Margaret MacDonald Mackintosh

Margaret MacDonald Mackintosh fotografiert von James Craig Annan, um 1901
© National Portrait Gallery, London

Die Malerin, Illustratorin, Designerin und Kunsthandwerkerin Margaret MacDonald Mackintosh zählte zu den bedeutendsten weiblichen Kunstschaffenden des schottischen Jugendstils, dem Glasgow Style. Sie arbeitete häufig mit ihrem Mann Charles Rennie Mackintosh zusammen und ist besonders für ihre Metallarbeiten, Stickereien sowie Entwürfe für Textilien und Friese bekannt.

Margaret MacDonald wurde am 5. November 1864 in Tipton, Staffordshire geboren und erhielt als Tochter einer wohlhabenden Familie schon früh Kunstunterricht in der Orme Girls' School in North Staffordshire. Vermutlich besuchte sie auch eine Kunstschule in Deutschland, bevor die Familie in den späten 1880ern nach Glasgow zog. Dort schrieb sie sich, gemeinsam mit ihrer jüngeren Schwester Frances, in der Glasgow School of Art ein. Beeinflusst durch die Ideen des Arts and Crafts Movement zur Erneuerung des Kunsthandwerks und der Ästhetisierung des Alltags durch Design, entwickelte sie einen dezidiert dekorativen Stil. Neben der klassischen Ausbildung im Aktzeichnen besuchte sie auch Klassen für angewandte Kunst und experimentierte mit einer Vielzahl von Materialien und Techniken, dabei vor allem mit Metall und Textilien.

An der Kunstschule lernte sie James Herbert MacNair und Charles Rennie Mackintosh kennen und formte mit ihnen und ihrer Schwester Frances die Künstlergruppe The Four. Gemeinsam gestalteten sie anfangs vor allem Aquarelle, Plakate und Kunsthandwerk. 1899 heirateten MacNair und Frances, 1900 auch Mackintosh und Margaret. Während sie nach ihrem Studienabschluss ein Studio mit ihrer Schwester betrieb und vornehmlich Plakate und Metalltreibarbeiten gestaltete, kooperierte sie nach 1900 überwiegend mit ihrem Mann, für dessen Möbel und Inneneinrichtungen sie oft Tafeln in Gesso-Technik oder Metallpaneele fertigte. Hervorzuheben sind hier einige Tafeln für die Teesalons der Auftraggeberin Catherine Cranston im Zentrum von Glasgow in der Ingram Street (1900–1901) und die Willow Tearooms in der Sauchiehall Street (1903).

Das Motivrepertoire der Tafeln ist von floraler Ornamentik und stilisierten Frauenfiguren bestimmt, wobei ihre Friese auch Einzug in die Wiener Secession hielten: Im November des Jahres 1900 stellten The Four neben international anerkannten Künstlern auf der bedeutenden »VIII. Ausstellung« aus, die sich dem Kunstgewerbe widmete. Ludwig Hevesi berichtete:

»Daß [!] ausländischen Berühmtheiten ersten Ranges, wie Ashbee und Van de Velde, einer Doppel-Spezialität wie dem Ehepaare Mackintosh und einer Unternehmung wie der Pariser ›Maison moderne‹ ganze Säle zur Verfügung gestellt wurden, zeigt, wie wenig unsere Talente den Wettbewerb scheuen und wie weit sie im Gegenteil ihren Landsleuten die Augen öffnen wollen.«

Zur Einrichtung von Saal X. zählten zwei dekorative, jeweils dreiteilige Gesso-Paneele mit Glasperlen und Zinnauflagen. Margaret MacDonald Mackintosh gestaltete The May Queen und ihr Mann das Pendant The Wassail, (beide 1900, Glasgow Museums), die für die Ingram Street Tearooms angefertigt und nach Ausstellungsende zurück nach Glasgow transportiert wurden.

Das reduzierte Interieur der Schotten übte nachhaltigen Einfluss auf das Werk der Secessionisten und Designer der 1903 gegründeten Wiener Werkstätte aus. Im 4. Jahrgang des Ver Sacrum publizierte die Secession 1901 sogar ein eigenes Heft mit zahlreichen Abbildungen von Werken der Gruppe. Ihre Kunst fand somit nicht nur durch Ausstellungsbeteiligungen, sondern auch über die wichtigsten Kunstzeitschriften der Zeit wie The Studio, Deutsche Kunst und Dekoration und Dekorative Kunst internationale Verbreitung. Besonders die Mappe Haus eines Kunst-Freundes, die 1901 in der von Alexander Koch herausgegebenen Serie Meister der Innen-Kunst in der Zeitschrift Innendekoration erschien, wirkte wegweisend.

Eine weitere wichtige Ausstellung war 1902 die »Prima Esposizione internazionale d‘Arte decorativa moderna« (Erste internationale Ausstellung für moderne dekorative Kunst) in Turin, an der sich die Mackintoshs mit dem Raum The Rose Boudoir beteiligten. Die Schau besuchte auch der Unternehmer, Kunstmäzen und Mitbegründer der Wiener Werkstätte Fritz Waerndorfer, der in einem Telegramm aus Turin Kolo Moser ersuchte, Fotos des »Klimtfries« – Gustav Klimts Der Beethovenfries (1901/02, Belvedere, Wien) – zu schicken, da Olbrich und die Mackintoshs darum baten.

Das Ehepaar gastierte bereits während der Secessionsausstellung für sechs Wochen in Waerndorfers Villa im Wiener Cottageviertel und laut Hevesi dürfte die Idee zur Gestaltung seines Musiksalons schon damals entstanden sein. Im Zuge der Umgestaltung seines Hauses durch Moser und Josef Hoffmann, beauftragte er das Künstlerpaar Mackintosh mit der Gestaltung der Ausstattung. Dabei entwarf Margaret MacDonald Mackintosh einen dreiflügeligen Fries mit dem Motiv Die sieben Prinzessinnen (1906, MAK Wien) aus dem gleichnamigen Theaterstück von Maurice Maeterlinck. Der Entwurf zu dem fast sechs Meter langen Fries ähnelte den Ausstellungsbeiträgen in der Secession und in Turin und lag um 1902 vor. Das 1906 fertiggestellte Werk fand allerdings erst 1907 Einzug in den Musiksalon, den Hevesi als »Ein artistisches Kuriosum ersten Ranges, aber zugleich eine Stätte geistigen Genusses.« beschrieb.

Margaret MacDonald Mackintosh war nach 1914 nur noch sehr eingeschränkt künstlerisch tätig. Wie ihr Mann widmete sie sich vermehrt der Aquarellmalerei und zog mit ihm nach England und Südfrankreich. Sie starb am 7. Jänner 1933 in London. Trotz früher Wertschätzung geriet ihr Werk in der späteren Rezeption oft in den Schatten ihres Mannes. Heute ist ihr Anteil an dem um 1900 europaweit beachteten und impulsgebenden Glasgow Style unbestritten.

Literatur und Quellen

  • Ludwig Hevesi: Aus der Sezession. Achte Ausstellung der „Vereinigung“, in: Acht Jahre Sezession (März 1897–Juni 1905). Kritik – Polemik – Chronik, Wien 1906, S. 282-288.
  • N. N.: Charles Rennie Mackintosh Glasgow, in: Innendekoration, 13. Jg. (1902), S. 133-136.
  • Peter Vergo: Fritz Waerndorfer as Collector, in: Alte und moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur, 26. Jg., Heft 177 (1981), S. 33-38.
  • MAK Blog. blog.mak.at/der-waerndorfer-fries-im-mak/ (31.03.2020).
  • Georg Fuchs: Mackintosh und die Schule von Glasgow in Turin, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 10 (1902), S. 575-598.
  • Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession (Hg.): Ver Sacrum. Mitteilungen der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 4. Jg., Heft 23 (1901).
  • Telegramm von Fritz Waerndorfer in Turin an Kolo Moser in Wien (05/08/1902). 43.4.7.10797, Secession Wien (Archiv).
  • Brief von Fritz Waerndorfer in Wien an Hermann Muthesius (05/26/1903). D 102-6650.
  • Ludwig Hevesi: Haus Wärndorfer, in: Altkunst – Neukunst, Wien 1909, S. 221–227.
  • N. N.: Ein Mackintosh-Teehaus in Glasgow, in: Dekorative Kunst. Illustrierte Zeitschrift für angewandte Kunst, Band 13 (1905), S. 257-273.
  • Peter Vergo: Fritz Waerndorfer and Josef Hoffmann, in: The Burlington Magazine, 125. Jg., Heft 964 (1983), S. 402-410.
  • Elana Shapira: Modernism and Jewish Identity in Early Twentieth-Century Vienna: Fritz Waerndorfer and His House for an Art Lover, in: Studies in the Decorative Arts, Band 13 (2006), S. 52-92.
  • Peter Noever (Hg.): Ein moderner Nachmittag. Margaret MacDonald Mackintosh und der Salon Waerndorfer in Wien, Wien 2000.