur-roessler (14.04.2020).
- Österreichische Akademie der Wissenschaften. www.oeaw.ac.at/acdh/oebl/biographien-des-monats/februar-2017/ (14.04.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Arthur Roessler. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Arthur_Roessler (14.04.2020).
- BR. Kultur. www.br.de/themen/kultur/inhalt/kunst/egon-schiele-jugendstil100.html (14.04.2020).
- Arthur Roessler: In Memoriam Gustav Klimt, Wien 1926.
- Christina Bachl-Hoffmann, Dagmar Diernberger: Genial, umstritten, berühmt, unterschätzt – Klimt-rezeption und Publikationsgenese im Wandel, in: Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt 150 Jahre, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 13.07.2012–27.01.2013, Wien 2012, S. 11-30, S. 20.
- Felizitas Schreier, Georg Becker: es war eine Lust, inmitten von Blüten und alten Bäumen dahin zu kommen«. Zeitzeugen berichten über Klimts Atelier in der Fedlmühlgasse. (Arthur Roessler), 1926, in: Sandra Tretter, Peter Weinhäupl, Felizitas Schreier, Georg Becker (Hg.): Gustav Klimt. Atelier Feldmühlgasse 1911–1918, Wien 2014, S. 13-28, S. 23-24.
- Sandra Tretter: »In meinem Lusthaus im Garten ein herrlichster Tag – betörende Luft – ein schöner Platz – bin wie am Lande«. Gustav Klimts Naturvision im Atelier und auf Sommerfrische, in: Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Florale Welten, Wien 2019, S. 9-43.
- Arthur Roessler: Wien und seine Gärten, Wien 1946.
- Arthur Roessler: Schwarze Fahnen. Ein Künstlertotentanz, Wien - Leipzig 1922.
- Arthur Roessler: Der Malkasten. Künstleranekdoten, Wien 1924.
- Eduard Engels: Arthur Rössler, in: Sport und Salon. Illustrirte Zeitschrift für die vornehme Welt, 17.01.1901, S. 13.

Arthur Scala

Arthur Scala, in: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 31.10.1909.
© Klimt-Foundation, Wien
Als Museumsdirektor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute MAK) stellte Scala das Kunsthandwerk in den Mittelpunkt seiner Ausstellungen und engagierte Künstler wie Koloman Moser, Alfred Roller sowie Josef Hoffmann und Otto Wagner zur Mitarbeit am Museum und an der angeschlossenen Kunstgewerbeschule. Er gilt als Wegbereiter des Jugendstils.
Arthur Scala wurde am 14. Dezember 1845 in Wien als Sohn eines Ministerialbeamten geboren. Er hatte zwei Brüder, Rudolf und Theodor.
Arthur von Scala besuchte die Handelsakademie und das Polytechnische Institut in Wien. Die Persönlichkeit Scalas wurde geprägt durch seine Reisen nach Westeuropa. Besonders die englische Kultur und der Lebensstil galten ihm vorbildhaft. 1867 war er als Berichterstatter für das Handelsministerium aktiv und berichtete über die Textilindustrie auf der Pariser Weltausstellung. In den Jahren 1869–1871 nahm er an der österreichischen Ostasienexpedition des Konteradmirals Anton Freiherr von Petz teil. Dabei kam es durch Handels- und Schifffahrtsverträge zur Gründung der Handelsbeziehungen zwischen Österreich-Ungarn und ostasiatischen Ländern. Gemeinsam mit dem österreichischen Diplomaten Heinrich Graf Calice war Scala entscheidend an der Gewinnung von China, Japan und Siam für die Wiener Weltausstellung 1873 beteiligt. Auf dieser war Scala als Sekretär des Komitees für den Orient und Ostasien tätig.
1875 übte Scala das Amt des Ministerialsekretärs im Handelsministerium aus und war zudem Direktor des neugegründeten Orientalischen Museums in Wien, dessen Ausstellungsfokus er auf das Kunstgewerbe richtete. Mit 1897 wurde er Inspektor der kunstgewerblichen Fachschule und Direktor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie.
Arthur Scala sammelte Kunsthandwerk, interessierte sich für die Orientforschung und zeigte sich fasziniert vom englischen Lebensstil insbesondere der Arts and Crafts-Bewegung. Er wurde dadurch zu einem Wegbereiter des Jugendstils.
In seiner Funktion als Museumsdirektor stellte er das Kunsthandwerk ins Zentrum und zeigte in drei Ausstellungen 1899, 1902 und 1905 den Japanischen Farbholzschnitt. Sein Ausstellungsprogramm umfasste moderne englische Möbel, Bucheinbände (1903), Alt-Wiener Porzellan (1904), Österreichische Volkskunst (1905), Spitzen und Porträts (1906) und Metallarbeiten (1907). Durch begleitende Publikationen konnte er dem Kunsthandwerk eine vordergründige Position im Kunstbetrieb verschaffen. Die umfassende Erneuerung des Kunstgewerbes nach englischem Vorbild erreichte er durch seine Initiative, Künstler der Secession, Koloman Moser, Felician Myrbach von Rheinfeld, Alfred Roller, Josef Hoffmann, Arthur Strasser und Otto Wagner, zur Mitarbeit am Museum und an der angeschlossenen Kunstgewerbeschule heranzuziehen. Diese kreierten aus ähnlich gelagerten Interessen den heute weltberühmten Wiener Jugendstil.
Im Ruhestand zog sich Arthur von Scala nach Südtirol zurück, wo er am 26. September 1909 verstarb.
Literatur und Quellen
- Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 10, Wien 1991, S. 9-10.
- Brief mit Kuvert von Gustav Klimt in München an Emilie Flöge in Wien (03.09.1898). Lg1544.
- Die Zeit, 27.09.1909, S. 2.
- Der Cicerone. Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers, 1. Jg., Heft 20 (1909), S. 643-644.
- Neue Freie Presse, 27.09.1909, S. 6-7.
- Kunst und Kunsthandwerk. Monatsschrift des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie, 1. Jg., Heft 1+2 (1898), S. 1-2.
- Neues Wiener Tagblatt, 01.03.1906, S. 5.

Katharina Schratt

Katharina Schratt fotografiert von Josef Széleky, um 1875-1880, Wien Museum
© Wien Museum
Als Schauspielerin beliebt, war Katharina Schratt 13 Jahre lang Mitglied des Ensembles am Wiener Burgtheater. Ihre intime Beziehung zu Kaiser Franz Joseph I. macht sie, die stets Diskretion wahrte, heute noch zum Mittelpunkt von Spekulationen.
Katharina Schratt ist die Tochter von Anton Schratt und seiner Ehefrau Aloisia, geborene Dietrich, und kam am 11. September 1853 in Baden, Niederösterreich, zur Welt. Sie hatte zwei Brüder, Rudolf und Heinrich. Ihre Schulzeit verbrachte sie an der Mädchenschule Krones in Baden, wo sie 1868 bei einem Amateurtheater mitwirkte. Obwohl ihre Eltern sich gegen eine Karriere ihrer Tochter als Schauspielerin aussprachen, durfte sie dennoch in den Jahren 1869–1871 an der Theaterakademie des Burgschauspielers Eduard Kierschner Schauspielunterricht nehmen. Bereits im Jahr darauf feierte sie ihr Debüt in der Titelrolle in Sigmund Schlesingers Die Gustel von Blasewitz am Berliner Hoftheater. Nachdem sie im selben Jahr als Käthchen in Kleists Stück Das Käthchen von Heilbronn großen Erfolg hatte, sprach sie bei Heinrich Laube am Wiener Stadttheater vor und wurde engagiert. An diesem Theater entwickelte sie ihr Repertoire weiter und spielte von da an neben der jugendlichen Naiven auch als komische Charakterdarstellerin. In ihrer zukünftigen Karriere war sie auch in Volksstücken und Dramen zu sehen.
1879 heiratete sie den ungarischen Konsularbeamten Miklos Baron Kiss de Ittebe, der einen ausschweifenden Lebensstil pflegte. Nach einem Jahr Ehe trennte sich das Paar, blieb jedoch verheiratet. Ebenfalls 1880 brachte Schratt ihren Sohn Anton zur Welt.
Gastspiele führten sie an das Hoftheater von St. Petersburg, an das deutschsprachige Thalia-Theater in New York und schließlich 1883 nach Czernowitz. Im selben Jahr spielte sie erstmals als Lorle in Charlotte Birch-Pfeiffers Stück Dorf und Stadt am Wiener Burgtheater. Mit 1887 wurde sie Hofschauspielerin und gehörte dem Ensemble des Burgtheaters bis 1900 an. 1886 ging sie eine persönliche Verbindung mit Kaiser Franz Joseph ein, dem sie in ihrer offiziellen Funktion als Vorleserin diente. Diese Beziehung verhalf ihr, die wenig Sinn für Finanzielles hatte und Spielerin war, zu einem gesicherten Auskommen. Ab 1893 wohnte sie in unmittelbarer Nähe zu Schönbrunn in der Villa Schratt in der Gloriettegasse.
Mit der Direktion Paul Schlenthers ab 1898 verlor Schratt jedoch ihre Bedeutsamkeit und durch ihr Taktieren kam es zudem zum Bruch mit dem Kaiser. Eine Freundschaft blieb allerdings weiterhin aufrecht, was sich auch in finanzieller Unterstützung durch den Kaiser zeigte.
Nach ihrem Abgang vom Burgtheater spielte sie in Stuttgart, München und Wien. 1903 feierte sie in der Titelrolle als Kaiserin im Lustspiel Maria Theresia von Franz von Schönthan einen letzten großen Triumph am Wiener Deutschen Theater, der zugleich ein Skandal war. Danach beendete sie ihre Karriere als Schauspielerin.
Kaiserin Elisabeth hatte die Beziehung zwischen ihrem Mann und Katharina Schratt stets geschützt. Im Gegenzug übte Schratt lebenslang absolute Diskretion.
In seinen Erinnerungen berichtet Carl Moll von Schratts Intervention beim Kaiser, um die für die Waldmüller Ausstellung in der Galerie Miethke gewünschten und vom zuständigen Hofbeamten zunächst abgelehnten Leihgaben 1904 doch noch zu erhalten. Die erfolgreiche Ausstellung brachte die Initialzündung der Waldmüller-Rezeption der Jahrhundertwende. Die Direktion des Burgtheaters durch Max Burckhards ist ebenfalls auf ihre Verbindung zum Kaiser zurückzuführen.
Ihr Vertrauter, der Sammler Eduard Palmer besaß die kleinformatigen Entwürfe zur Ausstattung des Burgtheaters. Darunter Klimts Entwurf zum Altar des Dionysos, der 2020 im Dorotheum zur Versteigerung gelangte und sich heute aufgrund einer Schenkung in der Sammlung des Leopold Museums befindet.
Katharina Schratt, der 1888 als heitere Muse auf dem Hauptvorhang des neuen Burgtheaters bereits zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt worden war, verstarb am 17. April 1940 in Wien. Sie fand am Hietzinger Friedhof in Wien ihre letzte Ruhestätte.
Literatur und Quellen
- Deutsche Biographie. Katharina Schratt. www.deutsche-biographie.de/sfz116149.html (13.05.2020).
- FemBio. Frauen. Biografieforschung. Katharina Schratt. www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/katharina-schratt/ (13.05.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Katharina Schratt. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_S/Schratt_Katharina_1853_1940.xml (13.05.2020).
- Wien Geschichte Wiki. Katharina Schratt. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Katharina_Schratt (13.05.2020).

Arnold Schönberg

Arnold Schönberg, um 1912, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Als Komponist, Musiktheoretiker und Maler war Schönberg eine zentrale Figur der Wiener Moderne. Seine Zwölftontechnik bildete die Grundlage der Zweiten Wiener Schule der Neuen Musik.
Schönberg stammte aus einer jüdischen Familie in Wien. Sein Vater, Samuel Schönberg, und seine Mutter, Pauline Nachhod führten einen Schusterladen. Er hatte zwei jüngere Geschwister, Ottilie und Heinrich.
Als musikalisch begabtes Kind erlernte Schönberg im Volksschulalter Geige. 1893 gelang ihm die erste vollständig erhaltene Komposition. Im selben Jahr spielte er als Cellist in der Polyhymnia, einem Amateurorchester, wo er den Dirigenten Alexander Zemlinsky kennenlernte. Dieser erteilte ihm Kompositionsunterricht.
1898 konvertierte er zum Protestantismus. Im Jahr darauf komponierte Schönberg Verklärte Nacht op. 4, das heute zur musikalischen Weltliteratur zählt. 1901 heiratete er Zemlinskys Schwester Mathilde und das Paar zog nach Berlin. Ein Jahr später kam ihre Tochter Gertrud zur Welt.
Schönberg war Privatlehrer von Alban Berg, Anton Webern, Egon Wellesz und Heinrich Jalowetz, die Schönbergs Wiener Schule bildeten.
1904 lernte er Gustav Mahler kennen, der über ihn meinte:
»Schönberg gehört zu jenen unbedingt Opposition, aber auch ebenso sicher Anregung und Bewegung erweckenden Feuerköpfen, die seit jeher befruchtend und fördernd auf die Geister gewirkt haben.«
Mahler empfahl Schönbergs Werke an Richard Strauss.
1906 wurde Schönbergs Sohn Georg geboren.
Wie Gustav Klimt war Schönberg Gast auf der Hohen Warte im Kreis von Mahler und Moll, wo Musik ebenso wie Malerei leidenschaftlich diskutiert wurden. Molls Stieftochter Alma Mahler war Schülerin Zemlinskys.
1906 malte Richard Gerstl Schönbergs Porträt. 1907 begann Schönberg auf eine vollkommen neuartige, expressive und primitivistische Weise zu malen und erhielt Malunterricht von Gerstl. Das Interesse an ähnlichen künstlerischen Problemen führte zur engen Freundschaft mit der beiden Männer. Sie endete tragisch durch dessen Selbstmord, nachdem Schönberg die Affäre Gerstls mit seiner Frau entdeckt hatte. Auch die vom Publikum als skandalös verurteilte Aufführung seines Zweiten Streichquartetts 1908 trug zu einer existentiellen Krise bei.
1910 zeigte Schönberg sein malerisches Werk in der Galerie Heller in Wien, bei der Gustav Mahler einige dieser avantgardistischen Bilder erwarb.
In Starnberg lebend, lernte Schönberg Wassily Kandinsky persönlich kennen und es kam zu einem fruchtbaren Gedankenaustausch und Briefverkehr. Aus Begeisterung für Schönbergs musikalisches und malerisches Schaffen in einer Synergie von Malerei und Musik, lud Kandinsky ihn zur Teilnahme an der Ausstellung »Der Blaue Reiter« 1911/12 in München ein. In dieser international bedeutenden Avantgardeausstellung des Expressionismus wurden Werke von Kandinsky, Schönberg, Gabriele Münter, Franz Marc und August Macke gezeigt.
Im Herbst 1915 wurde Schönberg zum Militär einberufen.
Schönberg entwickelte die »Methode der Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen«, als Zwölftontechnik oder Dodekaphonie bekannt.
Zudem unterrichtete er 1918 bis 1920 am Institut der Schulreformerin Dr. Eugenie Schwarzwald. Dort lehrten auch der mit ihm befreundete Adolf Loos, Oskar Kokoschka und Zemlinsky. 1918 begründete Schönberg den Verein für musikalische Privataufführungen, der Konzerte Mahlers, Schönbergs und Maurice Ravels gab.
Im Jahr 1923 verstarb seine Frau Mathilde mit nur 46 Jahren. Schönberg heiratete später die Schwester seines Schülers Paul Kolisch, Gertrud.
Antisemitische Anfeindungen führen dazu, dass Schönberg sich bewusst zum Judentum bekannte. Das Jahr 1932 verbrachte er zum Teil in Spanien, wo seine Tochter Dorothea Nuria geboren wurde und er sich mit Pablo Casals befreundete.
Nachdem die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland die Macht übernommen hatten, plante Schönberg die Flucht seiner Familie über Paris in die USA. Marc Chagall bezeugte 1933 in Paris, dass Schönberg wieder zum jüdischen Glauben zurückgekehrt war. In diesem Jahr erreichte Schönberg endgültig sein Exilland und kam in New York an.
Ab 1934 lebte er mit seiner Familie in Los Angeles und förderte John Cage. Schönberg bewegte sich dort in einem illustren Kreis aus Künstlern. Dazu zählten Charly Chaplin, Alma Mahler, Franz Werfel, Bertolt Brecht, Hanns Eisler und Georg Gershwin, dessen Grabrede er hielt. 1936 bis zu seiner Emeritierung 1944 lehrte er an der University of California, L.A.
1937 wurde sein Sohn Rudolf Ronald geboren, 1941 sein Sohn Lawrence Adam und er erhielt die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er verhalf seiner Tochter und ihrem Mann und vielen Opfern rassistischer Verfolgung durch das NS-Regime zur Flucht.
Als Schönberg am 13. Juli 1951 starb, hinterließ er ein methodisches und kompositorisches Werk, das die zeitgenössische Musikentwicklung in Europa und vor allem in den USA nachhaltig prägte.
Sein Enkel Eric Randol Schoenberg vertrat 2006 Maria Altmann bei der Restitutionsklage von Klimt-Bildern, darunter das Bildnis Porträt Adele Bloch-Bauer I (1907, Neue Galerie, New York).
Über 20 Jahre nach seinem Ableben widmete man Schönberg am Wiener Zentralfriedhof ein Ehrengrab. Sein Nachlass wurde 1998 von der Stadt Wien übernommen und das Arnold-Schönberg-Center als Bewahrungsort und Museum seines Lebenswerks eröffnet.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Arnold Schönberg. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Arnold_Sch%C3%B6nberg (26.11.2021).
- Das Rote Wien. Arnold Schönberg. www.dasrotewien.at/seite/schoenberg-arnold (26.11.2021).
- Leopold Museum. Wien 1900. www.leopoldmuseum.org/de/ausstellungen/107/wien-1900 (26.11.2021).
- Arnold Schönberg Center. Biografie. www.schoenberg.at/index.php/de/schoenberg/biographie (26.11.2021).
- Matthias Henke: Arnold Schönberg, München 2001.
- Hartmut Krones: Arnold Schönberg: Werk und Leben, Wien 2005.
- Theodor W. Adorno: Philosophie der neuen Musik, Frankfurt am Main 1991.
- Carl E. Schorske: Wien. Geist und Gesellschaft im Fin de Siècle, Wien - Graz - Klagenfurt 2017.

Stefan Zweig

Stefan Zweig fotografiert von Josef Löwy, 1920–1925, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
Als bedeutender Schriftsteller war Zweig international mit einer Vielzahl an Künstlern vernetzt. Sein Werk findet bis heute großen Anklang, darunter Die Welt von Gestern. Darin verwebt er seine Biografie mit den politischen und sozialen Ereignissen seiner Zeit.
Stefan Samuel Zweig, geboren am 28. November 1881 in Wien, stammte aus einer jüdischen Familie. Sein Vater war der Textilunternehmer Moriz Zweig, sein Vater, Moriz Zweig, war Textilfabrikant, seine Mutter, Ida Zweig, geborene Brettauer, kam aus Italien und hatte deutsch-österreichischen Wurzeln.
Bereits als Jugendlicher vertiefte sich Zweig in die Literatur und las Rainer Maria Rilke und Hugo von Hofmannsthal. Er studierte Philosophie und Literaturgeschichte an der Universität Wien und verfasste Feuillettons für die Neue Freie Presse unter Theodor Herzl. Während seines Studiums verbrachte er einige Zeit in Berlin und Paris. Er lernte den Dichter Émile Verhaeren kennen, dessen Werke er übersetzte. Trotz seiner Reisen, seiner intensiven Auseinandersetzung mit der Literatur und seiner Tätigkeit als Übersetzer, promovierte Zweig 1904 erfolgreich.
Sein erster Gedichtband, den er unter dem Einfluss Hoffmannsthals schrieb, wurde 1901 unter dem Titel Silberne Saiten veröffentlicht und fand wohlwollenden Anklang bei den Kritikern. Weitere Novellenbände wie Brennendes Geheimnis (1911), Amok (1922), Sternstunden der Menschheit (1927) folgten und machten ihn weltberühmt. Zudem verfasste er Biographien zu Romain Rolland, Joseph Fouché, Maria Stuart, Magellan sowie Balzac. Er verband subtile Seelenkenntnis mit einem spannungsreichen Erzählstil.. Um »den Geist der eigenen Sprache tiefer und schöpferischer zu begreifen« erarbeitete er Übersetzungen und sah sich als Vermittler von Kulturen.
Für Zweig waren Freundschaften ein wesentlicher Lebensinhalt, so machte er sich mit Rainer Maria Rilke, Hermann Bahr sowie Arthur Schnitzler bekannt und besuchte Hermann Hesse. Eine intensive Beziehung pflegte er zu Auguste Rodin. Als Gast des Salons Zuckerkandl war er mit Mitgliedern der Wiener Secession bekannt und begeisterte sich für die Werke von Klimt, Schiele, Kokoschka und Loos. Er führte ein unstetes Leben und reiste viel, nach Spanien, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Großbritannien und sogar Indien, die USA und Lateinamerika. Sein Lebensmittelpunkt blieb bis 1935 Wien.
Auf seiner ersten Rückfahrt per Schiff aus den USA befand er sich an Bord mit Gustav Mahler, der schwer erkrankt, nach Wien heimkehrte. Nach dessen Ableben, widmete Zweig ihm nur wenige Wochen später das Gedicht Der Dirigent.
1912 begegnet er der verheirateten Schriftstellerin Friderike Maria von Winternitz, die er 1920 heiratete.
Während des Ersten Weltkriegs arbeitete er für das Kriegsarchiv. 1917 lebte er in Zürich und engagierte sich an der Seite von Romain Rolland für den Pazifismus. 1919 bis 1934 lebte er in seinem Haus am Kapuzinerberg in Salzburg, wo er internationale Besucher, wie Maurice Ravel, Béla Bartók, Arturo Toscanini, Romain Rolland und Max Eastman empfing. Zweig unternahm weltweite Vortragsreisen. In Paris lernte er 1924 Salvador Dali kennen, 1926 wurde seine Komödie Volpone im Wiener Burgtheater uraufgeführt- danach sollten noch 500 Theater in aller Welt das Stück zeigen.
1928 reiste er nach Russland zur 100-Jahr-Feier für Leo Tolstoi, wo er einen Vortrag vor 4000 Menschen hielt und Maxim Gorki besuchte. 1930 folgte er einer Einladung von Albert Einstein nach Berlin und besuchte Albert Schweitzer in Günsbach. Mit Aufkommen des Austrofaschismus verließ er 1934 Österreich und lebte in London, wo er 1935 eingebürgert wurde. 1938 wurde seine Ehe mit Friderike geschieden. Im Jahr darauf schloss er die Ehe mit seiner Sekretärin Lotte Altmann und lebte mit ihr in Bath, wo er seine Freundschaft mit Sigmund Freud pflegte. 1939 hielt er die Grabrede für Freud.
1940 verließ Zweig den Kontinent., Seine Bücher wurden unter den Nationalsozialisten verbrannt. Er lebte und arbeitete in den USA und in Südamerika weiter, wo er von der brasilianischen Staatsspitze willkommen geheißen wurde. Er verfasste 1941 Die Schachnovelle, in der er die Erfahrung von Faschismus und Exil und ihren Einfluss auf die Psyche beschrieb. Stefan Zweig litt an Depressionen, die er in seinen Briefen seine »schwarze Leber« nannte, und konnte die Zerstörung seines Europa, seiner geistigen Heimat, nicht überwinden. Am 22. Februar 1942 nahmen er und seine Frau Lotte sich in Petropolis, Brasilien, das Leben.
In seinem Nachlass fanden sich seine Die Welt von Gestern, Erinnerungen eines Europäers (1942). Zweigs schriftstellerisches Werk, darunter Nachdichtungen von Verhaeren, Baudelaire und Verlaine sowie viele politische und literarhistorische Essays, beeindruckt heute wie damals durch sein humanistisch geprägtes Weltbürgertum.
Literatur und Quellen
- Friderike M. Zweig: Stefan Zweig. Eine Bildbiographie, München 1961.
- Friderike M. Zweig: Stefan Zweig. Wie ich ihn erlebte, Stockholm - Zürich - London - New York 1947.
- Zum 75. Todestag von Stefan Zweig. Europa zuerst. oe1.orf.at/artikel/460769/Europa-zuerst (25.11.2021).
- Zeit online. Es lebe der Boulevard!. www.zeit.de/2015/18/wien-ringstrasse-150-jahre/seite-3 (24.05.2019).
- Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 5, Wien 1997, S. 716-717.
- Klemens Renoldner (Hg.): Stefan Zweig. Abschied von Europa, Wien 2014.