Familie Sodoma

Anton Sodoma: Ansichtskarte von Anton Sodoma in Wien an Ferdinand Sodoma in Krieglach, mitunterschrieben von Wenzel Sodoma und Gustav Klimt, 15.08.1895, Markus Weissenböck
© Markus Weissenböck, Salzburg

Beteiligung von Camilla Sodoma auf der XXVI. Secessionsausstellung, in: Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): XXVI. Ausstellung der Vereinigung Bildenden Künstler Österreichs Secession, Ausst.-Kat., Secession (Wien), 00.03.1906–00.05.1906, Wien 1906.
© Bibliothek des Belvedere, Wien

Gustav Klimt stand um die Jahrhundertwende bekanntlich mit dem Zeichenlehrer Ferdinand Sodoma und seiner Familie in Kontakt. Speziell den beiden erwachsenen Töchtern, Eugenie (Jenny) und Camilla Sodoma, ließ der Künstler mehrere persönliche Nachrichten zukommen.

Das Ehepaar Sodoma wohnte zusammen mit den beiden erwachsenen Töchtern in der Sigmundsgasse 10 im 7. Wiener Gemeindebezirk. Ferdinand Sodoma arbeitete nachweislich zwischen 1869 bis einschließlich 1907 als Zeichenpro­fessor an der öffentlichen Mädchenschule des Wiener Frauenerwerbsvereins. Seine beiden Töchter, Eugenie (Jenny) Sodoma und Camilla Sodoma, betätigten sich um 1900 als Volksschullehrerin und Künstlerin. Letztere besaß laut Lehmanns Allgemeinem Wohnungs-Anzeiger auch ein Atelier in der Zieglergasse 73. Darüber hinaus präsentierte Camilla Sodoma 1906 in der »XVII. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession« mehrere kunstgewerbliche Arbeiten und nahm danach auch wiederholt an Ausstellungen der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs teil.

Die genauen Umstände des Kennenlernens von Gustav Klimt und der Familie Sodoma sind bislang nicht bekannt. Aufschluss über deren persönliche Beziehung – insbesondere zwischen Gustav Klimt und den Schwestern Sodoma – geben in erster Linie nur ein paar erhaltene Briefe, die sich alle in Privatbesitz befinden.  

»Camillas Freude mag sich beim Fächer zeigen«
Gustav Klimt schrieb den Schwestern Sodoma um die Jahrhundertwende unter anderem sehr humorvolle Nachrichten in Gedichtform. In einer davon brachte er seine Enttäuschung auch visuell zum Ausdruck, dass er die Familie nicht zu Hause antreffen konnte. Dabei kombinierte er sein Schreiben mit einer Illustration der Eingangstür der Familie Sodoma in der Sigmundsgasse 10 und flankierte diese mit fliegenden Schnapsflaschen und Herzen.

Aus der erhaltenen Korrespondenz geht auch hervor, dass Gustav Klimt für Camilla Sodoma vermutlich einen Damenfächer dekorativ verzierte. Hinsichtlich dessen vertröstete er in mehreren Briefen die junge Frau immer wieder, weil er für die Fertigstellung des Fächers keine Zeit fand. Erst im Sommer 1899 schrieb Klimt an Camilla Sodoma: 

»Der Fächer ist ›fertig‹ im vollsten Sinne des Wortes. Ich weiß sie werden mit mir nicht zufrieden sein, habe jedoch meinerseits Genugthuung [!] daß  diese Fächergeschichte doch noch eher erledigt wurde als die Dreyfus-Affaire[!]. Alle anderen Gefühle finden Sie, verehrtes Fräulein, in Goldlettern am Fächer getreulich verzeichnet.«

Forscher nahmen zuletzt an, dass es sich bei dem Fächer um jenen handelt, der mit dem Schriftzug »Mein Herz wo ist der Mond« versehen und der bereits Sonja Knips, Alma Mahler-Werfel oder auch Klimts Geliebter Marie Zimmermann zugeschrieben wurde.

Korrespondenz mit Gustav Klimt um 1910
Weitere – bisher bekannte – Nachrichten, die durchaus einen beständigen Kontakt suggerieren, erhielt die Familie von Gustav Klimt um 1910. Dabei handelt es sich um eine Ansichtskarte mit der Klimt die Schwestern Sodoma über seine Abreise vom Attersee informierte und um ein Kondolenzschreiben an Luise Sodoma anlässlich des Todes ihres Ehemanns Ferdinand Sodoma im Mai 1910.

Literatur und Quellen

  • Sandra Tretter, Peter Weinhäupl (Hg.): Chiffre: Sehnsucht – 25. Gustav Klimts Korrespondenz an Maria Ucicka 1899–1916, Wien 2014, S. 22.
  • Hansjörg Krug: Gustav Klimt selbstredend, in: Tobias G. Natter (Hg.): Gustav Klimt. Sämtliche Gemälde, Wien 2012, S. 461-504.
  • Agnes Husslein-Arco, Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt 150 Jahre, Ausst.-Kat., Oberes Belvedere (Wien), 13.07.2012–27.01.2013, Wien 2012, S. 287.
  • Alfred Weidinger (Hg.): Gustav Klimt, München - Berlin - London - New York 2007, S. 212-213.
  • Neuigkeits-Welt-Blatt, 27.11.1891, S. 11.
  • Vereinigung bildender Künstler Österreichs Secession (Hg.): XXVI. Ausstellung der Vereinigung Bildenden Künstler Österreichs Secession, Ausst.-Kat., Secession (Wien), 00.03.1906–00.05.1906, Wien 1906, S. 46.
  • N. N.: Wiener Frauenerwerbverein, in: Neue Freie Presse, 27.06.1907, S. 10.