11.12.2025 Klimt News

Ursula Lena Ucicky (geb. Kohn) | R.I.P. 1922-2025

Ursula Lena Ucicky vor Klimts Gemälde Die Braut, 2018
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav und Ursula Ucicky, um 1956
© Klimt-Foundation, Wien

Ursula Lena Ucicky wurde 1922 in Cottbus geboren. Ihr ursprünglich aus Brünn stammender jüdischer Vater Heinrich Kohn besaß in Forst/Lausitz, dem damaligen „Manchester Deutschlands“, Anteile einer Tuchfabrik. Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die Fabrik und das Vermögen beschlagnahmt, Ursula Lena Kohn aus öffentlichen Schulen verbannt und als „staatenlos“ erklärt. Sie tauchte in Hamburg unter und überlebte dort den Feuersturm, ausgelöst durch britische Bomber in Antwort auf die Angriffe der Deutschen auf London, nur knapp. Nach der Befreiung der deutschen Hafenstadt 1945 wurde Ursula Lena Kohn von der britischen Militärregierung als leitende Assistentin engagiert. Nach Monaten in Deutschland wanderte sie nach England aus und lebte später in einem Kibbuz in Israel. 1953 kehrte Ursula Lena Kohn nach Hamburg zurück und lernte dort den Filmregisseur und ersten unehelichen Sohn Gustav Klimts Gustav Ucicky (1899-1961) kennen. Dieser erlangte bekanntlich mit dem NS-Film Heimkehr (1941, Drehbuch: Gerhard Menzel) traurige Berühmtheit, hingegen gerieten seine Filmproduktionen der frühen Wien-Film Zeit (u.a. Café Elektric, 1927) und später für die UfA während der Weimarer Republik in Vergessenheit.

1957 heiratete Ursula Lena Kohn den unehelichen Sohn Klimts. Sie war seine dritte Ehefrau. Kurz vor der Hochzeit verfasste Kohn, die als Regieassistentin und freie Journalistin tätig war, einen Artikel über Ucickys Kunstsammlung in der Zeitschrift Alte und Moderne Kunst. Nach Gustav Ucickys Tod im Jahr 1961 ging die verbliebene Kunstsammlung im Zuge der Verlassenschaftsabhandlung in ihr Eigentum über.

Ursula Lena Ucicky, die zurückgezogen in Wien lebte, war es immer ein Anliegen ihre Sammlung der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und zu beforschen, vor allem auch in Hinblick auf ihre Provenienz. 2013 vereinbarte sie als Privatperson für Klimts Gemälde Wasserschlangen II (1904, Privatbesitz, courtesy of HomeArt) gemäß den Washingtoner Prinzipien einen Vergleich mit den Erben nach Jenny Steiner. Im selben Jahr gründete sie die gemeinnützige Klimt-Foundation und brachte die in ihrem Besitz verbliebenen Klimt-Werke in diese ein. Als eine der ersten Handlungen der Stiftung wurde 2014/15 die Herkunftsgeschichte des Gemäldes Porträt Gertrud Loew (1902, The Lewis Collection) beforscht und ein Vergleich mit den Erben nach Gertrud Felsövanyi erzielt.

2019 gab die damals 97-Jährige dem österreichischen Autor Georg Markus ein exklusives Interview, das erstmals Einblicke in ihre Vita und die Stiftungsgründung gewährte. Zu Ehren von Ursula Ucickys facettenreichem Leben und Wirken wird ihre Filmbiografie im Rahmen einer Gedenkveranstaltung im Frühjahr 2026 erstpräsentiert. Weitere Details folgen.

Voller Dankbarkeit nehmen wir Abschied von unserer Stifterin, die mit der Gründung der Klimt-Foundation die provenienztechnische Aufarbeitung ihrer Kunstsammlung und darüber hinaus vielfältige Forschungen und Publikationen zu Gustav Klimt und der Epoche “Wien 1900” ermöglichte. Sie definierte mit ihrer weltoffenen Lebensweise die Gründungssäulen der Stiftung und prägte unsere interdisziplinäre Arbeitsweise entscheidend mit.