Heinrich Kühn

Heinrich Kühn fotografiert von Rudolph Dührkoop, 1903
© Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Heinrich Kühn war ein bedeutender deutscher Kunstfotograf und Vertreter des Piktorialismus. Er gründete gemeinsam mit den Amateurfotografen Hugo Henneberg und Hans Watzek die Künstlervereinigung Trifolium. Seine fotografischen Arbeiten präsentierte er in der Wiener Secession und in der Galerie Miethke.

Heinrich Kühn, geboren 1866 in Dresden, studierte in Leipzig, Berlin und Freiburg Medizin und Naturwissenschaften. Schon bald nach seinem Studienabschluss zog er nach Innsbruck und lebte dort als Privatier.

Heinrich Kühn in der österreichischen Kunstszene
In Österreich widmete sich Kühn gänzlich der Fotografie. 1895 war er bereits Mitglied im Club der Wiener Amateur-Photographen – dem späteren Camera-Club – und ein Jahr später in der Vereinigung The Linked Ring. In dieser Zeit lernte er den Physiker Hugo Henneberg und den Maler Hans Watzek kennen, mit denen er in den 1890er Jahren die Vereinigung mit Namen Trifolium gründete. Gemeinsam gingen sie auf Reisen, publizierten fotografische Beiträge und stellten in der Wiener Secession aus. Darüber hinaus entwickelten sie ein innovatives Druck- und Kopierverfahren, das eine neue Farbigkeit in der Fotoreproduktion ermöglichte. Diese Technik nutzte Heinrich Kühn, der zwischen 1906 und 1919 ein Porträtatelier in Innsbruck führte, mehrere Jahre; später experimentierte er auch mit anderen Edeldruckverfahren und erfand selbst neue Reproduktionstechniken, wie die Gummigravüre und die »Syngraphie«.

Nennenswerte Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland
1907 stellte Heinrich Kühn seine fotografischen Arbeiten in der Galerie Miethke zusammen mit dem Klimt-Fotografen Friedrich Viktor Spitzer und der Bildhauerin Ilse Conrat aus. Die Wiener Zeitung berichtete am 14. Mai 1907:

»Künstlerische Photographien von Heinrich Kühn und Dr. F.V. Spitzer sind jetzt ebenfalls bei Miethke. Zuerst hält man die Arbeiten der beiden Herren für ungefähr gleichwertig, doch sind sie das keineswegs. Die Leistungen Kühns stehen viel höher. Sie offenbaren malerische Feinheiten und technische Vollkommenheiten […]«.

Im gleichen Zeitraum wurden in New York regelmäßig fotografische Arbeiten der Künstlervereinigung Trifolium präsentiert. Dies ermöglichte der amerikanische Fotograf Alfred Stieglitz, mit dem Heinrich Kühn bereits seit den 1890er Jahren korrespondierte und diesen auch 1904 persönlich kennenlernte. 1909 nahm Heinrich Kühn an der »Internationalen photographischen Ausstellung« in Dresden teil.  

Schriftstellerische Tätigkeiten und Rückzug
Nach dem Ersten Weltkrieg zog sich Heinrich Kühn zurück. Er dokumentierte seine fototechnische Forschung und arbeitete als Redakteur für Fachzeitschriften wie Das Atelier des Photographen oder Die Photographische Rundschau.

Anlässlich seines 70. Geburtstages verlieh ihm die Innsbrucker Universität für seine Leistungen im Bereich der Fotografie die Ehrendoktorwürde. Der Kunstfotograf verstarb 1944 in Tirol.

Literatur und Quellen

  • Alfred Buschbeck: Das Trifolium des Wiener Camera-Clubs: Hans Watzek. Hugo Henneberg. Heinrich Kühn, in: Die Kunst in der Photographie, 2. Jg. (1898), S. 17-24.
  • Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Hg.): Neue Deutsche Biografie, Band 13, Berlin 1982, S. 17-24.
  • Camera Work. A Photographic Quarterly, Heft 13 (1906), S. 21-28.
  • Camera Work. A Photographic Quarterly, Heft 20 (1907), S. 26.
  • Znaimer Tagblatt, 21.09.1944, S. 4.
  • Wiener Zeitung, 14.05.1907, S. 18.
  • Wiener Zeitung, 06.05.1909, S. 6.
  • Walter de Gruyter (Hg.): Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band LXXXII, Berlin 2014, S. 187.