Kolo Moser

Kolo Moser, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 62 (1928/29).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Gustav Klimt: Sculptur, Lithografie Nr. 58 aus der Mappe Allegorien. Neue Folge, 1896
© Klimt-Foundation, Wien

Wiener Secession, Rückansicht mit dem Fresko Reigen der Kranzträgerinnen von Kolo Moser, um 1898
© Klimt-Foundation, Wien

Kolo Moser: Illustriertes Cover, in: Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Ver Sacrum. Organ der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 1. Jg., Heft 2 (1898).
© Klimt-Foundation, Wien

Kolo Moser: Vignette aus dem ersten Ver Sacrum-Heft, 1898
© Klimt-Foundation, Wien

Kolo Moser: Druckwerk Gegen Klimt von Hermann Bahr mit eigenhändigen Notizen von Kolo Moser, um 1903, Verbleib unbekannt, Teilnachlass Kolo Moser
© Dorotheum Wien, Auktionskatalog 30.11.2015

Der »Tausendkünstler« Kolo Moser wirkte auf allen Gebieten der Kunst und personifizierte damit die Idee des Gesamtkunstwerkes. Mit Gustav Klimt war er freundschaftlich und beruflich verbunden.

Kolo Mosers Ausbildung und früher Werdegang
Der am 30. März 1868 geborene Koloman Josef Moser wuchs am Areal des Gymnasiums Theresianum (Wien-Wieden) auf. Sein Vater arbeitete dort als Hausverwalter. Der junge Kolo erhielt dadurch Zutritt zu den schulischen Werkstätten. In seiner 1916 verfassten Autobiografie resümierte er:

»Man hat sich später oft über die Vielseitigkeit gewundert, mit der ich mich in die Technik der verschiedenen Handwerke und Kunstgewerbe hineingefunden habe […]. Ich habe den ihr Handwerk ausübenden Dienern eifrig zugeschaut und ihnen bald jeden Handgriff abgelernt. […] nur dadurch habe ich mich später in die kunstgewerblichen Fragen leicht hineingefunden.«

Im Jahr 1885 absolvierte er die Aufnahmeprüfung an der Akademie der bildenden Künste Wien. Er erhielt Unterricht bei Franz Rumpler sowie dessen Kollegen Christian Griepenkerl und Mathias von Trenkwald. Um 1890, spätestens jedoch 1892, gründete er gemeinsam mit Josef Hoffmann, Josef Maria Olbrich, Joseph Urban, Adolf Karpellus, Leo Kainradl und Ludwig Koch den sogenannten Siebener-Club, eine der Keimzellen der Wiener Secession und des Hagenbundes. 1893 wechselte Moser an die k. k. Kunstgewerbeschule, wo er u.a. Schüler von Franz Matsch wurde.

Mosers erste Begegnung mit Gustav Klimt
Mosers Talent wurde früh erkannt und er erhielt erste Aufträge. So gestaltete er 1895 einige Beiträge für das Mappenwerk Allegorien, Neue Folge. Auch Gustav Klimt war von Martin Gerlach, dem Verleger, mit Arbeiten dafür betraut worden. 1896 traf Moser im Künstlerhaus, wo die Arbeiten ausgestellt wurden, schließlich auf Klimt. Er studierte dessen allegorische Darstellung Sculptur (1896) für erwähntes Mappenwerk, als das Malergenie plötzlich erschien. Moser hielt diesen faszinierenden Moment in seinen Aufzeichnungen fest:

»Hatten mich auch Klimts frühere Arbeiten sehr begeistert […] so war ich durch diese Zeichnung mit einemal vor etwas ganz Neues gestellt […]. Es war eben schon Klimtstil. Als ich noch […] vor dem Blatte stand, hörte ich, daß [!] Klimt käme und drückte mich grüßend in einen Nebenraum. Das war meine erste Begegnung mit Gustav Klimt […].«

In diesem Jahr schloss Moser sein Studium ab und wurde Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler Wiens (heute: Künstlerhaus, Gesellschaft bildender Künstlerinnen und Künstler Österreichs).

Moser und die Novitäten Wiener Secession und Wiener Werkstätte
Diese Mitgliedschaft war von kurzer Dauer, denn Moser trat gemeinsam mit Klimt und weiteren Kunstschaffenden 1897 wieder aus. Zeitgleich wurde die Wiener Secession mit Klimt als erstem Präsidenten gegründet. Im Folgejahr bezog die Vereinigung das von Joseph Maria Olbrich entworfene Secessionsgebäude, an dessen dekorativer Ausführung Moser maßgeblich beteiligt war. Von ihm stammten das an der rückseitigen Gebäudewand angebrachte aber bereits 1907 wieder abgeschlagene Fresko Reigen der Kranzträgerinnen, die stilisierten Eulen sowie die 1945 zerstörte polychrome Glasrosette Erzengel der Kunst. Moser brachte sich auch weiter in jegliche Gestaltungen dieser avantgardistischen Gruppierung ein. So zeichnete er gemeinsam mit Hoffmann und Alfred Roller für das grafische Konzept der Zeitschrift Ver Sacrum, dem Sprachrohr der Secession, verantwortlich. Er schuf dafür rund 150 Illustrationen. Auch das Emblem der jungen Vereinigung stammte von ihm. Fortan stellte Moser selbst regelmäßig in der Secession aus.

Seine Karriere schritt stetig voran, 1899 wurde er als provisorischer Lehrer an seine ehemalige Ausbildungsstätte berufen. Ab 1900 war er dort als Professor tätig. Rund zwei Jahre später bezog er gemeinsam mit Carl Moll eine von Hoffmann errichtete Doppelvilla in der Künstlerkolonie auf der Wiener Hohen Warte. 1903 gründete er gemeinsam mit Hoffmann und dem Textilfabrikanten und Mäzen Fritz Waerndorfer die Wiener Werkstätte. In diesem Jahr publizierte Hermann Bahr die Pressezusammenschau Gegen Klimt. Ausgangspunkt dafür waren die skandalumwobenen Fakultätsbilder des Jahrhundertkünstlers. Ein Druckwerk mit eigenhändigen Notizen Mosers weist darauf hin, dass dieser an der Layoutgestaltung beteiligt war. Außerdem zeichnete Moser für das Ausstellungsdesign der gegen Ende dieses Jahres abgehaltenen »XVIII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession Wien«, der sogenannten »Kollektiv-Ausstellung Gustav Klimt«, verantwortlich. Im Jahr darauf gestaltete er in Zusammenarbeit mit Hoffmann den Modesalon »Schwestern Flöge«. 1905 verließ er als Teil der sogenannten Klimt-Gruppe die Secession. Im Juli desselben Jahres ehelichte er Editha Mautner-Markhof, ihres Zeichens Grafikerin.

Der »Tausendkünstler« Kolo Moser
Diese Wortschöpfung Hermann Bahrs verdeutlicht Mosers künstlerische Vielfältigkeit. Auch wenn die Grafik sein bevorzugtes Metier war, etablierte er sich als Designer unzähliger kunstgewerblicher Gegenstände, von Möbel über gesamte Interieur-Gestaltungen bis hin zu Mode- und Schmuckentwürfen sowie Bühnenbildern. Selbst im Bereich der Ausstellungsgestaltung erwies er sich als Koryphäe. Berta Zuckerkandl meinte dazu:

»Niemand versteht es so gut wie er, im Raum das Bild zur höchsten Wirkung zu bringen.«

Darüber hinaus war Moser auch im Bereich der Architektur tätig. So errichtete er u.a. gemeinsam mit Hoffmann zwischen 1904 und 1906 das Sanatorium Purkersdorf, wo elementare Gestaltungselemente der »Kollektiv-Ausstellung Gustav Klimt« wieder zum Einsatz kamen. In den Folgejahren arbeitete er an der Innengestaltung von Otto Wagners Kirche Am Steinhof mit.

Der Malerei widmete sich Kolo vor allem ab 1907, nachdem er sich aus der Wiener Werkstätte aufgrund von Zweifeln an diesem Geschäftsmodell zurückgezogen hatte. Maßgeblich inspirierend war in Folge der Schweizer Künstler Ferdinand Hodler, der bereits 1904 in der Wiener Secession ausgestellt hatte und mit dem Moser in regelmäßigem Austausch stand. Auch aus Klimts Landschaftsbildnissen entnahm Moser Anleihen. 1908 beteiligte sich der »Tausendkünstler« Moser an der »Kunstschau Wien«. Er präsentierte nicht nur eigene Arbeiten, sondern war federführend für die Gestaltung des Klimt-Raums, der »Klimt-Kirche der modernen Kunst«, wie Peter Altenberg dieses Ausstellungssegment bezeichnete. Auch auf der »Internationalen Kunstschau« im Folgejahr stellte er aus. Um 1911 erwarb das Ehepaar Moser Klimts Fakultätsbilder Die Medizin (1900–1907, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt) und Die Jurisprudenz (1903–1907, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt). Ersteres ging 1919 an die Österreichische Staatsgalerie (heute: Österreichische Galerie Belvedere, Wien) und letzteres wurde in die Sammlung Lederer integriert. Moser beteiligte sich, wie auch Klimt, an der »Internationalen Kunstausstellung« in Rom. 1913 initiierte er gemeinsam mit Hoffmann den Österreichischen Werkbund.

Die letzten Lebensjahre
1916 erkrankte Moser an Krebs. Zwei Jahre später, am 18. Oktober 1918, erlag er seiner schweren Krankheit. Auch Klimt, Otto Wagner und Egon Schiele verstarben in diesem Jahr. Der Universalkünstler Kolo Moser fand, wie Gustav Klimt, auf dem Hietzinger Friedhof seine letzte Ruhestätte.

Literatur und Quellen

  • Kolo Moser Werkverzeichnis. werkverzeichnisse.belvedere.at/online/355447/koloman-moser/content (27.03.2020).
  • Christoph Thun-Hohenstein, Elisabeth Schmuttermeier, Christian Witt-Dörring (Hg.): Koloman Moser. Universalkünstler zwischen Gustav Klimt und Josef Hoffmann, Ausst.-Kat., MAK – Museum für angewandte Kunst (Wien), 19.12.2018–22.04.2019; Museum Villa Stuck (München), 23.05.2019–15.09.2019, Wien 2018.
  • Rudolf Leopold, Gerd Pichler (Hg.): Koloman Moser 1868−1918, Ausst.-Kat., Leopold Museum (Museums Quartier, Wien), 25.05.2007–10.09.2007, München 2007.
  • Maria Rennhofer: Koloman Moser: Leben und Werk 1868-1918, Wien 2003.
  • Marian Bisanz-Prakken (Hg.): Heiliger Frühling. Gustav Klimt und die Anfänge der Wiener Secession 1895–1905, Ausst.-Kat., Albertina (Wien), 16.10.1998–10.01.1999, Wien 1999.
  • Hermann Bahr: Der englische Styl, in: Oesterreichische Volks-Zeitung, 25.11.1899, S. 1-2.
  • Berta Zuckerkandl: Koloman Moser, in: Die Kunst. Monatshefte für freie und angewandte Kunst, Band 10 (1903/04), S. 341.
  • Koloman Moser: Mein Werdegang, in: Velhagen & Klasings Monatshefte, 31. Jg., Heft 2 (1916), S. 254-262.
  • Peter Altenberg: Kunstschau 1908 in Wien, in: Wiener Allgemeine Zeitung, 09.06.1908, S. 2.