Josef Maria Eder

Josef Maria Eder fotografiert von Madame d'Ora, 1915, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Josef Maria Eder mit Professorenkollegen an der Technischen Hochschule, 1896
© ALBERTINA, Wien

Mit seiner Forschungstätigkeit rund um die Anwendung der Fotografie in der Wissenschaft und als österreichischer Fotochemiker errang Josef Maria Eder Weltruhm. Als Leiter der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren förderte er zudem die künstlerische Fotografie.

Josef Maria Eder wurde am 16. März 1855 als Sohn des Landesgerichtsrats Josef Eder in Krems geboren. Er besuchte das Piaristengymnasium in seiner Geburtsstadt und ging dann nach Wien, wo er 1872 das Studium der Chemie und Physik an der Universität Wien aufnahm. Zu seinen Lehrern gehörten unter anderem die Professoren Ludwig Boltzmann, Wilhelm Exner und Eduard Suess. Nach dem Erlangen seines Doktortitels wechselte er an die Technische Hochschule, wo er 1879 eine Assistentenstelle erhielt. Seine Habilitation schrieb Eder 1880 über Die Chemischen Wirkungen des Lichtes.

Gründung der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt
Nach seiner Habilitierung wurde Eder 1882 zum Professor für Chemie an der Staatsgewerbeschule in Wien ernannt. Er befasste sich eingehend mit der Spektralanalyse des Dreifarbendrucks und verfasste 1884 das Ausführliche Handbuch der Photographie. 1892 wurde er zum außerordentlichen Professor für Photochemie an der Technischen Hochschule ernannt. 1902 wurde er ordentlicher Professor und lehrte dort bis 1925. Als Mitglied und späterer Präsident der Photographischen Gesellschaft bemühte sich Eder gemeinsam mit seinem Schwager Viktor von Tóth um die Gründung der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren in Wien (heute: Höhere Graphische Lehr- und Versuchsanstalt). Es handelte sich dabei um die weltweit erste Institution dieser Art. Sie verband die Lehre über die chemischen Prozesse der Fotografie mit deren Anwendung in Kunst, Industrie und Wissenschaften. Eder leitete die Versuchsanstalt bis 1922 neben seinen anderen Tätigkeiten als Professor.

Die Heliogravüre als Kunstdruckverfahren
Eder hatte bereits 1882 über das Verfahren der Heliogravüre in seiner Abhandlung Über Heliogravüre in Strichmanier und in Halbtönen berichtet. In der k. k. Lehr- und Versuchsanstalt für Photographie und Reproduktionsverfahren wurde die Methode unter seiner Leitung entwickelt und perfektioniert. Sie erlaubte die Herstellung von Halbtönen und war somit Vorläufer der Farbfotografie. Die Möglichkeit der gezielteren Wiedergabe von Farbabstufungen wurde vor allem im Bereich der Kunst genutzt. Es entstanden zahlreiche Reproduktionen von Kunstwerken, so auch von Gemälden Klimts.

Gustav Klimt: Widmung von Gustav Klimt an Eduard Taaffe auf einer Heliogravüre des Gemäldes »Zuschauerraum im Alten Burgtheater«, 30.01.1890, Verbleib unbekannt
© Dorotheum Wien, Auktionskatalog 09.06.2021

Josef Maria Eder: Jahrbuch für Photographie, 1887
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Bereits 1890 wurde eine Reproduktion von Klimts preisgekrönter Gouache Zuschauerraum im alten Burgtheater (1888, Wien Museum) hergestellt. Von 1908 bis 1914 erschienen mehrere Mappenwerke mit Drucken von Klimt-Gemälden, zuerst im Verlag H. O. Miethke und später bei Hugo Heller. Neben Lichtdrucken und Autotypien kam auch hier die Heliogravüre zum Einsatz. 

Fotografie und Wissenschaft
Josef Maria Eder gilt als Begründer der wissenschaftlichen Erforschung der Fotografie. Zahlreiche Entwicklungen und fotografische Verfahren gehen auf seine Forschungen zurück, so auch die Entwicklung der Gelatinetrockenplatte an Stelle der nassen Kollodiumplatte und die Einführung der Chlorbromsilberemulsionen im Kopierprozess. Neben der Entwicklung neuer fotografischer Techniken förderte er auch aktiv junge Künstlerfotografen und Fotografinnen. Beispielsweise dürfte Anton Trčka seine Bekanntschaft mit Klimt, für den er eine Reihe an Porträtfotografien anfertigte, wohl einem Empfehlungsschreiben Eders verdanken.

In den Jahren 1887 bis 1931 gab Eder das Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik heraus. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften; seine Werke über Photochemie, Spektralanalyse und Röntgenstrahlenphotographie fanden internationale Bewunderung. Auf seinen Erfindungen beruht die weitere Entwicklung des Photo- und Kinematographiewesens. Von besonderer Bedeutung für die medizinische Diagnostik sind seine Untersuchungen über die Röntgenstrahlenphotographie.

Joseph Maria Eder wurde vielfach ausgezeichnet und geehrt. Er verstarb am 18. Oktober 1944 in Kitzbühel, wo er seine letzte Ruhestätte in einem Ehrengrab fand.

Literatur und Quellen

  • Österreichisches Biographisches Lexikon. Josef Maria Eder. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_E/Eder_Josef-Maria_1855_1944.xml (10.04.2020).
  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt 150 Jahre, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 13.07.2012–27.01.2013, Wien 2012, S. 341.
  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Klimt & Emilie Flöge. Fotografien, Wien 2012, S. 17.
  • Uwe Schlögl: Klimt in Zeitgenössischen Fotografien, in: Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012, S. 84-97.
  • Anna Auer (Hg.): Übersee / Exodus from Austria. Flucht und Emigration österreichischer Fotografen 1920-1940 / Emigration of Austrian photographers 1920-1940., Ausst.-Kat., Kunsthalle Wien (Museums Quartier, Wien), 16.01.1998–15.03.1998, Wien 1997, S. 84-91.
  • Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg, 14.03.1940, S. 4.
  • Buchdrucker-Zeitung, 19.05.1892, S. 200.
  • Deutsche Biographie. Josef Maria Eder. www.deutsche-biographie.de/ppn118687824.html (08.11.2022).