Hugo von Hofmannsthal

Hugo von Hofmannsthal, 1907
© Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

Otto Brahm, Felix Salten, Arthur Schnitzler und Hugo von Hofmannsthal am Semmering um 1907
© Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

Der Lyriker und Dramatiker Hugo von Hofmannsthal zählt zu den bedeutendsten österreichischen Literaten der Moderne. Sein Stück Jedermann, das bis heute das Herzstück der Salzburger Festspiele bildet, gelangte zu Weltruhm.

Hugo von Hofmannsthal wurde als Sohn des Bankdirektors Dr. Hugo von Hofmannsthal und dessen Ehefrau Anna, geb. Fohleutner, in Wien geboren. Zunächst von Hauslehrern unterrichtet, wechselte Hugo von Hofmannsthal ins Akademische Gymnasium, wo er 1892 maturierte.

Nach einer Reise durch Südfrankreich studierte er an der Universität Wien Rechtswissenschaften, Romanistik und französische Philologie. 1899 promovierte er in Romanistik und begann mit einer Habilitationsschrift über die Entwicklung Victor Hugos, entschied sich jedoch stattdessen, freier Schriftsteller zu werden.

Freunde und Bekannt – Wiener Salons und Café Griensteidl
Schon während seiner Schulzeit verkehrte Hofmannsthal im Café Griensteidl. Dort lernte er einen Kreis an jungen Literaten kennen, der sich als Jung-Wien bezeichneten. Zu diesem Zusammenschluss befreundeter Schriftsteller gehörten Arthur Schnitzler, Hermann Bahr, Richard Beer-Hofmann, Theodor Herzl, Leopold von Adrian, Stefan George, Felix Salten und Karl Kraus. Auch Hofmannsthal wurde Teil von Jung-Wien. Besonders mit Schnitzler und Bahr, die sein Talent früh erkannten, verband ihn eine enge Freundschaft.

Während seiner Studienzeit frequentierte er die zahlreichen Wiener Salons wie jene der Familien Tedesco und Wertheimstein, wo er zahlreichen namhaften Literaten, Musikern und Künstlern begegnete.

Auch im Salon von Berta Zuckerkandl war der junge Schriftsteller zu Gast. Hier waren nicht nur regelmäßig die Mitglieder von Jung-Wien geladen, sondern auch junge bildende Künstler, darunter Gustav Klimt. Zu Hofmannsthals Freunden aus diesem Bekanntenkreis zählten u.a. Alma Mahler-Werfel, die Tänzerin Grete Wiesenthal und die Opernsängerin Selma Kurz.

Nach Reisen nach Oberitalien und Paris heiratete Hofmannsthal am 8. Juni 1901 Gertrud Schlesinger, die jüngere Schwester seines Jugendfreundes, des Malers Hans Schlesinger. Gemeinsam bezogen sie ein Barockschlösschen in Rodaun, wo Hofmannsthal bis zu seinem Tod lebte. Sie hatten drei Kinder, Christiane, Franz und Raimund. Das Ehepaar stand im Mittelpunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens und empfing regelmäßig befreundete Literaten und Künstlergrößen in seinem Haus.

Wohnhaus von Hugo von Hofmannsthal in Rodaun
© Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

Gerty von Hofmannsthal mit ihren Kindern, v. li. n. re.: Franz, Raimund und Christiane, 1907
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Hugo von Hofmannsthal bei der Eröffnung der Claude Monet Ausstellung in Weimar am 20. April 1905
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Hugo von Hoffmannsthal: Die Beiden, illustriert von Friedrich König, in: Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Ver Sacrum. Zeitschrift der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 2. Jg., Heft 2 (1899).
© Universitätsbibliothek Heidelberg, Sign. 83 A 2267, Einband

Hugo von Hofmannsthal in seinem Salon in Rodaun. Im Hintergrund Gerty von Hofmannsthal, 1906
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Grete von Hofmannsthal und Lilly Berger in Hugo von Hofmannsthals Armor und Psyche, 1911
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Alfred Roller: Bühnenbildentwurf für »Jedermann« von Hugo von Hofmannsthal, Gastmahlszene, 1913, Theatermuseum, Wien
© KHM-Museumsverband

Die bildende Kunst, Ver Sacrum und Klimt
Hofmannsthals Interessen erstreckten sich auch auf die bildende Kunst. So verfolgte er aktiv das aktuelle Ausstellungsgeschehen. Da er selbst Kunst sammelte, besuchte er u.a. die Verkaufsausstellungen der Galerie Miethke. Zu seiner Sammlung gehörten Werke von Anton Faistauer sowie ein Gemälde von Vincent van Gogh. 1905 war er nachweislich bei der Eröffnung der Claude-Monet-Ausstellung in Weimar. Als Kunstliebhaber nahm er außerdem an mehreren sogenannten »Tableaux Vivants« teil.

Auch in der Secession war Hofmannsthal öfter zu Gast, um die aktuellen Ausstellungen zu sehen, welche er mitunter öfter als nur einmal besuchte. Vor allem Hermann Bahr verhalf zu einem regen Austausch zwischen den Schriftstellern von Jung-Wien und den Secessionskünstlern, welche Bahr mit seinen positiven Kritiken unterstützte. Diese Zusammenarbeit äußerte sich besonders in der Secessionszeitschrift Ver Sacrum, in der beide Gruppen durch Text und Bild direkt nebeneinander vertreten waren.

Hofmannsthal lieferte Beiträge für den ersten und zweiten Jahrgang der Zeitschrift. Die zwei Gedichte Weltgeheimnis und Die Beiden wurden durch Fernand Khnopff und Friedrich König illustriert. Beide Einträge dürften durch Hermann Bahr im März 1898 an die Redaktion von Ver Sacrum empfohlen worden sein:

»Anbei ein paar Gedichte von Hofmannsthal, die mir gefallen haben.«

Die rege Auseinandersetzung Hofmannsthals mit der Secession und Gustav Klimt zeigt auch eine Korrespondenzkarte, in der er Hermann Bahr von seinem Besuch der Secessionsausstellung berichtet und sogar den Wunsch äußert, Klimt möge seine Gedichte illustrieren:

»Mein lieber Bahr ich war schon gestern in der Secession, und werde natürlich noch öfter gehen. Auch die Sachen von Klimt in dem Heft von Ver sacrum [!] haben mir sehr gefallen und ich möchte jetzt wirklich sehr gern, dass er meine Gedichte illustriert.«

Die Zusammenarbeit mit Klimt kam jedoch nicht zustande. Ein Autograf deutet darauf hin, dass Klimt Hofmannsthals Arbeit nicht in dem Ausmaß schätzte wie dieser die Werke des Künstlers. So hatte Julius Bauer in seinem satirischen Beitrag im Illustrierten Wiener Extrablatt ironisch angedeutet, Klimts Gemälde Die Philosophie (1900–1907, verbrannt auf Schloss Immendorf) wäre leichter verständlich, wenn es dazu ein erläuterndes Gedicht von Hofmannsthal gäbe. Die Antwort der Secessionskünstler im Namen Klimts fiel folgendermaßen aus:

»Ich selber halt' mich auf keinen Fall für einen Philosophen, Doch daß [!] ich gehöre zum Hofmannsthal - Das hat mich schmerzlich getroffen.«

Da diese, vermutlich von Alfred Roller verfassten Worte, als Antwortschreiben auf die oben erwähnte Parodie gemeint waren, ist nicht mit Sicherheit zu sagen, wie ernst diese gemeint waren und inwieweit sie Klimts tatsächliche Meinung widerspiegelten. Fest steht jedoch, dass es keine Zusammenarbeit von Klimt und Hofmannsthal in Ver Sacrum gab.

Private Korrespondenzen zeigen, dass sich Hofmannsthal trotz der gescheiterten Kollaboration mit Klimt weiterhin mit dessen Kunst auseinandersetzte. So diskutierte er beispielsweise mit seinem Schwager Hans Schlesinger über den Skandal um die Fakultätsbilder und die Ausführung des Beethovenfrieses (1901–1902, Secession, Wien).

Das Theater und Roller
Wie auch die Künstler der Secession eckte Hugo von Hofmannsthal mit seinen modernen, enttabuisierten Werken in der vorwiegend konservativ geprägten Gesellschaft an. Trotzdem konnte er bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs erfolgreich als freischaffender Literat arbeiten. Er erweiterte sein Schaffen um das Verfassen von Bühnenstücken. Hier arbeitete er eng mit dem Komponisten Richard Strauss zusammen, zu dessen Opern Hofmannsthal mehrere Libretti verfasste. Dazu zählen Elektra (1904), Der Rosenkavalier (1911), Ariadne auf Naxos (1912) und Die Frau ohne Schatten (1919). 

Wiederum strebte Hofmannsthal eine Zusammenarbeit mit Klimt an. Er versuchte, diesen für die Ausstattung seiner Stücke zu gewinnen. Da Klimt grundsätzlich keine Bühnenproduktionen übernahm, musste ein anderer Künstler beauftragt werden. 1905 schrieb Arthur Kahane vom Deutschen Theater in Berlin daher an Hofmannsthal: 

»Klimt hat mir so direct [!] und deutlich wie nur möglich abgesagt. Mir wäre er ja im höchsten Grade der Liebste, aber ich halte es für absolut aussichtslos. Dagegen hatte ich bei Roller den Eindruck der grössten Wahrscheinlichkeit.«

Der Secessionskünstler und gute Freund Klimts, Alfred Roller, hatte sich in seiner Karriere zusehends der Ausstattung von Theaterproduktionen zugewandt. Auch für Hofmannsthals Stücke entwarf Roller zahlreiche Konzepte, die meist von Bühnenbildern bis hin zu Kostümentwürfen reichten.

Für seine Werke engagierte Hofmannsthal immer wieder berühmte Tänzerinnen wie die Schwestern Wiesenthal oder Lilly Berger. Grete Wiesenthal und Lilly tanzten beispielsweise 1911 in Hofmannsthals Amor und Psyche. Besonders zu Grete Wiesenthal entwickelte sich eine freundschaftliche Beziehung. 

Nach dem Ersten Weltkrieg war Hofmannsthal des Öfteren zu Gast im Salon Andy von Szolnay im Schloss Oberufer bei Pressburg, wo auch Gerhart Hauptmann, Richard Strauss, Franz Werfel und Carl Moll verkehrten. Durch diese Bekanntschaften ergaben sich neue Projekte für den Literaten. So etablierte er im Dialog mit Berta Zuckerkandl, Max Reinhardt, Richard Strauss und dem Wiener Operndirektor Franz Schalk die Salzburger Festspiele. Hoffmannsthals dafür verfasstes Mysterienspiel Jedermann (1911) wurde erstmals 1920 in einer Inszenierung Max Reinhardts am Salzburger Domplatz aufgeführt und bildet bis heute das Herzstück der Festspiele. Auch hier arbeitete er eng mit Alfred Roller zusammen, der das gesamte künstlerische Konzept lieferte.

Hofmannsthals Begeisterung für Klimt hielt bis zu dessen Tod an. Als der Maler 1918 verstarb, verfasste Hofmannsthal einen emotionalen Brief an Alfred Roller, in dem er den Verlust des großen Künstlers betrauert:

»Zugleich mit Ihrem Brief lag bei mir das Blatt mit der Nachricht vom Tod Klimts. Was soll man da sagen?«

Hugo von Hofmannsthal starb am 15. Juli 1929.

Literatur und Quellen

  • Hugo von Hofmannsthal Gesellschaft. Biografie. hofmannsthal.de/ (03.04.2020).
  • Literaturmuseum. Hugo von Hofmannsthal. www.literaturmuseum.at/Literaten/Hofmannsthal.html (03.04.2020).
  • Wien Geschichte Wiki. Hugo von Hofmannsthal. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hugo_von_Hofmannsthal (03.04.2020).
  • Österreichisches Biographisches Lexikon. Hugo von Hofmannsthal. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_H/Hofmann-Hofmannsthal_Hugo_1874_1929.xml (03.04.2020).
  • Hugo von Hofmannsthal: Der Dichter und diese Zeit – Ein Vortrag, in: Gesammelte Werke, Reden und Aufsätze, Band 1, Frank­furt am Main 1979, S. 54.
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Ver Sacrum. Organ der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 1. Jg., Heft 12 (1898), S. 5.
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Ver Sacrum. Zeitschrift der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 2. Jg., Heft 2 (1899), S. 28.
  • Brief von Hugo von Hofmannsthal an Hermann Bahr (undated). HS AM37228Ba.
  • Brief von Hermann Bahr an die Redaktion des Ver Sacrum (03/11/1898). 2.5.9.765, Secession Wien (Archiv).
  • Korrespondenzkarte von Gustav Klimt, verfasst in fremder Hand, an die Redaktion des Illustrierten Wiener Extrablattes (04/02/1900). Autogr. 580/5-1.
  • Brief von Hans Schlesinger in Paris an Hugo Hofmannsthal (03/25/1901). HS-31019,40.
  • Brief von Hans Schlesinger in Paris an Hugo Hofmannsthal (04/10/1901). HS-31019,41.
  • Julius Bauer: Das Bild von Klimt, in: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 01.04.1900, S. 4.