Carl Hasenauer

Carl Hasenauer fotografiert von Ludwig Angerer, um 1868, Wien Museum
© Wien Museum

Kunsthistorisches Hofmuseum, um 1900
© Wien Museum

Carl Hasenauer arbeitete in Wien als selbstständiger Architekt. Zu seinen bedeutendsten architektonischen Arbeiten zählen heute unter anderem das Wiener Burgtheater und die Hermesvilla im Lainzer Tiergarten, an deren dekorativer Ausstattung auch die »Künstler-Compagnie« mitwirkte.

Carl Freiherr von Hasenauer, geboren 1833 in Wien, studierte nach seiner Schul- und Ausbildungszeit in Wien, Dresden und Braunschweig an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er die Architekturklasse von Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg besuchte. Gleichzeitig absolvierte Hasenauer auch eine Ausbildung zum Bau- und Zimmermannsmeister und unternahm längere Studienreisen nach Frankreich, Italien und Deutschland. 1854 beendete er erfolgreich sein Studium und machte sich bereits kurze Zeit darauf als Architekt selbstständig. Ab 1861 war er Mitglied der neu gegründeten Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens.

Prestigeaufträge
Erste große Erfolge erzielte der junge Architekt 1860/61 mit der Teilnahme an den internationalen Wettbewerben für die Florentiner Domfassade und die Wiener Hofoper. 1867 wurde Hasenauer auch nachträglich die Teilnahme am Architekturwettbewerb für die k. k. Hofmuseen (heute: Kunsthistorisches und Naturhistorisches Museum) ermöglicht, zu dem ursprünglich nur Theophil Hansen, Heinrich Ferstel und Moritz Löhr eingeladen wurden. Da vor allem Hasenauers Baukonzept favorisiert wurde, kam es in Folge zu heftigen Streitigkeiten und Hasenauer trat aufgrund dessen kurzzeitig aus der Genossenschaft der bildenden Künstler Wiens aus. Mit Hilfe von Gottfried Semper, der dem Projekt mit seiner Idee eines »Kaiserforums« neue Impulse gab, wurde schließlich ein gemeinsamer Entwurf von Semper und Hasenauer für die Hofmuseen ausgeführt.

1871 wurde H­asenauer auch als leitender Architekt für die in zwei Jahren stattfindende Wiener Weltausstellung engagiert und war dabei in erster Linie für den Bau des zentralen Ausstellungsgebäudes – der Rotunde – verantwortlich. Für diese organisatorische Leistung wurde er später in den Freiherrenstand erhoben. 

Carl Hasenauer: Entwurfsskizzen für das Schlafzimmer der Hermesvilla, Albertina, Wien
© ALBERTINA, Wien

Huldigungadresse für Carl von Hasenauer, 1888/89, Österreichisches Theatermuseum
© KHM-Museumsverband

Zwischen 1882 und 1886 realisierte Hasenauer den Bau der Hermesvilla im Lainzer Tiergarten. Den Auftrag dazu erhielt er von Kaiser Franz Joseph I. persönlich, der das Landhaus seiner Frau, Kaiserin Elisabeth, zum Geschenk machen wollte. Für die dekorative Innenausstattung des Schlafzimmers und des Salons wurde 1884/85 unter anderem die »Künstler-Compagnie« herangezogen, da der hierfür ursprünglich beauftragte Maler, Hans Makart, überraschend verstarb.

Hasenauer war zwischen 1874 und 1888 auch für die Errichtung des Burgtheaters (ehemals: k. k. Hofburgtheater) an der Wiener Ringstraße verantwortlich. Die Pläne für den Prestigebau erstellte er noch in Zusammenarbeit mit Gottfried Semper; den Bau vollendete Hasenauer jedoch aufgrund von Meinungsverschiedenheiten alleine. Im Rahmen dieses Projektes kam es erneut zu einer Zusammenarbeit mit der »Künstler-Compagnie«: Gustav Klimt, Ernst Klimt und Franz Matsch wurden 1886 – vermutlich auf Empfehlung von Rudolf von Eitelberger – für die künstlerische Innenausstattung der Treppenhäuser des Theaters von Hasenauer verpflichtet.

Auch wenn es später zu keiner weiteren Zusammenarbeit mehr kam, sind zwischen Gustav Klimt und dem Architekten noch zwei weitere Berührungspunkte feststellbar: In Klimts Aquarell Zuschauerraum im alten Burgtheater (1888/89, Wien Museum, Wien) lassen sich zwischen den bekannten Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auch Carl Hasenauer und seine Familie finden. Außerdem war Gustav Klimt an der Gestaltung der Huldigungsadresse an Carl von Hasenauer (1888/89, Theatermuseum, Wien) beteiligt, die dem Baumeister anlässlich der Fertigstellung und der Eröffnung des Burgtheaters als Dank überreicht wurde.

Späterer beruflicher Werdegang
Zwei Jahre vor seinem Tod wurde Hasenauer noch zum Rektor der Akademie der bildenden Künste ernannt, wo er bereits seit 1884 die Spezialschule für Architektur leitete. Er starb im Jänner 1894. Sein Grab befindet sich am Wiener Zentralfriedhof.

Literatur und Quellen

  • Österreichische Akademie der Wissenschaften (Hg.): Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, Band 2, Wien 1994.
  • Felix Czeike (Hg.): Historisches Lexikon Wien, Band 3, Wien 1994, S. 69-70.
  • Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012, S. 536-537.
  • Ursula Storch (Hg.): Klimt. Die Sammlung des Wien Museums, Ausst.-Kat., Wien Museum (Wien), 16.05.2012–07.10.2012, Wien 2012.
  • Architektenlexikon. Wien 1770–1945. Carl Hasenauer. www.architektenlexikon.at/de/1096.htm (07.04.2020).
  • Andreas Nierhaus (Hg.): Der Ring. Pionierjahre einer Prachtstraße, Ausst.-Kat., Wien Museum (Wien), 11.06.2015–04.10.2015, Wien 2015.