Deutschland

Johannes Poppel, Georg Michael Kurz: Glaspalast zu München, um 1855, Münchner Stadtmuseum, Sammlung Graphik / Gemälde
© Münchner Stadtmuseum, Sammlung Reklamekunst

Gustav Klimt: Brief mit Kuvert von Gustav Klimt in München an Emilie Flöge in Wien, 03.06.1897, Leopold Privatsammlung
© Leopold Museum, Wien

Gustav Klimt: Brief mit Kuvert von Gustav Klimt in München an Emilie Flöge in Wien, 03.09.1898, Belvedere, Wien, Dauerleihgabe aus Privatbesitz
© Belvedere, Wien

Gustav Klimt reiste aus beruflichen Gründen wiederholt nach Deutschland. Mehrere Aufenthalte in München, Berlin und Dresden sind durch Zeitungsberichte, zahlreich erhaltene Ansichtskarten an seine Familie und Freunde und durch den intensiven Schriftverkehr mit Emilie Flöge dokumentiert.

Königssee und München (1888 und 1889)
In einem selbstständig verfassten Lebenslauf berichtete Gustav Klimt erstmals von Reisen nach Deutschland. 1888 reiste er zusammen mit seinem Bruder Ernst und seinem Künstlerkollegen Franz Matsch an den Königsee und ein Jahr später nach München.

Besuch des Glaspalastes und der Münchner Secession (1898)
Nach einem kurzen, und laut Gustav Klimt abenteuerlosen Aufenthalt im Münchener Hotel Leinfelder im Juni 1897 hielt sich der Künstler im Frühherbst 1898 nochmals für einige Zeit in München auf, wo er im Hotel Rheinischer Hof, nahe dem Hauptbahnhof wohnte. Im Zuge seines zweiten Aufenthaltes schrieb er seiner Vertrauten Emilie Flöge am 3. September 1898 einen Brief. Aus diesem geht hervor, dass Klimt sich – aus unbekannten Gründen – mit dem Sekretär der Wiener Secession, Franz Hancke, und später auch mit Carl Moll getroffen hatte. Darüber hinaus berichtete Klimt über ein zufälliges, morgendliches Treffen mit Arthur Scala, der erst vor kurzem die Leitung des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie übernommen hatte. Seine Ausstellungsbesuche im Glaspalast und in der Münchner Secession erwähnte Klimt in dem Brief kritisch:

»[…] war dann im Glaspalaste in der Genossenschaftsausstellung, sie ist mit wenigen Ausnahmen – darunter Klingers „Christus im Olymp“ miserabel – Nachmittags „Secession“ sie ist weitaus besser, aber auch nicht auf der Höhe.«

Klimt erzählte des Weiteren noch über seinen Ausflug ins Münchner Umland, wo er die Dachauer Malerkolonie besuchte. Die Landschaft empfand er als inspirierend; es irritierten ihn jedoch die zahlreichen MalerInnen vor Ort. Die Rückreise nach Wien über Salzburg trat Klimt laut seiner Nachricht an Emilie Flöge noch am gleichen Abend des 3. September an.

Thomas Theodor Heine: Plakat der II. Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Berlin, 1905, Museum für Kunst und Gewerbe
© Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Gustav Klimt: Ansichtskarte von Gustav Klimt in Dresden an Maria Ucicka in Wien, 11.05.1906, Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Ansichtskarte von Gustav Klimt in Berlin an Emilie Flöge in Wien, 11.11.1907, Privatbesitz
© Leopold Museum, Wien

Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes in Berlin (1905)
Im Mai 1905 nahm Gustav Klimt an der Eröffnung der »2. Deutschen Künstlerbund-Ausstellung« im neuen Haus der Berliner Secession teil. Dort präsentierte er 13 seiner Gemälde – darunter Die drei Lebensalter (1905, Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea, Rom):

»In der Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes war heute auch der Saal zugänglich, welcher die Werke von Gustav Klimt enthält. Das Gedränge war in diesem Saal am heutigen Eröffnungstage besonders stark und der Wiener Künstler hat beim Berliner Publikum einen vollen Erfolg davongetragen.«

Die Neue Freie Presse berichtete am 20. Mai 1905 darüber hinaus, dass Gustav Klimt zusammen mit zwei anderen ausstellenden Künstlern von einer Jury im Zuge der Eröffnung prämiert wurde. Die Preisträger hatten die Möglichkeit für ein Jahr ein Atelier in der Villa Romana in Florenz zu beziehen, das der Künstlerbund zur Verfügung stellte. Die Künstler durften aber zugunsten eines anderen Künstlers auf dieses Angebot verzichten. Gustav Klimt nahm diese Möglichkeit in Anspruch, wodurch schließlich Maximilian Kurzweil ein Aufenthalt in Italien ermöglicht wurde.

Carl Moll berichtete 1943 im Neuen Wiener Tagblatt auch von einem Frühstück, »das der führende Künstler Berlins Klimt zu Ehren gab […]«. Laut Moll bat dieser Klimt im Mai 1905 seine Tochter zu porträtieren; dieser lehnte jedoch ab, da er nicht in Berlin arbeiten könnte; »[…] das Fräulein soll doch nach Wien kommen«. Sein mehrtägiger Aufenthalt in Berlin ist ansonsten nur durch drei Ansichtskarten belegt, die er Emilie Flöge zukommen ließ. Die informativste Nachricht ist jene vom 19. Mai 1905: Klimt berichtete, dass er erst verspätet seine »Kiste« erhalten hatte, da es zuvor wegen dieser an der Grenze Probleme gab.

Zwischenstopps in Berlin und Dresden (1906)
Auf der Rückreise von London nach Wien im Mai 1906 machte Klimt mit seiner Reisegesellschaft auch Zwischenhalte in Berlin und Dresden. Aus Dresden erhielten Emilie Flöge als auch seine Liaison Maria Ucicka eine Ansichtskarte. Der Maler informierte beide – einen Tag zeitversetzt – über seine geplante Ankunft in Wien.

Reise nach Berlin (1907)
Im November 1907 reiste Gustav Klimt für einige Tage erneut nach Berlin. Obwohl er Emilie Flöge mehrere Ansichtskarten zukommen ließ, berichtete er von seinen Erlebnissen nur sehr zurückhaltend und reserviert. Aus seinen Nachrichten geht im Wesentlichen nur hervor, dass er übermüdet Sitzungen beiwohnte, ins Theater ging, einen Ausflug in den Grunewald machte und den deutschen Architekten Hermann Muthesius besuchte. Er selbst resümierte kurz vor seiner Abreise aus Berlin: »Berichterstattung war etwas mager«. 

Gustav Klimt: Ansichtskarte von Gustav Klimt in München an Emilie Flöge in Kammer am Attersee, 12.07.1908, Privatbesitz
© Leopold Museum, Wien

Gründerkongress des Deutschen Werkbundes (1908)
Im Juli 1908 fuhr Klimt wieder nach München und stieg diesmal im Hotel »4 Jahreszeiten« ab. Grund seines Aufenthaltes war der dort stattfindende, mehrtägige Gründerkongress des Deutschen Werkbundes, den er gemeinsam mit Josef Hoffmann, Otto Prutscher, Fritz Waerndorfer und Bertold Löffler als Vertreter der Wiener Künstlerschaft besuchte. Laut seiner Korrespondenz mit Emilie Flöge, die zu diesem Zeitpunkt in der Villa Oleander am Attersee verweilte, verschätzte er sich mit den Reisevorbereitungen für München und den Attersee, wo er anschließend hinreisen wollte:

»Gestern gieng [!] es mir sehr knapp mit der Zeit – weiß der Teufel was ich alles eingepackt habe und ich wollte diesmal weniger mitnehmen – die gestrige Karte war wol [!] fast unleserlich. So flüchtig war sie geschrieben.«

Gustav Klimt berichtete in den nächsten Tagen noch von zahlreichen Ausstellungs- und Theaterbesuchen. Daneben schrieb der Maler auch über sein körperliches Unwohlsein und meinte: »Ich glaube ich bin dick geworden – komme noch (immer) ungeschoren und ›ruppig‹ zurück von München.« Klimt reiste noch vor Ende des Kongresses aus München ab. Kurz vor seiner Abreise am 13. Juli 1908 informierte er Emilie Flöge über seine geplante Ankunftszeit und sandte an Maria Ucicka noch herzliche Grüße.

Gustav Klimt: Ansichtskarte von Gustav Klimt in München an Julius Zimpel sen. in Wien, 14.09.1910, Albertina
© ALBERTINA, Wien

Grüße aus München (1910)
Gustav Klimt hielt sich ebenso im Mai 1910 in der bayrischen Hauptstadt auf und sandte eine Ansichtskarte mit Grüßen an seinen Schwager oder Neffen – beide mit Namen Julius Zimpel – nach Wien. Der Grund und die Dauer der Reise sind nicht bekannt.

Eine Reise nach Hamburg, die nie stattfand
Laut den Erzählungen von Carl Moll, die 1943 im Neuen Wiener Tagblatt veröffentlicht wurden, wollte der Direktor der Hamburger Kunsthalle, Alfred Lichtwark, Gustav Klimt ein Atelier in Hamburg anbieten. Dieser hatte den Künstler bereits persönlich kennengelernt. In einem seiner Reisebriefe von Mai 1905 beschrieb Lichtwark Klimt wie folgt:

»Er ist untersetzt, eher dick […]. Vielleicht um sein Gesicht länger zu machen, trägt er über den Schläfen das Haar etwas zu hoch. […] Wenn er spricht, tönt es laut, und mit starkem Dialekt. Er neckt gern und kräftig.«

Aufschluss über das Angebot gibt in erster Linie ein Briefwechsel zwischen Moll und Lichtwark aus dem Jahr 1910, der erhalten geblieben ist. Lichtwark bat Moll in dieser Sache um Vermittlung, da er von Klimt keine Antwort erhielt. Gemäß Carl Moll lehnte Gustav Klimt den Vorschlag schlussendlich ab, »[…] weil Klimt sich einbildete, nur in seiner gewohnten Umgebung arbeiten zu können.« Andere Belege zu diesem Sachverhalt sind bisher nicht bekannt.

Literatur und Quellen

  • Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Chiffre: Sehnsucht – 25. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka 1899–1916, Wien 2014.
  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt 150 Jahre, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 13.07.2012–27.01.2013, Wien 2012.
  • Tobias G. Natter, Franz Smola, Peter Weinhäupl (Hg.): Klimt persönlich. Bilder – Briefe – Einblicke, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 24.02.2012–27.08.2012, Wien 2012.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012.
  • Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007.
  • Christian M. Nebehay: Gustav Klimt. Sein Leben nach zeitgenössischen Berichten und Quellen, Wien 1969.
  • Keller, Reiner (Hg.): Erste gemeinsame Ausstellung der vielumstrittenen Monumentalwerke Philosophie, Medizin, Jurisprudenz von Gustav Klimt, Berlin 1907.
  • Neue Freie Presse (Morgenausgabe), 20.05.1905, S. 9.
  • Neues Wiener Journal, 11.07.1908, S. 8.
  • Die Zeit, 17.07.1908, S. 4.
  • Neues Wiener Tagblatt, 17.07.1908, S. 14.
  • Neues Wiener Tagblatt, 24.01.1943, S. 3.