Josef Hoffmann

Josef Hoffmann, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 62 (1928/29).
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Begräbnis von Gustav Klimt auf dem Hietzinger Friedhof, 09.02.1918, Verbleib unbekannt
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Josef Hoffmann: Grabentwurf für Gustav Klimt
© Kupferstichkabinett der Akademie der bildenden Künste Wien

Gustav Klimt in Gesellschaft im Garten der Villa Moll auf der Hohen Warte, Mai 1905, Österreichische Nationalbibliothek, Bildarchiv und Grafiksammlung
© Bildarchiv und Grafiksammlung, Österreichische Nationalbibliothek

Josef Hoffmann: Siegelstempel von Gustav Klimt, ausgeführt von der Wiener Werkstätte, vermutlich um 1911, Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt bei einem Kostümfest in der Kellerstube des Landhauses der Familie Primavesi in Winkelsdorf, vermutlich 30.12.1917-03.01.1918, MAK - Museum für angewandte Kunst, Archiv der Wiener Werkstätte
© MAK

Josef Hoffmann, innovativer Designer und Architekt, zählte zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Wiener Moderne. Mit Gustav Klimt, der Wiener Secession und der Wiener Werkstätte schuf er bis ins kleinste Detail konzipierte Gesamtkunstwerke.

Josef Hoffmanns Lehrjahre und seine Berufung
Josef Hoffmann wurde am 15. Dezember 1870 in Pirnitz (heute: Brtnice) geboren. Wie Gustav Mahler und Adolf Loos ging er in Iglau (heute: Jihlava) zur Schule. Nach dem Besuch der Höheren Staatsgewerbeschule in Brünn (heute: Brno) – wiederum gemeinsam mit Loos – und einem Baupraktikum in Würzburg studierte er von 1892 bis 1895 an der Akademie der bildenden Künste Wien. Er lernte bei Carl Freiherr von Hasenauer und nach dessen Tod bei Otto Wagner. Für seine Leistungen erhielt er den prestigeträchtigen »Rompreis«, der ihm 1895/96 einen Italien-Aufenthalt ermöglichte. Neben Venedig, Rom und Neapel verweilte Hoffmann auch auf Capri. Die dort vorgefundene simple, ländliche Architektur prägte seinen Stil wesentlich. Nach seiner Rückkehr war er in Wagners Atelier tätig. Ab 1899 leitete Hoffmann auf Wagners Empfehlung die Fachklasse für Architektur an der k. k. Kunstgewerbeschule. Kolo Moser trat zeitgleich seine vorerst provisorische Stelle an dieser Universität an.

Josef Hoffmann und Gustav Klimt
Die erste Begegnung mit Klimt fand vermutlich in den frühen 1890er-Jahren statt. Hoffmann war maßgeblich an den Gründungen des Siebener Club und der Wiener Secession beteiligt. Diese Zeit der künstlerischen Neuorientierung beschrieb er folgendermaßen:

»Die Zusammenkünfte mit den befreundeten Malern, Architekten und Bildhauern begannen immer mehr neue Wege zu weisen […]. Klimt, Moll […] Wagner, Olbrich wollten von dem gewohnten Ausstellungswesen im Künstlerhaus nichts mehr wissen, es kam zum gemeinsamen Austritt und zur Gründung der Wiener Secession«.

Hoffmann avancierte, neben Moser, zu einem der bedeutendsten Ausstellungsgestalter dieser avantgardistischen Vereinigung und war für die Konzeption der Zeitschrift Ver Sacrum mitverantwortlich. 1905, nach einigen erfolgreichen Jahren, trat er schließlich gemeinsam mit der Klimt-Gruppe aus.

Bis zum Tod des Malergenies waren die beiden Kreativen durch ein inniges künstlerisches und amikales Verhältnis verbunden. Hoffmann nahm, wie viele Wegbegleiter:innen Klimts an seinem Begräbnis am 9. Februar 1918 teil. Noch um 1935 entwarf er eine Grabstele für Klimt, die jedoch nie zur Ausführung kam.

Innenarchitektonische Klimt-Hoffmann Konglomerate
Ab 1900 konzipierte »Quadratl-Hoffmann« die Künstlerkolonie Hohe Warte. Er entwarf das Doppelhaus Moser-Moll (1900/01) und die Häuser Henneberg und Spitzer (1901–1903). Im Haus Henneberg zeigte sich das an Finesse nicht zu übertreffende Zusammenspiel von Hoffmanns Innenraum-Design und Klimts Kunst am Beispiel der Inszenierung des Werkes Porträt Marie Henneberg (1901/02, Kulturstiftung Sachsen-Anhalt – Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale)). Wenige Jahre später folgten weitere Wohnbauten in dieser Siedlung, wie etwa die Villa Eduard Ast (1909–1911). Das Damenzimmer dieses Hauses war die ideale Bühne für Klimts Danae (1907/08, Privatbesitz).

Ab spätestens 1905 widmete sich Hoffmann gemeinsam mit u.a. Klimt der Umsetzung der Inkunabel des Gesamtkunstwerkes: dem Palais Stoclet in Brüssel. 1906 besuchten sie nach einem Aufenthalt in London zusammen die Baustelle dieses Tempels der Wiener Werkstätte. Hoffmann stand mit Klimt in besonders engem Austausch, als dieser mit der Konzeption für den Stocletfries (1905–1911, Privatbesitz), dem Herzstück des Palais, beschäftigt war.

Ein weiteres gelungenes Klimt-Hoffmann Konglomerat war das von dem kongenialen Allgestalter geschaffene Speisezimmer der Familie Knips in ihrer Döblinger Villa (1924–26), in welchem Klimts Porträt Sonja Knips (1897/98, Belvedere, Wien) eine vollendete Präsentation erfuhr.

Hoffmann als Ausstellungsdesigner
Dieses erste Porträt in quadratischem Format von Klimt wurde auch 1900 in den von Hoffmann gestalteten Räumlichkeiten des Grand Palais im Zuge der »Weltausstellung« in Paris präsentiert. Darüber hinaus stellte der Maler Pallas Athene (1898, Wien Museum, Wien) sowie sein Fakultätsbild Die Philosophie (1900–1907, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt) aus. In Wien verachtet, erhielt Klimt in Paris dafür die Goldmedaille.

Für die berühmte »XIV. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession«, der sogenannten »Beethoven-Ausstellung«, im Jahr 1902 hatte Hoffmann die künstlerische Gesamtleitung und Raumgestaltung über.

Zwei Jahre später erstellte er Entwürfe für die Räumlichkeiten der Secession auf der als Weltausstellung konzipierten »Louisiana Purchase Exposition« in St. Louis. Aufgrund der geringen Größe des zur Verfügung gestellten Raumes lag der Fokus bei diesen Konzepten auf der monumentalen Präsentation von Klimts Fakultätsbildern. Der Entwurf wurde vom k. k. Ministerium für Kultur und Unterricht abgelehnt. Weitere Unstimmigkeiten folgten, weswegen die Secession ihre Teilnahme schließlich zurückzog.

1907 zeichnete Hoffmann für die Gestaltung der Räume für die »Jubiläums-Ausstellung« in Mannheim verantwortlich, wo Klimt seine Werke Die drei Lebensalter (1905, Galleria Nazionale d’Arte Moderna e Contemporanea, Rom), Porträt Adele Bloch-Bauer I (1907, Neue Galerie New York, New York) und Porträt Fritza Riedler (1906, Belvedere, Wien) präsentierte. Ab Ende desselben Jahres hatte er die architektonische Gesamtkonzeption der epochalen »Kunstschau Wien« inne. In dem zur Etablierung dieser Formation gegründeten Bund österreichischer Künstler, dem Klimt als Präsident vorstand, fungierte Hoffmann als Vizepräsident.

1911 entwarf Hoffmann den nicht mehr erhaltenen, durch klassische Architekturzitate definierten Österreich-Pavillon für die »Internationale Kunstausstellung« in Rom. Er erinnerte sich:

»1912 [!] durfte ich in Rom das österreichische Ausstellungsgebäude erbauen. […] Von den Malern wurde vor allem Gustav Klimt das erste Mal vor einem internationalen Publikum gezeigt.«

Klimt, der zuvor bereits auf anderen internationalen Schauen präsent war, war mit acht Gemälden vertreten und wurde mit einem Geldpreis ausgezeichnet.

Hoffmann und die Wiener Werkstätte
Zu den wichtigsten Aufträgen der 1903 von Hoffmann, Moser und Fritz Waerndorfer gegründeten Wiener Werkstätte zählten u.a. die Gesamtausstattung des Modesalons »Schwestern Flöge« (1904), das Sanatorium Purkersdorf (1904–1906), das Kabarett Fledermaus (1907) und das bereits erwähnte Brüsseler Palais Stoclet.

Klimts Beteiligung an und Nähe zu diesen Projekten steht außer Frage, darüber hinaus war er selbst Kunde dieser innovativen Produktionsgemeinschaft. Er erwarb mehrere Schmuckstücke für sich und Emilie Flöge. Einige Entwürfe dieser Kleinodien stammten von Hoffmann selbst wie etwa für Klimts Siegelstempel oder auch seine Krawattennadel. Hoffmann respektive die Wiener Werkstätte stellte zudem für das Atelier des Meisters in der Josefstädter Straße 21 um 1904 Mobiliar zur Verfügung, das 1911 in das letzte Studio Klimts in die Feldmühlgasse 11 (ehemals 9) übersiedelt wurde.

Hoffmann, Klimt und die Familie Primavesi
Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, als die Wiener Werkstätte an Rentabilität einbüßte, trat Hoffmann mit Familie Primavesi in Kontakt. Folglich errichtete er die Villa Skywa-Primavesi (1913–1915) in Wien-Hietzing und das nicht mehr erhaltene Landhaus Primavesi (1913/14) in Winkelsdorf (heute: Koutny nad Desnou). In erwähntem Landsitz fanden regelmäßig gesellige Zusammenkünfte statt. Auch Klimt, der in dieser Familie ebenfalls wichtige, amikal verbundene Mäzene fand, war dort gern gesehener Gast. So verbrachte er etwa auch seinen letzten Jahreswechsel 1917/18 gemeinsam mit Hoffmann, Anton Hanak und weiteren Wegbegleiter:innen auf diesem Landsitz. Hoffmann erinnerte sich an die legendären Feste in Winkelsdorf:

»Es mußte offiziell bald schlafen gegangen werden. Trotzdem versammelte sich die Gesellschaft heimlich mit dem Hausherrn in den unteren Räumlichkeiten, wo es bei guten Weinen hoch herging […]. Auch Klimt genoß unverdrossen diese freundliche Runde […]«.

Hoffmanns letzte Jahrzehnte
Nach Ende des Ersten Weltkrieges erhielt Hoffmann kaum Aufträge. In den 1920er-Jahren führte er einige Villen-Aufträge aus und betätigte sich im Bereich des Ausstellungsdesigns. Dazu zählte etwa der mit Peter Behrens, Oskar Strnad und Josef Frank konzipierte österreichische Pavillon für die »Exposition Internationale des Arts Décoratifs et Industriels Moderns« 1925 in Paris. 1934 wurde Hoffmanns Entwurf des Österreich Pavillons für die »Biennale Venedig« umgesetzt. Dem sozialen Wohnbau wandte er sich ebenfalls zu.

Im Jahr 1937 musste Hoffmann emeritieren. Den »Anschluss« Österreichs betrachtete der Designer als Möglichkeit, das Wiener Kunstgewerbe neu zu positionieren. Er erhielt einige Aufträge und versuchte aus der vorhandenen Anerkennung ihm gegenüber zu profitieren. Nach Kriegsende war Hoffmann hauptsächlich mit der Kommissionsleitung der Biennale in Venedig und einer erneuten Lehrtätigkeit betraut.

1955, zum 50jährigen Bestehen des Palais Stoclet betrat Hoffmann ein letztes Mal sein Hauptwerk. Ein Jahr später, am 7. Mai 1956 verstarb er. Josef Hoffmann fand seine letzte Ruhestätte am Wiener Zentralfriedhof in einem von Fritz Wotruba gestalteten Ehrengrab.

Literatur und Quellen

  • Maria Hussl-Hörmann: Gustav Klimt und Josef Hoffmann Wegkreuzungen, in: Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt – Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien) - Unteres Belvedere (Wien), 25.10.2011–04.03.2012, München 2011, S. 16-35.
  • Ernst Ploil: Die Ateliereinrichtung des Gustav Klimt, in: Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt – Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien) - Unteres Belvedere (Wien), 25.10.2011–04.03.2012, München 2011, S. 300-309.
  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt – Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien) - Unteres Belvedere (Wien), 25.10.2011–04.03.2012, München 2011.
  • Christoph Thun-Hohenstein, Matthias Boeckl, Christina Witt-Dörring (Hg.): Wege der Moderne / Ways to Modernism. Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen / and Their Impact, Ausst.-Kat., MAK – Museum für angewandte Kunst (Wien), 17.12.2014–19.04.2015, Wien 2015.
  • Eva B. Ottillinger (Hg.): Wagner, Hoffmann, Loos und das Möbeldesign der Wiener Moderne. Künstler, Auftraggeber, Produzenten, Ausst.-Kat., Hofmobiliendepot - Möbel Museum Wien (Wien), 21.03.2018–07.10.2018, Wien - Köln - Weimar 2018.
  • Peter Noever, Marek Pokorný (Hg.): Josef Hoffmann. Selbstbiographie, Ostfildern 2009, S. S. 21f, S. S. 33.
  • Marianne Hussl-Hörmann: Gustav Klimt und Josef Hoffmann, in: Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt – Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien) - Unteres Belvedere (Wien), 25.10.2011–04.03.2012, München 2011, S. 18-34.
  • Rainald Franz: Gustav Klimt und Josef Hoffmann als Reformer der grafischen Künste in der Gründungsphase der Secession und Wiener Werkstätte, in: Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt – Josef Hoffmann. Pioniere der Moderne, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien) - Unteres Belvedere (Wien), 25.10.2011–04.03.2012, München 2011, S. 38-49.
  • Christoph Thun-Hohenstein, Matthias Boeckl, Rainald Franz, Christian Witt-Dörring (Hg.): Josef Hoffmann. 1870–1956. Fortschritt durch Schönheit, Ausst.-Kat., MAK – Museum für angewandte Kunst (Wien), 15.12.2021–19.06.2022, Basel 2021, S. 109-117.
  • Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession (Hg.): Ver Sacrum. Mitteilungen der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 6. Jg., Sonderband 3 (1903).