Gustav Klimt Die Biografie

Gustav Klimt (1862–1918) prägte gemeinsam mit seinen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern maßgeblich die Kunstwelt der Jahrhundertwende. Seine bedeutendsten Meilensteine auf dem Weg zum »Gesamtkunstwerk« werden in den folgenden biografischen Etappen näher skizziert. 

1862–1875

© Klimt-Foundation, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

© ALBERTINA, Wien

Gustav Klimt wird am 14. Juli 1862 als zweites von sieben Kindern des Ehepaares Ernest (1834–1892) und Anna Klimt (1836–1915, geb. Finster) in der Linzer Straße 247 in Baumgarten bei Wien geboren. 

Während Gustav Klimt die Volks- und Bürgerschule in der Lerchenfelder Straße 61 absolviert, zieht seine Familie mehrere Male um. 1867 übersiedeln sie von der Vorstadt in die Lerchenfelder Straße 50 in das »Haus zum goldenen Löwen« (Wien, Josefstadt). Kurz darauf leben sie in der Neubaugasse 51 im »Haus zur blauen Flasche« (Wien, Neubau). 1874 erfolgt eine neuerliche Übersiedelung in die Märzstraße 48, ein Jahr später in das Haus Märzstraße 40 (Wien, Rudolfsheim-Fünfhaus).

1876–1878/79

© Wien Museum

© ALBERTINA, Wien

© Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Österreichische Nationalbibliothek

Im Oktober 1876 absolvieren Gustav und Ernst (1864–1892) Klimt mit dem Ziel, Zeichenlehrer zu werden, die Aufnahmeprüfung an der Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (Stubenring 3, Wien, Innere Stadt; heute: Universität für angewandte Kunst, Wien). Beide bestehen und belegen bis 1878  unterschiedliche Vorbereitungsschulen, in denen sie die Grundlagen des Zeichnens und Malens vorrangig durch das Kopieren von Gipsfiguren und durch Aktklassen erlernen. In dieser Zeit machen die Geschwister Bekanntschaft mit ihrem Mitschüler Franz Matsch (1861–1942). Auch Klimts jüngerer Bruder Georg (1867–1931) sollte an dieser Ausbildungsstätte zu studieren beginnen.
1878/79 werden Gustav Klimt und Franz Matsch in die »Fachschule für Zeichnen und Malen« von Ferdinand Laufberger (1829–1881), dem Direktor der Schule, aufgenommen. Ernst folgt im kommenden Jahr nach. Sie erhalten ein Stipendium von monatlich 20 Gulden. 

1877 übersiedelt Familie Klimt in die Neubaugasse 8 (Wien, Neubau). Nur ein Jahr später muss sie abermals umziehen und findet eine neue Bleibe in der Mariahilfer Straße 75/3/37 (Wien, Mariahilf). 

1877 ist auch jenes Jahr, in dem die historistische Villa Paulick in Seewalchen am Attersee fertiggestellt wird. Dieses von den Architekten Friedrich König (1842–1906) und Rudolf Feldscharek (1845–1919) im Auftrag von Friedrich Georg Paulick (1824–1904) errichtete Villenjuwel wird fortan ein wichtiger Treffpunkt zahlreicher Künstler:innen, so auch ab 1900 für Gustav Klimt.

1880–1882

© Klimt-Foundation, Wien; Foto: Sandra Gradisnik

© SLUB / Deutsche Fotothek

© Klimt-Foundation, Wien

Den jungen Malern wird die Möglichkeit zur Nutzung eines gemeinsamen Ateliers in der Kunstgewerbeschule geboten. Das heute als »Künstler-Compagnie« bekannte Kollektiv entsteht. Außerdem erhalten sie 1880, noch während ihrer Ausbildung zu Dekorationsmalern, einen ihrer ersten Aufträge. Für den Salon des Palais Sturany (Wien, Innere Stadt) gestalten sie vier Deckengemälde. Kurz darauf werden sie mit Deckenbildern für den Kursalon in Karlsbad (heute: Karlovy Vary) betraut.
1881 stirbt Laufberger, Julius Victor Berger (1850–1902) übernimmt seine Klasse. Auch er ermöglicht dem jungen Malertrio, ihn bei seinen Aufträgen zu unterstützen wie etwa im Falle der künstlerischen Ausgestaltung des Palais Zierer (heute: Palais Kranz, Wien, Wieden). 1882 folgt der Auftrag für Dekorationen im Stadttheater Brünn (heute: Brno). Sie beginnen in diesem Jahr auch mit der Ausführung ihres ersten eigenständigen Großauftrags für das Stadttheater Reichenberg (heute: F. X. Šalda-Theater, Liberec). 

Über die großformatigen Dekorationsarbeiten hinausgehend arbeitet Klimt ab 1881 auch an Martin Gerlachs Vorlagenwerk Allegorien und Embleme. Abtheilung Allegorien mit.

1883–1885

©

© City Museum of Rijeka, Foto: Petar Fabijan

© Wien Museum

Die Mitglieder der »Künstler-Compagnie« festigen ihre Position als Dekorationsmaler und erhalten ab 1883 einen umfangreichen Großauftrag für das rumänische Schloss Pelesch. Das Kollektiv bezieht ein neues Gemeinschaftsatelier in der Sandwirtgasse 8 (Wien, Mariahilf). 

Vermutlich 1884 werden die Gebrüder Klimt und Franz Matsch mit der Ausstattung des Stadttheaters Fiume (heute: Rijeka) betraut. Darüber hinaus erhält die »Künstler-Compagnie« einen Ausstattungsauftrag für das Stadttheater Karlsbad (heute: Karlovy Vary). Ein Jahr später werden sie für die Ausstattung der Hermesvilla in Lainz bei Wien herangezogen.

1884 zieht Familie Klimt abermals um und findet ein neues Quartier in der Stuckgasse 6/2 (Wien, Neubau). 

1886–1889

© Georg Soulek

© Wien Museum

1886 und die nächsten zwei Jahre sind von der repräsentativen Ausstattung der Treppenhäuser des k. k. Hofburgtheaters (heute: Burgtheater, Wien) gekennzeichnet. 

1888 erhält Gustav Klimt das Goldene Verdienstkreuz. Er schließt Bekanntschaft mit August (1857–1936) und Serena (Szerena, Sidonie) Lederer (1867–1943, geb. Pulitzer), die zu seinen wichtigsten Mäzenen zählen werden. In seiner Gouache Zuschauerraum im Alten Burgtheater verewigt Klimt Serenas Antlitz neben über 130 anderen wichtigen Persönlichkeiten der Wiener Gesellschaft. 

Klimt unternimmt Reisen nach Innsbruck, Salzburg und an den Königssee, nach Krakau, Triest und München. Im August 1889 hält er sich im oberösterreichischen Salzkammergut, in St. Wolfgang und Gmunden, auf. 

1890

© KHM-Museumsverband

© ALBERTINA, Wien

Klimts Gouache Der Zuschauerraum im Alten Burgtheater wird im Rahmen der »XIX. Jahresausstellung des Künstlerhauses« präsentiert. Er wird dafür mit dem Kaiserpreis ausgezeichnet. Außerdem erhält das Malerkollektiv um Gustav den Auftrag zur Ausstattung des Stiegenhauses des k. k. Kunsthistorischen Hofmuseums (heute: Kunsthistorisches Museum, Wien). 

Familie Klimt muss wieder umziehen und wohnt ab nun in der Burggasse 47 (Wien, Neubau). Auch die »Künstler-Compagnie« bezieht ein neues Atelier in der Josefstädter Straße 21 (Wien, Josefstadt). Klimt unternimmt zudem eine erste nachweisbare Italienreise, die ihn gemeinsam mit Ernst über Villach nach Triest und Venedig, oder »Wehnedig«, wie Klimt schreibt, führt. 

In diesem Jahr kommt es zur ersten Begegnung der Familien Klimt und Flöge.

1891–1893

© Klimt-Foundation, Wien

© Galerie Welz

Im März wird Gustav Klimt Mitglied der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens (heute: Künstlerhaus, Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs, Wien). 

Sein Bruder Ernst heiratet Helene Flöge (1871–1936). Dieses Ereignis festigt Gustavs Verbindung zur Schwester der Braut, der Modedesignerin Emilie Flöge (1874–1952). Nur ein Jahr später stirbt zuerst der Vater Ernest im Juli, dann Ernst im Dezember. Klimt übernimmt die Vormundschaft für seine Nichte Helene »Lentschi« Klimt (1892–1980). Er begegnet der Halbwaise mit väterlicher Fürsorge.

Das innerfamiliäre Unglück stürzt Klimt in eine künstlerische Krise, die schließlich in eine Neuorientierung mündet. Die »Künstler-Compagnie« beginnt an Festigkeit zu verlieren; Gustav und Matsch nutzen aber noch bis 1894 gemeinsam das Josefstädter Atelier. Klimt wird bis 1911 in diesem verwunschenen Hinterhofatelier seinen idealen Rückzugs- und Inspirationsort finden. 

1892 unternimmt er eine Reise ins ungarische Totis (heute: Tata); Graf von Esterházy wünscht eine Darstellung des Zuschauerraums seines Schlosses. 1893 wird dieses Werk bei der »XXII. Jahresausstellung des Künstlerhauses« gezeigt. Klimt erhält dafür die silberne Staatsmedaille. Außerdem erhält er den Auftrag zur Gestaltung des Musikzimmers im Palais Dumba (Wien, Innere Stadt) mit den Supraportenbildern Die Musik und Schubert am Klavier. Die Umsetzung erfolgt erst rund vier Jahre später.

1894

© Klimt-Foundation, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

Im September 1894 erhalten Gustav Klimt und Franz Matsch den Auftrag für die als Deckenbilder auszuführenden Fakultätsbilder für den Großen Festsaal (ehemals: Aula) der k. k. Universität Wien. Klimt entwirft die allegorischen Darstellungen Die Philosophie, Die Medizin und Die Jurisprudenz sowie die Zwickelbilder. Matsch widmet sich dem Thema Theologie und gestaltet das große Mittelbild. Klimt beendet seine Gemälde erst 1907; es ist sein letzter Auftrag aus öffentlicher Hand und erregt großes Aufsehen.

Auf der Antwerpener Weltausstellung wird Klimt abermals für sein Werk Zuschauerraum des Theaters im Schloss Esterházy in Totis prämiert. Er erhält dafür ein Ehrendiplom. 

Klimts Bewerbung an der Akademie der bildenden Künste als Professor für die Spezialschule für Historienmalerei wird abgelehnt.

1895–1896

© Klimt-Foundation, Wien

© Belvedere, Wien

© Belvedere, Wien

Die Verbindung zwischen dem Künstler und Emilie Flöge intensiviert sich. Am 16. Februar 1895 trägt er sich in Flöges Tanzbuch vom Trachtenkränzchen des Vereins der Vorarlberger in Wien ein und ergänzt ein frei nach dem griechischen Dichter Anakreon zitiertes Gedicht. Im Sommer verbringen die beiden eine gemeinsame Auszeit in Langenwang in der Steiermark.

Klimt erhält erneut einen Auftrag von Martin Gerlach und gestaltet ab 1895 vier allegorische Darstellungen für das Vorlagenwerk Allegorien. Neue Folge. 1896 werden die Entwürfe im Künstlerhaus ausgestellt. Kolo Moser (1868–1918) begegnet in diesem Zusammenhang erstmals seinem zukünftigen Wegbegleiter Gustav Klimt. In diesem Jahr wird Klimt auch Mitglied im Kuratorium der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst.

 

1897

© ANNO | Österreichische Nationalbibliothek

© Klimt-Foundation, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

Immer offensichtlicher werdende Diskrepanzen mit der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens und ein neues Kunstverständnis vieler Kunstschaffender um Gustav Klimt münden in die Gründung der avantgardistischen Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession. Damit einhergehend erfolgt auch der Austritt aus dem mittlerweile als zu konservativ und traditionell empfundenen Künstlerhaus. Klimt wird nicht nur zum Präsidenten der neuen Formation gewählt, er beteiligt sich auch aktiv an den Entwürfen für das künftige Gebäude der Secession

Klimt übersiedelt mit seiner Mutter und Geschwistern in eine Wohnung in der Westbahnstraße 36/2/12 (Wien, Neubau), wo er bis zu seinem Tode wohnhaft bleibt. Er unternimmt eine Reise nach München und verweilt im Sommer mit Emilie und ihren Schwestern in Fieberbrunn in Tirol. Außerdem korrespondiert Klimt erstmals nachweislich mit Maria »Mizzi« Zimmermann (1879–1975), seinem Modell und Mutter zweier seiner zukünftigen Kinder.

1898

© Klimt-Foundation, Wien

© Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll

© Klimt-Foundation, Wien

Die erste Ausstellung der Wiener Secession findet in den Blumensälen der k. k. Gartenbaugesellschaft am Parkring statt (Wien, Innere Stadt). Klimt entwirft dafür das Plakat, das erst in der zensierten Fassung affichiert wird. Das Cover der Mai/Juni Ausgabe von Ver Sacrum zeigt ebenfalls dieses Motiv von Klimt. Kaiser Franz Joseph I. (1830–1917) besucht die Schau und wird von Klimt und Carl Moll (1861–1945) durch die Räumlichkeiten geführt. Im November wird die zweite Ausstellung der Secession eröffnet, nun im von Joseph Maria Olbrich (1867–1908) gestalteten Secessionsgebäude in der Nähe des Naschmarktes (Wien, Innere Stadt).

Klimt wird korrespondierendes Mitglied der Münchener Secession

Klimt entwickelt zu dieser Zeit einen ausdrucksstarken »secessionistischen« Stil, in dem er Flächigkeit, Frontalität und Goldglanz mit einem postimpressionistischen Pinselstrich verbindet. Die Kunstkommission des Unterrichtsministeriums kritisiert Klimts Fakultätsbilder, er wird zur Überarbeitung aufgefordert. Klimt mietet bis 1907 zusätzlich zum Atelier in der Josefstädter Straße 21 ein zweites Atelier mit höheren Räumen in der Florianigasse 54 (ab 1906: Hausnummer 50). 

Mit Familie Flöge verbringt er die Sommerfrische in St. Agatha im Salzkammergut, erste größere Landschaftsgemälde im Hochformat entstehen. Darüber hinaus avanciert Klimt zum Porträtisten der Wiener Gesellschaft und hält u.a. Sonja Knips (1873–1938) in Öl auf Leinwand fest. Es handelt sich dabei um sein erstes Porträt in quadratischem Format. Etwa zeitgleich verewigt er im kleinformatigen, intimen Porträt Mädchen im Grünen die junge Maria Ucicka (1880–1928), Modell und Mutter seines ersten Sohnes.

1899

© Klimt-Foundation, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

© Leopold Museum, Wien

Klimt beteiligt sich in diesem Jahr nicht nur an Ausstellungen der Wiener Secession, sondern ist auch erstmals auf der »Biennale di Venezia« vertreten. Er kombiniert diese Verpflichtung mit einer längeren Rundreise mit Familie Moll und weiteren wichtigen Wegbegleiterinnen und Wegbegleitern. Eine sich während dieser Reise anbahnende Liaison zwischen Klimt und Alma Schindler (1879–1964), Molls Stieftochter, wird entdeckt und unterbunden. 

Am 12. Juni schickt Klimt nachweislich das erste Mal einen Brief an Maria Ucicka. Im Juli erblickt ihr gemeinsamer Sohn, Gustav Ucicky (gest. 1961), das Licht der Welt. Nur wenige Monate später, im September, wird Gustav Zimmermann (gest. 1976), Sohn von Maria »Mizzi« Zimmermann und Klimt, geboren.

Den Sommer über verbringt Klimt mit Familie Flöge im Salzburger Golling bei Hallein. Seine Landschaftsbilder zeichnen sich von nun an durch das quadratische Format aus. Klimt porträtiert Serena Lederer. 

Wichtige Wegbegleiter Klimts, Josef Hoffmann (1870–1956) und Kolo Moser, treten in diesem Jahr ihre Stellen an der Kunstgewerbeschule an.

1900

© Universitätsbibliothek Heidelberg

© Klimt-Foundation, Wien

© Leopold Museum, Wien

Klimt präsentiert in der VII. Ausstellung der Secession in den letzten Jahren entstandene Landschaftsgemälde und das Fakultätsbild Die Philosophie. Die progressive Darstellung beschwört einen Skandal und Empörung herauf. Das Werk wird abgezogen, aber kurz danach auf der Weltausstellung in Paris präsentiert. Der Künstler erhält für dieses Gemälde den Grand Prix. 

In diesem Jahr verbringt Klimt das erste Mal mit Familie Flöge seine Sommerfrische am oberösterreichischen Attersee. Weitere Aufenthalte werden folgen, bis 1907 bleibt der Bräuhof in Litzlberg seine bevorzugte Unterkunft. Die Villa Paulick – Klimt trägt sich am 10. August erstmals in das Gästebuch ein – wird ab nun zu einem impulsgebenden und konstanten Treffpunkt im Rahmen der Aufenthalte am See. Während dieses ersten Aufenthalts entstehen mehrere Gemälde, wie Klimt in einem Brief an Zimmermann erwähnt. Eine Vielzahl an fotografischen Schnappschüssen von u. a. Emma Bacher (1867–1953, geb. Paulick), Heinrich Böhler (1881–1940) oder auch Friedrich Gerhard Walker (1873–1934) dokumentiert anschaulich die 17 Jahre andauernde Attersee-Sommerfrische von Gustav Klimt und seinen Begleiterinnen und Begleitern.

1901

© bpk | Bayerische Staatsgemäldesammlungen

© Kunsthaus Zug, Stiftung Sammlung Kamm

In der X. Ausstellung der Secession präsentiert Klimt in einem von Moser gestalteten Raum neben am Attersee entstandenen Landschaften und Porträts abermals ein Fakultätsbild: Die Medizin. Erneut erntet er dafür Kritik. Eine weitere Ausstellung in Wien folgt, außerdem beteiligt er sich an Schauen in Dresden und München. In der bayerischen Hauptstadt erregt das Fakultätsbild großes Interesse. Darüber hinaus kauft die bayerische Regierung Klimts Die Musik (Entwurf) für die Neue Pinakothek an. Klimt malt Judith I.

Den Sommer verbringt Klimt wieder am Attersee. Inspiriert von der malerischen Umgebung der Ortschaft Litzlberg malt er mehrere mystische Waldeinblicke, wie etwa Tannenwald I. Bildausschnitt und Malweise lassen fotografische Anleihen erkennen. Das Gemälde erinnert dadurch an die Fotografie Waldinneres, die Moriz Nähr (1859–1945), Klimts Lieblingsfotograf, rund zehn Jahre zuvor aufgenommen hatte. Während der Sommerfrische arbeitet Klimt an den Übertragungsskizzen für das Monumentalwerk Der Beethovenfries, das im Folgejahr in der Secession präsentiert wird. 

1902

© Belvedere, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

Der 34 Meter lange Beethovenfries wird anlässlich der XIV. Ausstellung der Secession, der sogenannten »Beethoven-Ausstellung«, präsentiert. Klimt beginnt das ikonenhafte Porträt seines Lebensmenschens Emilie Flöge zu malen. 

Otto, der zweite Sohn von Klimt und Maria »Mizzi« Zimmermann wird geboren, er stirbt jedoch noch im selben Jahr. In einem Anfang August verfassten Brief an die Kindesmutter skizziert Klimt seinen »Motivsucher«, jenes optische Hilfsmittel, das er u.a. verwendet, um seine Bildausschnitte zu definieren. Darüber hinaus beschreibt er in einem weiteren Brief von 17. August seinen Tagesablauf in der Sommerfrische und die aktuell in Umsetzung befindlichen Landschaftsgemälde.

1903

© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

© Leopold Museum, Wien

© Leopold Museum, Wien

Klimt beteiligt sich an mehreren Ausstellungen. In der XVIII. Ausstellung der Secession, der »Kollektiv-Ausstellung Gustav Klimt«, präsentiert er über 80 Werke. Alle drei Fakultätsbilder werden erstmals gemeinsam in ihren aktuellen, noch nicht vollendeten Zuständen präsentiert. Auch Die Hoffnung I soll gezeigt werden. Eine Intervention des Unterrichtsministers Wilhelm Ritter von Hartel (1839–1908) aufgrund der dargestellten Nacktheit der Schwangeren führt jedoch zum Rückzug dieses Gemäldes. Wegen der dadurch bedingten Umhängung wird die Eröffnung um vier Tage verschoben.

Ferdinand Bloch-Bauer (1864–1945) gibt bei Klimt das erste Porträt seiner Ehefrau Adele (1881–1925, geb. Bauer) in Auftrag.

Klimt reist in diesem Jahr gleich zwei Mal nach Italien und setzt sich dort vor allem mit der in Ravenna und auch Venedig zu bestaunenden Mosaikkunst auseinander, die sein Schaffen maßgeblich beeinflusst. Seinen Winteraufenthalt beendet er am Gardasee.

Fritz Waerndorfer (1868–1939), Josef Hoffmann und Kolo Moser gründen die Wiener Werkstätte, jene innovative Produktionsgemeinschaft, die grundlegend an der Verbreitung der typischen Ausformulierungen des Wiener Jugendstils in allen Bereichen der Kunst beteiligt sein wird. 

1904

© Klimt-Foundation, Wien

Die Planungen für das Palais Stoclet in Brüssel, der Inkunabel des Gesamtkunstwerkes, werden konkreter. Neben der Wiener Werkstätte erhält Klimt den Auftrag für den berühmten Stocletfries. Klimt beteiligt sich an der XX. Ausstellung der Secession und präsentiert in diesem Rahmen erstmals Wasserschlangen II. Außerdem nimmt er an der »Großen Kunstausstellung Dresden« und der »X. Ausstellung der Münchner Secession« teil. Die für die Weltausstellung im amerikanischen St. Louis von Hoffmann geplante Präsentation der Wiener Secession mit Fokus auf Klimts Gemälde wird nicht realisiert.

Emilie Flöge eröffnet gemeinsam mit ihren Schwestern in der Mariahilfer Straße 1b im Haus Casa Piccola den mondänen Modesalon »Schwestern Flöge«. Die von Schlichtheit und geometrischem Design geprägte Ausstattung dieses Etablissements stammt von der Wiener Werkstätte um Hoffmann und Moser. Klimt steuert den Entwurf für das Signet bei. Wiener Damen von Rang, wie Sonja Knips, Hermine Gallia (1870–1936, geb. Hamburger) oder auch Mitglieder der Familie Lederer lassen sich fortan von Emilie Flöge einkleiden. Die Modedesignerin vertritt einen modernen, von der Idee des Reformkleides inspirierten Stil. 

Paul Bacher (1866–1907) kauft die von Hugo Othmar Miethke (1834–1918) in den frühen 1860er Jahren in abgewandelter Form gegründete Galerie H. O. Miethke, eine der wichtigsten Kunsthandlungen der Jahrhundertwende, die ab diesem Jahr auch als Haupthändler für Klimts Werke auftritt.

Hoffmann stattet Klimts Atelier in der Josefstädter Straße 21 mit Mobiliar der Wiener Werkstätte aus. Klimt ist von diesem Vorhaben wenig begeistert.

1905

© Klimt-Foundation, Wien

© MAK

© National Gallery of Modern and Contemporary Art, Rome

Klimt verzichtet offiziell auf den Fakultätsbilder-Auftrag und erstattet die bereits erhaltene Anzahlung. 

Die Klimt-Gruppe mit u. a. Josef Maria Auchentaller (1865–1949), Josef Hoffmann, Maximilian Kurzweil (1867–1916), Richard Luksch (1872–1936), Carl Moll, Emil Orlik (1870–1932), Otto Wagner (1841–1918) und natürlich Klimt tritt nach Unstimmigkeiten und immer größer werdenden Divergenzen innerhalb der Mitglieder aus der Wiener Secession aus. 

Der Fotograf Friedrich Viktor Spitzer (1854–1922) gestaltet eine Porträtserie mit Gustav Klimt. Der Maler besucht das Sanatorium Purkersdorf. Sein bis dahin größtes Staffeleibild, Die drei Lebensalter, entsteht.

1906

© MAK

© Klimt-Foundation, Wien

©

Klimt wird zum Ehrenmitglied der Königlich Bayerischen Akademie der bildenden Künste in München ernannt. 

Im Mai unternimmt er eine Reise nach London und besucht auf dem Rückweg die Baustelle des Palais Stoclet in Brüssel. Über Berlin und Dresden geht es zurück nach Wien. Darüber hinaus hält er sich einer Ansichtskarte an seine Schwester Johanna »Fanny« Klimt folgend in Florenz auf, vermutlich um die vom Deutschen Künstlerbund betreute Villa Romana − eine frühe Form der »Artist in Residence« − zu besuchen. 

Während der obligatorischen Sommerfrische am Attersee fotografiert Klimt eine 20-teilige Modestrecke mit Emilie Flöge, ihre eigenen Kreationen tragend. Im Herbst werden zehn Fotografien im Kunstmagazin Deutsche Kunst und Dekoration unter der Autorenschaft Klimts veröffentlicht. 

1907

© APA-PictureDesk

© Universitätsbibliothek Heidelberg

© Klimt-Foundation, Wien

Die nun vollendeten Fakultätsbilder werden zuerst in der Galerie H. O. Miethke und anschließend in Berlin im Kunstsalon Keller & Reiner präsentiert. Klimts Darstellungen der Fakultäten und seine Malweise werden hier als bahnbrechend empfunden.

Die Hetärengespräche des Lukian in der deutschen Fassung von Franz Blei (1871–1942) werden von Klimt mit 15 erotischen Zeichnungen illustriert. Klimt vollendet eines seiner Hauptwerke der Goldenen Periode: das Gemälde Porträt Adele Bloch-Bauer I. Noch im selben Jahr wird es gemeinsam mit anderen Werken in der »Jubiläums-Ausstellung Mannheim« präsentiert. 

Klimt und Egon Schiele (1890–1918) begegnen sich zum ersten Mal. Es erwächst daraus eine vor allem für den jüngeren Künstler wichtige und inspirierende Verbindung. 

Klimt nimmt an der Eröffnung des von der Wiener Werkstätte geplanten und ausgestatteten Kabarett Fledermaus teil. Weitere Besuche folgen. Sein Gemälde Freundinnen I (Die Schwestern), das er in diesem Jahr am Attersee vollendet, lässt das Farbkonzept des berühmten Nachtlokals erkennen und stellt möglicherweise zwei der berühmten Schwestern Wiesenthal dar.

1908

© gallica.bnf.fr / BnF

© Klimt-Foundation, Wien

© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Die Klimt-Gruppe veranstaltet die bahnbrechende und imposante »Kunstschau Wien« auf dem Baugrund des späteren Konzerthauses (Wien, Landstraße). Hoffmann ist für die architektonische Gesamtkonzeption zuständig. Klimt stellt 16 Gemälde und 18 Zeichnungen in drei Räumen aus. Die Gestaltung des Hauptraumes übernimmt Kolo Moser. Das Gemälde Der Kuss, präsentiert unter dem Titel Das Liebespaar, wird vom k. k. Ministerium für Kultus und Unterricht für die Moderne Galerie angekauft. Die Übergabe erfolgt nach der Fertigstellung im Folgejahr. Außerdem kauft der niederösterreichische Landesausschuss Klimts Gemälde Porträt Emilie Flöge an. Auch für die junge Künstler:innengeneration ist die erste Kunstschau wegweisend und karrierefördernd. So ist etwa Oskar Kokoschka (1886–1980), der bald aus dem Schatten der Wiener Werkstätte heraustreten wird, vertreten.

Um Klimts künstlerische Größe auch über die Grenzen Österreichs hinaus vermarkten zu können, publiziert der Verlag H. O. Miethke bis 1914 ein hochwertiges Mappenwerk mit Arbeiten Klimts. Der Künstler selbst wählt die zu reproduzierenden Werke aus und überprüft deren Ausführung. 

Die Fotografin Madame d'Ora (Dora Kallmus, 1881–1963) gestaltet eine repräsentative Porträtserie Klimts.

Bei einem weiteren Besuch des Kabarett Fledermaus erlebt er das Tanzdebüt der ihm bereits bekannten und vermutlich im Vorjahr porträtierten Schwestern Wiesenthal in diesem Etablissement. 

Klimt und Familie Flöge nächtigen ab diesem Jahr in der Villa Oleander. Diese mietbare Unterkunft gehört zum umfangreichen Komplex des Hôtel Seehof in Kammerl, einem Ortsteil von Kammer-Schörfling am Attersee. Aufnahmen von Flöge im Fledermauskleid und Klimt in einem seiner Malerkittel dokumentieren diese Aufenthalte auch fotografisch. Der Maler beschäftigt sich nun auch eingehend mit Schloss Kammer und dem umliegenden Park. Bis 1912 entsteht eine Serie von sieben Bildern. Darüber hinaus muss sich Klimt nahezu in der gesamten »Kammerl-Zeit« den für ihn mühsamen Entwürfen für den Brüsseler Stocletfries widmen. Seine Sommerfrischefreuden sind dadurch erheblich getrübt.

1909

© Leopold Museum, Wien

Die Klimt-Gruppe veranstaltet die »Internationale Kunstschau«, an der nun auch Schiele auf Vermittlung Klimts teilnimmt. Vertreten sind außerdem internationale Positionen wie Vincent van Gogh (1853–1890), Paul Gauguin (1848–1903) oder auch Edvard Munch (1863–1944) und Max Liebermann (1847–1935). 

Klimt unternimmt gemeinsam mit Moll eine Reise nach Frankreich, die mit einem mehrtägigen Aufenthalt in Zentralspanien verbunden ist. Vor allem El Grecos Kunst (1541–1614) hinterlässt einen bleibenden Eindruck auf den Jugendstilmaler. 

1910

© Archivio Storico della Biennale di Venezia, ASAC

© Leopold Museum, Wien

© Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Klimt beteiligt sich an mehreren Ausstellungen, u.a. zum zweiten Mal an der »Biennale di Venezia«. Ihm ist ein eigener Saal gewidmet, in welchem er 22 Gemälde präsentiert. Im Zuge dieser Schau kauft die städtische Galerie von Venedig das Gemälde Judith II (Salome) an. Außerdem ist er in einer Ausstellung in Prag vertreten und wohnt der Aufführung von Gustav Mahlers 8. Sinfonie mit u.a. Alma Mahler (geb. Schindler), dem Ehepaar Moser, Alfred Roller (1864–1935) oder auch Adele Bloch-Bauer in München bei. 

Der Künstler beginnt in diesem Jahr mit dem allegorischen Monumentalwerk Tod und Leben (Tod und die Liebe). Es folgen Überarbeitungen in den Jahren 1912/13 und 1916/17.

1911

© MAK / Georg Mayer

© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

© Klimt-Foundation, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

Vor allem diesem Jahr gilt die Vollendung der Werkzeichnungen im Maßstab 1:1 für den Brüsseler Stocletfries. Noch im Sommer beginnt Leopold Forstner (1878–1936) in seiner Wiener Mosaikwerkstätte mit der Umsetzung. Die dafür notwendigen Materialien fertigen unterschiedliche beteiligte Firmen an. Ende Oktober werden zwei der Platten des Stocletfrieses in Forstners Mosaikwerkstätte noch dem Wiener Publikum präsentiert. Danach beginnt die aufwendige und kritische Überstellung nach Brüssel. 

Klimt beteiligt sich an der »Internationalen Kunstausstellung« in Rom und wird mit einem Geldpreis geehrt. Den Österreich-Pavillon plante Hoffmann. 

Der Maler ist aufgrund von Abrissarbeiten gezwungen, sein Hinterhofatelier in der Wiener Josefstadt zu verlassen. Noch im Mai dokumentiert Moriz Nähr die örtlichen Begebenheiten. Es entsteht das berühmte Porträt von Klimt mit einer Katze in den Armen. Der Maler übersiedelt interimistisch in die kaum genützte Villa von Helene Hochstetter auf der Hohen Warte. Nur wenige Monate später kann er auf Vermittlung von Felix Albrecht Harta (1884–1967) sein letztes Atelier in der Feldmühlgasse 11 (ehemals 9, Wien, Hietzing) beziehen. Etwa zur gleichen Zeit hält auch die deutsch-amerikanische Fotografin Pauline Hamilton (1870–1918, geb. Kruger) Gustav Klimt fotografisch fest.

1912

© APA-PictureDesk

© Belvedere, Wien , Foto: Johannes Stoll

© Klimt-Foundation, Wien

Klimt wird zum Präsidenten des Bundes österreichischer Künstler gewählt. Er beteiligt sich an der »Großen Kunstausstellung Dresden« und porträtiert Adele Bloch-Bauer ein zweites Mal. Darüber hinaus schließt Klimt in diesem Jahr seine Schloss-Kammer-Serie mit der von Vincent van Goghs Malweise inspirierten Allee vor Schloss Kammer am Attersee ab.

Schiele bezieht ein Atelier in unmittelbarer Nähe zu Klimts Studio in der Hietzinger Hauptstraße 101. Gustav, das erste gemeinsame Kind von Klimt und Consuela Camilla »Ella« Huber (1896–1978), wird geboren. 

Klimt begibt sich zum ersten Mal mit Emilie Flöge nach Bad Gastein auf Kur. Weitere Aufenthalte folgen.

1913

© The Metropolitan Museum of Art, New York

© Klimt-Foundation, Wien

© APA-PictureDesk

Klimt stellt in Budapest, vermutlich Czernowitz, Mannheim, Leipzig und München aus und beteiligt sich mit über 90 Zeichnungen an der »Internationalen Schwarz-Weiss-Ausstellung« in Wien. Wie die Wiener Werkstätte findet auch Klimt in Otto (1868–1926) und Eugenia Primavesi (1874–1963, geb. Butschek) wichtige Mäzene. Sie beauftragen ein Bildnis ihrer Tochter, das Klimt in diesem Jahr umsetzt. Kurz darauf folgt auch ein Porträt der Mutter.

Der japanische Maler Kijiro Ohta (1883–1951) besucht Klimt im Mai in seinem Atelier in der Feldmühlgasse und beschreibt diese Begegnung in einer japanischen Kunstzeitschrift.

Im Frühjahr verweilt er einige Tage am Attersee, wohingegen er die Sommerzeit am norditalienischen Gardasee verbringt. Klimt verewigt die dort gewonnenen Inspirationen in drei Landschaftsbildern. Die Rückreise führt ihn über Tirol und einen kurzen Zwischenstopp am Attersee nach Wien. In Oberösterreich fertigt Friedrich Gerhard Walker die bisher einzig bekannten Farbaufnahmen von Gustav Klimt und Emilie Flöge im sogenannten Lumière-Autochromplatten-Verfahren. Erneut gönnt er sich einen Kuraufenthalt in Bad Gastein. 

1914

©

© Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Österreichische Nationalbibliothek

© Leopold Museum, Wien

Klimt beteiligt sich mit zehn Werken an der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Prag. Im Zuge dieser Schau kauft die Moderne Galerie Prag Klimts Allegorie Die Jungfrau an. Darüber hinaus nimmt er an der »II. Internationalen Kunstausstellung der Secession« in Rom teil. Die der Wiener Secession vorbehaltenen Räume werden von Dagobert Peche (1887–1924) gestaltet.

Im Mai besucht er das Palais Stoclet in Brüssel, von dem er in einer Ansichtskarte an Emilie Flöge schwärmt. Lediglich der imposante Mosaikfries im Speisesaal entspricht nicht ganz seinen Erwartungen.

Anton Josef »Antios« Trčka (1893–1940) gestaltet eine Porträtserie von Klimt und Schiele. Moriz Nähr hält Klimt auf dem Weg in die Meierei Tivoli fest. Die dortige Auszeit und geselligen Runden mit den Mitgliedern der »Kegelgesellschaft« und »Frühstücksgesellschaft« bieten Klimt gelungene Abwechslung.  

Er begibt sich abermals auf Kur nach Bad Gastein. Die Sommerfrische am Attersee verbringt er nun erstmals im Forsthaus in Weißenbach, wohingegen Familie Flöge im Haus Donner im nahe gelegenen Steinbach unterkommt. Er genießt die Ruhe und inspirierende Gegend. Seiner Unterkunft setzt er gleich zwei Mal ein Denkmal in Bildern. Kaiser Franz Joseph I. befindet sich im nahe gelegenen Bad Ischl und unterzeichnet dort die Kriegserklärung an Serbien. 

Charlotte (gest. 1915), die gemeinsame Tochter von Klimt und Consuela Camilla »Ella« Huber, wird geboren.

1915

© KHM-Museumsverband

© Leopold Museum, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

Klimt beteiligt sich an der »Kunstausstellung des Wirtschaftsverbandes bildender Künstler Österreichs«. Es handelt sich dabei um eine von mehreren Künstler:innen-Kollektiven organisierte Schau, die mit Unterstützung des k. k. Ministeriums für Kultus und Unterricht umgesetzt wurde. 

Arthur Schnitzler (1862–1931) und seine Frau besuchen Klimt in seinem Hietzinger Atelier. Der Schriftsteller hat zu seinem Geburtstag eine Zeichnung des Meisters erhalten, die er nun signieren lässt. Auch das Wiener-Werkstätte-Testimonial Friederike Maria Beer (1891–1980) wird dort vorstellig, um Klimt für einen Porträtauftrag zu engagieren. Den Kontakt stellt der Maler Hans Böhler (1884–1961) her. Ein Jahr zuvor wurde Beer bereits von Schiele porträtiert.

Klimts Mutter Anna stirbt im Februar. Consuela Camilla »Ella« Hubers zweiter Sohn mit Klimt, Wilhelm (gest. 1943), wird geboren. 

Der Maler verweilt weiterhin während der Sommermonate am Südufer des Attersees und kehrt mit den Landschaftsbildern Litzlberg am Attersee und Litzlberger Keller am Attersee noch einmal motivisch an seinen ersten Sommerfrische-Aufenthaltsort zurück. Klimt weilt zum ersten Mal bei Familie Primavesi in ihrem von Hoffmann errichteten Landhaus in Winkelsdorf (heute: Kouty nad Desnou).

1916

© Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin

© Klimt-Foundation, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

In der Berliner Secession wird die berühmte »Wiener Kunstschau« veranstaltet. Insgesamt sind 70 Werke des Bundes österreichischer Künstler ausgestellt. Auch Klimt, Schiele und Kokoschka sind auf dieser Leistungsschau vertreten. Schieles Gemälde Entschwebung (Die Blinden II) wird gegenüber Klimts Allegorie Tod und Leben (Tod und die Liebe) präsentiert. 

Klimt wird Mitglied der Sächsischen Akademie der bildenden Künste in Dresden. 

Klimt unternimmt abermals eine Reise zu Familie Primavesi nach Winkelsdorf. Im Sommer verbringt er seinen letzten Aufenthalt am Attersee, er malt u. a. Gartenweg mit Hühnern. Friederike Maria Beer besucht ihn zu dieser Zeit. Erwin Böhler (1877–1950), wiederum ein Cousin von Hans Böhler, kauft die Insel Litzlberg. 

Kaiser Franz Joseph I. stirbt am 21. November in Wien.

1917

© Klimt-Foundation, Wien

© Klimt-Foundation, Wien

© MAK

Klimt wird Ehrenmitglied an den Akademien der bildenden Künste in Wien und München und stellt auf der »Österrikiska Konstutställningen« in Stockholm aus. Um den Jahreswechsel wurde diese Schau in einer reduzierten Variante auch in Kopenhagen unter dem Titel »Ostrigsk Kunstudstilling. Malen. Plastik. Kunstgenstandein Kopenhagen« der Öffentlichkeit präsentiert.

Moriz Nähr dokumentiert Klimts Atelier und den Garten in der Feldmühlgasse fotografisch und hält somit das originale Gefüge für die Nachwelt fest.

Der Kunstverleger Hugo Heller (1870–1923) erwirbt die Verlagsrechte und Restexemplare der von Miethke publizierten Mappe Das Werk Gustav Klimts und publiziert die Neuauflage ab dem Folgejahr.

Klimt reist erneut nach Bad Gastein und widmet den kaskadenartig in den Hängen gelegenen Gebäuden eine Darstellung.

Seinen letzten Jahreswechsel verbringt er bei Familie Primavesi in Winkelsdorf, wo er am 30. Dezember auch die letzte bekannte Karte an Emilie Flöge schreibt. Ein halbes Jahr zuvor verfasst er das Gedicht Die Wasserrose, das entweder Emilie Flöge oder der mysteriösen Dame mit Fächer aus dem gleichnamigen Gemälde gewidmet ist.

1918

© APA-PictureDesk

© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt erleidet am 11. Jänner einen Schlaganfall und verstirbt wenige Wochen später, am 6. Februar, an den Folgeerkrankungen. Egon Schiele erweist Klimt seine letzte Ehre und porträtiert ihn drei Mal am Totenbett. Am 9. Februar wird der Malerfürst am Hietzinger Friedhof unter Beisein zahlreicher Wegbegleiter:innen beerdigt. Schiele bemüht sich in der Folge um die Übernahme des Klimt'schen Ateliers, wo der Künstler u.a. die Gemälde Die Braut und Dame mit Fächer unvollendet auf der Staffelei zurückgelassen hat. Die Versuche des Wegbegleiters waren vergeblich, er verstirbt am 31. Oktober an der Spanischen Grippe. Auch Kolo Moser und Otto Wagner sterben in diesem schicksalsträchtigen Jahr. 

Nach Klimts Tod sind auch Carl Moll und der Kunsthändler Gustav Nebehay (1881–1935) bestrebt, Klimts Andenken gebührend zu bewahren. So wird im Mai 1918 im Zuge der Ausstellung »Ein Jahrhundert Wiener Malerei« in Zürich ein eigener Klimt-Raum für den verstorbenen Künstler eingerichtet. Auch die Wiener Secession stellt Ende des Jahres noch einmal Werke ihres ehemaligen Präsidenten Gustav Klimt in der »LII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Secession« aus.