Josef Lewinsky

Josef Lewinsky fotografiert von Josef Szekely, um 1895, Theatermuseum Wien
© KHM-Museumsverband

Als gefeierter Schauspieler war Josef Lewinsky 48 Jahre lang Mitglied des Burgtheaters, wo er in 300 Rollen zu sehen war. Auf Auftrag der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst porträtierte Gustav Klimt 1895 Josef Lewinsky als Carlos in Clavigo, einer seiner triumphalsten Rollen.

Josef Lewinsky wurde am 20. September 1835 in Wien als Sohn des Kürschnermeisters Josef Lewinsky und Theresia Stadler geboren. Er besuchte fünf Jahre lang das Schottengymnasium und ein Jahr lang das Polytechnikum in Wien. Nach dem Tod des Vaters 1852 brach er seine Ausbildung ab um sich dem Schauspiel zuzuwenden.

Zuerst nahm er Schauspielunterricht bei Wilhelm Just durch dessen Hilfe er sich seinen Lebensunterhalt als Statist am Burgtheater und an Vorstadttheatern verdienen konnte. Sein erstes Engagement am Theater an der Wien 1854 scheiterte jedoch. Daraufhin arbeitete er im Stadttheater in Troppau [heute: Opava] und in der Sommerarena in Bielitz-Biala [heute: Bielsko-Biała]. 1858 spielte er in Brünn [heute: Brno] den Franz Moor, woraufhin Heinrich Laube ihn ans Burgtheater holte. In dieser Rolle gelang ihm am Burgtheater sein Durchbruch, gefolgt von einer seiner berühmtesten Darstellungen als Carlos in Goethes Clavigo.

Als einer der bekanntesten Schauspieler bejubelt, erfolgte 1865 seine Ernennung zum Hofschauspieler und 1872 zum »wirklichen« Regisseur zuständig für Tragödie. Seinen Abschied von der Bühne gab er am 6. Mai 1906 mit der Rolle des Bischofs von Bamberg in Götz von Berlichingen.

 

Josef Lewinsky in Maria Magdalena, fotografiert von Szekely & Massak. Von links nach rechts: Charlotte Wolter, Josef Lewinsky, Fritz Krastel, 24.11.1869, Theatermuseum, Wien
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Rollenporträt von Josef Lewinsky als Carlos in Clavigo, um 1895, Theatermuseum, Wien
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Lewinsky war 48 Jahre lang Mitglied des Burgtheaters in Wien und spielte um die 300 Rollen in denen er den Bösewicht genauso wie den Charakterdarsteller gab. Im Alter brillierte er zudem als komische Figur, spielte aber auch in Volksstücken. Mit seiner stark psychologisierten Darstellungs- und Sprechkunst revolutionierte er das Schauspiel, wodurch er als einer der Wegbereiter der modernen Schauspielkunst gilt. Auch als Rezitator war er erfolgreich und bereiste mit seiner zweiten Frau Olga Precheisen, ebenfalls Burgschauspielerin, den gesamten deutschsprachigen Raum sowie 1898 Moskau und St. Petersburg. Darüber hinaus verfasste Lewinsky theoretische Abhandlungen zur Dicht- und Schauspielkunst.

1894 erhielt Gustav Klimt von der Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst den Auftrag ein Porträt einer bekannten Schauspielerpersönlichkeit des Wiener Hofburgtheaters für das Prachtwerk Die Theater Wiens (Bd. II, Teil 3) anzufertigen. Es sollte als Vorlage für eine Illustration im 2. Band Das k. k. Hofburgtheater dienen. Klimt entschied sich für Josef Lewinsky. Der damals 60jährige stand ihm in einer seiner Paraderolle als Carlos aus Clavigo Modell. Da die Arbeiten an dem Gemälde ein Jahr dauerten und Lewinsky in diesem Zeitraum auf Tournee ging, malte Klimt zum Teil nach Fotografien.

Am 27. Februar 1907 verstarb Josef Lewinsky. Seine letzte Ruhestätte befindet sich auf dem evangelischen Friedhof in Wien Simmering.

Literatur und Quellen

  • Österreichisches Biographisches Lexikon. Josef Lewinsky. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_L/Lewinsky_Josef_1835_1907.xml (09.04.2020).
  • Deutsche Biographie. Josef Lewinsky. www.deutsche-biographie.de/sfz50907.html (09.04.2020).
  • Wien Geschichte Wiki. Josef Lewinsky. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Josef_Lewinsky (29.12.2019).
  • Brief von Gustav Klimt in Wien an Josef Lewinsky (05/19/1894). H.I.N. 38.571, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
  • Brief von Gustav Klimt in Wien an Josef Lewinsky (early July 1895). H.I.N. 38.573, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
  • Brief von Gustav Klimt in Wien an Josef Lewinsky (presumably 06/28/1895). H.I.N. 38.572, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.