Georg Klimt

Georg Klimt
© Klimt-Foundation, Wien

Georg Klimt: Firmenschild aus Messing
© Klimt-Foundation, Wien

Gustav Klimt: Pallas Athene, 1898, Wien Museum
© Wien Museum

Georg Klimt: Chronik über das Leben der Familie Klimt, 1924, Klimt-Foundation
© Klimt-Foundation, Wien

Georg Klimt vor seinem Atelier in der Neulinggasse
© Klimt-Foundation, Wien

Georg Klimt, jüngerer Bruder von Ernst und Gustav Klimt, arbeitete als selbstständiger Metallbildhauer und Kunsthandwerker sowie als Lehrer an der Kunstschule für Frauen und Mädchen in Wien. Für die Familie Klimt erstellte er eine umfangreiche Chronik, die sich heute im Besitz der Klimt-Foundation befindet.

Georg, der jüngere Bruder von Gustav und Ernst Klimt wurde 1867 in Wien geboren. Wie seine Brüder besuchte er – nach einer Lehre – die Kunstgewerbeschule des k. k. österreichischen Museums für Kunst und Industrie in Wien (heute: Universität für angewandte Kunst Wien). Aus der hausinternen Monatszeitschrift Kunst und Kunsthandwerk geht hervor, dass mehrere seiner schulischen Metall- und Goldschmiedearbeiten bereits ausgestellt wurden. Er heiratete 1901 und machte sich nach Abschluss seines Studiums als Kunsthandwerker selbstständig. Kurze Zeit darauf begann er an der Kunstschule für Frauen und Mädchen »kunstgewerbliche Metallarbeiten« zu unterrichten.

Zusammenarbeit mit Gustav Klimt 
Georg Klimt arbeitete wiederholt mit und für seinen Bruder Gustav. Er stand für ihn unter anderem mehrmals Modell, unter anderem für die Deckengemälde im Burgtheater. Dies ist durch Fotografien dokumentiert. Später arbeitete Georg Klimt an der dekorativen Ausstattung im Palais Dumba mit und fertigte nach den Entwürfen seines Bruders die Metallrahmen für die Gemälde Pallas Athene (1898, Wien Museum, Wien) und Judith I (1901, Belvedere, Wien) an. Darüber hinaus empfahl Gustav Klimt ihn an Künstler der Wiener Secession. So findet beispielsweise Georg Klimts Zusammenarbeit mit Joseph Engelhart im Ausstellungkatalog der »IV. Kunstausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreich« Erwähnung.  

»Das Leben des Gustav Klimt und seiner Familie« 
Für die Erforschung von Gustav Klimts Leben und Werk ist Georg Klimts Chronik Das Leben des Gustav Klimt und seiner Familie (1919–1924, Klimt-Foundation, Wien) von großer Bedeutung. Diese wird bereits am 13. Jänner 1929 in einem Bericht der Zeitung Neues Wiener Journal erwähnt, der von dem Journalisten Leopold Wolfgang Rochowanski anlässlich eines Besuches in Georg Klimts Künstleratelier im 3. Wiener Gemeindebezirk verfasst wurde:

»Georg Klimt ist vor allem bestrebt, alle falschen Angaben, alle Verdrehungen, die sich verbreitet haben, die vielen kleinen und größeren Irrtümer in Büchern und Aufsätzen über seinen Bruder richtzustellen, die Wahrheit festzuhalten. […] Er ist seit langem damit beschäftigt, über alle seine Erinnerungen Aufzeichnungen zu machen. Er hat sich dazu ein festliches Buch angelegt, die Einbanddeckel sind mit Ornamenten aus Eisen und Silber geschmückt, die er selbst gestanzt hat.«

Außerdem geht aus dem Artikel hervor, dass die in Schönschrift verfassten Aufzeichnungen über die Familiengeschichte mit zahlreichen privaten Fotografien versehen wurden. Darüber hinaus heißt es, dass die Chronik (noch) nicht der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werde und vorerst im Familienbesitz bleibe. 

Der »vergessene« Klimt? 
Zu Georg Klimts Leben und seiner Karriere geben grundsätzlich nur sehr wenige Quellen Aufschluss: Er unterrichtete bis in die 1920er Jahre an der Wiener Frauenakademie und Schule für freie und angewandte Kunst (ehemals: Kunstschule für Frauen und Mädchen). Seine Arbeiten, wie beispielsweise ein gemeinsam mit Karl Holey erstellter, messinggetriebener Altar für eine Klosterkirche, werden nur selten in Zeitungen und Zeitschriften erwähnt.

Laut dem Zeitungsbericht Intimes von Gustav Klimt von 1929 besaß Georg Klimt Reproduktionen von Gustav Klimts Werken sowie Möbel aus dem Atelier seines verstorbenen Bruders. Zudem verwahrte er zahlreiche Ansichtskarten und Dokumente von Gustav Klimt, wie zum Beispiel das Schreiben anlässlich der Verleihung des Kaiserpreises (Klimt-Archiv, Albertina, Wien) für das Aquarell Zuschauerraum im alten Burgtheater (1888/89, Wien Museum, Wien). 

Georg Klimt, der 1930 wegen eines Schlaganfalls erblindete, dürfte in den letzten Jahren seines Lebens zusammen mit seiner Ehefrau in sehr schlechten Verhältnissen gelebt haben. Ein Beleg hierfür ist ein unadressiertes Schreiben, das heute im Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere verwahrt wird. In dem Brief bat der Direktor der Wiener Frauen-Akademie und Schule für freie und angewandte Kunst um eine Geldspende, die dem ehemaligen Kunstlehrer zukommen sollte. Das Ergebnis dieser Sammelaktion ist unbekannt.

Georg Klimt verstarb schließlich im September 1931. In seinem Nachlass befand sich eine bedeutende Anzahl an Zeichnungen seines Bruders Gustav. Diese vermachte schlussendlich Georg Klimts Ehefrau Franziska, geborene Prachersdorfer, nach ihrem Tod im Jahr 1943 testamentarisch der Gemeinde Wien, da keine direkten Nachkommen vorhanden waren. Die über 270 Zeichnungen befinden sich heute im Bestand des Wien Museums und bilden bislang die größte Sammlung an Klimt-Zeichnungen weltweit.

Literatur und Quellen

  • Neues Wiener Journal, 13.01.1929, S. 18-19.
  • Die Zeit, 01.09.1903, S. 7.
  • Emil Pirchan: Gustav Klimt. Ein Künstler aus Wien, Wien - Leipzig 1942, S. 14, S. 19, S. 30.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012, S. 563, S. 576.
  • Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007, S. 204, S. 212, S. 245.
  • Wolfgang Born: Der Metallbildhauer Georg Klimt. Ein Bruder Gustav Klimts, in: Die Bühne. Wochenschrift für Theater, Film, Mode, Kunst, Gesellschaft, Sport, 6. Jg., Heft 243 (1929), S. 16.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 3, Wien 1994, S. 533-534.
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 3, Wien 1994.
  • Hans Vollmer (Hg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker, Band XX, Leipzig 1927, S. 503-504.
  • Marian Bisanz-Prakken: Zum Gemälde »Pallas Athene« von Gustav Klimt, in: Alte und moderne Kunst. Österreichische Zeitschrift für Kunst, Kunsthandwerk und Wohnkultur, 21. Jg., Heft 147 (1976), S. 8-11.
  • Brief von der Wiener Frauen-Akademie an Unbekannt, Jänner 1930, Österreichische Galerie Belvedere, Archiv.
  • Ursula Storch (Hg.): Klimt. Die Sammlung des Wien Museums, Ausst.-Kat., Wien Museum (Wien), 16.05.2012–07.10.2012, Wien 2012, S. 13.
  • Chronik über das Leben der Familie Klimt, "DAS LEBEN DES GUSTAV KLIMT UND SEINER FAMILIE" (1924). S16/1.
  • Sterbebuch 1928/36 (Tomus 41), röm.-kath. Pfarre Landstrasse - St. Rochus, Wien, S. 95, Nr. 107.
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Ver Sacrum. Organ der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 1. Jg., Heft 8 (1898), S. 24.
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Katalog der IIII. Kunstausstellung der Vereinigung Bildender Künstler Österreichs Secession, Ausst.-Kat., Secession (Wien), 18.03.1899–31.05.1899, Wien 1899, S. 26.
  • Trauungsbuch 1901 (Tomus XXIII), röm.-kath. Pfarre Rennweg - Maria Geburt, Wien, fol. 130.