Im Fokus von Netzwerk Wien 1900 stehen neben Klimts familiärem Umfeld, die Kolleg:innen des Meisters, seine Auftraggeber:innen sowie die wichtigsten Zeitgenoss:innen. Überdies sind jene Wirkungsstätten dokumentiert, die als Wiege des »Wien 1900« verstanden werden. Auch den für Klimt impulsgebenden Orten im In- und Ausland wird hier Raum geboten.
Familie und Umfeld
Gustav Klimt übernahm nach dem Tod seines Vaters und seines Bruders Ernst 1892 die Rolle als Oberhaupt der zehnköpfigen Familie Klimt und war fortan für seine Mutter und vier Geschwister verantwortlich. Neben innigem Kontakt zu den verschwägerten Familien Flöge und Zimpel pflegte Klimt auch freundschaftliche Verbindungen zu einigen Familien, die ihre Sommerfrische am Attersee verbrachten. Klimt blieb Zeit seines Lebens unverheiratet, hatte aber Kinder mit drei verschiedenen Frauen: Maria Ucicka, Maria Zimmermann und Consuela Huber.
9 Familien
→
70. Geburtstag von Anna Klimt mit ihrer Familie, 27.01.1906, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien


Familie Klimt

70. Geburtstag von Anna Klimt mit ihrer Familie, 27.01.1906, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien

Ernst Klimt: Porträt des Vaters Ernest Klimt sen. in Holländischer Tracht, 1892
© Klimt-Foundation, Wien

Anna Klimt sen. (Detail)
© ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
Gustav Klimt kam am 14. Juli 1862 in Baumgarten bei Wien als erstgeborener Sohn des Goldgraveurs Ernest Klimt sen. und seiner Frau Anna Klimt (geb. Finster) zur Welt. Insgesamt hatte das Ehepaar Klimt sieben Kinder, von denen jedoch nur sechs das Erwachsenenalter erreichten. Die engen Bande die Gustav Klimt mit seiner Familie verbanden, zeigen sich in zahlreichen Porträts, seiner Korrespondenz sowie den vielen gemeinschaftlichen Arbeiten der Klimt Brüder.
Ernest Klimt und Anna Klimt - von der Wiege zum Künstler
Ernest Klimt sen. wurde in 1834 in Prag geboren. Er kam mit seinen Eltern als Kind nach Wien und erlernte den Beruf des Goldgraveurs. Am 17. Juli 1860 heiratete er die in Wien gebürtige, Anna Rosalia Finster. Ihr erstes Kind, Klara, wurde noch im selben Jahr geboren. Am 14. Juli 1862, kam der erstgeborene Sohn, Gustav, auf die Welt. Ihm folgten Ernst jun., Georg, Hermine, Anna und Johanna Klimt.
Die Familie Klimt, durch den Handwerksberuf des Vaters von Haus aus nicht vermögend, verlor durch Spekulationen rund um die Weltausstellung Wien (1873) all ihre Ersparnisse. Die Kinder wuchsen daher in ärmlichen Verhältnissen auf. Immer wieder musste die Familie umziehen, da sie die Miete nicht mehr aufbringen konnte. Der zweite schwere Schicksalsschlag ereilte die Klimts kaum ein Jahr später. 1874 starb Gustavs kleine Schwester Anna mit nur 15 Jahren.
Aufgrund der Tätigkeit des Vaters als Graveur ist es anzunehmen, dass dieser für seine Söhne ebenfalls eine künstlerische Laufbahn anstrebte. Ursprünglich sollten der talentierte Gustav und sein Bruder Ernst jun. Zeichenlehrer werden und besuchten zu diesem Zweck die k. k. Kunstgewerbeschule (heute: Universität für angewandte Kunst). Die beiden übertrafen jedoch alle Erwartungen und wechselten 1878 an die Fachschule für Zeichnen und Malen, wo sie zu akademischen Malern ausgebildet wurden.
Auch der jüngste Bruder, Georg Klimt, begann 1889 sein Studium an der k. k. Kunstgewerbeschule. Er erlernte das Modellieren und die Ziselierkunst und arbeitete in Folge als Metallbildhauer. Sobald die jungen Künstler ihre ersten entgeltlichen Aufträge erhielten, konnten die drei Brüder die Familie finanziell unterstützen. Während ihrer Studienzeit schufen die drei Klimt Söhne zahlreiche Porträts der Eltern und Geschwister. Freunde und Familie dienten Ernst und Gustav zudem auch immer wieder als Modelle für einzelne Figuren in ihren Auftragswerken. Zu diesem Zweck entstanden im Atelier der Brüder Klimt und Franz Matsch (deren Freund und Kollege) etliche Fotografien, welche die Geschwister Klimt in historischen Kostümen zeigen. Im Gemälde Hanswurst auf der Stegreifbühne zu Rothenburg (1892–1894, Privatbesitz) kann man beispielsweise unter den Zuschauern Klara, Hermine, Georg, Johanna und Anna Klimt sen. erkennen.
1892 ereilten die Familie erneut zwei Schicksalsschläge. Im Juli starb Ernest Klimt sen. und im Dezember der erst 28jährige, frisch verheiratete Ernst Klimt jun. Gustav übernahm als ältester Sohn pflichtbewusst die Vormundschaft für seine Mutter und seine beiden unverheirateten Schwestern Hermine und Klara. Gemeinsam zogen sie in eine Wohnung in der Westbahnstraße 36. In einem Brief an Maria Zimmermann schilderte er, dass dies der letzte Wunsch seines Vaters gewesen war:
»[…] ich habe meine arme Mutter und unversorgte Schwestern zu erhalten, weinend hat mir mein Vater am Totenbette, ihr Schicksal an‘s Herz gelegt, mich gebeten sie nie zu verlassen.«
Gleichzeitig übernahm er die Vormundschaft für Helene »Lentschi« Klimt, die kaum ein halbes Jahr alte Tochter seines verstorbenen Bruders Ernst.
Um 1897/98 malte Gustav Klimt, der gerade dabei war sich als Porträtmaler einen Namen zu machen, ein großformatiges Gemälde seiner Mutter (Porträt Anna Klimt, 1897/98, Verbleib unbekannt) und ein Porträt seiner Nichte Helene Klimt jun. (Porträt Helene Klimt, 1898, Privatbesitz). Im Februar 1915 starb Anna Klimt sen. mit 81 Jahren. Georg, Hermine, Klara und Johanna sollten ihren Bruder überleben und zahlreiche Zeugnisse über dessen Leben und Wirken verfassen.

Ernst Klimt fotografiert von Carl Schuster (Detail), vermutlich 1892
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Hanswurst auf der Stegreifbühne zu Rothenburg, 1892-1894, Privatbesitz
© Galerie Welz
Ernst Klimt (1864–1892) und Gustav Klimt (1862–1918) als Malerduo
Die Brüder Gustav und Ernst Klimt hatten sowohl privat als auch beruflich ein sehr enges Verhältnis. Nachdem sie im Studium Franz Matsch kennen lernten, beschlossen die drei sich zu einer Künstlergemeinschaft zusammenzuschließen, die in der Forschung allgemein als »Künstler-Compagnie« bezeichnet wird. Von 1882 bis 1892 arbeiteten die jungen Maler vor allem an Dekorationsarbeiten. Zu ihren wichtigsten Aufträgen gehörten die malerische Ausstattung des Stiegenhauses im neu errichteten Burgtheater sowie die Gestaltung der Zwickelbilder im Treppenhaus des Kunsthistorischen Museums.
1891 heiratete Ernst Klimt Helene Flöge, eine von drei Töchtern eines vermögenden Wiener Fabrikanten. Ein Jahr später kam die gemeinsame Tochter, ebenfalls Helene »Lentschi« genannt zur Welt. Diese Verbindung brachte nicht nur die »Künstler-Compagnie« in die Kreise des Wiener Großbürgertums, sie machte auch Gustav Klimt mit Emilie Flöge bekannt. Die Schwester seiner Schwägerin sollte ab diesem Zeitpunkt eine wichtige Bezugsperson für Gustav darstellen.
Nach dem Tod von Ernst Klimt 1892 übernahm Gustav die Vormundschaft für seine noch kein halbes Jahr alte Nichte Helene. Dadurch wurde er zu einem vollwertigen Mitglied der Familie Flöge.
Ernst Klimt ließ nach seinem Tod das Gemälde Hanswurst auf der Stegreifbühne zu Rothenburg unvollendet zurück. Gustav Klimt machte es sich zur Aufgabe dieses für seinen Bruder zu vollenden. Wie schwer ihm dies fiel schilderte seine Schwester Hermine:
»So oft er anfangen wollte, zu malen, konnte er nicht und war schon ganz verzweifelt. Wenn er nach Hause kam, sagte er: ›Ich kann's nicht fertig machen!‹«
Schlussendlich vollendete Klimt das Werk doch und ließ es 1895 auf der »XXIII. Jahresausstellung der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens« unter dem Namen des Bruders präsentieren.

Georg und Franziska Klimt
© Belvedere, Wien
Georg Klimt (1867–1931)
Georg Klimt entschied sich wie seine beiden älteren Brüder für einen künstlerischen Werdegang. Statt einer Laufbahn als Maler, schlug er jedoch eine Karriere als Metallbildhauer und Medailleur ein. Georg machte sich 1896 selbstständig und wurde Lehrer an der Kunstschule für Frauen in Wien (ab 1926: Wiener Frauenakademie). Nicht nur Ernst und Gustav arbeiteten gemeinsam an Aufträgen. Auch der jüngste Bruder wurde des Öfteren für Zusammenarbeiten herangezogen. Georg fertigte beispielsweise den Rahmen für Judith I (1901, Belvedere, Wien) von Gustav Klimt nach dessen Entwurf an. Außerdem erledigte er die Treibarbeiten für die Türen des Secessionsgebäudes (seit 1945 verschollen) und fertigte das Kreuz für das Grab der Eltern an, ebenfalls nach einem Entwurf von Gustav.
1901 heiratete Georg Klimt Franziska »Fanny« Prachersdorfer, die Ehe blieb jedoch kinderlos. Vor seinem Tod 1931 hielt er das Leben seines berühmten Bruders Gustav Klimt in mehreren Bänden schriftlich fest.

Hermine, Anna und Klara Klimt in der Familienwohnung Westbahnstraße 36
© ALBERTINA, Wien
Klara Klimt (1860–1937) und Hermine Klimt (1865–1938)
Klara Klimt war das älteste Kind der Familie. Sie dürfte schon als junges Mädchen an psychischen Störungen gelitten haben und heiratete vermutlich deshalb niemals. Klimt selbst schrieb 1899 über sie: »[…] meine ältere Schwester ist vor einigen Jahren verrückt geworden.« Um 1880 malte Gustav ein Porträt seiner älteren Schwester (Porträt Klara Klimt, um 1880, ARGE Sammlung Gustav Klimt).
Auch die zweitgeborene Tochter Hermine blieb Zeit ihres Lebens ledig. Die beiden teilten sich bis zu Gustav Klimts Tod 1918 mit diesem die Wohnung in der Westbahnstraße 36. Hermine hinterließ der Nachwelt eine wichtige Primärquelle, ihre Aufzeichnungen über ihren Bruder Gustav. Diese Berichte sowie diverse Ansichtskarten mit Glückwünschen schildern ein enges, wenn auch oft wortkarges Verhältnis der Familienmitglieder.
Mit dem Tod Gustav Klimts 1918 erlosch auch die finanzielle Absicherung von Klara und Hermine. Zwar konnten die beiden eine Zeit lang von den Verkäufen der Zeichnungen und Gemälde aus dem Nachlass ihres Bruders (Nachlassstempel »Nachlass meines Bruders - Hermine Klimt«) leben, kamen aber bald in eine finanzielle Notlage. 1924 sicherte Gustav indirekt auch über seinen Tod hinaus nochmals für die Versorgung seiner zwei ledigen Schwestern. Die Illustrierte Kronenzeitung berichtete am 6. Februar 1924, dass Hermine und Klara eine Ehrenpension (laufende finanzielle Zuwendung an einkommensschwache oder einkommenslose Kulturschaffende und ihre Angehörigen) der Stadt Wien über sechs Millionen Kronen (ca. 2.500 Euro) jährlich zugesprochen bekämen.
Eine Ausstellungskorrespondenz von 1926 belegt außerdem, dass Hermine Klimt das heute verschollene Porträt Anna Klimt geerbt hatte. Das Gemälde der Mutter wurde trotz monetärer Engpässe nicht verkauft, sondern blieb in Familienbesitz. Nach Klaras und Hermines Tod 1938 ging es an Johanna Klimt (verh. Zimpel).

Johanna Zimpel als Modell
© Klimt-Foundation, Wien (Schenkung Archiv Nebehay)
Johanna Klimt verh. Zimpel (1873–1950)
Johanna war das jüngste Kind der Familie Klimt und die einzige verheiratete Tochter. 1895 fand ihre Hochzeit mit dem Buchhalter Julius Zimpel sen. statt bei der Gustav Klimt als Trauzeuge fungierte. Die beiden bekamen vier Kinder: Julius, Gustav, Rudolf und Eleonora. Die Verbindung zwischen Gustav Klimt und seiner Schwester sowie deren neuer Familie war sehr eng. Klimt war nicht nur Onkel sondern auch Taufpate und Namensgeber der beiden Buben Julius Gustav Zimpel jun. und Gustav Zimpel. Zahlreiche Ansichtskarten mit Glückwünschen zeigen den regen Kontakt und Fotografien belegen gemeinsame Weihnachtsfeste und zumindest einen Familienurlaub am Attersee.
Der älteste Sohn Julius jun. wies schon früh künstlerische Begabung auf, die von seinem Onkel gefördert wurde. In zahlreichen Ansichtskarten bedankte sich Gustav Klimt für Zeichnungen oder Bilder des Jungen:
»Besten Dank für die lieben Gratulationen und die Zeichnungen welche sehr schön waren«.
Dabei meinte er die Motive der Ansichtskarten, welche der junge Bub grafisch selbst gestaltet hatte. Julius Zimpel jun. besuchte von 1911 bis 1914 die k. k. Akademie der bildenden Künste Wien und wurde ein erfolgreicher Maler und Grafiker. 1923 übernahm er die künstlerische Leitung der Wiener Werkstätte.

Julius Zimpel: Glückwunschkarte zum Namenstag, Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt und Familie Zimpel, Dezember 1916, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien
Nach dem Tod Gustav Klimts erbte Johanna Zimpel einige Stücke aus dem Nachlass ihres Bruders. Das meiste davon dürfte wohl aus dem Bestand ihrer 1937/38 verstorbenen Schwestern Hermine und Klara stammen, so auch das Porträt Anna Klimt. Ein Zeitungsbericht anlässlich ihres Todes 1950 bezeichnete ihre Wohnung in der Mollardgasse 11 als ein »kleines Klimt-Museum«.
Literatur und Quellen
- Sandra Tretter, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 22.06.2018–04.11.2018, Wien 2018.
- Mona Horncastle, Alfred Weidinger: Gustav Klimt. Die Biografie, Wien 2018.
- Christian M. Nebehay (Hg.): Gustav Klimt. Dokumentation, Wien 1969, S. 9-27.
- Brief von Gustav Klimt in Wien an Maria Zimmermann (Mai 1899). S63/2.
- Ansichtskarte von Gustav Klimt in Seewalchen am Attersee an Julius Zimpel jun. in Wien (03.08.1906). S451.
- Taufbuch 1904 (Tomus 88), röm.-kath. Pfarre Gumpendorf, Wien, fol. 12.
- Taufbuch 1896 (Tomus 80), röm.-kath. Pfarre Gumpendorf, Wien, fol. 148.
- Trauungsbuch 1892/95 (Tomus 56), röm.-kath. Pfarre St. Ulrich, Wien.
- Die Bühne. Wochenschrift für Theater, Film, Mode, Kunst, Gesellschaft, Sport, 6. Jg., Heft 243 (1929).
- Illustrierte Kronen Zeitung, 06.02.1924, S. 5.
- Wien Geschichte Wiki. Julius Zimpel. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Julius_Zimpel (24.07.2020).
- Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt und die Künstler-Compagnie, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 20.06.2007–02.10.2007, Weitra 2007.
- N. N.: Eine Schwester Gustav Klimts gestorben, in: Neues Österreich, 28.07.1950, S. 4.
- Rose Poor-Lima: Eine alte Wiener Künstlerfamilie. Das Erbe des Maler-Apostels Gustav Klimt, in: Neues Wiener Tagblatt, 29.12.1940, S. 17.
- Rose Poor Lima: Besuch bei Hermine und Klara Klimt, in: Wiener Zeitung, 22.10.1933, S. 14-15.

Familie Flöge

Gustav Klimt: Porträt Barbara Flöge, 1917/18, Privatbesitz
© Galerie Welz

Gustav Klimt und die Flöges im Ruderboot am Attersee vor der Villa Paulick, Sommer 1909, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt mit den Schwestern Flöge in Paul Bachers Motorboot "Namenlos" am Attersee, Sommer 1905, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Pauline Flöge im Rokokokostüm, 1892-1894, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien

Gustav Klimt: Porträt Emilie Flöge, 1902/03, Wien Museum
© Wien Museum
Familie Flöge bedeutete für Gustav Klimt nicht nur eine verwandtschaftliche und freundschaftliche Verbindung. Vor allem die Beziehung zu Emilie Flöge sollte ihn zeit seines Lebens als Mensch und Künstler prägen.
Hermann und Barbara Flöge
Hermann August Flöge, geboren am 25. Februar 1837 in Wien, erlernte wie sein Vater den Beruf des Drechslermeisters. Er spezialisierte sich auf die Produktion von Meerschaumpfeifen. Auf der »Weltausstellung« 1873 in Wien wurde er für seine Fabrikationen mit einer Fortschritt-Medaille ausgezeichnet. Er heiratete 1862 Barbara (geb. Stagl), die am 20. November 1840 ebenfalls in Wien als Tochter des Baumeisters Benedikt Stagl geboren worden war. Sie bekamen sechs Kinder, wobei zwei davon, Rudolf und Hermine bereits im Kindesalter verstarben.
Hermann Flöge starb am 28. Dezember 1897. Mit Porträt Hermann Flöge sen. am Totenbett (1899/1900, Belvedere, Wien) erwies ihm Gustav Klimt die letzte künstlerische Ehre. Auch Barbara wurde kurz vor dem Ableben des Künstlers von diesem selbst im Gemälde Porträt Barbara Flöge (1917/18, Privatbesitz) in Öl auf Leinwand festgehalten. Sie verstarb am 27. Februar 1927.
Hermann, Therese und Gertrude Flöge
Der erstgeborene Sohn, Hermann Benediktus Flöge, kam am 14. März 1863 zur Welt. Von 1888 bis zu seinem Tod am 4. März 1916 arbeitete er in der Wiener Niederlassung der Dornbirner Textilfirma Herrburger & Rhomberg als Buchhalter und Prokurist. Auch seine künstlerischen Anregungen für die Buntwarenmusterung wurden von der Firma sehr geschätzt. Mit Gustav Klimt war er verwandtschaftlich und freundschaftlich verbunden. 1906 heiratete Hermann Therese Paulick. Am 16. Dezember 1907 erblickte Gertrude »Trudl« Flöge das Licht der Welt. Klimt fertigte mehrere Porträtskizzen der kleinen Gertrude an. Zudem dokumentieren im Sommer 1909 und Frühjahr 1913 entstandene Schnappschüsse im Ruderboot bzw. am Bootssteg der in Seewalchen gelegenen Villa Paulick Klimts familiäre Verbindung zu Gertrude und ihren Eltern. Nach dem Tod ihrer Mutter Therese im Jahr 1949 erbte Gertrude, die für Klimt während seiner 17jährigen Sommerfrische an diesem oberösterreichischen See impulsgebende historistische Villa. Gertrude Flöge starb am 28. Juli 1971.
Pauline Flöge
Die am 21. Dezember 1866 in Wien geborene Pauline Magdalena Flöge erlernte den Beruf der Schneiderin. 1895 eröffnete sie eine Privatlehranstalt für Damenkleidermacherei. Auch sie wurde von Klimt porträtiert, etwa im Gemälde Pauline Flöge im Rokokokostüm (1892-1894, ARGE Sammlung Gustav Klimt). 1904 ließ sie ihre Lehr- und Ausbildungstätigkeit hinter sich und begründete mit ihren Schwestern Helene und Emilie einen eigenen Modesalon. Sie leitete das Büro und kümmerte sich um administrative Belange. Pauline verstarb am 3. Juli 1917. Klimt porträtierte sie ein weiteres Mal am Totenbett, jedoch gilt dieses Werk als 1945 verbrannt.
Helene (geb. Flöge), Ernst und Helene »Lentschi« Klimt
Helene Anna Flöge, die am 20. Mai 1871 in Wien geboren wurde, heiratete am 7. September 1891 Gustavs Bruder Ernst. Dieser Bund, der aufgrund des plötzlichen Todes von Ernst am 9. Dezember 1892 von kurzer Dauer war, führte nichtsdestotrotz nicht nur zur Bekanntschaft zwischen Gustav Klimt und seinem Lebensmenschen Emilie Flöge, sondern begründete auch die innige Verbundenheit zwischen Klimt und Familie Flöge. Für die am 28. Juli 1892 geborene Tochter Helene »Lentschi« Emilie Klimt (verh. Donner) übernahm Klimt die Vormundschaft. Er hielt seine sechsjährige Nichte, für die er stets väterliche Fürsorge aufbrachte, in Porträt Helene Klimt (1898, Privatbesitz) fest.
Ihre Mutter Helene arbeitete bis zu ihrem Tod am 27. Jänner 1936 im mit ihren Schwestern gegründeten Modesalon. Sie war für den Kontakt mit den Kundinnen verantwortlich.
Helene »Lentschi« heiratete am 25. Juni 1921 den Bankdirektor Dr. Rudolf Donner. Nach dem frühen Tod ihres Mannes lebte sie mit ihrer Tante Emilie zusammen und verbrachte unzählige Sommer am Attersee. Helene »Lentschi« Donner starb am 5. Jänner 1980.
Emilie Flöge und Gustav Klimt
Die am 30. August 1874 geborene Emilie Louise Flöge war die jüngste Tochter von Hermann und Barbara Flöge. Sie führte als künstlerische Leiterin mit ihren Schwestern Pauline und Helene den Modesalon »Schwestern Flöge«, der am 1. Juli 1904 in einem von der Wiener Werkstätte gestalteten Geschäftslokal auf der Wiener Mariahilfer Straße eröffnet wurde. Sie war Klimts enge Vertraute und sein Lebensmensch, gemeinsam verbrachten sie viele Sommer am Attersee. Um 1892 porträtierte Gustav erstmals die zukünftige Modedesignerin und Geschäftsfrau in Emilie Flöge im Rokokokostüm (1892–1894, Privatbesitz). Ihr wohl berühmtestes Bildnis schuf Klimt jedoch 1902/03. Er präsentierte das Gemälde Porträt Emilie Flöge (1902/03, Wien Museum, Wien) 1908 auf der »Kunstschau Wien«, wo es vom Niederösterreichischen Landesausschuss erworben wurde. Der Jahrhundertkünstler berichtete aus diesem Anlass in einer Ansichtskarte von 6. Juli 1908 an Emilie Flöge, die bereits am Attersee verweilte:
»Heute wirst Du ›verschachert‹ respective ›einkassiert‹ [...].«
Eine Vielzahl an Ansichtskarten von Klimt an Emilie gibt Einblick in das von gegenseitigem Respekt und Inspiration geprägte Verhältnis. Die Antwortschreiben Emilies sind nicht erhalten. Am 30. Dezember 1917 verfasste Klimt seine letzte Karte aus Winkelsdorf bei Familie Primavesi an Emilie, die in Wien verweilte, und wünschte ihr
»ein aller allerglücklichstes Neujahr – wie wir es Beide so dringenst brauchen«.
Nur wenige Tage später erlitt er einen Schlaganfall. Klimt starb am 6. Februar 1918. Nach seinem Ableben wurde der Nachlass unter einer Erbengemeinschaft aufgeteilt. Auch Helene »Lentschi« Klimt und Emilie wurden dabei berücksichtigt. Emilie bewahrte die geerbten Stücke, wie Utensilien aus Klimts Asiatika-Sammlung, seinem Kostümfundus, Gemälde und Zeichnungen, in den Wohnräumen der Casa Piccola, im sogenannten »Klimtzimmer« auf. Auch das letzte unvollendete Monumentalgemälde des Meisters Die Braut (1917/18 (unvollendet), Klimt-Foundation, Wien) ging u.a. in Flöges Besitz über. 1938, nach der Schließung des Modesalons, übersiedelten Emilie und Helene samt Hab und Gut in die Ungargasse 39 (Wien-Landstraße). Der gesamte Klimt-Nachlass, der sich dort befand, verbrannte 1945 als die Wohnung im Kriegsgeschehen zerstört wurde. Emilie Flöge starb am 26. Mai 1952.
Literatur und Quellen
- Ansichtskarte von Gustav Klimt in Wien an Emilie Flöge in Kammer am Attersee, 2. Karte (Morgen) (06.07.1908).
- Ansichtskarte mit Kuvert von Gustav Klimt in Winkelsdorf an Emilie Flöge in Wien, DLSTPW12 (30.12.1917), Privatbesitz, courtesy Klimt-Foundation, Wien.
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Emilie Flöge. Reform der Mode. Inspiration der Kunst, Wien 2016.
- Wolfgang Georg Fischer: Gustav Klimt und Emilie Flöge. Genie und Talent, Freundschaft und Besessenheit, Wien 1987.
- Wolfgang Georg Fischer: Gustav Klimt und Emilie Flöge III. Erinnerungen an Emilie Flöge, in: Alte und moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur, 26. Jg., Heft 190/191 (1983), S. 57.

Familie Zimpel

Gustav Klimt und Familie Zimpel, Dezember 1916, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien

Gustav Klimt und Familie Zimpel in Litzlberg, Sommer 1905, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien

Gustav Klimt: Ansichtskarte von Gustav Klimt in Kammer am Attersee an Julius Zimpel jun. in Wien, vermutlich 31.08.1902, ARGE Sammlung Gustav Klimt, Dauerleihgabe im Leopold Museum, Wien
© Leopold Museum, Wien
Johanna, die jüngste Schwester von Gustav Klimt, heiratete in die Familie Zimpel ein. Der Maler stand mit dieser in engem Kontakt und verbrachte mit seinen Verwandten Zeit am Attersee oder feierte mit ihnen Weihnachten. Darüber hinaus war Gustav Klimt Taufpate seiner Neffen Julius und Gustav Zimpel.
1895 heiratete Gustav Klimts jüngste Schwester Johanna den Buchhalter Julius Zimpel in Wien. Gemeinsam hatten sie vier Kinder, die zwischen 1896 und 1904 geboren wurden. Klimt fungierte als Taufpate seiner beiden Neffen Julius und Gustav Zimpel. Dies geht aus den entsprechenden Taufmatrikeln hervor. Dort bestätigte der Maler mit seiner markanten Unterschrift die jeweiligen Patenschaften eigenhändig.
Klimt pflegte zur Familie seiner Schwester sehr engen Kontakt. Während seiner Auslandsaufenthalte oder wenn er sich auf Sommerfrische in Österreich befand, korrespondierte er mit dieser regelmäßig und sandte Ansichtskarten. Daneben existieren auch mehrere Fotografien, die vermutlich nach 1905 während eines Sommeraufenthaltes am Attersee entstanden sind. Diese zeigen den Künstler unter anderem in Gesellschaft der Familie Zimpel.
Werdegang von Julius Zimpel
Julius Zimpel besuchte ebenso wie Gustav Klimt die Kunstgewerbeschule des österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute: MAK – Museum für angewandte Kunst), wo er unter anderem von Alfred Roller und Koloman Moser Unterricht erhielt. Er feierte Erfolge als Maler und Grafiker und widmete sich vor allem der Buchkunst. Nach dem Ersten Weltkrieg trat er laut diversen Medienberichten in der Wiener Werkstätte zudem die Nachfolge des Designers Dagobert Peche an. Der junge Künstler, der am 4. Juni 1921 vom Neuen Wiener Journal als einer der begabtesten Jung-Wiener Graphiker bezeichnet wurde, verstarb jedoch bereits 1925 im 29. Lebensjahr.
Über einen Besuch bei Johanna Zimpel
Am 29. Dezember 1940 erschien in der Sonntagsbeilage der Zeitung Neues Wiener Tagblatt der Artikel Eine alte Wiener Künstlerfamilie. Das Erbe des Maler-Apostels Gustav Klimt, der von der Journalistin Rose Poor-Lima verfasst worden war. Die Autorin berief sich darin auf ein persönliches Gespräch mit Klimts Schwester Johanna Zimpel, die sie in ihrer Wohnung besucht hatte. Johanna, die ihren Mann und alle ihre Geschwister überlebt hatte, gedachte unter anderem ihres bereits jung verstorbenen Sohnes Julius Zimpel, der sich wie sein Onkel und Taufpate für eine künstlerische Karriere entschieden hatte:
»Julius gehörte zu den Menschen, die nur in Schönheit leben können. Wenn wir an Sonntagen unsre kleinen Hauskonzerte gaben, malte er Einladungen und Programme von der Farbe der Tischdecke und Tassen, ein dazu passender Blumenstrauß mußte [!] auf dem Tisch stehen; die kleinste Disharmonie konnte sein Auge verletzen.«
Darüber hinaus enthalten Johannas Erinnerungen an ihre beiden Brüder Ernst und Gustav Klimt, ihr gemeinsames Wirken und Schaffen als »Künstler-Compagnie« und insbesonders Gustavs Verhältnis zu seiner eigenen Familie. Von ihren beiden Brüdern hingen auch einige Werke in der Wohnung – darunter das von Gustav Klimt geschaffene Porträt der Mutter Anna Klimt (1897/98, Verbleib unbekannt). Ebenso besaß Johanna Zimpel eine Fotografie von Gustav Klimt im Malerkittel und eine Abbildung seiner Vertrauten Emilie Flöge.
Literatur und Quellen
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl, Felizitas Schreier, Georg Becker (Hg.): Gustav Klimt. Atelier Feldmühlgasse 1911–1918, Wien 2014.
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900-1916, Wien 2015.
- Neues Wiener Journal, 10.10.1925, S. 4.
- Neues Wiener Journal, 04.06.1912, S. 4.
- Taufbuch 1896 (Tomus 80), röm.-kath. Pfarre Gumpendorf, Wien, fol. 148.
- Taufbuch 1904 (Tomus 88), röm.-kath. Pfarre Gumpendorf, Wien, fol. 12.
- Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 5, Wien 1997, S. 706.
- Rose Poor-Lima: Eine alte Wiener Künstlerfamilie. Das Erbe des Maler-Apostels Gustav Klimt, in: Neues Wiener Tagblatt, 29.12.1940, S. 17.

Familie Ucicka

Maria Ucicka fotografiert von Albert Voisard, um 1899
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Nachricht von Gustav Klimt in Wien an Maria Ucicka in Wien, 06.07.1899, Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien

Maria Ucicka mit ihrem Sohn Gustav fotografiert von Karl Strempel, um 1900, Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Ucicky fotografiert von Victor Angerer, um 1910
© Klimt-Foundation, Wien
Maria Ucicka, Modell und Geliebte von Gustav Klimt, gebar im Jahr 1899 seinen erstgeborenen Sohn Gustav Ucicky. Dieser reüssierte als Kameramann und Filmregisseur.
Maria Ucicka
Die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Maria Ucicka wurde am 9. Juli 1880 geboren. Die ersten Lebensjahre im böhmischen Karolinenthal (Karlin) bei Prag verbringend, zog sie schließlich gemeinsam mit ihrer Mutter, Theresia Ucicka, vor der Jahrhundertwende nach Wien. In der Reichshaupt- und Residenzstadt bestritten beide Frauen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich als Näherinnen und Bedienerinnen, abgesehen von einem kurzweiligen Konditorei-Gewerbe, das sie gemeinsam betrieben. Berichten von Angehörigen zufolge lernte Maria Ucicka Gustav Klimt im Jahr 1898 in der Wiener Dominikanerkirche kennen. Ihr außereheliches Naheverhältnis zu dem Künstler ist nicht nur durch 68 zwischen 1899 und 1916 verfasste Schriftstücke des Meisters und durch den gemeinsamen Sohn belegt. Die Zeichnung Porträtstudie Maria Ucicka (1898/99 (unvollendet), Klimt-Foundation, Wien, S 1989: 3315) sowie das Gemälde Mädchen im Grünen (um 1898, Klimt-Foundation, Wien) belegen ihre Rolle als Modell Gustav Klimts.
Am 6. Juli 1899 gebar sie ihren Sohn Gustav. Klimt schickte Glückwünsche an die junge Mutter:
»Gratuliere herzlich zum kleinen Prinzen und zum glücklichen Überstehen der schweren Stunde. Wünsche Wo[h]lergehen und baldige Genesung. Herzlichen Gruß.«
Zwischen dem Vater, der Mutter und dem Sohn gab es im Verlauf der Jahre wenig direkten Kontakt, bis auf gelegentliche Besuche von Maria Ucicka »mit dem kleinen Gusti« in den Ateliers sowie Briefe und Ansichtskarten, die ihr Klimt schickte. Immerhin unterstützte der Künstler sie und den Sohn, wie auch Maria »Mizzi« Zimmermann, Consuela »Ella« Huber und deren Söhne, mit monatlichen Geldzuwendungen. Nach dem Tod Gustav Klimts im Februar 1918 erhob Maria Ucicka weitere finanzielle Ansprüche. Gustav Ucicky erhielt schließlich eine einmalige Abfindung von 4.000 Kronen (ca. 8.000 Euro). Maria Ucicka verstarb am 4. Jänner 1928. Sie wurde am Hietzinger Friedhof, unweit vom Grab Gustav Klimts, bestattet.
Gustav Ucicky
Gustav Ucicky wuchs in dem Bewusstsein auf, ein uneheliches Kind Gustav Klimts zu sein. Die Distanz durchaus wahrend, ist anzunehmen, dass der Maler teilweise für die Ausbildung seines Kindes aufkam. Im Notenkatalog aus den Jahren 1907/08 des Norbertinums, einer Internatsschule in Tullnerbach bei Pressbaum, ist Gustav Ucicky verzeichnet. Ab Mitte des Jahres 1913 begann er wohl auf Intervention Klimts eine Lehre im k. k. Militär-Geografischen Institut. Ab dem Jahr 1916 fasste er Fuß in der Filmindustrie. Ucicky arbeitete für die Sascha-Film-Fabrik und filmte als einer von mehreren Kameramännern das Begräbnis von Kaiser Franz Joseph I.. 1918, in jenem Jahr als sein Vater verstarb, avancierte Ucicky zum filmischen Begleiter der Kaiserfamilie während der Türkei-Reise.
1919 strebte Ucicky eine Namensänderung auf Klimt an, die jedoch seiner Erinnerung nach von Mitgliedern des Künstlerhauses und der Wiener Secession unterbunden wurde:
»Prompt erfolgte eine Petition des Wiener Künstlerhauses und der Secession, in welcher sämtliche damals lebenden Maler und Bildhauer dagegen protestierten, dass ein Mensch, der beim Film ist und noch dazu den gleichen Vornamen hat wie Klimt, sich Gustav Klimt nennt […].«
Ab 1921 war er Chefkameramann bei Sascha-Film, dessen Arbeit vor allem in künstlerischer Hinsicht geschätzt wurde. Gegen Ende der 1920er-Jahre beschritt Ucicky auf Anraten seines Mentors Alexander Kolowrat-Krakowsky neue Wege als Filmregisseur. Zu seinen bekanntesten Filmen dieser Zeit zählt das Stummfilmdrama Café Elektric (1927) mit Marlene Dietrich und Willi Forst in ihren ersten Hauptrollen. Während des Zweiten Weltkrieges wurde er als Regisseur für NS-Propagandafilme eingesetzt. Nach Kriegsende war er mit einem Arbeitsverbot belegt. Danach entstanden vor allem Heimatfilme, mit denen Ucicky aber nicht an seine bisherigen Erfolge anschließen konnte.
Zeit seines Lebens erwarb er Werke von Gustav Klimt als Kompensation seines raren Vater-Sohn-Verhältnisses. Gustav Ucicky starb am 26. April 1961 in Hamburg. Er wurde auf dem Hietzinger Friedhof neben seiner Mutter begraben.
Ursula Ucicky
Die Journalistin und Regieassistentin Ursula Ucicky (geb. Kohn) wurde im Jahr 1922 als Tochter des jüdischen Tuchfabrikanten Heinrich Kohn in Cottbus geboren. Die von den Nationalsozialisten eingeführten Rassengesetze führten zum Verlust von Haus und Fabrik. Nach Kriegsende lebte Kohn u. a. in England und Israel. 1953 kehrte sie nach Deutschland zurück. Drei Jahre später lernte sie ihren künftigen Ehemann Gustav Ucicky während einer Filmpremiere in Hamburg kennen. Sie assistierte ihm fortan bei seinen Filmen. Im Zuge der Verlassenschaftsabhandlung ging nach Ucickys Tod die verbliebene Sammlung in das Eigentum seiner Ehefrau Ursula über. 2013 gründete sie die Klimt-Foundation und brachte die in ihrem Besitz verbliebenen Gemälde und Zeichnungen in die gemeinnützige Privatstiftung ein mit dem Zweck, diese zu beforschen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Gustav und Ursula Ucicky, um 1956
© Klimt-Foundation, Wien
Literatur und Quellen
- Georg Markus: Klimts Schwiegertochter: „Der Name Klimt sagte mir nichts“. kurier.at/chronik/geschichten-mit-geschichte/klimts-schwiegertochter-der-name-klimt-sagte-mir-nichts/400430545 (22.04.2020).
- Sandra Tretter: Gustav Klimts Naturvision im Atelier und auf Sommerfrische, in: Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Florale Welten, Wien 2019, S. 27.
- Armin Loacker: Ungleiche Verhältnisse. Über die Beziehung Gustav Klimts zu Maria und Gustav Ucicky, in: Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Chiffre: Sehnsucht – 25. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka 1899–1916, Wien 2014.
- Sandra Tretter: Parallele Welten. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka im Kontext gelesen, in: Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Chiffre: Sehnsucht – 25. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka 1899–1916, Wien 2014, S. 9-68.
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Chiffre: Sehnsucht – 25. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka 1899–1916, Wien 2014.
- Christoph Brecht, Armin Loacker, Ines Steiner (Hg.): Professionalist und Propagandist. Der Kameramann und Regisseur Gustav Ucicky, Wien 2014.
- Brief von Otto Kiebacher in Wien an Maria Zimmermann in Wien (29.10.1919).

Familie Zimmermann

Maria Zimmermann, um 1898, Privatbesitz
© Bezirksmuseum Josefstadt, Wien

Gustav Klimt: Schubert am Klavier, 1899, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Singende Mädchen. Studien für die frontal Stehende und das Mädchen auf der rechten Seite im Gemälde »Schubert am Klavier«, um 1896, Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien

Maria Zimmermann mit ihrem Sohn Gustav Zimmermann (Detail) fotografiert von S. Fleck, um 1903, Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien
Maria »Mizzi« Zimmermann war Gustav Klimts Modell, wurde seine Geliebte und bekam zwei gemeinsame Söhne: 1899 Gustav und 1902 Otto, der nach nur drei Monaten starb. Die umfangreiche Korrespondenz zwischen Klimt und Zimmerman gibt nicht nur einen Einblick in das Verhältnis der beiden, sondern enthält auch viele interessante Details zum Leben und Werk Gustav Klimts.
Maria Zimmermann (1879–1975)
Maria Leopoldine Katharina Zimmermann, genannt Mizzi oder Marie, wurde am 14. Mai 1879 als erste Tochter von Johann Zimmermann, Haustischler der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, und seiner Frau Katharina in Wien geboren und stammte aus einfachen Verhältnissen.
Sie lernte Gustav Klimt vermutlich um 1895 kennen, nachweisbare Korrespondenz gab es ab 1897. Sie stand Klimt Modell und wurde zu seiner Geliebten. In dem Gemälde Schubert am Klavier (1899, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt) war sie das Vorbild für die Figur links im Hintergrund. Vergleicht man die Studien (1895/96, Moravská Galerie, S 1980: 3302; 1896, Österreichisches Theatermuseum, Wien, S 1980: 3303; um 1896, Klimt-Foundation, Wien, S 1980: 3304), Fotos von Maria Zimmermann und das 1899 ausgeführte Werk, ist die Ähnlichkeit offensichtlich. Dass sie auch als unbekleidete Schwangere für Die Hoffnung I (1903/04, National Gallery of Canada, Ottawa) Modell stand, ist nicht belegbar, die Gesichtszüge der Figur im Gemälde stammen jedenfalls nicht von ihr. Auch Hermann Bahr erwähnte ihre Beziehung zu Klimt 1930 in seinem Tagebuch:
»Und daß Maler zuweilen mit ihren Modellen liebeln, soll sich überall gelegentlich ereignen [...]. Seine Freundin malt er auf dem Schubert-Bild mit einem Notenblatt in der Hand, um jene Zeit ward ihm ein Sohn geboren, der jetzt im einunddreißigsten Jahre steht, ihm folgte nach vier Jahren wieder ein Knabe.«
Als Klimt von Maria Zimmermanns Schwangerschaft erfuhr, schrieb er ihr im Mai 1899 in einem langen Brief:
»Liebes Fräulein Mizzi! Voll von Kümmernis kann ich fast nicht schreiben. In dumpfer Verzweiflung brüte ich hin. […] Die unselige Unthat lastet schwer, schwer auf mir – wie soll das enden? […] Ich habe für das werdende Leben, für Sie selbst zu sorgen für alle Zukunft, ich will es in väterlichster Weise, Sie sollen versorgt werden, als wären Sie meine Frau.«
Der Sohn Gustav wurde am 1. September 1899 geboren, nur 2 Monate, nachdem Klimts Geliebte Maria Ucicka ebenfalls einen Sohn namens Gustav zur Welt brachte.
In der Korrespondenz an Zimmermann berichtete Klimt über seinen Alltag und seine Befindlichkeiten, seine Arbeitsweise und Werke, über Reiseeindrücke, seinen Tagesablauf und über seine Sorgen und Freuden mit dem kleinen Gustav. Zudem betonte er, sie sollte ihm nur in dringenden Fällen Briefe in die Sommerfrische schicken, da der ganze Ort mitbekommt, wer ihm schreibt. Wie die beiden anderen Mütter seiner Kinder – Maria Ucicka und Consuela Camilla Huber – erhielt sie finanzielle Unterstützung in Form monatlicher Geldsendungen, die sie persönlich, postalisch oder per Dienstmann erhielt. Zusätzlich finanzierte er ihr eine Wohnung in der Tigergasse 38, die sich in der Nähe seines Ateliers in der Josefstädter Straße 21 im 8. Bezirk befand, sowie jährliche Sommeraufenthalte in Villach. Unter den Briefen von Zimmermann an Klimt waren auch immer Geburtstagsglückwünsche am 14. Juli und Namenstagsgrüße am 2. August, für die sich Klimt meist mit einem kleinen Gelbetrag im Antwortschreiben bedankte.
Maria Zimmermann brachte am 22. Juni 1902 den zweiten gemeinsamen Sohn Otto zur Welt, der nach nur 3 Monaten verstarb. Klimt besuchte sie und den Sohn Gustav nur gelegentlich und ihr Wunsch geheiratet zu werden, ging nie in Erfüllung. Die Korrespondenz von Gustav Klimt an Maria Zimmermann umfasst viele überlieferte Briefe und Karten aus der Zeit von 1899 bis 1903, da es Ende 1903 zu einem Bruch kam, dessen Grund nicht weiter bekannt ist. Danach erhielt sie die Geldzuwendungen nur noch über den Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Julius Krickl.
Nach Klimts Tod 1918 bekam der Sohn Gustav eine Abfindung und sie arbeitete als Näherin und Straßenbahnschaffnerin. Sie heiratete 1931 den pensionierten Straßenbahnschaffner Leopold Graindl, der 1937 starb. Maria Zimmermann wurde 95 Jahre alt und starb am 10. Jänner 1975 in Wien.

Gustav Zimmermann fotografiert von Ant. Duras, Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien
Gustav Zimmermann (1899–1976)
Gustav Josef Max Zimmermann wurde am 1. September 1899 geboren und war das gemeinsame Kind von Gustav Klimt und Maria Zimmermann. Er kam nur zwei Monate nach Gustav Ucicky, dem Sohn von Klimt und Maria Ucicka zur Welt. Sein Taufpate wurde Josef Ritter von Savinschegg, ein k. k. Truchsess, Landwehr-Rittmeister, Landtagsabgeordneter und Gutsbesitzer in Krain (heute: Slowenien), dessen Verbindung zu Zimmermann und Klimt nicht ganz klar ist. Mit Zimmermann dürfte er über viele Jahre freundschaftlich verbunden gewesen sein, sie haben korrespondiert, sich in Wien und Villach getroffen und er unterstützte sie finanziell.
Um 1902 malte Gustav Klimt seinen Sohn auf einem quadratischen Karton, wobei die Bleistiftzeichnung durch das flüchtige, in Öl angelegte Porträt Gustav Zimmermanns (um 1902, Privatbesitz) scheint. Klimt besuchte Marie Zimmermann und den kleinen »Gusterl« zwar nur ab und zu, erkundigte sich aber regelmäßig durchaus liebevoll über den Sohn. Dieser verfasste am 14. Juli 1912 sogar ein Gedicht an seinen »lieben Papa«, das er mit »[…] wünscht dir zum 50. Geburtstag Dein Gusti« unterzeichnete und wohl aus einem Poesiealbum abschrieb.
Überlieferungen der Familie zufolge sah er seinen Vater zuletzt im Jahr 1917. Nach Gustav Klimts Tod 1918 klärte der Hof- und Gerichtsadvokat Dr. Otto Eckstein seine Verlassenschaft, wobei dem Sohn 4.000 Kronen angeboten wurden. Nach Bemühungen um die Ansprüche des Minderjährigen Gustav Zimmermann – auch die Familienangehörigen und die drei unehelichen Kinder aus den Beziehungen mit Maria Ucicka und Consuela Huber hatten finanzielle Ansprüche – wurde ihm am 19. Dezember 1919 ein Abfindungsbetrag von 5.000 Kronen zugesprochen.
Gustav Zimmermann heiratete zweimal: Mit der ersten Frau Johanna Blaschek bekam er drei Kinder, die zweite Ehe wurde 1945 geschlossen. Er starb am 8. April 1976 in Wien.

Gustav Klimt: Totenbildnis Otto Zimmermann, 1902, Leopold Privatsammlung: Totenbildnis Otto Zimmermann, 1902, Leopold Privatsammlung, Wien
© Leopold Museum, Wien
Otto Zimmermann (1902–1902)
Der zweite gemeinsame Sohn von Gustav Klimt und Maria Zimmermann wurde am 22. Juni 1902 in Wien geboren. Klimt berichtete an Marias Mutter Katharina:
»Liebe Frau Zimmermann! Heute ¾ 3 Uhr morgens ist ein kleines Buberl angekommen. – wider Erwartens – wahrscheinlich durch eine zu heftige Bewegung veranlasst. Geburt war sehr schmerzhaft – ein zur Vorsorge herbeigeholter Arzt brauchte aber nicht einzugreifen. Die Geburtsfrau hat sich sehr gut bewährt. Mutter und Sohn – und Vater befinden sich wol.«.
Der Sohn wurde auf den Namen Otto Josef Johann Gustav getauft, die Taufpaten waren Josef Ritter von Savinschegg – wie schon beim älteren Bruder Gustav – und der Großvater Johann Zimmermann. Otto starb nach nur drei Monaten am 11. September 1902 an einem Magendarmkatarrh und Gustav Klimt schuf eine berührende Zeichnung (1902, Privatbesitz, S 1980: 999) des toten Sohnes. Anlässlich des Sterbetages schickte er einen Brief an Katharina:
»Liebe Frau Zimmermann! Erlaube mir beiliegend 10 Kronen zu senden, ich sende dieselben an Sie, auf Mizzis Wunsch und hoffe dass Sie nicht böse sind wenn ich die Bitte daran knüpfe das Geld zur Schmückung von ›Otterl‘s‹ Grab mit Blumen oder einem Kranze, oder mit Beiden, zu verwenden – es jährt sich sein Sterbetag – das arme Otterl! Ich danke im Voraus für Ihre Liebenswürdigkeit. Mit den allerherzlichsten Grüßen Ihr Gustav Klimt«
Literatur und Quellen
- Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band IV, 1878-1918, Salzburg 1989, S. 54-57, S. 64-65.
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Chiffre: Sehnsucht – 25. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka 1899–1916, Wien 2014.
- Hansjörg Krug: Gustav Klimt selbstredend, in: Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012, S. 458-504.
- Brief von Gustav Klimt an Katharina Zimmermann sen. (Ende August 1903). S63/38.
- Brief von Gustav Klimt an Katharina Zimmermann sen. (23.06.1902). S63/36.
- Brief von Gustav Klimt in Wien an Maria Zimmermann (Mai 1899). S63/2.
- Brief von Otto Kiebacher in Wien an Maria Zimmermann in Wien (19.12.1919). S64/262.
- Brief von Julius Krickl in Wien an Maria Zimmermann in Wien (02.12.1909). S64/260.
- Brief von Julius Krickl in Wien an Maria Zimmermann in Wien (04.02.1915). S64/261.
- Brief von Otto Kiebacher in Wien an Maria Zimmermann in Wien (29.10.1919).
- Brief von Otto Kiebacher in Wien an Maria Zimmermann (04.06.1919).
- Bezirksmuseum Josefstadt (Hg.): Mizzi Zimmermann. Gustav Klimt und die Josefstadt, Ausst.-Kat., Bezirksmuseum Josefstadt (Wien), 02.10.2007–10.02.2008, Wien 2007.
- Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007, S. 274-275, Nr. 158.
- Hermann Bahr: Tagebuch. Von Hermann Bahr. 8. Dezember, in: Neues Wiener Journal, 28.12.1930, S. 14-15.

Familie Huber

Consuela Huber, Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien
Gustav Klimt lernte vermutlich 1911 die junge Consuela Camilla Huber in Wien kennen. Aus der mehrjährigen Liaison gingen zwischen 1912 und 1915 zwei Söhne und eine Tochter hervor. Nach Klimts Tod im Februar 1918 erhielten die Kinder offizielle Abfindungen.
Über die Beziehung von Gustav Klimt und Consuela Camilla Huber, genannt Ella, ist heute nur sehr wenig bekannt. Etwaige Korrespondenz zwischen dem Künstler und der jungen Frau ist nicht existent und wurde, laut Auskunft ihrer Angehörigen, vermutlich von ihr selbst zerstört.
Gustav Klimt begegnete Consuela Camilla Huber vermutlich im Jahr 1911 erstmals in Wien. Sie wurde am 25. Oktober 1896 in Wien geboren und stammte aus einfachen Verhältnissen. Bereits ein Jahr nach dem ersten Treffen wurde das erste gemeinsame Kind, Gustav, geboren. Im April 1914 kam ihre Tochter Charlotte zur Welt, die jedoch bereits im Jänner des darauffolgenden Jahres verstarb. Der zweite Sohn, Wilhelm, wurde im September 1915 geboren. Aus den entsprechenden Taufmatrikeln geht hervor, dass Consuela Huber mit ihren Kindern in dieser Zeit in der Obermüllnerstraße 9, im heutigen 2. Wiener Gemeindebezirk, wohnte.
Genau wie Maria Ucicka und Marie Zimmermann erhielt auch Consuela Huber in regelmäßigen Abständen für sich und ihre Kinder eine finanzielle Unterstützung von Gustav Klimt – dies erfolgte persönlich, postalisch, per Dienstmann oder auf Anweisung eines Rechtsanwaltes.
Nach Klimts Tod
Noch in Klimts Todesjahr bekam Consuela Camilla Huber als Vormund für ihre zwei Söhne offiziell eine einmalige Abfindung; dafür verzichtete sie zukünftig auf regelmäßige Unterhaltsleistungen für ihre Kinder. Dies geht aus einem persönlichen Schreiben vom 29. Oktober 1919 hervor. Der Wiener Advokat Dr. Otto Kiebacher setzte Klimts Liaison Marie Zimmermann, die für ihren Sohn Gustav Ansprüche geltend machen wollte, über folgenden Umstand in Kenntnis:
»[…] die Vormundschaft zweier im zartesten Alter stehenden Huberschen Kinder (6 Jahre und 2 ½ Jahre) im Vorjahre mit gerichtlicher Genehmigung für jedes dieser beiden Kinder zur Entfertigung ihrer langjährigen Alimentations- und Versorgungsansprüche den Betrag von K 10.000.- angenommen hat […]«
Über die weiteren Lebensumstände der Familie Huber ist darüber hinaus offiziell nicht mehr viel bekannt. Consuela Camilla Huber heiratete 1939 standesamtlich und 1971 kirchlich. Sie starb im September 1978 mit 81 Jahren. Ihr erster Sohn verstarb im April 1989 in Wien; der zweite Sohn, Wilhelm, fiel als Soldat im Zweiten Weltkrieg.
Literatur und Quellen
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Chiffre: Sehnsucht – 25. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka 1899–1916, Wien 2014.
- Sterbebuch 1915/16 (Tomus XVII), röm.-kath. Pfarre St. Johann Nepomuk, Wien, fol. 13.
- Taufbuch 1915 (Tomus XXXXI), röm.-kath. Pfarre St. Johann Nepomuk, Wien, fol. 134.
- Taufbuch 1914 (Tomus XXXX), röm.-kath. Pfarre St. Johann Nepomuk, Wien, fol. 56.
- Taufbuch 1912 (Tomus XXXVIII), röm.-kath. Pfarre St. Johann Nepomuk, Wien, fol. 115.
- Taufbuch 1895/96 (Tomus 10), röm.-kath. Pfarre St. Othmar unter den Weißgerbern, Wien, fol. 243.

Familie Paulick

Friedrich Georg Paulick fotografiert von Friedrich Schiller, um 1900, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

k. k. Hoftischlerei Paulick in Wien-Erdberg, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Familie Paulick im Salon der Villa Paulick in Seewalchen am Attersee, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien
Die Familie Paulick war mit den Familien Flöge und Klimt verschwägert und mit zahlreichen Persönlichkeiten der Wiener Künstlerszene befreundet. Friedrich Georg Paulick beauftragte den Bau der 1877 fertiggestellten Villa Paulick am Attersee. Sie wurde über mehrere Familiengenerationen als Sommeraufenthaltsort genutzt und etablierte sich besonders um die Jahrhundertwende zu einem Treffpunkt der Wiener Gesellschaft während der Sommerfrische.
Friedrich Georg Paulick (1824‒1904)
Friedrich Georg Paulick wurde als Sohn des Kunsttischlers Johann Christian Paulick am 1. August 1824 in Wien geboren. Ab 1937 erlernte er das Tischlerhandwerk bei seinem Stiefvater Franz Marini, besuchte 1840–1843 die Zeichenschule Schmidt und Grünauer und übernahm danach das Geschäft seines Stiefvaters. 1846 studierte er an der k. k. Akademie der bildenden Künste in der Architekturklasse von August Sicardsburg, später wurde er im Atelier von Sicardsburg und Eduard van der Nüll auch Zeichner. Anschließend betätigte er sich als Zeichenlehrer, wobei August Eisenmenger und Carl Hasenauer zu seinen berühmtesten Schülern zählten.
Paulick übernahm 1854 die Geschäftsführung der Tischlerei Altmann und führte die Tischlerarbeiten vieler Wiener Ringstraßenbauten wie zum Beispiel des k. k. Hof-Operntheaters, des k. k Hofburgtheaters, des Kunsthistorischen Hofmuseums, des Rathauses, der k. k. Universität Wien und der Votivkirche aus. Er löste sich von der Firma Altmann um 1868 eine eigene Großtischlerei in Wien-Erdberg zu errichteten, in der er aus England importierte Holzbearbeitungsmaschinen verwendete. Es folgten zahlreiche Aufträge für den kaiserlichen Hof (u.a. Hofburg, Palais Erzherzog Ludwig Viktor, Hermesvilla) und seine Firma richtete 1873 zur »Wiener Weltausstellung« den Jurypavillon, den Empfangssalon und den Kaiserpavillon ein. Im gleichen Jahr wurde Friedrich Georg Paulick auch der Titel des k. u. k. Hoftischlers verliehen. 1877 wurde die Villa Paulick in Seewalchen am Attersee fertiggestellt, die er mit seiner Frau Theresia (geb. Groner) und den vier gemeinsamen Kindern Friedrich, Therese, Maria und Emma zur Erholung während der Sommermonate nutzte. Häufig empfingen sie in der Sommerresidenz Freunde und Gäste, die sich ab 1881 im Gästebuch der Villa Paulick eintrugen. Das heute noch erhaltene Gästebuch gibt Einblick in die künstlerische Atmosphäre dieser Zeit. Auch Gustav Klimt verewigte sich darin im ersten Jahr seines Aufenthaltes am 10. August 1900.
Paulick beteiligte sich mit seinen Arbeiten an Ausstellungen im In- und Ausland, erhielt Preise und Auszeichnungen und war 1879–1882 Mitglied des Wiener Gemeinderates. Zudem war er im Fachkomitee des k. k. Technologischen Gewerbe-Museums sowie im Niederösterreichischen Gewerbeverein und hatte Anteil an der Entwicklung der Geschichte des k. k. Österreichischen Museums, der Kunstgewerbeschule und dem Wiener Kunstgewerbeverein. Paulick gab sein Geschäft 1896 auf und hätte kurz vor seinem Tod am 9. März 1904 in den Adelsstand erhoben werden sollen.

Gustav Klimt: Eintrag von Gustav Klimt und der Familie Flöge im Gästebuch der Villa Paulick in Seewalchen am Attersee, 10.08.1900, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Villa Paulick in Seewalchen am Attersee, um 1910, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien
Villa Paulick in Seewalchen am Attersee
Der k. u. k. Hoftischler Friedrich Georg Paulick kaufte im Jahr 1875 ein Seegrundstück in Seewalchen am Attersee. Die Planung der Villa übernahmen die mit Paulick befreundeten Architekten Friedrich König und Rudolf Feldscharek, wobei sich Paulick nicht nur an der Planung beteiligte, sondern seine Firma auch alle Holzteile für den Außenbau und die Innenausstattung des privaten Bauprojektes anfertigte. Zusätzlich wurden Teile der Kassettendecke des Kaiserpavillons, den Paulick 1873 für die »Wiener Weltausstellung« entwarf, im Salon des Hauses integriert. Die historistische Sommervilla verfügt über eine Wohnfläche von rund 430 Quadratmetern und wurde samt Garten und Bootshaus nach nur einjähriger Bauzeit im Jahr 1877 fertiggestellt. In der Villa verbinden sich asymmetrische Elemente wie geschoßweise gestaltete Fassaden, vor- und rückspringende Bauteile in Form von Erkern und Veranden, ein Eckturm sowie eine interessante Dachlandschaft. Vorbildlich für den Baustil und den naturnahen Garten wirkten vor allem die Villenarchitektur und Gestaltungsprinzipien des englischen Landschaftsgartens des 18. Jahrhunderts.
Die Villa Paulick war das Sommerdomizil der großbürgerlichen Familie Paulick und etablierte sich als beliebter gesellschaftlicher Treffpunkt: Durch die verwandtschaftlichen Verbindungen mit den Familien Flöge und Klimt waren auch Emilie Flöge und ab 1900 Gustav Klimt häufige Gäste in der Villa. Zudem reisten zahlreiche befreundete Künstler und Intellektuelle zum Besuch an den Attersee, darunter waren Persönlichkeiten wie Peter Altenberg, Otto Prutscher, Carl Moll und Gustav Mahler. Zu den Beschäftigungen am Attersee zählten Baden, Spaziergänge in der Umgebung und ausgedehnte Bootsfahrten mit dem Ruderboot, Paul Bachers Motorboot »Namenlos« oder auch dem »Canoe« der Familie Böhler. Besonders gerne hielten sich die Familienmitglieder und Freunde am Steg des Bootshauses der Villa auf. Die Zusammentreffen im Haus, im Garten, am Wasser und bei Ausflügen sind in vielen privaten Fotografien dokumentiert.

Friedrich Paulick mit seiner Familie im Motorboot "Hedy" am Attersee, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien
Friedrich »Fritz« Paulick jun. (1861‒1948)
Der erste Sohn von Friedrich Georg und Theresia Paulick (geb. Groner) wurde am 11. Dezember 1861 in Wien geboren und hieß ebenfalls Friedrich, genannt »Fritz«. Am 8. März 1897 heiratete er Hedwig Brauner in der evangelischen Stadtkirche in Wien und sie bekamen zwei Kinder: Hedwig Paulick, die nach der Heirat mit Gustav Langer seinen Nachnamen annahm, und Fritz Paulick. Friedrich Paulick jun. war Hauptlehrer im Gewerbeförderungsdienst des Handelsministeriums und im k. k. Technologischen Gewerbe-Museum in Wien. Nachdem sich sein Vater aus dem Geschäft zurückzog übernahm er den Tischlereibetrieb. Der begeisterte Segler unternahm am Attersee zahlreiche Segel- und Motorbootfahrten, wobei er sein Motorboot »Hedy« taufte. Der Architekt Robert Oerley entwarf 1907 ein einstöckiges Wohnhaus für Friedrich Paulick, das in der Türkenschanzstraße 23 im vornehmen Wiener Cottage-Viertel erbaut wurde.

Wohnhaus für Friedrich Paulick im Cottage-Viertel, Türkenschanzstraße 23, 1190 Wien, in: Der Architekt. Wiener Monatshefte für Bau- und Raumkunst, 16. Jg. (1910).
© ANNO | Österreichische Nationalbibliothek

Therese Flöge (geb. Paulick) im Schreibzimmer der Wohnung in der Lindengasse, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Therese und Gertrude Flöge mit dem Hausgott auf der Veranda der Villa Paulick in Seewalchen am Attersee, um 1910, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien
Therese »Resl« Flöge, geb. Paulick (1864‒1949)
Das zweite Kind von Friedrich Georg und Theresia Paulick (geb. Groner) war Therese »Resl« Paulick, die am 5. Jänner 1864 in Wien geboren wurde. Sie heiratete am 10. Jänner 1906 Hermann Flöge, den ältesten Sohn der Familie Flöge. Das Paar bekam eine gemeinsame Tochter: Gertrude »Trudl« Flöge.
Hermanns Schwester Helene Flöge heiratete bereits 1891 Ernst Klimt, den jüngeren Bruder Gustav Klimts. Da Ernst früh verstarb, übernahm Gustav 1892 die Vormundschaft für dessen Tochter Helene »Lentschi« Flöge. Durch die familiäre Verbindung zu den Flöges und Klimts waren auch Gustav Klimt und Emilie Flöge häufige Sommergäste in der Villa Paulick am Attersee, die Therese nach dem Tod ihres Vaters 1904 erbte. Sie starb am 7. Juli 1949 und wurde am Wiener Zentralfriedhof bestattet.
Gertrude »Trudl« Flöge (1907‒1971)
Gertrude Flöge, die Tochter von Therese (geb. Paulick) und Hermann Flöge, kam am 16. Dezember 1907 zur Welt und verbrachte ihre Sommer seit frühester Kindheit am Attersee. Durch die verwandtschaftliche Nähe zu den Familien Flöge und Klimt, sind zahlreiche Fotos erhalten, welche die kleine Gertrude – auch »Trude« oder »Trudl« genannt – mit Emilie Flöge und Gustav Klimt zeigen. Dabei entstand vermutlich zu Ostern 1913 eine Fotoserie der damals Fünfjährigen mit Klimt am Bootssteg der Villa Paulick. Klimt fertigte spätestens um 1915 auch mehrere Porträtzeichnungen von Gertrude Flöge an. Sie war die letzte Besitzerin der Villa Paulick in Familiengeneration und starb am 28. Juli 1971.
Maria Schreiner, geb. Paulick (1865‒1937)
Maria Paulick, die dritte Tochter der Paulicks, wurde am 28. September 1865 geboren. Sie heiratete am 7. Februar 1887 den Burgschauspieler Jakob Schreiner mit dem sie drei Kinder bekam: Maria de Medici, Leo Schreiner und Helene Schreiner. Maria Schreiner war katholisch und nicht wie der Großteil ihrer Verwandten evangelisch. Sie starb am 9. April 1937.

Gertrude Flöge und Gustav Klimt auf dem Bootssteg der Villa Paulick, vermutlich März 1913, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Emma Teschner mit dem Hausgott der Villa Paulick, um 1911, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Paul Bacher in einem Motorboot am Attersee, 1906, Privatbesitz
© Klimt-Foundation, Wien

Eschenhaus in Seewalchen am Attersee fotografiert von Nikolaus Wang, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien

Paulick in Wien Erdberg, Schwalbengasse 5, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien
© Klimt-Foundation, Wien
Emma Bacher-Teschner, geb. Paulick (1868‒1953)
Das vierte Kind der Familie war Emma Paulick, die am 27. November 1867 in Wien geboren wurde. Im Juli 1892 besuchten einige Mitglieder der Familie Bacher die Villa Paulick am Attersee und trugen sich im Gästebuch des Hauses ein. Darunter war auch Paul Bacher, der im Familienunternehmen J. & Sohn Bacher – einer Gold- und Juwelenfabrik – arbeitete und vermutlich spätestens in diesem Sommer Emma Paulick kennenlernte. Das Paar heiratete am 4. März 1894 in der evangelischen Stadtkirche in Wien. Die Ehe blieb zwar kinderlos, Emma hegte jedoch eine sehr innige Beziehung zu ihrer Nichte Gertrude »Trudl« Flöge, Thereses und Hermann Flöges Tochter. Durch die familiären und freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Familien Paulick, Flöge und Klimt wurde die Villa Paulick während der Sommerfrische besonders ab 1900 zum beliebten Treffpunkt der Familienmitglieder und zahlreicher befreundeter Künstler. Emma Bacher betätigte sich auch als Amateurfotografin und hielt mit ihrer »Knipserei« viele private Momente fest. Besonders häufig zeigen die Fotografien die Sommerfrische-Gäste der Villa Paulick bei Bootsausflügen, am Bootssteg und im Garten.
Wohl auf Anraten von Gustav Klimt kaufte Paul Bacher 1904 die renommierte Galerie H. O. Miethke, die seine Frau nach seinem Tod 1907 übernahm. Nur wenige Tage vor Paul Bachers Tod wurde Hugo Haberfeld als neuer Direktor neben dem künstlerischen Berater Carl Moll eingesetzt.
Als Inhaberin der Galerie H. O. Miethke besuchte Emma Bacher auch die Eröffnung der »Kunstschau Wien 1908«, die sie in einigen Aufnahmen fotografierte. Über ihre Tätigkeit in der Galerie und ihren Freundeskreis stand sie vielen Künstlern der Wiener Moderne und der Wiener Werkstätte nahe und lernte den Universalkünstler Richard Teschner kennen. Im August 1910 hielt sich Teschner gemeinsam mit Otto Prutscher am Attersee auf, wie es ein Gästebucheintrag bestätigt. Für die Villa Paulick gestaltete Teschner den sogenannten Hausgott (1910, Privatbesitz), eine Specksteinfigur, die als »Hausgötze der Frau B.« bereits im März des Jahres in der Zeitschrift Deutsche Arbeit publiziert wurde. Die beiden heirateten am 18. Mai 1911 und Emma trug fortan seinen Nachnamen. Im Jahr 1915 verkaufte sie die Galerie H. O. Miethke an Hugo Haberfeld. Emma Bacher-Teschner starb am 25. Juni 1953 in Wien und wurde am Zentralfriedhof begraben.
Wohnhaus »Eschenhaus« in Seewalchen am Attersee
Friedrich Georg Paulick beauftragte den Architekten Rudolf Feldscharek für ein weiteres Bauprojekt in Seewalchen am Attersee: Auf einem Nachbargrundstück der Villa Paulick wurde 1887 anstelle eines alten, abgerissenen Bauernhauses (Nr. 54, Botenhäusl oder auch Reifhaus genannt) ein Wohnhaus errichtet, das die Familie vermieten wollte. Die »neue Villa Paulick« wurde bereits 1888 im Verzeichnis der Sommer-Aufenthaltsorte in Oberösterreich als Privathaus beworben und ähnelte – in reduzierter Form – dem Erscheinungsbild der ersten Villa der Paulicks. Das »Eschenhaus« beherbergte ergänzend zum Haupthaus Sommergäste und lag direkt am Ufer. Es fügte sich harmonisch in die Villenarchitektur des Attersees, da Feldscharek erneut Motive wie Holzbalkone, eine Loggia, Erker und Dachgaupen umsetzte, wobei die Holzarbeiten wieder in der Tischlerei Paulick ausgeführt wurden.
Familie Paulick in Wien
Die Familie Paulick lebte bis um 1896 an der Erdbergerlände 24, Schwalbengasse 5 im 3. Wiener Gemeindebezirk. Das heute nicht mehr erhaltene klassizistische Gartenhaus »Hagenmüllerschlössel« befand sich unweit des Tischlereibetriebes. Um 1897 übersiedelten Friedrich Georg Paulick und seine Frau Therese Paulick (geb. Groner) in die Währingerstraße 33-35 im 9. Wiener Gemeindebezirk.
Literatur und Quellen
- Wien Geschichte Wiki. Friedrich Georg Paulick. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Friedrich_Georg_Paulick (28.04.2020).
- Tobias G. Natter (Hg.): Die Galerie Miethke. Eine Kunsthandlung im Zentrum der Moderne, Ausst.-Kat., Jüdisches Museum Wien (Wien), 19.11.2003–08.02.2004, Wien 2003.
- Gästebuch der Villa Paulick. 1881–1947, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien, S. 36, S. 42, S. 59, S. 84.
- Eintrag von Gustav Klimt und der Familie Flöge im Gästebuch der Villa Paulick in Seewalchen am Attersee (10.08.1900). LGM 14, Sammlung Villa Paulick, courtesy Klimt-Foundation, Wien.
- N. N.: Villa Paulick in Seewalchen am Attersee. Von den Architekten Friedr. König und R. Feldscharek, in: Allgemeine Bauzeitung, 1880, S. 91.
- N.N., N.N.: Chronik der Marktgemeinde Seewalchen am Attersee. 1881-1900.
- Verein der Ärzte Oberösterreichs (Hg.): Verzeichnis der Sommer-Aufenthaltsorte in Oberösterreich, Linz 1888, S. 52-53.
- N. N.: Zu unseren Beilagen, in: Wiener Bauindustrie-Zeitung und Wiener Bauten-Album, 8. Jg., Nummer 20 (1891), S. 211-212.
- N. N.: Festtag eines Wiener Gewerbetreibenden, in: Die Presse, 26.07.1894, S. 3.
- N. N.: Sterbeanzeige Maria Brauner, in: Neue Freie Presse, 26.04.1898, S. 15.
- Wilhelm Exner: Das k. k. Technologische Gewerbe-Museum in Wien im ersten Vierteljahrhundert seines Bestandes. 1879 bis 1904, Wien 1904, S. 145-147.
- N. N.: Friedrich Paulick ✝, in: Wiener Montags-Post, 14.03.1904, S. 3.
- Meldezettel, Wiener Stadt- und Landesarchiv, Akt 2.5.1.4.K11.Teschner Richard. 22.3.1879. www.wien.gv.at/actaproweb2/benutzung/archive.xhtml (28.04.2020).
- Österreichisches Biographisches Lexikon. Friedrich Georg Paulick. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_P/Paulick_Friedrich-Georg_1824_1904.xml;internal&action=hilite.action&Parameter=paulick* (09.06.2020).
- Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band III, 1912-1918, Salzburg 1984, S. 129.
- Martina Glechner: Die Villa Paulick der Architekten König & Feldscharek. Diplomarbeit, Universität Wien 1999.
- Wiener Weltausstellung 1873. Friedrich Georg Paulick. www.wiener-weltausstellung.at/biografien.html (04.06.2020).
- Trauungsbuch 1906 (Tomus TRB30), Pfarrgemeinde Wien Innere Stadt (Lutherische Stadtkirche), fol. 3.
- Rudolf Schuh: Nr. 6. 1901 bis Anfang 1908, in: Aus meinem Leben.
- Architekten- und Baumeister-Zeitung, 31.03.1907, S. 8.

Familie Sodoma

Anton Sodoma: Ansichtskarte von Anton Sodoma in Wien an Ferdinand Sodoma in Krieglach, mitunterschrieben von Wenzel Sodoma und Gustav Klimt, 15.08.1895, Markus Weissenböck
© Markus Weissenböck, Salzburg

Beteiligung von Camilla Sodoma auf der XXVI. Secessionsausstellung, in: Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): XXVI. Ausstellung der Vereinigung Bildenden Künstler Österreichs Secession, Ausst.-Kat., Secession (Wien), 00.03.1906–00.05.1906, Wien 1906.
© Bibliothek des Belvedere, Wien
Gustav Klimt stand um die Jahrhundertwende bekanntlich mit dem Zeichenlehrer Ferdinand Sodoma und seiner Familie in Kontakt. Speziell den beiden erwachsenen Töchtern, Eugenie (Jenny) und Camilla Sodoma, ließ der Künstler mehrere persönliche Nachrichten zukommen.
Das Ehepaar Sodoma wohnte zusammen mit den beiden erwachsenen Töchtern in der Sigmundsgasse 10 im 7. Wiener Gemeindebezirk. Ferdinand Sodoma arbeitete nachweislich zwischen 1869 bis einschließlich 1907 als Zeichenprofessor an der öffentlichen Mädchenschule des Wiener Frauenerwerbsvereins. Seine beiden Töchter, Eugenie (Jenny) Sodoma und Camilla Sodoma, betätigten sich um 1900 als Volksschullehrerin und Künstlerin. Letztere besaß laut Lehmanns Allgemeinen Wohnungs-Anzeiger auch ein Atelier in der Zieglergasse 73. Darüber hinaus präsentierte Camilla Sodoma 1906 in der »XVII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession« mehrere kunstgewerbliche Arbeiten und nahm danach auch wiederholt an Ausstellungen der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs teil.
Die genauen Umstände des Kennenlernens von Gustav Klimt und der Familie Sodoma sind bislang nicht bekannt. Aufschluss über deren persönliche Beziehung – insbesonders zwischen Gustav Klimt und den Schwestern Sodoma – geben in erster Linie nur ein paar erhaltene Briefe, die sich alle in Privatbesitz befinden.
»Camillas Freude mag sich beim Fächer zeigen«
Gustav Klimt schrieb den Schwestern Sodoma um die Jahrhundertwende unter anderem sehr humorvolle Nachrichten in Gedichtform. In einer davon brachte er seine Enttäuschung auch visuell zum Ausdruck, dass er die Familie nicht zu Hause antreffen konnte. Dabei kombinierte er sein Schreiben mit einer Illustration der Eingangstür der Familie Sodoma in der Sigmundsgasse 10 und flankierte diese mit fliegenden Schnapsflaschen und Herzen.
Aus der erhaltenen Korrespondenz geht auch hervor, dass Gustav Klimt für Camilla Sodoma vermutlich einen Damenfächer dekorativ verzierte. Hinsichtlich dessen vertröstete er in mehreren Briefen immer wieder die junge Frau, weil er für die Fertigstellung des Fächers keine Zeit fand. Erst im Sommer 1899 schrieb Klimt an Camilla Sodoma:
»Der Fächer ist ›fertig‹ im vollsten Sinne des Wortes. Ich weiß sie werden mit mir nicht zufrieden sein, habe jedoch meinerseits Genugthuung [!] daß [!] diese Fächergeschichte doch noch eher erledigt wurde als die Dreyfus-Affaire. Alle anderen Gefühle finden Sie, verehrtes Fräulein, in Goldlettern am Fächer getreulich verzeichnet.«
Forscher nahmen zuletzt an, dass es sich bei dem Fächer um jenen handle, der mit dem Schriftzug »Mein Herz wo ist der Mond« versehen und der bereits Sonja Knips, Alma Mahler-Werfel oder auch Klimts Geliebter Marie Zimmermann zugeschrieben wurde.
Korrespondenz mit Gustav Klimt um 1910
Weitere – bisher bekannte – Nachrichten, die durchaus einen beständigen Kontakt suggerieren, erhielt die Familie von Gustav Klimt um 1910. Dabei handelt es sich um eine Ansichtskarte mit der Klimt die Schwestern Sodoma über seine Abreise vom Attersee informierte und um ein Kondolenzschreiben an Luise Sodoma anlässlich des Todes ihres Ehemannes Ferdinand Sodoma im Mai 1910.
Literatur und Quellen
- Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Chiffre: Sehnsucht – 25. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka 1899–1916, Wien 2014, S. 22.
- Hansjörg Krug: Gustav Klimt selbstredend, in: Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012, S. 461-504.
- Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt 150 Jahre, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 13.07.2012–27.01.2013, Wien 2012, S. 287.
- Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007, S. 212-213.
- Neuigkeits-Welt-Blatt, 27.11.1891, S. 11.
- Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): XXVI. Ausstellung der Vereinigung Bildenden Künstler Österreichs Secession, Ausst.-Kat., Secession (Wien), 00.03.1906–00.05.1906, Wien 1906, S. 46.
- N. N.: Wiener Frauenerwerbverein, in: Neue Freie Presse, 27.06.1907, S. 10.

Familie Rhomberg

Parte für Julius Rhomberg verfasst von seiner Familie, 1932
© Klimt-Foundation, Wien