Familie Mautner Markhof

Gustav Klimt in der Villa Mautner, um 1906, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv und Grafiksammlung
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Gustav Klimt: Studie für ein nicht ausgeführtes „Bildnis Magda Mautner von Markhof“, 1905, Albertina
© ALBERTINA, Wien

Karl Ferdinand Ritter Mautner von Markhof bewohnte mit seiner zweiten Frau Editha, geb. Freiin Sunstenau von Schützenthal, und den künstlerisch begabten Töchtern Magda, Ditha und Doris eine Villa in der Wiener Landstraßer Hauptstraße. Die kunstinteressierte Familie verkehrte mit Gustav Mahler, Gustav Klimt und den jungen Künstlern der Wiener Secession, wobei auch familiäre Verbindungen geschlossen wurden.

Karl Ferdinand und sein Bruder Georg Heinrich leiteten eine Brauerei in St. Marx. Das Familienunternehmen war von deren Vater Adolf Ignaz Mautner, geborener Abraham Israel Mautner, gegründet worden. Er stammte aus Smiřice (Smirsitz) in Böhmen und hatte 1840 die Brauerei zum Erfolg geführt. 1846 konvertierte er vom jüdischen zum katholischen Glauben und ließ auch seine Söhne taufen. Aufgrund seiner Verdienste wurde er 1872 in den Ritterstand erhoben. 1876 übernahm Karl Ferdinand die Geschäfte; Ignaz verstarb 1889. Er gilt als Stifter zahlreicher humanitärer Einrichtungen wie das Mautner Markhofsche Kinderspital in Wien sowie Waisen- und Altersheimen in ganz Österreich.

Zur Jahrhundertwende führten seine Söhne die Brauerei zur drittgrößten Europas. Nach dem Suizid Karl Ferdinands 1896 übernahm dessen Sohn Viktor die Leitung.

Karl Ferdinands zweite Ehefrau Editha war Philanthropin, engagierte sich in der Frauenbewegung und war unter anderem Vorstandsmitglied des Wiener Frauen-Erwerb-Vereins und des Vereins für erweiterte Frauenbildung. Aus dieser Ehe gingen fünf Töchter hervor. Magda studierte an der Kunstgewerbeschule beim Mitbegründer der Wiener Secession Alfred Roller, der seine zukünftige Ehefrau, die Künstlerin Mileva Stoisavljevic im Hause Mautner Markhof kennenlernte.
Auf der »Kunstschau Wien«, Kunst für das Kind, stellte Magda Mautner Markhof ein Puppenhaus aus. Die Architektur war inspiriert durch das Formenvokabular Hoffmanns auf der Hohen Warte.

Mit Gustav Klimt pflegte die Familie engen Kontakt, was durch Fotografien belegt ist. An ihn ging auch der Auftrag für ein Porträt Magdas. Obwohl mehrere Studien (1904) vorliegen, kam es nicht zur Ausführung des Gemäldes. Magda Mautner Markhof verbrachte längere Zeit in Paris, wo sie Schülerin des Symbolisten Maurice Denis war. Nach Fritz Waerndorfer wurde Magda die Besitzerin von Klimts Gemälde Die Hoffnung I (1903/04, National Gallery of Canada, Ottawa). 1914 zog sie nach ihrer Heirat mit dem Literaten und Hotelier Alois Grasmayer von Wien nach Salzburg.

Auch mit Josef Hoffmann war die Familie in Kontakt. Er gestaltete sowohl für Magda als auch für Editha das Interieur ihrer Wohnungen.

Galerie

Wohnung von Magda Mautner Markhof

  • Magda Mautner Markhof: Entwurf für ein Schlafzimmer ausgeführt von Wenzel Hollmann, 1913, in: The Studio. Yearbook of decorative art (1913).
    © Universitätsbibliothek Heidelberg
  • Schlafzimmer von Magda Maunter Markhof entworfen von Josef Hoffmann, 1905, in: Innendekoration, 16. Jg., Heft 16 (1905).
    © Universitätsbibliothek Heidelberg

Hochzeitsanzeige von Kolo Moser und Editha Mautner Markhof, 1904, Werkbundarchiv - Museum der Dinge Berlin, Nachlass Muthesius
© Werkbundarchiv - Museum der Dinge, Berlin

Editha (Ditha) war die jüngere Schwester Magdas. Sie studierte in den Jahren 1902 bis 1905 Architektur bei Josef Hoffmann an der Kunstgewerbeschule in Wien, war Schülerin von Carl Otto Czeschka und widmete sich dem Studium von Schrift und Heraldik bei Rudolf von Larisch. Editha unterhielt außerdem eine umfangreiche Kunstsammlung. In ihrem von Hoffmann gestalteten Palais hingen neben alten Meistern auch Werke aus dem Kreis der befreundeten Secessionskünstler, darunter Klimt, Nowak, Engelhart und Krämer. 1903 lernte sie Kolo Moser kennen, den sie 1905 heiratete. Moser förderte die künstlerische Aktivität seiner Frau, die 1905 ihr erstes Kartenspiel publizierte und für die Wiener Werkstätte arbeitete. 1906 erschien im selben Verlag ihr berühmtes Secessions-Tarock (Originalentwürfe im MAK). In den Jahren 1907 bis 1912 entstanden diverse Entwürfe für Kalender in Leporello-Form.

1907 zog sich Moser aus der Wiener Werkstätte zurück. Einer der Gründe war, dass Fritz Waerndorfer an seine vermögende Ehefrau herangetreten war und sie um finanzielle Unterstützung für die prekäre Lage der Wiener Werkstätte bat.

Nach dem Tod Mosers 1918 heiratete Editha abermals, gab ihre künstlerische Tätigkeit jedoch auf. Aus beiden Ehen gingen fünf Kinder hervor. Ihre letzte Ruhestätte fand sie im Grab ihres ersten Mannes.

Auch durch Dorothea (Doris) waren die Mautner Markhofs mit der Wiener Secession familiär verbunden. Dorothea stammte aus der ersten Ehe von Karl Mautner Markhof und heiratete den Maler Josef Engelhart. Auf Wunsch ihres Ehemanns gab Dorothea, die selbst malte, ihre künstlerische Tätigkeit auf. Der Austritt der Klimt-Gruppe aus der Secession führte innerhalb der Familie Mautner Markhof zu Spannungen. Während Kolo Moser aus der Vereinigung ausgetreten war, zählte Josef Engelhart als Vizepräsident weiterhin zu deren überzeugten Mitgliedern.

Literatur und Quellen

  • Wien Geschichte WIki. Adolf Ignaz Mautner. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Adolf_Ignaz_Mautner (07.05.2020).
  • Wien Geschichte Wiki. Editha Mautner Markhof. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Editha_Mautner_Markhof (07.05.2020).
  • Wien Geschichte Wiki. Mautner-Markhof. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Mautner_Markhof_(Unternehmen) (07.05.2020).
  • Universität Wien. monuments. Josef Engelhart. monuments.univie.ac.at/index.php (07.05.2020).
  • Galerie bei der Albertina. www.galerie-albertina.at/en/exhibits/11053/cupboard-from-the-apartment-magda-mautner-markhof/ (10.05.2020).
  • belvedere. Werkverzeichnis. werkverzeichnisse.belvedere.at/online/text/355447/koloman-moser/biography (07.05.2020).
  • Ariadne. Österreichische Nationalbibliothek. fraueninbewegung.onb.ac.at/node/3211 (07.05.2020).
  • Christoph Thun-Hohenstein, Anne-Katrin Rossberg, Elisabeth Schmuttermeier (Hg.): Die Frauen der Wiener Werkstätte, Ausst.-Kat., MAK – Museum für angewandte Kunst (Wien), 21.04.2021–03.10.2021, Wien - Basel 2020.
  • Dynastie Mautner Markhof. Magda Grasmayr. www.dynastiemautnermarkhof.com/de/blog/magda-mautner-markhof-by-gustav-klimt/ (24.06.2021).
  • Österreichisches Biographisches Lexikon. Mautner Markhof Editha. www.biographien.ac.at/oebl/oebl_M/Mautner-Markhof_Editha_1846_1918.xml (16.09.2020).
  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band II, 1904–1912, Salzburg 1982, S. 13-15, S. 22-23.
  • Neue Freie Presse, 06.04.1902, S. 6.