Adolphe Stoclet

Adolphe Stoclet war ein belgischer Geschäftsmann und passionierter Kunstsammler. 1904 beauftragten er und seine Ehefrau Suzanne Josef Hoffmann mit der Errichtung eines Palais in Brüssel, das ein Gesamtkunstwerk der Wiener Werkstätte werden sollte. Für den Speisesaal entwarf Gustav Klimt einen dreiteiligen Mosaikfries.

Adolphe Stoclet wurde 1871 in Brüssel geboren. Er studierte an der Brüsseler Universität Ingenieurswesen, wo er sich auf Eisenbahntechnik spezialisierte. Nach seinem Studienabschluss führte ihn seine Arbeit als Ingenieur zunächst nach Mailand und 1902 nach Wien, wo er an der Reorganisation der Aspangbahn, die sich im Besitz der Austro-Belgischen Eisenbahngesellschaft befand, mitwirkte. Während des zweijährigen Wienaufenthaltes schlossen er und seine Frau Suzanne – zwei Kunst- und Kulturliebhaber – Bekanntschaft mit zahlreichen Künstlern der Wiener Secession, wie dem Architekten Josef Hoffmann.

Das Palais Stoclet entworfen von Josef Hoffmann, um 1914, in: Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur und Raumkunst, 13. Jg. (1914).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Das Palais Stoclet entworfen von Josef Hoffmann, Gartenfassade, um 1914, in: Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur und Raumkunst, 13. Jg. (1914).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Palais Stoclet
1904 verließ die Familie Stoclet aus persönlichen Gründen Wien und kehrte nach Belgien zurück, wo Adolphe Stoclet die Verwaltung der Société Générale de Belgique übernahm. Noch im gleichen Jahr sollte er Josef Hoffmann mit dem Bau des Palais Stoclet in Brüssel betrauen; die künstlerische Ausstattung übernahmen zahlreiche Künstler der Wiener Werkstätte.

Zwei Jahre später, im Mai 1906, besichtigte erstmals das Ehepaar Stoclet gemeinsam mit Fritz Waerndorfer, Carl Otto Czeschka und Gustav Klimt, die sich gerade auf der Rückreise von London nach Wien befanden, die Baustelle in der Avenue de Tervueren. Im Mai 1914 reiste Klimt erneut nach Brüssel und besichtigte zum ersten Mal den 1910/11 fertiggestellten Prachtbau sowie den Speisesaal mit der finalen Umsetzung seines Entwurfs des Mosaikfrieses, die von der Wiener Werkstätte und Leopold Forster ausgeführt wurde.

Stoclets Erbe
Adolphe Stoclet leitete noch bis 1941 die Société Générale de Belgique. Seine letzten Lebensjahre waren von einer Krankheit gezeichnet, die ihn in seiner Mobilität stark einschränkte. Er verstarb 1949. Das repräsentative Stadtpalais und der Großteil der opulenten Kunstsammlung – Teile davon wurden zuletzt 2018 versteigert – befinden sich noch heute im Besitz der Familie.

Literatur und Quellen

  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band II, 1904–1912, Salzburg 1982, S. 139-141.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 5, Wien 1997, S. 648.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 1, Wien 1992, S. 174-175.
  • Académie royale de Belgique (Hg.): Biographie Nationale, Band 33, Brüssel 1965, Spalte 675-681.
  • Der Standard. Die fantastische Sammlung des Herrn Stoclet wird versteigert (07.10.2018). www.derstandard.at/story/2000088729968/die-sammlung-des-herrn-stocletaussereuropaeische-meisterwerke-werden-versteigert (01.04.2021).
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012, S. 100-179.
  • Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007, S. 289.
  • Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900-1916, Wien 2015, S. 55-59, S. 75.
  • Christian Witt-Döring: Palais Stoclet, in: Christian Witt-Döring, Janis Staggs (Hg.): Wiener Werkstätte 1903-1932. The Luxury of Beauty, New York 2017, S. 368-409.
  • Christian Witt-Dörring: Das Palais Stoclet – ein Gesamtkunstwerk. Eine Schicksalsgemeinschaft von Auftraggeber und Wiener Werkstätte 1905-1911, in: Christoph Thun-Hohenstein, Matthias Boeckl, Rainald Franz, Christian Witt-Dörring (Hg.): Josef Hoffmann. 1870–1956. Fortschritt durch Schönheit, Ausst.-Kat., MAK – Museum für angewandte Kunst (Wien), 15.12.2021–19.06.2022, Basel 2021, S. 145-148.
  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt – Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien) - Unteres Belvedere (Wien), 25.10.2011–04.03.2012, München 2011, S. 202-251.
  • Amalie Sara Levetus: Das Stoclethaus zu Brüssel von Architekt Josef Hoffmann, in: Moderne Bauformen. Monatshefte für Architektur und Raumkunst, 13. Jg. (1914), S. 1-34.