Hugo Henneberg

Hugo Henneberg fotografiert von Ludwig David, 1901, in: Österreichische Illustrierte Zeitung, 31.03.1912.
© ANNO | Österreichische Nationalbibliothek

Atelier in der Villa Henneberg fotografiert von Bruno Reiffenstein, um 1903, in: Das Interieur. Wiener Monatshefte für angewandte Kunst, 4. Jg. (1903).
© Klimt-Foundation, Wien

Einblick in die Villa Henneberg, um 1903
© Klimt-Foundation, Wien

Farbholzschnitt von Hugo Hennberg, in: Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession (Hg.): Ver Sacrum. Mitteilungen der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 6. Jg., Heft 21 (1903).
© Universitätsbibliothek Heidelberg

Sterbeanzeige von Hugo Henneberg, in: Neue Freie Presse, 13.07.1918.
© Klimt-Foundation, Wien

Hugo Henneberg war um die Jahrhundertwende einer der führenden Wiener Kunst- und Landschaftsfotografen und ein Vertreter des Piktorialismus. Gemeinsam mit Heinrich Kühn und Hans Watzek bildete er die Künstlervereinigung Trifolium, die auch in der Wiener Secession ausstellte. 1901/1902 porträtierte Gustav Klimt seine Ehefrau, Marie Henneberg.

Hugo Henneberg, geboren 1863, studierte Physik, Chemie, Astronomie und Mathematik an den Universitäten in Wien und Jena. 1888 erfolgte seine Dissertation in Physik. Anschließend unternahm er Reisen, die ihn in die USA, nach Griechenland und Ägypten führten.

Werdegang eines Amateurfotografen
Bereits während seiner Studienzeit beschäftigte sich Henneberg intensiv mit der Fotografie. Als Amateurfotograf nahm er ab den 1890er Jahren an Ausstellungen teil. Der Privatier wurde unter anderem Mitglied im Club der Wiener Amateur-Photographen (1891), im The Linked Ring (1894) und später auch im Wiener Photo-Club (1903).

Im Club der Wiener Amateur-Photographen – später auch als Wiener Camera-Club bekannt – lernte Henneberg den Mediziner Heinrich Kühn und den Maler Hans Watzek kennen. 1897 gründeten sie gemeinsam die fotografisch-künstlerische Vereinigung Trifolium und entwickelten ein neuartiges Gummidruckverfahren. Die Künstlerzeitschrift Camera Work honorierte die Leistung der drei Amateurfotografen 1906 wie folgt:

»They mastered this process in every sense, and developed it by endless experiments, the value of which, at that time, they themselves hardly realized; but these led to the invention of the multiple gum-print employed by the Austro-German photographers, which is […] the most important printing process at present at the disposal of the artists amongst the photographers.«

Die ersten Arbeiten, die mit dieser neuartigen Druckmethode hergestellt wurden, präsentierte Henneberg zum ersten Mal 1902 in der Wiener Secession; später unter anderem auch – mit Hilfe des Fotografen Alfred Stieglitz, mit dem er über mehrere Jahre hinweg regelmäßig korrespondierte – in New York.

Über eine Reise und ein Klimt-Gemälde
Zwischen Gustav Klimt und Hugo Henneberg sind nicht nur berufliche, sondern auch zahlreiche private Berührungspunkte festzustellen: So schloss sich das Ehepaar Henneberg als auch Klimt im Frühjahr 1899 einer Reisegesellschaft um Familie Moll nach Italien an. Alma Mahler-Werfel, Stieftochter von Carl Moll, berichtete in ihren Tagebuch-Suiten unter anderem von einer gemeinsamen Jause in Venedig. Am gleichen Ort entstand eine mit 2. Mai 1899 datierte Fotografie, die Alma Mahler-Werfel und ihre Schwester Grete Schindler sowie die Künstlerkollegen Carl Moll, Josef Engelhart, Hugo Henneberg und Gustav Klimt zusammen zeigt.

Einige Jahre später malte Klimt das Porträt Marie Henneberg (1901/02, Staatliche Galerie Moritzburg, Halle an der Saale). Dieses wurde erstmals 1902 – noch im unvollendeten Zustand – in der Wiener Secession präsentiert. 1903 publizierte die Zeitschrift Das Interieur einige interessante Aufnahmen, die Klimts Gemälde und die Innendekoration der großen Halle der neu errichteten Villa Henneberg zeigen. Diesen mehrstöckigen Wohnsitz samt eigenem Fotoatelier im Dachgeschoss ließ sich das Ehepaar Henneberg vom Architekten Josef Hoffmann im 19. Wiener Gemeindebezirk – in der sogenannten Künstlerkolonie auf der Hohen Warte, wo ebenso seine Kollegen und Freunde Carl Moll, Kolo Moser und Friedrich Viktor Spitzer wohnten – gestalten.

Grafische Arbeiten
Nach 1900 betätigte sich Henneberg überwiegend als Grafiker und veröffentlichte unter anderem eine Wachau-Mappe und eine Dürnstein-Mappe mit Kunstdrucken. Etliche seiner Farbholzschnitte, die überwiegend Stadt- und Naturlandschaften wiedergeben, wurden auch in der Zeitschrift Ver Sacrum publiziert. 1919 kommentierte ein Journalist der Wiener Abendpost Hennebergs grafisches Œuvre, das zu diesem Zeitpunkt in der Frühjahrsausstellung der Secession zur Präsentation kam, wie folgt:

»[…] Dr. Hugo Henneberg, als künstlerischer Photograph hochgeschätzt, hinterließ zu allgemeiner Überraschung von ihm gefertigte, niemals gezeigte landschaftliche farbige Holzschnitte, die zu dem Allerfeinsten gehören, zu dem künstlerisch Wertvollsten, das in dem letzten Jahrzehnt bei uns auf diesem Gebiet hervorgetreten ist.«

Henneberg selbst verstarb krankheitsbedingt bereits 1918 und nur wenige Monate nach Gustav Klimt. Der als bescheiden geltende Künstler und Fotograf, der sich gemäß einer kurzen Würdigung in der Photographischen Correspondenz »in verdienstvollster Weise sich an der Entwicklung der künstlerischen Photographie […] betätigt und mustergültige Photographien geschaffen« hatte, wurde laut seiner Sterbeanzeige in der Neuen Freien Presse am Penzinger Friedhof begraben.

Literatur und Quellen

  • Wien Geschichte Wiki. Hugo Henneberg. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hugo_Henneberg (20.04.2020).
  • Österreichisches Biographisches Lexikon. Hugo Henneberg. www.biographien.ac.at/oebl/Henneberg_Hugo (20.04.2020).
  • Fritz Matthies-Masuren (Hg.): Gummidrucke von Hugo Henneberg, Heinrich Kühn und Hans Watzek, Halle (Saale) 1902.
  • Wien Geschichte Wiki. Hoffmann Häuser. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Hoffmann-Häuser (20.04.2020).
  • Alfred Buschbeck: Das Trifolium des Wiener Camera-Clubs: Hans Watzek. Hugo Henneberg. Heinrich Kühn, in: Die Kunst in der Photographie, 2. Jg. (1898), S. 17-24.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012, S. 581-582.
  • Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007, S. 273.
  • Camera Work. A Photographic Quarterly, Heft 13 (1906), S. 21-28.
  • Joseph August Lux: Villenkolonie Hohe Warte. Erbaut von Prof. Joseph Hoffmann, in: Das Interieur. Wiener Monatshefte für angewandte Kunst, 4. Jg. (1903), S. 121-183.
  • Astrid Mahler: Liebhaberei der Millionäre. Der Wiener Camera-Club um 1900. Beiträge zur Geschichte der Fotografie in Österreich. Band 18, Wien 2019.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 3, Wien 1994, S. 142.
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 2, Wien 1994.
  • Walter de Gruyter (Hg.): Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band LXXI, Berlin 2011, S. 509.
  • Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Band XVI, Leipzig 1923, S. 391.
  • Christian Philipsen, Thomas Bauer-Friedrich, Wolfgang Büche (Hg.): Gustav Klimt und Hugo Henneberg. Zwei Künstler der Wiener Secession, Ausst.-Kat., Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) (Halle (Saale)), 14.10.2018–06.01.2019, Köln 2019.
  • Anthony Beaumont, Susanne Rode-Breymann (Hg.): Alma Mahler-Werfel. Tagebuch-Suiten. 1898–1902, 2. Auflage, Frank­furt am Main 2011, S. 249-250.
  • Photographische Correspondenz, 60. Jg., Nummer 694 (1918), S. 250.
  • Neue Freie Presse, 13.07.1918, S. 13.
  • Tobias G. Natter, Gerbert Frodl (Hg.): Klimt und die Frauen, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 20.09.2000–07.01.2001, Köln 2000, S. 94-97.
  • Die Zeit, 13.07.1918, S. 4.
  • Wiener Abendpost. Beilage zur Wiener Zeitung, 17.06.1919, S. 2.