Franz Servaes

Franz Servaes fotografiert von Madame d'Ora, 1908
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Einblick in die X. Secessionsausstellung, März 1901 - Mai 1901, in: Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, 16. Jg. (1900/01).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Einblick in die X. Secessionsausstellung, März 1901 - Mai 1901, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv und Grafiksammlung
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Der deutsche Schriftsteller, Journalist, Kunst- und Theaterkritiker arbeitete vorwiegend kunstjournalistisch und war in Berlin und Wien für die wichtigsten und progressivsten Zeitungen und Zeitschriften der Jahrhundertwende als Autor tätig.

Franz Theodor Hubert Servaes wurde am 17. Juli 1862 als Sohn eines Arztes in Köln geboren und besuchte dort das Gymnasium. Ab 1881 studierte er Kunstgeschichte und Germanistik an den Universitäten Tübingen, Leipzig und Straßburg und promovierte 1887. In Berlin fand er Anschluss an Literaten- und Künstlerkreise und begann seine journalistische Tätigkeit bei diversen Zeitschriften, manchmal unter den Pseudonymen Max Haese oder Albrecht Schütze. Unter anderem schrieb er für Jugend, die Deutsche Literaturzeitung, die Gegenwart, die Nation und über Empfehlung von Theodor Fontane erhielt er eine Theaterkritikerstelle bei der Vossischen Zeitung.

Franz Servaes Zeit in Wien
Servaes pflegte als Autor für die Waage erste Kontakte nach Wien. Ab 1899 arbeitete er über Vermittlung Hermann Bahrs als Kunstreferent und Feuilletonist für die Neue Freie Presse, die ihn 1900 auch als Berichterstatter zur Weltausstellung nach Paris schickte. Seine Arbeit wurde dabei von Karl Kraus kritisch beobachtet und glossiert. Nach Theodor Herzls plötzlichem Tod übernahm Servaes 1904 die Redaktion des Feuilletons der Neuen Freien Presse. Er berichtete laufend über das aktuelle Kunstgeschehen, oftmals auch über die Ausstellungen der Wiener Secession. Am 19. März 1901 erschien ein Artikel über die »X. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession«, in dem er die Gemälde von Klimt – darunter auch das erstmals präsentierte zweite Fakultätsbild Die Medizin (1900–1907, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt) besonders ausführlich beschrieb:

»Ein wenig hat man sich durchzuwinden auf der neuen Ausstellung, bis man ins Dorado der höchsten Kunstgenüsse gelangt. Aber dann bleibt wol [!] beim Eintritt in den großen Hauptsaal ein Jeder gefesselt stehen. Von zwei Seiten wird er gleich tüchtig ins Feuer genommen. Drüben sieht er mit einem Gewoge nackter Gestalten, mit viel Gold und starken Farben das neue Deckenbild von Klimt schimmern - und gleich nebenan biegt sich in leichtem Bogen, die Hinterwand entlang, eine lustige Galerie moderner Bildnisse, meist entzückender junger Frauen und Mädchen in Weiß oder Schwarz. Wohin nun zuerst sich wenden? Der neue Klimt ist natürlich der große ›Schlager‹ der Ausstellung, die Jeder gesehen haben muß, von dem Jeder muß sprechen können in Liebe oder Feindschaft.«

Im Juni 1908 besuchte Servaes die wegweisende »Kunstschau Wien«, über die er Rezensionen für die Berliner Tagezeitung Der Tag und die Zeitschrift Kind und Kunst verfasste. Zeitgleich schenkte er Gustav Klimt eine handschriftlich gewidmete Ausgabe seines neuen Buches über Wien, das als achter Band der Serie Stätten der Kultur erschien. Klimt bedankte sich in einem Brief für das Buch und sein »reges Interesse an meiner Ausstellung«.

Galerie

  • Gustav Klimt im Gespräch bei der Eröffnung der "Kunstschau Wien 1908", 01.06.1908, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv und Grafiksammlung, Sammlung Professor Teschner
    © Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek
  • Franz Servaes: Widmung von Franz Servaes an Gustav Klimt in seinem Buch: „Stätten der Kultur. Wien“, Juni 1908, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Franz Servaes: Widmung von Franz Servaes an Gustav Klimt in seinem Buch: „Stätten der Kultur. Wien“, Juni 1908, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Franz Servaes: Widmung von Franz Servaes an Gustav Klimt in seinem Buch: „Stätten der Kultur. Wien“, Juni 1908, Klimt-Foundation
    © Klimt-Foundation, Wien
  • Gustav Klimt: Brief von Gustav Klimt an Franz Servaes, vermutlich Juni 1908, Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Teilnachlass Franz Servaes
    © Sammlung von Handschriften und alten Drucken, Österreichische Nationalbibliothek

Daneben fanden auch Servaes Bühnenwerke Anerkennung, beispielsweise die Uraufführung des Kleist-Dramas Der neue Tag (1904) und er veröffentlichte Romane, zum Beispiel Jahr der Wandlung (1935) und einige Künstlerbiografien, unter anderem über Giovanni Segantini, Rembrandt und Max Klinger.

Mit seiner Frau Martha Haese führte er eine bewegte Beziehung: 1893 heirateten sie, 1897 folgte die Scheidung und 1899 heirateten sie erneut. Gemeinsam erwarb das Ehepaar 1910 ein Haus mit Garten in Weidlingau im Wienerwald und bekam drei Kinder, Dagmar (Dagny), Roderich und Beate.

Julius Klinger: Plakat der Wiener Kunstschau in der Berliner Secession, 1916,
© Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin

Zurück nach Berlin
Nach Ausbruch des ersten Weltkrieges kündigte die Redaktion der Neuen Freien Presse viele Mitarbeiter und Franz Servaes übersiedelte im Oktober 1914 nach Berlin. Dort arbeitete er für den Berliner Lokal-Anzeiger und Der Tag. 1916 berichtete er in der Deutschen Kunst und Dekoration über die von Klimt als Präsident des Bundes Österreichischer Künstler auf Einladung der Berliner Secession organisierte »Wiener Kunstschau in der Berliner Secession«. Nach Gustav Klimts Tod verfasste er 1918 einen zwölfseitigen, umfangreich bebilderten Aufsatz über den Maler und dessen Werk.

Servaes' Frau Martha starb im März 1923 mit 52 Jahren und er veröffentlichte Erinnerungen unter dem Titel Anima Candida. Dem Andenken einer teuren Toten in der Neuen Freien Presse. Im darauffolgenden Jahr heiratete er seine zweite Frau Tilly Stiefel und lebte in Deutschland, bis er sich 1932 aus dem Berufsleben zurückzog.

Als Witwer übersiedelte Servaes 1940 wieder nach Wien zu seiner Tochter Dagmar, die als »Dagny Servaes« eine erfolgreiche Schauspielkarriere verfolgte. Franz Servaes verstarb am 14. Juli 1947.

Literatur und Quellen

  • Österreichisches Biographisches Lexikon. Franz Servaes. www.biographien.ac.at/oebl_12/193.pdf (04.06.2020).
  • Markus Kristan: Kunstschau Wien 1908, Wien 2016, S. 229.
  • Brief von Gustav Klimt an Franz Servaes (presumably June 1908). Autogr. 1253/28-1, Österreichische Nationalbibliothek, Sammlung von Handschriften und alten Drucken.
  • Franz Servaes: Gustav Klimt, in: Velhagen & Klasings Monatshefte, 32. Jg., Heft 9 (1918), S. 21-32.
  • Otto Wichtl: Leben und Werk von Franz Servaes (1862–1947), in: Verein für Geschichte der Stadt Wien (Hg.): Wiener Geschichtsblätter, 39. Jg., Heft 1, Wien 1984, S. 13-19.
  • Franz Servaes: Secession. Eine Porträtgalerie. Gustav Klimt, in: Neue Freie Presse, 19.03.1901, S. 1-3.
  • Franz Servaes: Wiener Kunstschau in Berlin, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 38 (1916), S. 41-54.
  • N. N.: Todesfälle, in: Neue Freie Presse, 25.03.1923, S. 9.
  • Franz Servaes: Anima Candida. Dem Andenken einer teuren Toten, in: Neue Freie Presse, 09.04.1923, S. 1-3.
  • N. N.: Kunstspiegel. Franz Servaes ist tot, in: Die Weltpresse, 17.07.1947, S. 3.
  • N. N.: Familiennachrichten, in: Neue Freie Presse, 11.12.1924, S. 6.
  • N. N.: Franz Servaes, in: Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 5, Wien 1997, S. 206-207.
  • Widmung von Franz Servaes an Gustav Klimt in seinem Buch: „Stätten der Kultur. Wien“ (June 1908). B225.