Ludwig Minnigerode

Ludwig Minnigerode
© Künstlerhaus-Archiv, Wien

Ludwig Minnigerode: Ein Märchen, in: Dorotheum (Hg.): Gemälde und Aquarelle Wiener, deutscher und belgischer Meister des 19. Jahrhunderts. Gemälde alter Meister, Miniaturen, Graphik, Tapisserien, wertvolle Teppiche, Kunstmobiliar, Gold- und Silberarbeiten, Waffen, Spitzen, Nummer 382, Aukt.-Kat., Wien 1927.
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Ludwig Minnigerode war Professor für »Figurales Zeichnen« an der Wiener Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. 1878 wurde er zum Vorstand der Vorbereitungsschule ernannt. Im Schuljahr 1877/78 besuchte Gustav Klimt nachweislich seinen Unterricht.

Der Genre- und Porträtmaler Ludwig Minnigerode wurde 1847 in der Stadt Styrj in Ostgalizien (heute: Ukraine) geboren. Er studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste, wo er vom Historienmaler Eduard Engerth unterrichtet wurde. Laut der deutschen Kunstzeitung Die Dioskuren erhielt er dort 1867 einen Anerkennungspreis für eine »Zeichnung einer ganzen Figur nach dem Naturmodelle«. 1874 erstellte er zusammen mit anderen Kommilitonen, wie dem Maler Julius Victor Berger, der später ebenso Gustav Klimt unterrichten sollte, eine Reihe von Regentenporträts. Diese gab Kronprinz Rudolf für seine zukünftigen Gemächer in der Wiener Hofburg bei der Spezialschule für Historienmalerei in Auftrag. Darüber hinaus nahm Ludwig Minnigerode nachweislich seit seiner Studienzeit an mehreren Ausstellungen des Österreichischen Kunst-Vereins teil.

Lehrtätigkeiten an der Wiener Kunstgewerbeschule
Ludwig Minnigerode wurde erstmals 1876 im Jahresbericht des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute: MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien) als Teil des Lehrerkollegiums der Wiener Kunstgewerbeschule genannt:

»Da die Professoren Laufberger und Rieser unmöglich den Unterricht so grosser [!] Schülermengen allein besorgen konnten, wurden denselben zunächst die Assistenten Ludwig Minnigerode und Hugo Ströhl an die Seite gegeben […]«

Bereits ein Jahr später wurde der Maler zusammen mit anderen Dozenten der Wiener Kunstgewerbeschule, wie dem Zeichner Karl Hrachowina oder dem Architekten Alois Hauser, zum Professor ernannt. Zusätzlich übernahm Ludwig Minnigerode die Leitung der Vorbereitungsschule, wo er »Figurales Zeichnen« unterrichtete.

Im Schuljahr 1877/78 besuchte auch Gustav Klimt seinen Kurs. 1878 entstand im Zuge dessen unter anderem Klimts bekannte Kopfstudie des Brunn‘schen Kopfes, die sich später im Nachlass Ludwig Minnigerodes wiederfand. Eine wesentliche Informationsquelle bildet in diesem Zusammenhang aber vor allem Klimts Jahreszeugnis aus der Vorbereitungsschule, das heute im Archiv der Universität für angewandte Kunst Wien verwahrt wird. Minnigerode konstatierte seinem Schüler darin für das Studienfach »Figurales Zeichnen« ein »sehr fleißig« und »vorzüglich«; zwei Bestnoten.

Weiterer Karriereverlauf
1893 – anlässlich des 25jährigen Bestehens des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie – verlieh Kaiser Franz Joseph I. dem Pädagogen das Ritterkreuz des Franz Joseph-Ordens. Ein paar Jahre später trat er in den Ruhestand. Danach finden sich nur mehr marginale Quellen über sein weiteres Leben. Er verstarb im September 1930 in der Stadt Salzburg.  

Literatur und Quellen

  • Salzburger Volksblatt: unabh. Tageszeitung f. Stadt u. Land Salzburg, 25.09.1930, S. 7.
  • Mittheilungen des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie. Monatsschrift für Kunst und Gewerbe, 13. Jg., Heft 153 (1878), S. 115-116.
  • k. k. Österreichisches Museum für Kunst und Industrie (Hg.): Jahresbericht des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie für 1876, Wien 1876, S. 10.
  • Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Band XXIV, Leipzig 1930, S. 580.
  • Das Vaterland. Zeitung für die österreichische Monarchie, 09.10.1893, S. 3.
  • Troppauer Zeitung, 30.05.1874, S. 2.
  • Neue Freie Presse, 01.06.1878, S. 17.
  • Die Dioskuren. Deutsche Kunstzeitung. Hauptorgan der Deutschen Kunstvereine, 12. Jg., Nummer 31 (1867), S. 247.
  • Kunstchronik. Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe, 9. Jg., Heft 44 (1874), Spalte 711.
  • Österreichischer Kunstverein (Hg.): 208. Ausstellung. Oesterreichischer Kunst-Verein in Wien, Ausst.-Kat., Österreichischer Kunstverein in Wien (Schönbrunnerhaus, Wien), 00.12.1869, Wien 1869, S. 2.
  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band I, 1878–1903, Salzburg 1980, S. 20.
  • Otmar Rychlik (Hg.): Gustav Klimts Lehrer. 1876-1882. Sieben Jahre an der Kunstgewerbeschule, Ausst.-Kat., MAK – Museum für angewandte Kunst (Wien), 03.11.2021–13.03.2022, Bad Vöslau 2021.