Friederike Maria Beer-Monti

Friederike Maria Beer am Attersee, Sommer 1916, Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Porträt Friederike Maria Beer, 1916, Tel Aviv Museum of Art, The Mizne-Blumental Collection
© Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv, Foto: Elad Sarig

Gustav Klimt und Friederike Maria Beer bei einem Spaziergang in Weissenbach, Sommer 1916, Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien

Das Leben der kosmopolitischen Friederike Maria Beer-Monti war von Kunst geprägt. Drei Maler der Wiener Avantgarde – Hans Böhler, Egon Schiele und Gustav Klimt – porträtierten diese mondäne Frau mit Vorliebe für die Mode der Wiener Werkstätte.

Friederike Maria Beer und die Wiener Avantgarde
Friederike Maria Beer kam am 27. Jänner 1891 als Tochter des jüdischen Kaufmanns Emil Beer und seiner Frau Isabella (geb. Geissler) in Wien zur Welt. Nach dem frühen Tod des Vaters wurde ihre Mutter Inhaberin der legendären »Kaiserbar«, dem »Rendezvousplatz der Theater- und Kunstwelt« in der Wiener Innenstadt (Krugerstraße 3).

Seit ihrer Kindheit war sie mit dem aus der vermögenden Industriellen- und Mäzenatenfamilie stammenden Maler Hans Böhler befreundet und über eine längere Zeit liiert. Über Böhler, der künstlerisch in der Wiener Avantgarde verankert war, wurde Friederike mit der damaligen Kunstszene vertraut. Im Jahr 1908 hielt er die damals 17-Jährige im Werk Stehender weiblicher Akt (Privatbesitz) fest. Dieses für die damalige Zeit skandalöse Bild und die Auflehnung der Eltern gegen die Beziehung der beiden waren Anlass, Friederike 1909 in ein belgisches Internat zu schicken. Böhler wurde nach China zur Mitarbeit in die dortigen Werke seiner Familie entsandt. 1911 kehrten beide nach Wien zurück. Fortan engagierte sich Beer als Modell für die Wiener Werkstätte – sie bezeichnete sich selbst als »wandelnde Werbung« für diese innovative Produktionsgemeinschaft. 1913/14 unternahm sie gemeinsam mit Hans und seinem Bruder Richard Böhler eine Reise durch Mittel- und Südamerika. Spätestens im Jahr 1914 bezog Beer eine Wohnung in Wien-Mariahilf (Laimgrubengasse 4), die von Josef Hoffmann respektive der Wiener Werkstätte ausgestattet wurde. Im selben Jahr verewigte Egon Schiele die junge Frau, ein Kleid der »WW« tragend, in Öl auf Leinwand. Den Kontakt hatte Böhler hergestellt. Schieles Bildnis Friederike Maria Beer (Privatbesitz) wurde noch im selben Jahr in seiner Kollektivausstellung in der Wiener Galerie Arnot präsentiert.

»Was wollen Sie von mir?« Begegnungen mit Gustav Klimt
Neben Böhler und Schiele wurde Beer auch von Klimt porträtiert. Als sie im November des Jahres 1915 in dessen Hietzinger Atelier in der Feldmühlgasse 11 (ehemals 9) vorstellig wurde, meinte er ihrer Erinnerung nach: »Was wollen Sie von mir? Sie sind doch ohnehin erst vor Kurzem von Schiele gemalt worden!« Klimt ließ sich jedoch nach eingehender Betrachtung der charismatischen Dame von diesem Auftrag überzeugen. Er bereitete dieses Werk durch zumindest 40 Skizzen und Detailstudien vor, in denen das Modell immer wieder unterschiedliche Kleidungsstücke, auch der Wiener Werkstätte, trägt. Schließlich zeigt sich die Dargestellte im Porträt Friederike Maria Beer (1916, Tel Aviv Museum of Art, The Mizne-Blumenthal Collection) in einem Kleid, entworfen von Eduard Josef Wimmer-Wisgrill, aus dem Pongé »Marina« von Dagobert Peche. Es befindet sich heute in der Kostümabteilung des Metropolitan Museum of Art, New York. Der buntfarbige Innenstoff »Flora« der Pelzjacke, Klimt bestand darauf die Jacke zu wenden, wurde von Leo Blonder entworfen. Wie keinem anderen gelang es Klimt, die starke Persönlichkeit Friederikes und ihre Beziehung zu Kunst und Mode perfekt in Szene zu setzen.

Beer erinnerte sich daran, ihr Bildnis dem Meister im Februar 1916 entwendet zu haben, damit er keine weiteren Anpassungen mehr vornehmen konnte. Die Kosten für dieses Gemälde von 20.000 Kronen übernahm Böhler, der ihr ursprünglich die Wahl ließ: eine Perlenkette oder ein Porträt von Klimt. Ausgestellt wurde es erstmals im Jahr 1920 auf der Kunstschau im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie (heute: MAK – Museum für angewandte Kunst, Wien).

Im Sommer 1916 trafen Modell und Maler abermals aufeinander. Klimt verbrachte seine letzte Sommerfrische am Attersee im heute noch erhaltenen Forsthaus am Beginn des Weißenbachtales.  Friederike hielt sich in diesem Sommer mit Hans und Erwin Böhler, der in diesem Jahr die Insel Litzlberg kaufte, ebenfalls am Attersee auf. Treffen mit Klimt, Flöge und weiteren Sommerfrischegästen sind durch private Schnappschüsse dokumentiert.

Nach dem Tod Gustav Klimts arbeitete Friederike von 1918 bis 1920 in der Galerie von Gustav Nebehay, wo sie die Zeichnungen des Klimt-Nachlasses ordnete und stempelte. Abgesehen von ihrem eigenen Porträt besaß Friederike noch Gustav Klimts Gemälde Schloss Kammer am Attersee II (1909, Privatbesitz), das Böhler 1920 erwarb und ihr schenkte.

Die Kosmopolitin Friederike Maria Beer-Monti
In den 1920er-Jahren verließ sie Österreich und lebte für kurze Zeit auf der Insel Procida im Golf von Neapel. Sie kehrte jedoch nach Wien zurück und lieh im Jahr 1929 ihre von Klimt und Schiele gefertigten Porträts sowie Schloss Kammer am Attersee II der Österreichischen Galerie (heute: Österreichische Galerie Belvedere, Wien) für die Neueröffnung der »Modernen Abteilung«. Um 1934 übersiedelte sie nach New York und gründete zwei Jahre später gemeinsam mit Hugh Sylvan Stix die Artists Gallery. Vor allem nach 1938 wurde diese Galerie zu einer wichtigen Anlaufstelle für u.a. österreichische, emigrierte Künstler wie Max Oppenheimer. Bis 1962 war sie dort leitend tätig. Gegen Ende der 1960er-Jahre verkaufte sie ihre Werke von Böhler, Schiele und Klimt an die Londoner Galerie Marlborough Fine Art und übersiedelte nach Hawaii.

Friederike Maria Beer-Monti nahm sich am 12. Juli 1980 in ihrem 90. Lebensjahr in Kaneohe, Hawaii, das Leben. Ihre letzte Ruhestätte fand sie am Evangelischen Friedhof in Wien-Simmering.

Literatur und Quellen

  • Christian M. Nebehay (Hg.): Gustav Klimt. Dokumentation, Wien 1969, S. 433-434.
  • Alessandra Comini: Egon Schiele’s Portraits, Berkeley - London - Los Angeles 1974, S. 128-132.
  • Alice Strobl (Hg.): Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Band III, 1912–1918, Salzburg 1984, S. 98-109.
  • Martin Suppan: Hans Böhler. Leben und Werke, Wien 1990.
  • Jane Kallir: Egon Schiele. The Complete Works, New York 1990.
  • Tobias G. Natter, Gerbert Frodl (Hg.): Klimt und die Frauen, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 20.09.2000–07.01.2001, Köln 2000.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012.
  • Sandra Tretter, Peter Weinhäupl, Felizitas Schreier, Georg Becker (Hg.): Gustav Klimt. Atelier Feldmühlgasse 1911–1918, Wien 2014, S. 19-22, S. 55.
  • Klaus Pumberger: Worüber wir nicht geredet haben. Arisierung, Verdrängung, Widerstand, Ein Haus und die Geschichte zweier Familien, Innsbruck - Bozen - Wien 2015.
  • Agnes Husslein-Arco, Jane Kallir, Alfred Weidinger (Hg.): Klimt, Schiele, Kokoschka und die Frauen, Ausst.-Kat., Unteres Belvedere (Wien), 22.10.2015–28.02.2016, München 2015.
  • Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Gustav Klimt. Sommerfrische am Attersee 1900-1916, Wien 2015, S. 76-77, S. 99.
  • Egon Schiele online Werkverzeichnis. egonschieleonline.org/works/paintings/work/p276 (23.03.2020).
  • Christian Witt-Dörring: Josef Hoffmann’s and Koloman Moser’s Interior Decoration. A Larger Framework for Klimt’s Portraits, in: Tobias G. Natter (Hg.): Klimt and the Women of Vienna's Golden Age. 1900–1918, Ausst.-Kat., Neue Galerie New York (New York), 22.09.2016–16.01.2017, London - New York 2016, S. 201.
  • Carla Carmona Escalera: A comparison of the portraits of Friederike Maria Beer painted by Egon Schiele and Gustav Klimt. Differentiating between scenography and grammar in painting, in: Johann Thomas Ambrózy, Carla Carmona Escalera, Sandra Tretter, Eva Werth (Hg.): Egon Schiele Jahrbuch, Wien 2019, S. 160-168.