Rudolf Alt

Rudolf Alt fotografiert von Ferdinand Schmutzer, 1899, Österreichische Nationalbibliothek, Wien
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Rudolf von Alt: Stephansdom, 1832, Wien Museum
© Wien Museum

Der Aquarellist Rudolf von Alt war vorwiegend auf Landschaftsbilder und Interieurs spezialisiert. 1892 wurde der erfolgreiche Künstler für seine Verdienste in den Ritterstand erhoben. 1897 wurde der bereits 85jährige zum Ehrenpräsidenten der neugegründeten Secession ernannt. Zeitlebens blieb er offen für die modernen Bewegungen in der Kunstwelt und entwickelte seinen persönlichen Stil konstant weiter.

Rudolf Alt wurde am 28. August 1812 in Wien geboren. Er war der Sohn des Vedutenmalers Jakob Alt. Von klein auf begleitete er seinen Vater auf diverse Arbeitsreisen und assistierte diesem bei der Herstellung seiner Stadtansichten und Lithografien. 1826 besuchte Alt die Historische Schule der Wiener Akademie, wo der Landschaftsmaler Joseph Mößmer sein Lehrer war. Rudolf Alt war zwei Mal verheiratet. 1841 ging er die Ehe mit Hermine Oswald ein, die zwei Jahre darauf verstarb. 1846 heiratete er Berta Malitschek aus Troppau.

Nach seiner Ausbildung unternahm Rudolf Alt mehrere Reisen. Bei seiner ersten Italienreise 1830 entstanden Blätter, die eine erste Weiterentwicklung in der Malerei Alts zeigen. Er ließ den kleinteiligen Stil, den er von seinem Vater übernommen hatte, hinter sich, blieb jedoch weiterhin dem Naturalismus verpflichtet. Alt spezialisierte sich auf Landschaftsbilder und Interieurs. Im Laufe seines Lebens malte er über 1000 Aquarelle. Zu seinen wichtigsten Werken zählen die Darstellungen des Wiener Stephansdoms, unzählige Guckkastenbilder für Kronprinz Ferdinand und die Interieurdarstellungen von Hans Makarts Atelier.

In den 1840er Jahren wandelte sich Rudolf Alts Stil erneut. Durch eine offenere Strichführung erhielten seine Aquarelle einen beinahe skizzenhaften Charakter. Die Wiedergabe von Licht und Atmosphäre stand dabei im Mittelpunkt. Somit näherte sich seine Malweise zusehends den modernen impressionistischen Gestaltungsprinzipien an. Das Œuvre Alts wurde von seinen Zeitgenossen bewundert und mehrfach geehrt: 1848 lud man ihn ein Mitglied an der Akademie der bildenden Künste zu werden, wo er 1879 zum Professor ernannt wurde. 1892 wurde Rudolf Alt in den Ritterstand erhoben und durfte sich fortan Rudolf von Alt nennen.

 

Rudolf Bacher: Kaiser Franz Joseph besucht die erste Ausstellung der Wiener Secession in der Gartenbaugesellschaft, 1898, Wien Museum
© Wien Museum

Tina Blau: Rudolf von Alt am Sterbebett, 1905, Wien Museum
© Wien Museum

Rudolf von Alt und die Wiener Secession
Rudolf von Alt war ein Künstler, der niemals stillstand. Stets blieb er an neuen Entwicklungen in der Kunstwelt interessiert und war permanent darauf bedacht, dass seine eigenen Arbeiten zeitgemäß blieben. So kam es dazu, dass Alt 1897 gemeinsam mit Gustav Klimt, Joseph Maria Olbrich, Josef Hoffmann und vielen weiteren Künstlern der jüngeren Generation aus dem Künstlerhaus austrat und die Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession mitbegründete. Klimt wurde zum Präsidenten der neuen Vereinigung, während man den bereits 85jährigen Rudolf von Alt zum Ehrenpräsidenten ernannte. »Es ist wohl eine der wenigen Freuden, die mir das Leben noch bieten kann, von der neuen Künstlergenossenschaft, Vereinigung bildender Künstler Österreichs' mich zum Ehrenpräsident erwählt zu haben.«, schrieb dieser damals an Carl Moll.

Trotz seines fortgeschrittenen Alters verkörperte Alt keineswegs einen klassischen, akademisch ausgebildeten Maler der alten Garde. Am 1. März 1898 empfing Kaiser Franz Joseph I. eine Delegation der Secession, darunter Rudolf von Alt, Gustav Klimt und Carl Moll. Zweck dieser Audienz war die Überreichung der Einladung für die erste Secessionsausstellung. Als der Kaiser die Delegation nach den Gründen für die Schaffung der neuen Künstlervereinigung fragte, soll Rudolf Alt laut Zeitungsberichten Folgendes geantwortet haben: »Wir sind noch jung genug, Majestät, um noch einmal von vorne anfangen zu können.« Die jungen Secessionskünstler schätzten die Aufgeschlossenheit Rudolf von Alts gegenüber der modernen Kunst und verehrten ihn dafür.
Nach Schluss der ersten Ausstellung der Secession 1898 wurde dem Meister Alt im Namen aller Mitglieder der Vereinigung durch Gustav Klimt ein Ehrengeschenk, bestehend aus fünf goldenen Lorbeerblättern, überreicht.

1900 erschien anlässlich Alts 88. Geburtstages ein ihm gewidmetes Heft im Ver Sacrum, für das Klimt ein Widmungsblatt entwarf. Mit dieser Geste zeigten die aufstrebenden Künstler deutlich ihre Ehrerbietung für den bereits betagten Maler, der die Idee des ewigen Fortschritts und der unendlichen künstlerischen Neuerfindung verkörperte. Anlässlich seines 90. Geburtstages 1902 ehrte die Vereinigung den von Ludwig Hevesi liebevoll »Uraltmeister« getauften Künstler ein weiteres Mal, diesmal durch eine Kollektivausstellung seiner Werke.

Rudolf von Alt starb am 12. März 1905. Rudolf Bacher, Präsident der Secession, hielt die Grabrede für den verschiedenen Ehrenpräsidenten. Dem Begräbnis wohnten neben zahlreichen Secessionskollegen wie Gustav Klimt, Carl Moll und Paul Bacher auch reihenweise Maler der alten Riege bei. 1906 fand in der Galerie Miethke die Nachlassauktion Rudolf von Alts mit 432 Positionen statt.

Literatur und Quellen

  • Wien Geschichte Wiki. Rudolf von Alt. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Rudolf_Alt (07.02.2022).
  • Ludwig Hevesi: Acht Jahre Sezession (März 1897–Juni 1905). Kritik – Polemik – Chronik, Wien 1906, S. 4-6, S. 486-489.
  • Neue Freie Presse, 21.06.1898, S. 6.
  • Die Zeit, 15.03.1905.
  • N. N.: Die Secession beim Kaiser, in: Das Vaterland. Zeitung für die österreichische Monarchie, 11.03.1898, S. 5.
  • Monika Fritz: Brief Rudolf von Alt an Carl Moll, am 8.4.1897, Privatbesitz, in: Der Wiener Maler Carl Moll. Diss. phil. Universität Innsbruck, Innsbruck 1962, S. 124.
  • Walter Koschatzky (Hg.): Rudolf von Alt. 1812-1905, Ausst.-Kat., Albertina (Wien), 29.02.1984–29.04.1984, Wien 1984.