k. k. Kunstgewerbeschule

k. k. Kunstgewerbeschule, um 1880
© Wien Museum

Rudolf Eitelberger fotografiert von Ludwig Angerer, um 1880–1885
© Wien Museum

Blick in die Klasse von Anton Kenner, Abteilung für Lehramtskandidaten, k. k. Kunstgewerbeschule, 1900–1903, Kunstsammlung und Archiv, Universität für Angewandte Kunst Wien
© Kunstsammlung und Archiv, Universität für angewandte Kunst Wien

Die k. k. Kunstgewerbeschule (heute: Universität für angewandte Kunst Wien) wurde 1867 gegründet und war damals an das k. k. österreichische Museum für Kunst und Industrie (heute: MAK) angeschlossen. Ihr Ziel war die Ausbildung junger Kunstschaffender, basierend auf dem Studium von Sammlungsobjekten des Museums. Von 1875 bis 1883 genoss Gustav Klimt dort seine künstlerische Ausbildung.  

Die k. k. Kunstgewerbeschule wurde 1867 auf das Bestreben Rudolf Eitelbergers, des ersten Professors für Kunstgeschichte an der Universität Wien, hin gegründet. Die Schule war damals an das bereits 1863 nach dem Vorbild des Londoner South Kensington Museums (heute: Victoria & Albert Museum) ins Leben gerufene k. k. österreichische Museum für Kunst und Industrie angegliedert. Im Zeitalter der fortschreitenden Industrialisierung sollte das Kunstgewerbe entsprechend reformiert sowie alte Handwerkstechniken des Historismus dokumentiert und zu Lehrzwecken herangezogen werden. Eitelberger übernahm die Leitung des Museums, das sich ab 1871 in einem von Heinrich Ferstel errichteten Neubau am Stubenring 5 befand. Als erster Direktor der Kunstgewerbeschule wurde der Architekt und Miterbauer der Hofoper Josef von Störck berufen.
Nach englischem Vorbild sollten die Sammlungsobjekte des Museums Künstlern, Handwerkern und Industriellen als Inspirationsquellen für ihr Schaffen dienen. Die Kunstgewerbeschule bot darüber hinaus - in Verbindung mit dem Museum - eine zeitgemäße Weiter- und Ausbildungsstätte für junge Kunstschaffende.
Vorerst bezog die Bildungsstätte, zunächst noch Oberste Schule für das Kunstgewerbe genannt, das Palais Brenner, eine ehemalige Gewehrfabrik in der Währinger Straße 11–13, Ecke Schwarzspanierstraße 17.
Ab 1872 befand sich die Schule in einem Aufbau auf dem erst kurz zuvor errichteten Museums für Kunst und Industrie. Fünf Jahre danach übersiedelte sie in ihr eigenes Gebäude, den direkt an das Museum angrenzenden, ebenfalls durch Heinrich Ferstel errichteten Neubau am Stubenring 3.

Ziel der k. k Kunstgewerbeschule des k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie war die Ausbildung von jungen Künstlern und Kunsthandwerkern. Eine Besonderheit war, dass Frauen von Anfang an in der Kunstgewerbeschule zugelassen waren. Ihre Ausbildungsmöglichkeiten beschränkten sich allerdings auf bestimmte Fachrichtungen.

Die Ausbildung bestand vorwiegen aus dem Studium der historischen Sammlungsobjekte. Das Schulsystem war dabei aufgegliedert in eine Vorbereitungsschule und eine sogenannte Fachschule, welche wiederum in die drei Bereiche Baukunst, Bildhauerei sowie Zeichnen und Malen geteilt war. 1900 erfolgte die administrative Trennung der Schule vom Museum.

Ende des 19. Jahrhunderts ernannte man Felician von Myrbach, ein Gründungsmitglied der Wiener Secession, zum Direktor der Schule. Dadurch wurden vermehrt Künstler aus den Reihen der Secessionisten als Lehrpersonal berufen, darunter Kolo Moser, Josef Hoffmann, Adolf Böhm und Alfred Roller. Die Kunstgewerbeschule wurde zur Wiege des österreichischen Jugendstils. Die Unterrichtsmethoden verlagerten sich vom Kopieren nach historischen Vorbildern zusehends hin zur Naturbeobachtung und freien Gestaltung. Dies ließ die Kunstgewerbeschule zur Ausbildungsstätte für moderne Kunst avancieren. Von 1909 bis 1934 fungierte abermals ein Künstler der Wiener Moderne, Alfred Roller, als Direktor.

Zu den bekanntesten Absolventen der k. k. Kunstgewerbeschule gehören neben Gustav Klimt auch Oskar Kokoschka, Kolo Moser, Ernst und Georg Klimt, Franz Matsch und Josef Hoffmann.

Frequentations-Zeugnis der k. k. Kunstgewerbeschule in Wien für Gustav Klimt, ausgefüllt und unterschrieben von Ferdinand Laufberger, 24.07.1879, Albertina
© ALBERTINA, Wien

Gustav Klimt an der k. k. Kunstgewerbeschule
1875 wurde Gustav Klimt an der Kunstgewerbeschule aufgenommen. Er besuchte, wie mehrere Zeugnisse belegen, zunächst die Vorbereitungsschule mit dem Ziel Zeichenlehrer zu werden. Gemeinsam mit Franz Matsch und Ernst Klimt genoss er eine fundierte akademische Ausbildung, die primär auf Kopieren von antiken Gipsabgüssen beruhte.
Die Lehrer Klimts, vor allem Michael Rieser, der damals die Vorbereitungsschule leitete, der Direktor des Museums für Kunst und Industrie Rudolf Eitelberger sowie Ferdinand Laufberger, der die Obhut über die Fachschule für Zeichnen und Malen innehatte, erkannten bald das Potenzial der drei jungen Maler. Statt sie nach ihrer dreijährigen Ausbildung zur Abschlussprüfung für das Lehramt zuzulassen, erhielten die Brüder Klimt und Matsch ein Stipendium. Dadurch wurde es ihnen ermöglicht, die Fachschule bei Laufberger zu besuchen, um sich dort zu akademischen Malern ausbilden zu lassen. Immer wieder zog das Lehrpersonal ihre Studenten, die sich zu einer Ateliergemeinschaft zusammengeschlossen hatten, zu diversen Hilfsarbeiten an größeren Aufträgen heran. Außerdem wurde den drei jungen Malern ein Atelier innerhalb des Schulgebäudes am Stubenring 3 für ihre diversen, teilweise auch schulunabhängigen Aufträge zur Verfügung gestellt.
Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Museum und Kunstgewerbeschule war es außerdem möglich, die Auftragswerke der Brüder Klimt und Franz Matsch dort öffentlich auszustellen. Eitelberger setzte sich mehrfach dafür ein die Auftragswerke der sogenannten »Künstler-Compagnie« in den Räumlichkeiten des Museums zu zeigen. So wurde beispielsweise 1883 der Hauptvorhang, den die jungen Künstler im Auftrag für das Stadttheater in Reichenberg (heute: Liberec) geschaffen hatten, im k. k. österreichische Museum für Kunst und Industrie für kurze Zeit dem Wiener Publikum präsentiert.

Literatur und Quellen

  • Sandra Tretter, Hans-Peter Wipplinger (Hg.): Gustav Klimt. Jahrhundertkünstler, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 22.06.2018–04.11.2018, Wien 2018.
  • Herbert Giese: Franz von Matsch – Leben und Werk. 1861–1942. Dissertation, Wien 1976.
  • N. N.: Die Kunstgewerbeschule des k.k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie, Wien 1868.
  • Die Angewandte. Geschichte der Angewandten Von der k. k. Kunstgewerbeschule zur heutigen Angewandten. www.dieangewandte.at/universitaet/profil/geschichte (12.01.2022).
  • Wien Geschichte Wiki. Kunstgewerbeschule. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Kunstgewerbeschule (12.01.2022).
  • Wien Geschichte Wiki. Universität für angewandte Kunst. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Universit%C3%A4t_f%C3%BCr_angewandte_Kunst (30.03.2020).
  • Brief von Franz Matsch in Wien an den Magistrat der Stadt Reichenberg, mitunterschrieben von Gustav und Ernst Klimt (before 08/14/1883). VI. – Gd, 202, Signatur 709/4, Karton 188_6, SOkA Liberec, Archiv města Liberec (AML).