Emil Orlik

Emil Orlick fotografiert von Nicola Perscheid, vor 1905
© Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Der Prager Maler, Grafiker und Kunsthandwerker wurde durch sein reiches druckgrafisches Werk als Erneuerer der Plakatkunst bekannt und betätigte sich zudem als Kostüm- und Bühnenbildner. Er lebte in Prag, Wien und Berlin und setzte – inspiriert durch zahlreiche Reiseeindrücke und den Japanischen Farbholzschnitt – besonders in der europäischen Grafik der Moderne bahnbrechende Impulse.

Emil Orlik wurde am 21. Juli 1870 als Sohn einer jüdischen Familie in Prag geboren und übersiedelte nach Abschluss des Gymnasiums nach München, um an der Akademie zu studieren. Dort besuchte er zunächst ab 1889 die private Malschule von Heinrich Knirr, ab 1891 studierte er an der Münchner Kunstakademie bei Wilhelm von Lindenschmit und war Hospitant an der akademischen Kupferstechschule von Johann Leonhard Raab.

Im Jahr 1894 kehrte Orlik zurück nach Prag für ein Freiwilligenjahr in der österreichisch-ungarischen Armee. Er hatte eine enge Beziehung zum Theater und befreundete sich mit Rainer Maria Rilke und Gerhard Hauptmann, wurde Mitglied des Vereins Deutscher Bildender Künstler in Böhmen und begann als Mitarbeiter der Zeitschrift Jugend.

Orlik orientierte seinen Stil an den grafischen Werken von Adolph Menzel und Wilhelm Leibl. Ab 1897 erschienen erste Radierungen für die Zeitschrift Pan, sein berühmtes Plakat für Hauptmanns Die Weber sowie Buchillustrationen für Rilke und Arthur Schnitzler. Zeitgleich richtete er sich ein Atelier in Prag ein, seine Aufenthalte wurden jedoch 1898 durch eine elfmonatige Studienreise nach England, Schottland, Holland, Belgien und Frankreich sowie häufige Reisen nach Wien und Berlin unterbrochen. 1899 nahmen ihn die Wiener und Berliner Secessionsvereinigungen als Mitglied auf und er stellte mehrere Holzschnitte in der »IV. Ausstellung« der Wiener Secession aus. In der Vereinszeitschrift Ver Sacrum erschienen 1899 Orliks Grafiken und 1900 unter dem Titel Ein Prager Künstler ein Beitrag von Rilke.

1900 folgte seine erste Ausstellung im Mährischen Gewerbe-Museum in Brünn und er unternahm eine einjährige Ostasienreise, die ihn über Italien, Ägypten, Jemen, Ceylon und China nach Japan führte. Dort erlernte er das Handwerk des Farbholzschnittes, das sein grafisches Schaffen nachhaltig beeinflusste und auch in Europa neue Impulse setzte. Er übernahm ostasiatische Techniken und Bildkompositionsprinzipien, hielt Vorträge über Japan, brachte 1900 die Mappenwerke Kleine Holzschnitte und 1904 Aus Japan heraus und verwies zudem in seinem eigenen Exlibris mit der Darstellung eines No-Tänzers auf den prägenden Japanaufenthalt. Einige seiner Holzschnitte und Lithografien stellte er in der Berliner Secession, im Kunstsalon Paul Cassirer und in Wien im Kunstsalon Pisko sowie auf der »XIV. Ausstellung« der Secession aus.

Sein Bekanntheitsgrad steigerte sich durch einen Artikel in der Zeitschrift Die Graphischen Künste, in dem Julius Leisching 1902 schrieb: »Emil Orliks Ruf ist in den Kreisen der Sammler und Kunstfreunde längst als der eines trefflichen Exlibris-, Placat- und Buchkünstlers bekannt.«

1903 bis 1904 verlegte Orlik seinen Wohnsitz samt Atelier nach Wien, wo er sich im Kreis der Secessionisten Gustav Klimt und Josef Hoffmann bewegte und den Schweizer Ferdinand Hodler kennenlernte. Seine Arbeiten wurden in der »XX. Ausstellung« 1904 im Ver Sacrum Zimmer neben Grafiken von Carl Moll und Hugo Henneberg ausgestellt. Gemeinsam mit der Klimt-Gruppe trat Orlik 1905 aus der Secession aus und Moll organisierte seine Einzelausstellung in der Galerie Miethke. 1905 war er kurzzeitig Leiter der Graphikklasse an der Kunstgewerbeschule des k. k. Österreichischen Museums für Kunst und Industrie und arbeitete später bei der Wiener Werkstätte für das Cabaret Fledermaus.

Nachdem Orlik 1905 als Leiter der Fachklasse für Grafik und Buchkunst an die Kunstgewerbeschule nach Berlin berufen wurde, übersiedelte er für die Lehrtätigkeit. Dort gestaltete er weiterhin Bücher, Plakate und Exlibris, entwarf Tapeten und Stoffe, porträtierte die Berliner Gesellschaft und entwickelte sich auch zum Bühnen- und Kostümbildner.

Es folgten diverse europaweite Ausstellungsbeteiligungen, Reisen und Besuche bei befreundeten Künstlern wie Hodler und Hoffmann, bevor Orlik 1912 zu seiner zweiten ausgedehnten Ostasienreise aufbrach, die ihn nach Ägypten, Nubien, Sudan, Ceylon, China, Korea, Japan und Sibirien führte. Im Anschluss gestaltete er Radierungen seiner Reiseeindrücke, die 1921 in Form der Mappenwerke Reise nach Ägypten und Reise nach Japan verlegt wurden.

Orlik schuf 1914 Wandmalereien für die »Deutsche Werkbundausstellung« in Köln und wurde 1918 als Pressezeichner für die deutsch-russische Friedenskonferenz in Brest-Litowsk engagiert. Anfang der 1920er Jahre experimentierte Orlik mit den befreundeten Künstlern Max Slevogt und Bernhard Pankok sowie dem Sammler Josef Grünberg in der Gesellschaft für graphische Versuche SPOG (Initialen ihrer Namen) mit neuen Techniken. Weiters zeichnete er Schauspieler und Zuschauer in Berliner Theatern und seine Porträtzeichnungen von zeitgenössischen »Größen aus Kultur, Wissenschaft und Politik« wurden 1920 und 1926 erfolgreich verlegt. 1924 besuchte er Nordamerika und widmete sich vermehrt Porträtaufträgen.

Emil Orliks Leben und Werk war durch zahlreiche Reisen, Ausstellungsbeteiligungen und seine Vortragstätigkeit geprägt. Er brachte nicht nur bahnbrechende Neuerungen im grafischen Bereich, sondern beschäftigte sich auch intensiv mit Fotografie und publizierte dazu Beiträge in seinen Kleinen Aufsätzen.

1932 zog er sich aus der Lehrtätigkeit zurück und starb am 28. September des gleichen Jahres in Berlin. Sein Grab befindet sich am Neuen jüdischen Friedhof in Prag.

Literatur und Quellen

  • Emil Orlik: Anmerkungen über den Farbenholzschnitt in Japan, 26.10.1901, in: Die Graphischen Künste, 25. Jg. (1902), S. 31-34.
  • Julius Leisching: Emil Orlik, in: Die Graphischen Künste, 25. Jg. (1902), S. 21-30.
  • Emil Orlik: Aus meinem Leben. Kleine Aufsätze, Berlin 1924.
  • Heinrich R. Scheffer: Emil Orlik. www.exlibris-austria.at/20_kuenstler/20_orlik_emil.html (11.05.2020).
  • Wien Geschichte Wiki. Emil Orlik. www.geschichtewiki.wien.gv.at/Emil_Orlik (11.05.2020).
  • Orlikonline. www.orlikonline.de/biography/ (11.05.2020).
  • Rainer Maria Rilke: Ein Prager Künstler (Orlik), in: Vereinigung bildender KünstlerInnen Wiener Secession (Hg.): Ver Sacrum. Mitteilungen der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 3. Jg., Heft 7 (1900), S. 101-114.
  • Wiener Zeitung. Oliver Bentz, Emil Orlik, der »Kopfjäger« mit dem Zeichenstift. www.wienerzeitung.at/nachrichten/reflexionen/vermessungen/2068154-Emil-Orlik-der-Kopfjaeger-mit-dem-Zeichenstift.html (08.03.2022).
  • Andreas Beyer, Bénédicte Savoy, Wolf Tegethoff (Hg.): Allgemeines Künstler-Lexikon. Die bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band XCIII, Berlin - New York 2017, S. 458.
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Ver Sacrum. Zeitschrift der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 2. Jg., Heft 4 (1899), S. 29.
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): Ver Sacrum. Zeitschrift der Vereinigung bildender Künstler Österreichs, 2. Jg., Heft 9 (1899).