Sonja Knips

Sonja Knips fotografiert von Friedrich Viktor Spitzer, 1907, in: Photographische Rundschau und photographisches Centralblatt. Zeitschrift für Freunde der Photographie, 22. Jg., Heft 3 (1908).
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Porträt Sonja Knips, 1897/98, Österreichische Galerie Belvedere
© Belvedere, Wien, Foto: Johannes Stoll

Bruno Reiffenstein (?): Einblick in die Wohnung von Sonja und Anton Knips, 1916, in: Der Architekt. Wiener Monatshefte für Bau- und Raumkunst, 21. Jg. (1916/18).
© Klimt-Foundation, Wien

Einblick in die Villa Knips, vermutlich 1920er, Verbleib unbekannt
© APA-PictureDesk

Sonja Knips war eine herausragende Persönlichkeit im Wien des frühen 20. Jahrhunderts. Sie beeinflusste als Förderin der Wiener Werkstätte, Mäzenin und Kunstsammlerin die Entwicklung der Wiener Moderne, wobei sie besonders Gustav Klimt und Josef Hoffmann nahe stand.

Sonja Knips wurde am 2. Dezember 1873 in Lemberg (heute: Ukraine) geboren, stammte aus einer adeligen österreichischen Offiziersfamilie und wurde auf den Namen Sophia Amalie Maria getauft. Als geborene Freifrau Potier des Echelles kam sie aus einer zwar gesellschaftlich anerkannten, jedoch nicht wohlhabenden Familie.

Sie absolvierte das Lehrerinnenseminar und arbeitete danach als Gesellschafterin, bis sie 1896 den Großindustriellen Anton Knips heiratete. Das Paar bekam zwei Söhne, führte aber keine für die damalige Zeit übliche Ehe. Sonja Knips war sehr emanzipiert und ging ihren eigenen Interessen nach. Aufgrund ihrer hohen Ausgaben gab es öfters Konflikte, aber ihr Mann finanzierte Renovierungen, Um- und Neubauten, extravagante Kleider und die Sammeltätigkeit der Kunstmäzenin.

Sonja Knips interessierte sich für die Wiener Avantgarde und lernte Gustav Klimt wahrscheinlich bereits vor 1895 kennen, als er ihr einen Fächer mit einer Zeichnung und einem Gedicht schenkte. Klimt schuf das Porträt Sonja Knips (1897/98, Belvedere, Wien), das 1898 erstmals in der »II. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession« der neu gegründeten Künstlervereinigung präsentiert wurde. Das quadratische Werk zeigt sie in einem blassrosa Kleid vor dunklem Hintergrund und avancierte zu einem programmatischen Schlüsselwerk des Secessionismus, das zugleich Klimts Weg als Porträtist der Wiener Gesellschaft ebnete. In der Hand hält sie ein kleines Büchlein, bei dem es sich wahrscheinlich um das in rotes Leder gebundene Skizzenbuch Klimts handelt, das sich in Sonja Knips Privatbesitz befand. Es ist eines von nur drei erhaltenen Skizzenbüchern Klimts, das Zeichnungen und Notizen aus der Zeit zwischen 1897 bis um 1900 enthält und dem ein Foto von Gustav Klimt beigelegt ist. Sonja Knips erwarb neben Ihrem Porträt später auch die Gemälde Obstbäume (1901, Privatbesitz) und Adam und Eva (1916-1918 (unvollendet), Belvedere, Wien) von Klimt.

Ein Tagebucheintrag von Knips dokumentiert, dass sie die eheliche Wohnung in der Gumpendorferstraße 15 ab 1901 von Josef Hoffmann umgestalten ließ. Sie beauftragte Hoffmann auch mit der Planung eines Landhauses in Seeboden am Millstätter See in Kärnten. Das Haus samt durchgestaltetem Interieur und Mobiliar entwarfen Hoffmann und Koloman Moser, der Bau begann ab 1905. Sonja Knips nutzte das Landhaus mit Bootssteg vor allem während der Sommermonate als Zufluchtsort, um dem Lärm und der Hitze der Stadt zu entfliehen.

Sie unterstützte als Kundin und Förderin die Ideen der Wiener Werkstätte. Ihren Einsatz belegt eine Fotografie von 1907, die Sonja Knips, Berta Zuckerkandl und Lili Waerndorfer am Stand der Wiener Werkstätte auf dem »Künstler-Gartenfest« in Weigls Dreher Park zeigt. Knips war hier laut Zeitungsberichten gemeinsam mit Lili Waerndorfer, Serena Lederer und Berta Zuckerkandl in der »Künstlerbude« tätig. Die Frauen trugen modische Reformkleider und Hüte. Knips erwarb nämlich nicht nur regelmäßig Schmuck und Kleider der Wiener Werkstätte, sondern zählte ebenso zu den frühen Kundinnen des 1904 eröffneten Modesalons »Schwestern Flöge«.

Neben dem Landhaus in Kärnten wünschte sie sich auch in Wien »Ein Haus mit Garten«, wie sie in ihrem Tagebuch schrieb. Bereits 1915 kaufte sie ein großes Grundstück in der Nusswaldgasse 22 in Döbling. Die Vorbesitzerin war Berta Zuckerkandl, die hier ihren legendären Salon geführt hatte. Sonja Knips zog um 1916 in das baufällige Haus und beauftrage erneut Hoffmann mit einem als Gesamtkunstwerk konzipierten Neubau, den sie 1925 beziehen konnte.

Die Villa – auch Haus Knips genannt – fungierte als Treffpunkt für Kartenspielrunden, Hauskonzerte und »Künstlerabende«. Knips war oft Gastgeberin der Wiener Gesellschaft und lud internationale Künstler und Intellektuelle ein. Zu ihren Gästen zählten unter anderem Henry van de Velde, Peter Behrens, Josef August Lux, Carl Moll, Emilie Flöge und Mäda Primavesi. Noch bis in die 1930er Jahre fanden hier Treffen von befreundeten Künstlern der ehemaligen Wiener Avantgarde wie Josef Hoffmann, Eduard Wimmer-Wisgrill und Anton Hanak statt.

Sonja Knips starb im Mai 1959 mit 85 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes in Seeboden, wo sie auch begraben wurde.

Literatur und Quellen

  • Manu Miller: Sonja Knips und die Wiener Moderne. Gustav Klimt, Josef Hoffmann und die Wiener Werkstätte gestalten eine Lebenswelt, Wien 2004.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2017, S. 505-506, Nr. 114.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Klimt and the Women of Vienna's Golden Age. 1900–1918, Ausst.-Kat., Neue Galerie New York (New York), 22.09.2016–16.01.2017, London - New York 2016, S. 116.
  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band IV, 1878–1918, Salzburg 1989, S. 73-74.
  • Christian M. Nebehay: Gustav Klimt. Das Skizzenbuch aus dem Besitz von Sonja Knips, Wien 1987.
  • N. N.: Gartenfest in Weigls Dreherpark, in: Neues Wiener Tagblatt, 07.06.1907, S. 9-10.
  • N. N.: Künstlerisches Gartenfest, in: Neue Freie Presse, 07.06.1907, S. 12.
  • Walter Riezler: Haus von Sonja Knips in Wien, in: Die Form. Zeitschrift für gestaltende Arbeit, Heft 1 (1927), S. 17-20.