Alma Mahler-Werfel

Alma Schindler, Bildnis in jungen Jahren, um 1900
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Gustav Klimt: Schubert am Klavier, 1899, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt mit Freunden am Lido in Venedig, 02.05.1899, University of Pennsylvania, Mahler-Werfel Collection, Penn Libraries
© Kislak Center for Special Collections, Rare Books and Manuscripts at the University of Pennsylvania

Gustav Mahler fotografiert von Moriz Nähr, 1907
© Klimt-Foundation, Wien

Franz Werfel gemeinsam mit seiner Gattin Alma Mahler-Werfel, 1936
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Gattin, Geliebte, Femme fatale – die Geschichte der Alma Mahler-Werfel ist eng mit den Lebenswegen berühmter Männer verwoben. Almas Passion für die Musik geriet dabei ins Hintertreffen. Auch zwischen Gustav Klimt und dem »schönsten Mädchen Wiens« bahnte sich eine Liaison an.

Alma Maria Schindler wurde am 31. August 1879 als Tochter des Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler und der Sängerin Anna Schindler (geb. von Bergen) geboren. Die musische Begabung der jungen Alma und ihr Interesse an Literatur wurden früh erkannt und gefördert. Nach dem Tod des Vaters 1892 heiratete ihre Mutter 1895 den Maler Carl Moll, Schüler Schindlers und Mitbegründer der Wiener Secession.

Alma Schindler und Gustav Klimt
Das erste Aufeinandertreffen zwischen Alma und Klimt fand vermutlich bereits 1895 anlässlich der Enthüllung des Schindler Denkmals statt. Der Jugendstilmeister erinnerte sich in einem Brief an Moll: »Alma kannte ich von früher her, das heißt ich habe sie einmal flüchtig gesehen bei der Enthüllung des Schindlerdenkmales, sie gefiel mir – wie uns Malern eben ein schönes Kind gefällt – ich sah sie im Hause Moll wieder, fand sie schöner denn je […].« Sicher sahen sie sich ab 1897 im Hause des Stiefvaters, wohl auch bei einigen Gründungsgesprächen zwischen dem ersten Präsidenten der Wiener Secession, Klimt, dem Vizepräsidenten, Moll, und weiteren Gründungsmitgliedern. Alma Schindler erwähnte in ihrem Tagebuch darüber hinaus regelmäßige Besuche der Secessionsausstellungen und wiederholte Aufeinandertreffen mit Klimt. Dieser führte sie 1899 bei der »IV. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession« persönlich zu seinem Gemälde Schubert am Klavier (1899, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt), das Alma für »unbestritten das beste Bild in der Secession« hielt.

Vermutlich über Moll besaß sie Bewegtes Wasser (1898, Privatbesitz), das in der »II. Ausstellung der Wiener Secession« präsentiert wurde.

»Gustav Klimt war als die erste große Liebe in mein Leben gekommen«
1899 unternahm Almas Familie eine längere Reise nach Italien. Klimt begleitete auf Einladung Molls etappenweise die Gesellschaft, zu der u.a. auch der Naturwissenschaftler, Fotograf und spätere Auftraggeber Klimts, Hugo Henneberg und seine Frau Marie, der Maler und Mitbegründer der Secession, Josef Engelhart, und der Künstler Wilhelm Legler zählten. Das gegenseitige Interesse zwischen Alma und Klimt wuchs während dieser gemeinsamen Zeit stetig. Alma verlieh ihrer Schwärmerei für Klimt rückblickend Ausdruck: »Gustav Klimt war als die erste große Liebe in mein Leben gekommen, aber ich war ein ahnungsloses Kind gewesen, ertrunken in Musik und weltfern dem Leben.«

Spätestens bei ihrem Venedig-Aufenthalt entdeckte Moll die sich anbahnende Liebelei. Klimt wurde folglich zur Abreise aufgefordert. Die Freundschaft zwischen den Künstlern war jedoch nur für kurze Zeit getrübt. Klimt erklärte sich in einem ausführlichen Brief an Moll: »Lieber Moll! […] Es schmerzt mich umso mehr, wenn ich bedenke, daß ich einem meiner aller allerliebsten Freunde Kummer und Sorgen mache. Lieber Moll, siehst Du nicht allzu schwarz? Ich glaube du bist durch verschiedene andere Dinge übermäßig erregt ebenso Deine liebe Frau und siehst in väterlicher Fürsorge die Dinge trüber als sie wirklich sind. […] – ich zählte sie [Alma] zu den glücklichen Geschöpfen und hatte meine Freude an ihr. Hofiert im eigentlichen Sinne des Wortes habe ich nie […].«

Rund ein Jahr nach diesen Vorkommnissen sinnierte Alma bereits in anderen Tönen über ihre Schwärmerei für Klimt. Sie hielt am 25. Juni 1900 in ihrem Tagebuch fest: 

»Wenn Du, Klimt, nach langer Zeit, zu mir zurückkehren wirst, werde ich Dir sagen: Die Freuden Deiner Jugend hast Du mir nicht gegönnt - die Leiden Deines Alters behalte für Dich.«

Almas Rolle als Ehefrau und Geliebte
Zeit ihres Lebens wurde Alma von Männern umworben. Anfang November 1901 lernte »das schönste Mädchen Wiens« im Salon von Berta Zuckerkandl, zu der sie eine jahrelange Freundschaft pflegte, Gustav Mahler, den damaligen Direktor der k. k. Hofoper, kennen. Sie heirateten 1902. Unterstützung in der Umsetzung ihrer musikalischen Ambitionen fand sie in Mahler nicht. Alma übernahm hingegen die Rolle als Muse und Gesellschaftsdame. Korrespondenzen von Klimt an Emilie Flöge verdeutlichen, dass sie die eheliche Verbindung nutzte, um Klimt und den Flöge Schwestern die sogenannte »Mahler-Loge« in der k. u. k. Hofoper zur Verfügung zu stellen. Auch Einladungen in die Südtiroler Sommerfrische der Familie Mahler wurden Klimt gegenüber ausgesprochen, jedoch nicht wahrgenommen.

1910 hatte Alma eine Affäre mit dem Berliner Architekten und späteren Bauhaus Gründer Walter Gropius. Am zwölften September desselben Jahres führte Mahler in München seine 8. Sinfonie, die er seiner Frau widmete, erstmals auf. Dies geschah im Rahmen der »Ausstellung München 1910«, bei der auch Klimt anwesend war. Der Künstler besuchte die zweite Aufführung, wie eine Eintrittskarte, versehen mit seiner Ovalsignatur sowie den Unterschriften von u.a. Alma, dem Ehepaar Moser, Carl Otto Czeschka, Alfred Roller und Adele Bloch, belegt. Nur ein Jahr später verstarb Mahler. Als junge Witwe ging Alma eine kurzweilige aber intensive Beziehung mit Oskar Kokoschka ein. 1915 heiratete sie schließlich Gropius. Kurz darauf folgte eine Affäre mit dem expressionistischen Lyriker Franz Werfel. Als Klimt im Februar 1918 starb, hielt Alma in ihrem Tagebuch fest: »Mit ihm geht ein großes Stück Jugend aus meinem Leben.«

1920 ließ sich Gropius, mittlerweile Direktor des Staatlichen Bauhauses in Weimar, scheiden. Die Hochzeit zwischen Alma und Werfel folgte. Die aus ihrer antisemitischen Haltung keinen Hehl machende Femme fatale verlangte noch vor der Hochzeit von ihrem zukünftigen Ehemann aus der jüdischen Religionsgemeinschaft auszutreten. Er leistete Folge, revidierte diesen Schritt jedoch bald. Bis 1938 lebte das Ehepaar Mahler-Werfel im Hause Ast auf der Hohen Warte, das von Josef Hoffmann errichtet und ausgestattet worden war. Schließlich wurde Werfels Literatur von den Nationalsozialisten verboten, das Ehepaar floh nach Südfrankreich, weiter nach Spanien und schließlich 1940 nach New York.

In Los Angeles lebend kümmerte sich Alma in ihren letzten Lebensjahrzehnten um den musikalischen Nachlass von Gustav Mahler sowie um den literarischen Nachlass von Franz Werfel. Im Jahr 1963 veröffentlichte sie ihre Autobiografie, das Resultat ihrer umfangreichen Tagebücher. Ein Jahr darauf, am 11. Dezember 1964, verstarb Alma Mahler-Werfel in New York. 1965 wurde sie auf dem Grinzinger Friedhof beigesetzt.

Literatur und Quellen

  • Alma Mahler-Werfel: Mein Leben, Frankfurt am Main 1963.
  • Christian M. Nebehay: Gustav Klimt. Sein Leben nach zeitgenössischen Berichten und Quellen, Wien 1969, S. 57.
  • Christian M. Nebehay: Gustav Klimt. Von der Zeichnung zum Bild, Wien 1992, S. 252-253.
  • Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012.
  • Mona Horncastle, Alfred Weidinger: Gustav Klimt. Die Biografie, Wien 2018, S. 63-67.
  • Brief mit Kuvert von Gustav Klimt an Carl Moll (05/19/1899).
  • Helga Peham: Die Salonièren und die Salons in Wien. 200 Jahre Geschichte einer besonderen Institution, Wien - Graz - Klagenfurt 2013, S. 227-263.
  • Cornelia Cabuk, Christian Huemer, Stella Rollig (Hg.): Carl Moll. Monografie und Werkverzeichnis, Wien 2020.
  • Anthony Beaumont, Susanne Rode-Breymann (Hg.): Alma Mahler-Werfel. Tagebuch-Suiten. 1898–1902, 2. Auflage, Frank­furt am Main 2011, S. 206, S. 520, S. 723.