Ungarn

Gustav Klimt: Brief von Gustav Klimt in Tata Tóváros an Anna Klimt in Wien, 06.01.1893, Albertina
© ALBERTINA, Wien

Gustav Klimt: Zuschauerraum des Theaters im Schloss Esterházy in Totis, 1893, Verbleib unbekannt
© Galerie Welz

Gustav Klimt reiste mehrmals für künstlerische Aufträge oder Ausstellungen nach Ungarn. Aufenthalte in Totis, Budapest und Raab in den Jahren 1893, 1911, 1913 und 1915 sind durch Korrespondenz oder Zeitungsberichte belegt.  

Aufenthalt in Totis (1893)
Gustav Klimt hielt sich Anfang 1893 für eine gewisse Zeit in der Stadt Totis (heute: Tata Tóváros, Ungarn) auf. Der Grund seines Aufenthaltes stand im Zusammenhang mit der künstlerischen Ausstattung des neuen Schlosstheaters (1913 geschliffen) des Grafen Nikolaus Esterházy und/oder dem Gemälde Zuschauerraum des Theaters im Schloss Esterházy in Totis (1893, Verbleib unbekannt). In einem Brief (Klimt-Archiv, Albertina, Wien), datiert mit 6. Jänner 1893, berichtete er seiner Mutter Anna, dass er im Beisein des Grafen dort tolle Tage verbracht habe, an zahlreichen geselligen Feierlichkeiten teilgenommen habe und daher immer erst recht spät zu Bett gegangen sei. Darüber hinaus schrieb Klimt:

»Mit der Arbeit sah es windig aus, erstens war ich gänzlich abgespannt zweitens wie schon gesagt keine Ruh bei Tag und Nacht. Nun ist alles stille geworden hier. […] Nachdem jetzt der Wirbel vorüber ist, komme ich wieder in sehr trübe Stimmung, noch dazu ich den ganzen Tag alleine bin.«

Am 10. Jänner 1893 schrieb er einen weiteren Brief (Klimt-Archiv, Albertina, Wien) an seine Mutter Anna. In diesem teilte er ihr mit, dass er nicht rechtzeitig in Wien zurück sein könne, um offiziell die Vormundschaft für seine Nichte Helene – der Tochter seines vor kurzem verstorbenen Bruders – zu übernehmen. Er wollte allerdings am Freitag, den 13. Jänner 1893, zu ihnen zurückkehren. 

»Wiener Architektenfahrt nach Budapest« (1911)
Im Oktober 1911 berichteten die Zeitungen Neue Freie Presse und Neues Wiener Tagblatt, dass in geraumer Zeit einige Vertreter der Gesellschaft österreichischer Architekten auf Einladung des Verbandes ungarischer Architekten nach Budapest reisen würden. Laut den Berichten hatten zu diesem Zeitpunkt schon Künstler wie Otto Wagner, Kolo Moser, Alfred Roller, Josef Hoffmann und Gustav Klimt ihre Teilnahme angemeldet.

Die Reise selbst erfolgte schließlich im Dezember 1911. Insgesamt trafen 24 Mitglieder der Gesellschaft, darunter auch Gustav Klimt, am 8. Dezember 1911 in der ungarischen Hauptstadt ein. Die Reisegesellschaft besuchte unter anderem das ungarische Künstlerhaus Művészház, wo Edmund Lechner sie durch die retrospektive Ausstellung des ungarischen Malers Károly Kernstok führte. Die Neue Freie Presse berichtete am 9. Dezember 1911 anlässlich des Besuches:

»Die Gäste […] gaben ihre Bewunderung über die sehr gelungene Ausstellung Ausdruck. Gustav Klimt gratulierte dem Maler Kernstok namens der Wiener Künstler.«

Noch am selben Abend hielt der Architekt Otto Wagner im Sitzungsaal des alten Abgeordnetenhauses einen öffentlichen Vortrag über »Die Qualität des Baukünstlers«. Die anstehende Rückfahrt fand in den Zeitungen keine Erwähnung.

Gustav Klimt: Ansichtskarte von Gustav Klimt in Raab an Emilie Flöge in Wien, 28.10.1915, Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien

Bund Österreichischer Künstler stellt in Budapest aus (1913)
Im März 1913 stellte erstmals der von Gustav Klimt mitbegründete Bund Österreichischer Künstler im ungarischen Künstlerhaus Művészház aus. Klimt selbst stellte dort insgesamt 10 seiner Werke aus. Die Ausstellung sollte laut einem Brief von Gustav Klimt an Emilie Flöge, die sich zu dieser Zeit in Paris aufhielt, schon am 2. März eröffnen. Aus unbekannten Gründen kam es jedoch zu einer längeren Verzögerung. Am 6. März schrieb Klimt an Emilie erneut: »Aus Pest hör‘ ich nichts – gar nichts – dürfte als nichts los sein – so wie ich mir dies vorgestellt habe.« Bereits einen Tag später schickte er an Emilie Flöge ein Telegramm und teilte ihr mit, dass er für die Ausstellungseröffnung »leider« nach Budapest reisen müsste.

An der Eröffnung nahmen neben dem Maler, der laut diversen Medienberichten als Präsident des Bundes Österreichischen Künstler mit stürmischen Ovationen begrüßt wurde, unter anderem auch der Architekt Josef Hoffmann, der Bildhauer Anton Hanak und der Maler Ferdinand Andri teil. 

Besuch der Familie Lederer (1915)
Gustav Klimt reiste am 27. Oktober 1915 vom Ostbahnhof nach Raab (heute: Győr, Ungarn) und besuchte dort das Industriellenehepaar August und Serena Lederer auf ihrem Familienanwesen. Der Grund des Besuches ist nicht bekannt. Aus seiner Korrespondenz mit Emilie Flöge geht über die Zugfahrt und den kurzen Aufenthalt nur wenig hervor. Er wollte, so berichtete er Emilie Flöge, bereits am 29. Oktober 1915 wieder zu Hause sein; falls nicht, würde sie ein Telegramm von ihm erhalten. Wann Gustav Klimt nun tatsächlich die Rückreise nach Wien antrat, ist bisher unbekannt.

Literatur und Quellen

  • Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012.
  • Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007.
  • Neues Wiener Tagblatt, 18.10.1911, S. 12.
  • Neues Wiener Tagblatt, 11.03.1913, S. 13.
  • Neue Freie Presse, 18.10.1911, S. 1.
  • Neue Freie Presse, 09.12.1911, S. 4.
  • Sport und Salon. Illustrirte Zeitschrift für die vornehme Welt, 16.12.1911, S. 13.
  • Reichspost, 11.03.1913, S. 8.
  • Neues Wiener Tagblatt (Abendausgabe), 09.12.1911, S. 3.