Acht Künstlerinnen

Katalog der Ausstellung 8 Künstlerinnen und ihre Gäste im Salon Pisko 1904
© Bibliothek des Belvedere, Wien

Verzeichnis der ausstellenden Künstlerinnen auf der Ausstellung 8 Künstlerinnen und ihre Gäste
© Bibliothek des Belvedere, Wien

Um 1900 bildete sich in der Wiener Kunstszene eine neue, informelle Vereinigung von acht namhaften Künstlerinnen. Bis in die 1910er Jahre stellte diese Künstlerinnengruppe wiederholt im Salon Pisko ihre Werke aus. Die Gruppe der Acht Künstlerinnen gilt heute als Vorreiterin für spätere Künstlerinnenverbände, wie der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs.

Um die Jahrhundertwende bildete sich in Wien – medial relativ unbemerkt – eine neue und unabhängige agierende Ausstellungsgruppe von österreichischen Malerinnen, Grafikerinnen und Bildhauerinnen, die aus dem Frauennetzwerk des Vereins der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien (VSKW) hervorging. Neben Olga Wisinger-Florian, die bereits in der Vergangenheit mehrmals zu Ausstellungen ins Künstlerhaus oder in die Wiener Secession eingeladen wurde, zählten auch Marie Egner, Eugenie Breithut-Munk, Marianne von Eschenburg, Susanne Granitsch, Marie Müller, Bertha von Tarnóczy sowie die Bildhauerin Teresa Feodorowna Ries zu den Gründungsmitgliedern der »Acht Künstlerinnen«.

Ausstellungen im Salon Pisko
Ab 1901 organisierte die Gruppe der Acht Künstlerinnen fast jährlich eine eigene Ausstellung, die oftmals auch als Wohltätigkeitsveranstaltung genutzt wurde, in den Räumlichkeiten des Salon Pisko in der Wiener Innenstadt. Im Rahmen dieser Veranstaltungen, die immer den Titel »8 Künstlerinnen und ihre Gäste« trugen, präsentierten ebenso laufend andere kunstschaffende Frauen aus dem In- und Ausland der breiten Öffentlichkeit ihre Werke.

Diversen Medienberichten zufolge wurden die zahlreichen Ausstellungsbesucher, die für den Eintritt eine Krone bezahlten, persönlich von den Künstlerinnen in Empfang genommen und durch die Ausstellung geführt. Die Frauen-Zeit berichtete im Februar 1909 wie folgt:

»In liebenswürdigster Weise machen die Künstlerinnen selbst die Honneurs, geben Auskunft über alles, so daß [!] ein inniger Kontakt zwischen ihnen und den Besuchern stattfindet.«

Auch zahlreiche Angehörige der führenden Wiener Aristokratie, wie Erzherzog Ludwig Victor, Erzherzog Rainer, Fürstin Pauline von Metternich-Sandor und Erzherzogin Marie Valerie, durften die Künstlerinnen wiederholt als ihre Gäste begrüßen.

Mediales Echo und »Verschwinden«
Die Acht Künstlerinnen erhielten mit ihren selbstorganisierten Ausstellungen durchaus positive Resonanz: Die Linzer-Tagespost honorierte 1902 vor allem das Bestreben der Künstlerinnen, nicht mehr als Mitläufer bei den Veranstaltungen ihrer männlichen Kunstgenossen fungieren zu wollen und die Arbeiter-Zeitung schrieb in der Ausgabe vom 5. Jänner 1902:

»Es hat ihnen viele Mühe gekostet, sich ein Plätzchen im Wiener Ausstellungswesen zu erobern; jetzt haben sie es aber inne und werden es nicht so bald verlieren.«

Trotz des anwachsenden Erfolges finden sich in der österreichischen Presselandschaft der frühen 1910er Jahre bald keine Berichte mehr über die Künstlerinnengruppe und ihren Veranstaltungen. Die genauen Umstände ihres »Verschwindens« aus der Wiener Kunstszene sind nicht bekannt. 1910 war allerdings die Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs als vergleichbare Interessensgemeinschaft gegründet worden.

Literatur und Quellen

  • Julie M. Johnson: The Memory Factory. The Forgotten Women Artists of Vienna 1900, West Lafayette 2012, S. 260-293.
  • Wiener Hausfrauen-Zeitung, 02.02.1902, S. 44.
  • Frauenleben, 01.02.1901, S. 12-13.
  • Sport und Salon. Illustrirte Zeitschrift für die vornehme Welt, 09.03.1912, S. 5.
  • Wiener Salonblatt, 02.02.1906, S. 5.
  • Linzer Tages-Post, 16.02.1902, S. 1.
  • Arbeiter-Zeitung, 05.01.1902, S. 7.
  • Neues Wiener Tagblatt, 27.01.1901, S. 7.
  • Neues Wiener Tagblatt, 18.01.1902, S. 6.
  • Neues Wiener Tagblatt, 31.01.1904, S. 5.
  • Neue Freie Presse, 21.01.1902, S. 7.
  • Neue Freie Presse, 06.01.1903, S. 12.
  • Die Frauen-Zeit. (Beiblatt Die Zeit), 02.01.1909, S. 15.
  • Franziska Alberti: Aus Kunst und Natur. Acht Künstlerinnen und ihre Gäste, in: Neues Frauenleben, Heft 2 (1909), S. 52-54.
  • Wiener Abendpost. Beilage zur Wiener Zeitung, 16.01.1902, S. 5.
  • Stella Rollig, Sabine Fellner (Hg.): Stadt der Frauen / City of Women. Künstlerinnen in Wien 1900–1938 / Female Artists in Vienna 1900–1938, Ausst.-Kat., Unteres Belvedere (Wien), 25.01.2019–19.05.2019, München - New York - Wien 2019.
  • Die Kunst für Alle. Malerei, Plastik, Graphik, Architektur, 17. Jg., Heft 12 (1902), S. 282-283.