Rudolf Eitelberger

Rudolf Eitelberger fotografiert von Ludwig Angerer, um 1880–1885
© Wien Museum


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Gustav Klimt: Rudolf von Eitelberger auf dem Totenbett, 1885, Wien Museum
© Wien Museum

Auf Initiative von Rudolf Eitelberger, studierter Philologe und Kunsthistoriker, erfolgte 1864 die Gründung des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie und 1867 der Wiener Kunstgewerbeschule, wo später auch Gustav Klimt unterrichtet wurde. Der Aufschwung der Wiener Schule der Kunstgeschichte und der österreichischen Kunstindustrie lässt sich unter anderem auf seine Tätigkeiten und Bestrebungen zurückführen.   

Rudolf Eitelberger Edler von Edelberg wurde 1817 im mährischen Olmütz (heute: Olomouc, Tschechien) geboren. Er studierte dort Rechtswissenschaften und später klassische Philologie und Kunstgeschichte in Wien. 1847 war er der erste Dozent, der sich für Kunstgeschichte habilitierte. Bereits fünf Jahre später wurde er außerordentlicher und 1864 ordentlicher Universitätsprofessor für Kunstgeschichte.

Ein neues Museum
Aufgrund seiner Nebentätigkeit als Kunstreferent der Wiener Zeitung war Eitelberger Mitglied der Ausstellungskommission, die mit der Vertretung der Abteilung für bildende Kunst auf der Londoner Weltausstellung 1862 betraut wurde. Eitelberger war nicht nur von der internationalen künstlerischen Leistungsschau sehr beeindruckt: Laut seiner persönlichen Aufzeichnungen lernte er während seines Aufenthaltes die Institution des South-Kensington-Museums – Museum und Kunstschule gleichermaßen – kennen. In der Verschmelzung von Ausstellungsräumlichkeiten und Bildungsstätte sah Eitelberger ein ideales Modell, das Österreich für sich nutzen sollte. 1862 verschriftlichte er seine Idee in einer Denkschrift und unterbreitete seinen Vorschlag unter anderem Erzherzog Rainer. Noch im gleichen Jahr genehmigte Kaiser Franz Joseph I. die Gründung eines Museums zur »Förderung der Geschmacksbildung«. Eitelberger wurde zum ersten Direktor des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (heute: MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien) und der Kunstgewerbeschule ernannt. 

Eitelberger als Impulsgeber  
Neben der Gründung des neuen k. k. Museums für Kunst und Industrie und der Kunstgewerbeschule regte Eitelberger auch die Gründung einer Zentralkommission für Kunst- und historische Denkmäler an, war an der Reorganisation der Akademie der bildenden Künste beteiligt und organisierte den ersten internationalen Kunsthistorikerkongress in Wien. Daneben fungierte er als Herausgeber der Mitteilungen der k. k. Zentralkommission zur Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historische Denkmale und publizierte ab 1871 die Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance.

Einer der ersten Förderer Klimts
Eitelberger unterstütze Klimt, seinen Bruder und Franz Matsch während ihrer Schulzeit und auch in den ersten Berufsjahren aktiv. So forderte Eitelberger laut einem Brief von Franz Matsch die drei jungen Künstler 1883 persönlich auf ihren Theatervorhang für das Stadttheater Reichenberg für einige Tage im k. k. Österreichischen Museum für Kunst und Industrie auszustellen, bevor dieser an die Auftraggeber überstellt werden sollte.

Hinsichtlich der beruflichen Beziehung zwischen den jungen Künstlern und Eitelberger ist vor allem ein Autograf besonders hervorzuheben. Es handelt sich dabei um einen an Rudolf Eitelberger adressierten Brief von 1884, der von Franz Matsch geschrieben und von den Brüdern Klimt mitunterzeichnet wurde. Es ist der bislang einzige bekannte Autograf, der eine schriftliche Präsentation des Programms der sogenannten »Künstler-Compagnie« beinhaltet. Daneben bitten die drei Künstler den Kunsthistoriker um die Vermittlung von Aufträgen in der Wiener Reichs-, Haupt- und Residenzstadt. Späteren Berichten zufolge empfahl Eitelberger daraufhin Franz Matsch, Gustav und Ernst Klimt an den Architekten Carl von Hasenauer, dem Erbauer der Hermesvilla und des k. k. Hofburgtheaters (heute: Burgtheater, Wien).

Das letzte Porträt
Rudolf Eitelberger verstarb im April 1885 in Wien. Vor dessen Begräbnis porträtierte Gustav Klimt den Kunsthistoriker auf dem Totenbett. Jenes Aquarell mit dem Titel Rudolf von Eitelberger auf dem Totenbett (1885, Wien Museum) spendete 1909 Eitelbergers Familie zusammen mit anderen Gegenständen aus dessen persönlichen Besitz der Stadt Wien, mit der Prämisse, dass sein schriftstellerischer Nachlass zur »Benutzung und Verwertung durch Fachgelehrte« zugänglich gemacht werde.

Literatur und Quellen

  • Rudolf Eitelberger: Österreichische Kunst-Institute und kunstgewerbliche Zeitfragen, Wien 1879.
  • Wiener Zeitung, 21.04.1885.
  • N. N.: Festschrift zur Eröffnung des neuen Museums-Gebäudes am 4. November 1871, Wien 1871.
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 1, Wien 1994.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 2, Wien 1993, S. 159-160.
  • Eva Kernbauer, Kathrin Pokorny-Nagel, Raphael Rosenberg, Julia Rüdiger, Patrick Werkner, Tanja Jenni (Hg.): Rudolf Eitelberger von Edelberg. Netzwerke der Kunstwelt, Wien - Köln - Weimar 2019.
  • Brief von Franz Matsch in Wien an Rudolf Eitelberger in Wien, mitunterschrieben von Ernst und Gustav Klimt (02/02/1884). H.I.N. 22.439, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung.
  • Neues Wiener Journal, 25.04.1909, S. 3-4.
  • Ursula Storch (Hg.): Klimt. Die Sammlung des Wien Museums, Ausst.-Kat., Wien Museum (Wien), 16.05.2012–07.10.2012, Wien 2012, S. 200.