Jan Toorop

Jan Toorop fotografiert von Friedrich Victor Spitzer, um 1903, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 12 (1903).
© Klimt-Foundation, Wien

Jan Toorop: De Sphinx, 1892, in: Deutsche Kunst und Dekoration, Band 5 (1899).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Cover des Ver Sacrum das Jan Toorop gewidmet wurde, in: Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession (Hg.): Ver Sacrum. Mitteilungen der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 5. Jg., Heft 4 (1902).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Der niederländische Maler und Grafiker Jan Toorop war um die Jahrhundertwende einer der bedeutendsten und vielfältigsten Vertreter des Symbolismus. Seine Malweise und fantasiereichen Werke inspirierten Gustav Klimts Arbeit an Der Beethovenfries maßgeblich.

Jan Toorop wurde 1858 auf der Insel Java geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Niederländisch-Indien, bevor er von seinen Eltern in die Niederlande geschickt wurde. Ab 1880 begann Toorop ein Studium an der Rijksakademie van beeldende kunsten in Amsterdam und an der Ecole des Beaux-Arts in Brüssel. 1885 trat er dort – als einziger niederländischer Künstler – der neu gegründeten belgischen Avantgarde-Vereinigung Les Vingt (Les XX) bei. In dieser Zeit lernte Toorop Künstler wie Fernand Khnopff oder James Abbott McNeill Whistler, den er während eines Aufenthaltes in Großbritannien besuchte, kennen.

Ab 1890 wohnte er mit seiner Frau Annie, die er vier Jahre zuvor geehelicht hatte, wieder in den Niederlanden. In den nächsten Jahren pflegte Toorop vor allem enge Kontakte zur Dichter- und Schriftstellerszene, die seine symbolischen Arbeiten – in denen er sich verstärkt mit den Themen der (weiblichen) Sinnlichkeit und des Todes motivisch auseinandersetzte – maßgeblich beeinflussen sollten. Es entstanden in dieser Zeit bedeutende Zeichnungen wie De drie bruiden [Die drei Bräute] (1892/93, Kröller-Müller Museum, Otterlo) oder auch De Sphinx (Les Ames autour de Sphinx) [Die Sphinx] (1892–1897, Kunstmuseum den Haag).

»Denn dieser Symboliker Toorop ist selbst ein Symbol«
1900 werden erstmals mehrere Werke von Jan Toorop in der »VII. Ausstellung« der Wiener Secession gezeigt. Toorops Gemälde De nieuwe generatie [Die neue Generation] (1892, Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam) dürfte neben Klimts Die Philosophie (1900–1907, 1945 in Schloss Immendorf verbrannt) jedoch zu den umstrittensten Beiträgen dieser Ausstellung gehört haben.

Zwei Jahre später wurden in der »XII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs« insgesamt 23 Werke von Jan Toorop präsentiert. Darüber hinaus widmeten ihm die Secessionisten im Frühjahr 1902 die vierte Heftausgabe ihrer Zeitschrift Ver Sacrum. Der österreichische Schriftsteller Ludwig Hevesi verfasste hierfür eine mehrseitige Hommage, in der es heißt:

»[…] und Toorop zeichnet Bilder, die man nur im Traum verstehen kann, vor denen man aber wachend fast bestimmt empfindet, daß [!] man sie im Traum verstanden hat. Es ist Religion in Toorops Bildern. Wer jemals eine Toorop-Ausstellung veranstaltet hat, weiß es.«

Interessanterweise findet in dem Artikel ebenso Gustav Klimt Erwähnung. Hevesi beschrieb hierbei das künstlerische Verhältnis Toorops zur Weltstadt Wien als auch zum Maler Klimt selbst wie folgt:

»Lange genug hieß es: Toorop ist kein Künstler für Wien. Warum nicht? Ist nicht Wien die Stadt Klimts? Ein Wiener Kunstfreund, der ihn letzthin in Katwijk aufsuchte, berichtet: Sein erstes Wort war Klimt. Ihm ist Wien und Klimt gleichbedeutend. Er sehnt sich schon nach Wien und Klimt und er wird kommen.«

Vom Symbolismus zur religiösen Kunst
Ab 1905 beschäftigte sich Toorop bis zu seinem Lebensende vermehrt mit religiösen und mystischen Motiven. Ausschlaggebend waren hierfür vermutlich sein Übertritt zum Katholizismus, seine schwere Krankheit und der Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Er starb 1928 in der niederländischen Stadt Den Haag.

Literatur und Quellen

  • Biografisch Woordenboek van Nederland. Jan Toorop. www.resources.huygens.knaw.nl/toorop (25.03.2020).
  • Ludwig Hevesi: Acht Jahre Sezession (März 1897–Juni 1905). Kritik – Polemik – Chronik, Wien 1906, S. 239-243, S. 375-379.
  • Der Tag, 08.03.1928, S. 4.
  • Neue Freie Presse, 04.03.1928, S. 13.
  • Ludwig Hevesi: Jan Toorop, in: Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession (Hg.): Ver Sacrum. Mitteilungen der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 5. Jg., Heft 4 (1902), S. 65-76.
  • Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Band XXXIII, Leipzig 1939, S. 280.